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Die 10 Wettkampfpartie der Schachweltmeisterschaft 1910 zwischen Weltmeister Emanuel Lasker und seinem Herausforderer Carl Schlechter wurde am 8 9 und 10 Februar 1910 in Berlin gespielt Nachdem Lasker die 5 Partie gegen Schlechter in Gewinnstellung noch zum Verlust verdorben hatte bemuhte er sich die nachsten vier Partien vergeblich seinen Ruckstand aufzuholen Es kamen aber nur vier Remis dabei heraus womit Schlechter vor der letzten Partie mit 5 4 fuhrte Hatte Schlechter diese letzte Partie remisiert ware er neuer Weltmeister geworden was letztlich aber nicht geschah Schlechter spielte die Eroffnung nicht sehr gut und hatte am Damenflugel schon nach neun Zugen Schwachen die bei korrekter Spielfuhrung Laskers bereits zum Verlust ausgereicht hatten Lasker verursachte aber im 15 Zug mit g2 g4 seinerseits Schwachen am Konigsflugel Es folgten sturmische Verwicklungen an deren Ende 26 Zug eine unklare Stellung mit schwarzer Initiative herauskam Schlechter stand nach dem 34 Zug auf Gewinn doch mit einer fehlerhaften Kombination beginnend im 37 Zug glich sich die Stellung wieder aus Nach einem fehlerhaften Schachgebot der schwarzen Dame verblieb Lasker mit der Mehrqualitat ohne schwarze Kompensation und gewann nach 71 Zugen damit blieb er Weltmeister Partieverlauf Bearbeiten1 d2 d4 d7 d5 2 c2 c4 c7 c6 3 Sg1 f3 Sg8 f6 4 e2 e3 g7 g6Schlechter fuhrt eine spater nach ihm benannte Variante im Slawischen Damengambit ein womit er Lasker uberraschte Nach eigenen Angaben wollte Schlechter die Partie nicht auf Remis spielen und wahlte deshalb diese Fortsetzung 5 Sb1 c3 Lf8 g7 6 Lf1 d3 0 0 7 Dd1 c2Lasker will Lg4 vermeiden doch der Damenzug ist Tempoverlust Besser laut Smyslow 7 0 0 Lg4 7 h2 h3 erfullt ebenfalls seinen Zweck 7 Sb8 a6 Schlechter Eine sehr gewagte Unternehmung ein solider Zug ware 7 Sbd7 gewesen Tarrasch Am besten entwickelt er den Damenspringer uber d7 nach b6 um entweder den Zug b2 b3 zu provozieren worauf der Lg7 gefahrlich werden konnte oder c4 c5 worauf Schwarz sich mit e7 e5 gunstig stellt Am Rand steht der Springer naturlich ziemlich ungunstig 8 a2 a3Um Sb4 zu verhindern 8 d5xc4 Tarrasch Mit dieser Preisgabe des Zentrums einer Vorbereitung des folgenden Fehlers verliert das schwarze Spiel an Halt Ein relativ gunstiger Entwicklungsplan besteht darin den unglucklichen Springer uber c7 und e8 nach d6 zu bringen sodann Lf5 folgen zu lassen und nach dem Abtausch des weissen Konigslaufers endlich mit dem Springer auf e4 zu landen 9 Ld3xc4 b7 b5 Tarrasch Damit ruiniert Schwarz seinen Damenflugel vollstandig und unheilbar Daher ist seine Partie weil das weisse Spiel nicht die geringste Schwache als Kompensation darbietet von hier an theoretisch als verloren zu betrachten 10 Lc4 d3 b5 b4 11 Sc3 a4 b4xa3 12 b2xa3 Lc8 b7 13 Ta1 b1 Dd8 c7 14 Sf3 e5 Tarrasch Steinitz in seiner guten Zeit hatte kaum ein Dutzend Zuge gebraucht um die schwarze Partie in die Luft zu blasen Aber Lasker fangt jetzt an die Bahnen ruhiger folgerichtiger Entwicklung zu verlassen und nervos den Angriff zu ubersturzen und damit bietet er dem Gegner nach und nach eine Gegenchance Droht der Textzug Lxa6 mit Gewinn des c Bauern doch der ware nicht fortgelaufen und es ware sicher besser gewesen auf Verstarkung der Position zu spielen als darauf den positionellen Vorteil in materiellen umzusetzen Kasparow Die chronischen Schwachen von Schwarz hatten Lasker auf die Idee 14 0 0 mit der Folge 14 Sd7 15 De2 Sab8 16 Ld2 mit erdruckendem weissen Vorteil bringen mussen 14 Sf6 h5 15 g2 g4 Tarrasch Es ist prinzipiell verfehlt durch Aufreissung des eigenen Konigsflugels dem Gegner eine Kompensation fur die ungunstige Lage des Damenflugels zu bieten Stattdessen konnte Weiss mit 15 f4 den Fehler des vorherigen Zuges mildern Lasker In einer derart wichtigen Partie sind die Gegner leicht erregbar und lassen sich oftmals auf wahre Abenteuer ein 15 Lg7xe5 Dieser Abtausch rechtfertigt Laskers Uberlegungen Besser ware 15 Sf6 mit der Folge 16 0 0 Sd5 17 f4 Sb6 18 Ld2 c5 19 Sxc5 Tac8 und Weiss hat nur geringen Vorteil da die Demarche des g Bauern die weisse Position nachhaltig stort und das Spiel an Scharfe gewinnt 16 g4xh5 Le5 g7 17 h5xg6 h7xg6 18 Dc2 c4Tarrasch Droht links auf b7 und a6 und rechts auf g6 beides zugleich lasst sich nicht parieren Tarrasch empfiehlt hier 18 f4 um fur die weisse Dame die zweite Reihe und den Konig das Feld f2 zu offnen sowie die Blickrichtung der schwarzen Dame nach h2 zu versperren 18 Lb7 c8 Tarrasch Sagt Weiss jetzt B und schlagt den Bauern g6 so folgt 19 Le6 20 Da6 fxg6 und Schwarz erlangt einen sehr gefahrlichen Angriff Es droht 21 Ld5 nebst Dxh2 und auf 19 f4 kann Schwarz den Angriff rucksichtslos mit 19 g5 einleiten 19 Th1 g1Tarrasch Es ist niemals leicht das Spiel fortzusetzen wenn sich die ursprunglich geplante Spielweise als ungunstig erwiesen hat Mit dem Textzug will Lasker dem Gegner suggerieren dass er immer noch der Angreifer ist und das Gesetz des Handelns diktieren kann Denn sonst hatte 19 Ld2 den Vorzug verdient um die Entwicklung fortzusetzen und dann falls nicht 19 e5 geschieht mit 20 f4 oder selbst mit 20 0 0 fortzusetzen Kasparov Ein attraktiver Zug der die Drohung Txg6 aufbaut 19 Dc7 a5 20 Lc1 d2 Da5 d5 21 Tb1 c1 Lc8 b7 22 Dc4 c2Lasker lehnte den Damentausch wohl psychologisch ab um das Spiel zu komplizieren 22 Dd5 h5Damit attackiert die Dame den Bauern h2 23 Ld3xg6 Lasker unterschatzt das Gegenspiel in der offenen f Linie 23 Dh5xh2 24 Tg1 f1 f7xg6 25 Dc2 b3 Tf8 f7 26 Db3xb7 Ta8 f8Die schwarze Position wird unklar 27 Db7 b3 Tarrasch Weiss macht den ersten besten Zug aber nicht den besten Viel eher zu empfehlen ist den feindlichen Angriff jetzt mit 27 f4 abzuwehren Denn dann muss Schwarz auf die Deckung seines Springers bedacht sein und ihn nach b8 ziehen wo er viel schlechter steht als auf c7 er braucht ja von b8 aus ein Tempo mehr um auf ein Feld zu gelangen wo er Wirkung ausubt Nach 27 f4 Sb8 konnte Weiss immer noch der Drohung e7 e5 ausweichen und 28 Db3 ziehen Entfesselt Schwarz dann wie in der Partie den Turm mit 28 Kh8 hat Weiss Zeit dem drohenden Angriff g6 g5 zu begegnen namlich sehr einfach mit 29 Sc5 nebst Se6 Uberhaupt kommt dieser Springer endlich wieder wirksam ins Spiel und sein Eingreifen auf e6 droht direkt die Entscheidung zu bringen Nun hat freilich Schwarz nach 27 f4 Sb8 28 Db3 die Chance mit 28 Dg3 29 Kd1 Lxd4 einen Bauern zu erobern doch dieser Bauerngewinn ist trugerisch weil Weiss dann rasch zu einer Konzentration aller seiner Streitkrafte gelangt und ein entscheidender Angriff ware die Folge gewesen namlich 30 Kc2 Lg7 31 Sc5 stellt den schwarzen Springer patt und droht Qualitatsgewinn durch 32 Se6 nebst 33 Sg5 eventuell gefolgt von 32 Tg1 Die Fortsetzung 27 f4 nebst 28 Db3 hatte die Verteidigungsfahigkeit der weissen Partie gefordert den Angriff wieder aufgefrischt und dem Weissen auf alle Falle ein vortreffliches Spiel verschafft 27 Kg8 h8 28 f2 f4 g6 g5 29 Db3 d3 g5xf4 30 e3xf4Naturlich nicht 30 Dxa6 wegen fxe3 und Schwarz gewinnt 30 Dh2 h4 31 Ke1 e2 Dh4 h2 32 Tf1 f2 Dh2 h5 33 Tf2 f3 Sa6 c7 34 Tc1xc6Tarrasch Unglaublich Diese Situation wo ihm von allen Seiten Verderben droht benutzt Lasker dazu einen Bauern zu verspeisen Dies erinnert an den General der sich im dicksten Kugelregen eine Zigarre anzundet Unter allen Umstanden musste er jetzt seinen Springer den einzigen Trost uber seine jetzt klagliche Stellung nur in der gleichartigen seines Antagonisten hatte finden konnen zur Verteidigung wie zum Angriff heranziehen Sa4 c5 e6 34 Sc7 b5 35 Tc6 c4 a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Stellung nach dem 35 Zug von Weiss35 Tf7xf4 Die Kombination ist fehlerhaft wie man gleich sehen wird Schlechter hatte den 37 Zug mit Zwischenschach ubersehen Sofort entschieden hatte laut Tarrasch 35 Sd6 36 Tc5 Sf5 37 Ke1 Dh4 38 Kd1 Dg4 39 Kc1 Dg1 40 Tf1 Dxd4 41 Dxd4 Sxd4 mit gewonnenem Endspiel 36 Ld2xf4 Tf8xf4 37 Tc4 c8 Lg7 f8 38 Ke2 f2 Dh5 h2 39 Kf2 e1 Dh2 h1 Mit 39 Dh4 konnte Schwarz das Remis erzwingen 40 Tf3 f1 Dh1 h4 41 Ke1 d2 Tf4xf1 42 Dd3xf1 Dh4xd4 43 Df1 d3Nunmehr steht Lasker eindeutig besser und auf Gewinn 43 Dd4 f2 44 Kd2 d1 Sb5 d6 45 Tc8 c5 Lf8 h6 46 Tc5 d5 Kh8 g8 47 Sa4 c5 Df2 g1 48 Kd1 c2 Dg1 c1 49 Kc2 b3 Lh6 g7 50 Sc5 e6 Dc1 b2 51 Kb3 a4 Kg8 f7 52 Se6xg7 Db2xg7 53 Dd3 b3 Kf7 e8 54 Db3 b8 Ke8 f7 55 Db8xa7Mit dem Fall des Bauern a7 ist die Stellung von Schwarz endgultig verloren Nun kann Schlechter den Widerstand nur noch verlangern doch Lasker gibt sich keine Blosse mehr 55 Dg7 g4 56 Da7 d4 Dg4 d7 57 Ka4 b3 Dd7 b7 58 Kb3 a2 Db7 c6 59 Dd4 d3 Kf7 e6 60 Td5 g5 Ke6 d7 61 Tg5 e5 Dc6 g2 62 Te5 e2 Dg2 g4 63 Te2 d2 Dg4 a4 64 Dd3 f5 Kd7 c7 65 Df5 c2 Da4xc2 66 Td2xc2 Kc7 b6 67 Tc2 e2 Sd6 c8 68 Ka2 b3 Kb6 c6 69 Te2 c2 Kc6 b7 70 Kb3 b4 Sc8 a7 71 Kb4 c5 Schwarz gab auf womit Lasker im letzten Moment seinen Weltmeistertitel verteidigt hat 1 0Weblinks BearbeitenLasker Schlechter 1910 auf chessgames com Lasker vs Schlechter World Championship 1910 GM Ben Finegold gecoverte Partie auf YouTubeLiteratur BearbeitenGeorg Marco Die zehnte Partie des Wettkampfes In Wiener Schachzeitung 1910 Nr 4 S 91 95 Robert Hubner Der Weltmeisterschaftskampf Lasker Steinitz 1894 und weitere Zweikampfe Laskers Edition Marco Verlag Arno Nickel Berlin 2008 ISBN 978 3 924833 56 5 enthalt auf den Seiten 200 bis 225 ausfuhrliche Analysen zu der Partie Garri Kasparow Meine grossen Vorkampfer Die bedeutendsten Partien der Schachweltmeister Band 1 Verlag Edition Olms Zurich Siegbert Tarrasch Die moderne Schachpartie Praxis Schach Verlag Edition Olms 5 Auflage 2003 ISBN 3 283 00454 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lasker Schlechter Berlin 1910 10 Wettkampfpartie amp oldid 236706449