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Als Lehrstoff Lernstoff Lerninhalt Unterrichtsstoff Lehrgegenstand oder Lerngegenstand werden die theoretischen und praktischen Informationen bezeichnet die sich Lernende oder Auszubildende aneignen mussen um eine Ausbildung erfolgreich abschliessen zu konnen Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Didaktische Einordnung 3 Lernstoffvermittlung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDie Begriffe Lehrstoff und Lernstoff bzw Lehrgegenstand und Lerngegenstand werden im allgemeinen Sprachgebrauch weitestgehend synonym behandelt obgleich erstere vorrangig auf die Tatigkeit des Lehrenden und die zweiten Begriffe schwerpunktmassig auf die des Lernenden Bezug nehmen Hinsichtlich der Bedeutung des Lernstoffs im Lernprozess ist zwischen Ausbildung und Bildung zu unterscheiden Er hat in beiden Bereichen eine andere Funktion Unter den Begriff Ausbildung lassen sich etwa eine Berufsausbildung eine Lehrausbildung eine Fahrausbildung eine Schulung ein Schulunterricht ein Studium ein Skikurs und weitere Formen des fachlichen Unterrichts fassen Ist die Stoffvermittlung bei der Ausbildung vorrangig auf die praktische Verwendbarkeit im Berufsleben und die angestrebte Karriere ausgerichtet so spielt sie im Bildungsprozess zumindest nach dem Schopfer des Begriffs Meister Eckhart oder nach dem humboldtschen Bildungsideal nur eine untergeordnete Rolle Sie fungiert hier als ein dienendes Instrument der ganzheitlichen Menschenformung als Erziehung im Hinblick auf das ethisch soziale Menschsein als Basis der Entwicklung zu einer sich selbst und die Umwelt reflektierenden Personlichkeit 1 Didaktische Einordnung BearbeitenDer Lernstoff Lerninhalt oder Lerngegenstand ist im didaktischen Vermittlungsprozess eine von mehreren Komponenten 2 Im sogenannten Didaktischen Dreieck steht der Lerngegenstand in einem produktiven Spannungsverhaltnis zu den beiden anderen Polen Lernender und Lehrender Er muss mit den angestrebten Zielen und den von ihnen abhangigen Methoden und Organisationsformen in ein stimmiges Gesamtkonzept zusammengefuhrt und auf den zu unterrichtenden speziellen Adressatenkreis abgestimmt werden 3 Zu einer sachgerechten Vermittlung von Lehrstoffen bedarf es daher einer speziellen Didaktik die sich an den Besonderheiten des einzelnen Fachgebiets und den Eigenarten der Lernenden orientiert Sportliche kunstlerische oder technische Lernstoffe benotigen entsprechend ihrer andersartigen Materie eine strukturell andere Aufbereitung und andere Vermittlungsformen als mathematische physikalische oder chemische Lerninhalte Lernbehinderte lernen anders als Hochbegabte Anfanger anders als Fortgeschrittene praktisch Begabte anders als theoretisch Interessierte Schuler anders als Studenten Das muss bei der Auswahl und Prasentation der Lernstoffe Berucksichtigung finden Lernstoffe bedurfen ausserdem der Akzeptanz durch den Lernenden um langer andauernd apperzipiert zu werden d h sie mussen mit einer stoffbezogenen Motivation verbunden werden Der Lehrende tritt dabei in der modernen Padagogik als Vermittler zwischen Lerngegenstand und Lernendem auf 4 Lernstoffvermittlung BearbeitenDen Lehrstoff kann der Lernende auf unterschiedliche Art und Weise aufnehmen er kann ihn durch Zuhoren erfassen er kann ihn aus schriftlichen Unterlagen durch Lesen erlernen er kann ihn zusatzlich niederschreiben er kann falls es sich um praktisch korperlichen Unterricht handelt uben er kann ihn zusatzlich anderen Personen erklaren Schon Kinder setzen entsprechend ihrer unterschiedlichen Veranlagungen und Interessen unterschiedliche Prioritaten bei der lernenden Aneignung ihrer Umwelt 5 Nach Siegbert Warwitz findet auch bereits in den fruhkindlichen Entdeckungsphasen bei der Lernstoffaneignung eine Kombination und ein standiger Austausch zwischen unterschiedlichen Lernformen statt die sich gegenseitig erganzen Das sich unbeeinflusst dem Erkunden seiner Umwelt widmende Kind lernt uber die sensorische Kontaktaufnahme wie das Anfassen Ertasten Beschmecken Horen Sensorisches Lernen aber auch uber das Beobachten Observatives Lernen das praktische Ausprobieren Motorisches Lernen das Zerlegen und Fragen Analytisches Lernen das gedankliche Vorstellen Eidetisches Lernen oder das gemeinsames Handeln und Spielen Sozial affektives Lernen Er bezeichnete diese Zugriffe auf das Lerngut als Mehrdimensionales Lernen das auch noch in spateren Lernabschnitten von didaktisch erheblicher Bedeutung sei Es handelt sich um eine naturgegebene besonders effektive Art und Weise der Aneignung von Wissen und Konnen die im Zuge der spezialisierten Lernstoffvermittlung im Korsett von kunstlich geschaffenen Fachern verloren zu gehen drohte und uber facherubergreifende Unterrichtsformen wie etwa den Projektunterricht erst wiederentdeckt und wiederbelebt werden musste 6 Corinna Weber sieht im Mehrdimensionalen Lernen sogar eine Chance auch das notwendige selbstregulierte lebenslange Lernen nach Auslaufen der Ausbildungsphasen auf diesem Wege nachhaltig zu beeinflussen 7 Zusatzlich kommen noch andere Methoden in Betracht die oft auf Trance basieren etwa Superlearning Es ist zu erwarten dass mit der Fortentwicklung der Lernpsychologie und der Neurowissenschaften noch weitere zukunftige Ansatze entwickelt werden Nach den Erkenntnissen der Lernpsychologie erfolgt die Konsolidierung umso starker je mehr sich der Lernende mit dem Lehrstoff befasst daher kann man sich nur Gehortes am schlechtesten merken aber etwas das man jemandem anderen erklart hat am besten und je mehr gedankliche Quervernetzungen er zu dem Erlernten aufbauen kann das erklart die Wirksamkeit von Eselsbrucken der Loci Methode und dem Major System Literatur BearbeitenGunter Ammon Der mehrdimensionale Mensch 2 Auflage Pinelverlag Berlin 1995 ISBN 3 922109 10 1 Soren Ohlhus Vom Gegenstand zum Lerngegenstand Zur interaktiven Inszenierung von Wissen im Mathematikunterricht der Grundschule In S Hauser M Luginbuhl Hrsg Gesprachskompetenz in schulischer Interaktion normative Anspruche und kommunikative Praktiken Bern 2017 S 124 157 Eduard Schaefer Hrsg Lerngegenstand Literatur Vandenhoeck Gottingen 1977 Werner Stangl Lernstoff In Lexikon fur Psychologie und Padagogik 2003 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Das Prinzip des mehrdimensionalen Lehrens und Lernens In Dies Projektunterricht Didaktische Grundlagen und Modelle Verlag Hofmann Schorndorf 1977 ISBN 3 7780 9161 1 S 15 22 Corinna Weber Interdependenzen zwischen Emotion Motivation und Kognition in Selbstregulierten Lernprozessen Befahigung zum lebenslangen Lernen durch Mehrdimensionalitat der Lehr Lernkonzeptionen Diplomica Hamburg 2012 ISBN 978 3 8428 7317 9 Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Dorpinghaus Andreas Poenitsch Lothar Wigger Einfuhrung in die Theorie der Bildung Darmstadt 2006 Hans Aebli Grundlagen des Lehrens eine allgemeine Didaktik auf psychologischer Grundlage Klett Cotta Stuttgart 2003 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Das didaktische Denkbild In Dies Projektunterricht Didaktische Grundlagen und Modelle Schorndorf 1977 S 20 22 Gerhard Tulodziecki Bardo Herzig Sigrid Blomeke Gestaltung von Unterricht Eine Einfuhrung in die Didaktik 3 Auflage Klinkhardt Bad Heilbrunn 2017 Siegbert A Warwitz Die Fahigkeiten des Kindes In Ders Verkehrserziehung vom Kinde aus Wahrnehmen Spielen Denken Handeln 6 Auflage Verlag Schneider Baltmannsweiler 2009 S 37 49 Siegbert Warwitz Anita Rudolf Das Prinzip des mehrdimensionalen Lehrens und Lernens In Dies Projektunterricht Didaktische Grundlagen und Modelle Verlag Hofmann Schorndorf 1977 S 15 22 Corinna Weber Interdependenzen zwischen Emotion Motivation und Kognition in Selbstregulierten Lernprozessen Befahigung zum lebenslangen Lernen durch Mehrdimensionalitat der Lehr Lernkonzeptionen Diplomica Hamburg 2012 Normdaten Sachbegriff GND 4125746 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lehrstoff amp oldid 233464799