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Lojze Kovacic 9 November 1928 in Basel Schweiz 1 Mai 2004 in Ljubljana Slowenien 1 war ein slowenischer Schriftsteller und Padagoge Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literarisches Werk 3 Preise und Auszeichnungen 4 Werke 4 1 Prosa 4 2 Essayistik und diverse Texte 4 3 Kinder und Jugendbucher 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenDie beiden Slawisten Heinrich Riggenbach und Roland Marti untersuchten Kovacics Zeit in Basel durch Recherche in behordlichen Archiven wodurch zumindest von dieser Zeit ein grosstenteils unverfalschtes Bild bekannt ist im Gegensatz zu seinem oft autobiographischen literarischen Schaffen So wird z B in prominenten Quellen in der Regel das Jahr 1938 als Jahr der Ausreise nach Slowenien angefuhrt da Kovacic dies in seinen Texten selbst schreibt tatsachlich findet sich im Schweizer Register aber der 27 Januar 1937 als Ausreisedatum 2 Lojze Kovacics Vater Alojz ein Slowene aus Cegelnica bei Novo mesto als Geburtsort wird im Schweizer Register Precna angegeben lernte Mutter Elisabeth eine Deutsche in Saarlouis kennen wo Alojz im Betrieb ihres Vaters arbeitete Die beiden heirateten 1890 und bekamen drei Kinder Elisabeth Klara geb 1910 Margaretha Marie geb 1916 und Lojze geboren als Alois Samson Bereits 1911 zog die Familie nach Basel wo sie in der Folge eine Kurschnerei betrieben Diese Zeit war von Unstetigkeit gepragt Fur die 26 Jahre die die Familie in Basel verbrachte sind 21 Wohnadressen im Melderegister verzeichnet 1928 meldete der Betrieb zum ersten Mal Konkurs an In der Folge kam die Familie mehrmals in Konflikt mit dem Gesetz weshalb ihr bereits 1934 mit der Ausweisung gedroht wurde Da keines der Familienmitglieder die Schweizer Staatsburgerschaft besass wurde die Familie am 27 Januar 1937 aus der Schweiz ausgewiesen Mutter Vater Lojze und Klaras Tochter Ingeborg Gisela mussten per Zug nach Ljubljana ins damalige Konigreich Jugoslawien ausreisen Klara kam im November nach Nur Schwester Margaretha durfte in Basel verbleiben 2 Ausser sein Vater Alojz konnte niemand in Kovacics Familie Slowenisch sodass er die Sprache neu lernen musste Nach einem kurzen Aufenthalt in Ljubljana kam die Familie bei Alojz Bruder in Cegelnica unter zog aber spatestens 1939 nach Ljubljana wo sie ebenfalls verschiedene Wohnungen bewohnten bevor sie im Dezember 1941 eine Wohnung am Stari trg 21 in der Altstadt bezogen Hier lebte die Familie mit Geldsorgen auf engstem Raum unter prekaren Bedingungen Zudem erkrankte der Vater an Tuberkulose die ihn zu mehreren Krankenhausaufenthalten zwang 1943 unternahm die Familie einen Versuch als Reichsburger anerkannt zu werden und einen Umzug ins Deutsche Reich zu erwirken was jedoch nicht gluckte 1944 starb der Vater Nach der Befreiung Ljubljanas durch jugoslawische Partisanen wurden Kovacics Mutter und seine Schwester samt Tochter nach Osterreich in das DP Lager Kellerberg ausgewiesen Da Kovacic bereits damals erste literarische Gehversuche wagte und u a mit Josip Vidmars Sohn verkehrte durfte er in Ljubljana bleiben und sollte von dort aus die Ruckkehr seiner Familie erwirken Dazu kam es jedoch nie Weil er die Nahmaschine des Vaters verkaufen wollte kam er fur kurze Zeit in Haft und war anschliessend obdachlos Anschliessend wohnte er in zwei verschiedenen Internaten bevor er Ende 1947 aufgrund zu schlechter schulischer Leistungen seine Unterstutzung verlor und wieder obdachlos wurde Im September 1948 wurde er zum Wehrdienst in der Jugoslawischen Volksarmee in Mazedonien eingezogen wo er wegen schlechten Betragens ein halbes Jahr in einem Strafbataillon dienen musste Im November 1950 kehrte er nach Ljubljana zuruck und war erneut obdachlos 1951 heiratete er seine erste Frau die ehemalige Partisanin Marija Sever mit der er die beiden Sohne Jani heute ein bekannter slowenischer Liedermacher und Darko hatte Die Ehe zerfiel Anfang der 1960er Jahre als Kovacic Verhaltnisse mit mehreren anderen Frauen gleichzeitig hatte Sever beging 1978 Selbstmord 1975 begann er eine Beziehung mit seiner spateren Ehefrau Ksaverija Kogovsek mit der er bis zu seinem Tod zusammenlebte Kovacic starb am 1 Mai 2004 an den Folgen einer Prostatakrebserkrankung 3 Kovacic absolvierte 1962 ein Slowenisch und Deutschstudium an einer Padagogischen Hochschule und arbeitete ab 1963 als Dramaturg und spater als Padagoge im stadtischen Puppentheater Bis in die 1960er Jahre hinein galt er als politisch verdachtig 1997 wurde er zum ausserordentlichen Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Kunste ernannt 3 Literarisches Werk BearbeitenLojze Kovacic gilt als einer der wichtigsten slowenischen Schriftsteller des 20 Jahrhunderts Die Journalistin Vesna Milek vergleicht seinen Status in der slowenischen Literatur mit der Rolle Joyces fur die englischsprachige und Tolstois fur die russische Literatur 4 auch wenn Kovacic die slowenische Sprache spat lernte Er hinterliess ein umfangreiches und grosstenteils autobiographisches Werk Bereits sein erster Text den er 1945 in einer Zeitschrift publizierte handelte vom Tod seines Vaters Spater verarbeitete er diesen im Roman Decek in smrt 1968 Das Kind und der Tod In der Anfangszeit seines Schaffens stand Kovacic dem sozialen Realismus nahe so beschrieb er in seiner ersten Buchpublikation der Kurzgeschichtensammlung Ljubljanske razglednice zuerst periodisch 1953 dann 1954 gesammelt als Ansichtskarten von Ljubljana die existenziellen Sorgen und Note der einfachen Bevolkerung in Ljubljana Der jugoslawische Staat versuchte der gesellschaftskritischen Literatur durch negative Rezensionen zu begegnen Kovacic unterstutzt von prominenten Fursprechern konnte seine Geschichten in Buchform erscheinen lassen Obwohl sich die Geschichten inhaltlich und formal deutlich von seinem Spatwerk unterscheiden sind auch hier autobiographische Elemente zu erkennen Kovacic selbst ausserte spater bereits damals vom Wunsch getrieben worden zu sein uber sich selbst zu schreiben 5 Einen weit grosseren Skandal rief Kovacic mit seinem Roman Zlati porocnik Der goldene Leutnant hervor dessen Anfang er 1957 in einer Zeitschrift publizierte Er beschrieb seine Erfahrungen wahrend des Wehrdiensts und wurde dafur vor Gericht gestellt Nach erneuter Intervention Josip Vidmars entging Kovacic einer Strafe 1972 erschien der Roman unter dem Titel Resnicnost Wirklichkeit Im Folgenden wandte sich Kovacic intimeren Themen zu und verfasste Decek in smrt 1968 Hier wird das Geschehen erstmals aus der Perspektive eines Ich Erzahlers wiedergegeben und auf die Beschreibung sozialer Milieus verzichtet 5 Dies behielt Kovacic fortan fur seine autobiographische Literatur bei Hierfur wahlte er immer neue literarische Formen in denen er verschiedene Textsorten kombinierte Ein wichtiger Aspekt seines Schaffens ist die Fragmentaritat Kovacic war der Ansicht dass weder Leben noch Literatur jemals Vollstandigkeit annehmen konnten und sich daher in einer standigen Neuzusammensetzung und Veranderung selbst erhalten 6 Dies zeigt sich auch in mehreren editorischen Versuchen Textteile aus verschiedenen Werken in ein neues Werk zu vereinen wie z B in Preseljevanja 1974 Umsiedelungen und Sporocila iz sna in budnosti 1987 Nachrichten aus Schlaf und Wachheit Als Kovacics Opus magnum gilt die dreibandige Chronik Prisleki 1984 1985 dt Die Zugereisten 2004 2006 In ihr beschreibt er die Ankunft der Familie in Slowenien das Leben wahrend des Krieges und in der Nachkriegszeit Neben den Zugereisten ist bisher nur ein einziger weiterer Text Kovacics ins Deutsche ubersetzt und zwar Basel Drittes Fragment in dem er die Eindrucke seinen ersten Besuches in Basel 1972 nach 35 Jahren mit seinen Kindheitserinnerungen an diese Stadt verknupft Neben Prosa verfasste Kovacic auch Essays gesammelt z B in Delavnica 1974 Werkstatt oder Literatura ali zivljenje 1999 Literatur oder Leben und Kinderbucher z B Zgodbe iz mesta Ric Rac 1962 Geschichten aus der Stadt Ric Rac Preise und Auszeichnungen BearbeitenPreis des Preseren Fonds 1969 Zupancic Preis 1972 und 1986 Goldene Linhart Plakette fur Verdienste auf dem Gebiet des Theaters 1973 Preseren Preis 1973 Kresnik Preis 1991 2004 fur den besten slowenischen Roman des Jahres fur Kristalni cas und Otroske stvari Nominierung fur Vzemljohod 1994 und Zrele reci 2010 Klemencic Preis fur das Lebenswerk auf dem Gebiet des Puppentheaters 1996 Silberner Kresnik Preis fur den besten slowenischen Roman seit der Unabhangigkeit Sloweniens 2016 fur Kristalni cas Werke BearbeitenProsa Bearbeiten Ljubljanske razglednice 1954 in Novele Mit Andrej Hieng und Francek Bohanec Selbststandige Ausgabe Ljubljana Gyrus 2003 Kljuci mesta 1964 enthalt Ljubljanske razglednice Ljubljana Drzavna zalozba Slovenije Decek in smrt 1968 Ljubljana Drzavna zalozba Slovenije Sporocila v spanju Resnicnost 1972 Maribor Obzorja Preseljevanja 1974 Ljubljana Drzavna zalozba Slovenije Resnicnost 1976 Ljubljana Mladinska knjiga Pet fragmentov Prva knjiga 1981 Ljubljana Cankarjeva zalozba Prisleki Pripoved 1 in 2 del 1984 Ljubljana Slovenska matica dt Die Zugereisten Ubersetzt von Klaus Detlef Olof Klagenfurt Drava Band I 2004 ISBN 978 3 85435 388 1 Band 2 2005 ISBN 978 3 85435 443 7 Neuauflage Munchen dtv 2008 2009 Prisleki Pripoved 3 del 1985 Ljubljana Slovenska matica dt Die Zugereisten Ubersetzt von Klaus Detlef Olof Band III 2006 ISBN 978 3 85435 444 4 Neuauflage Munchen dtv 2011 Sporocila iz sna in budnosti Opuskule 1987 Ljubljana Mladinska knjiga Basel Tretji fragment 1989 Ljubljana Cankarjeva zalozba dt Basel Drittes Fragment Ubersetzt von Peter Scherber Ljubljana Drustvo slovenskih pisateljev 2016 ISBN 978 961 6547 99 4 ePub Kristalni cas 1990 Ljubljana Drzavna zalozba Slovenije Vzemljohod 1993 Ljubljana Slovenska matica Zgodbe s panjskih koncnic 1993 Ljubljana Mladinska knjiga Otroske stvari 2003 Ljubljana Studentska zalozba Tri ljubezni 2004 Ljubljana Sanje Zrele reci 2010 posthum Ljubljana Studentska zalozba Essayistik und diverse Texte Bearbeiten Prah Dnevnik zapazanja reminiscence 1988 Ljubljana Mladinska knjiga Delavnica Sola pisanja 1997 Maribor Obzorja Literatura ali zivljenje 1999 Ljubljana Studentska zalozba Kinder und Jugendbucher Bearbeiten Novoletna zgodba 1958 Zgodbe iz mesta Ric Rac 1962 Fantek na oblaku Dva zmerjavca 1969 Potovanje za nosom 1972 Mozicek med dimniki 1974 Najmocnejsi fantek na svetu 1977 Rdeca kapica 1979 Dva zmerjalca 1979 Zgodba o levih in levcku 1983 Zgodbe iz mesta Ric Rac in od drugod 1994 Einzelnachweise Bearbeiten Redaktion derStandard at Lojze Kovacic 75 jahrig gestorben Der Standard 11 Mai 2004 abgerufen am 25 Mai 2014 a b Riggenbach Helmut Marti Roland 2005 Basel In Erdmann Elisabeth et al Hg Tusculum slavicum Festschrift fur Peter Thiergen Zurich Pano Basler Studien zur Kulturgeschichte Osteuropas 14 381 412 a b Dolgan Marjan 2014 Literarni atlas Ljubljane Zgode in nezgode 94 slovenskih knjizevnikov v Ljubljani Ljubljana Zalozba ZRC Milek Vesna 2003 Sicer skoljke postanejo kamni Lojze Kovacic pisatelj in Delo 1 Marz 2003 20 23 a b Kohl Felix Oliver 2019 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SchweizSTERBEDATUM 1 Mai 2004STERBEORT Ljubljana Slowenien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lojze Kovacic amp oldid 237598763