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67 5 62 5 Koordinaten 67 30 S 62 30 W Das Larsen Schelfeis an der Ostkuste der Antarktischen Halbinsel wird von Nord nach Sud den vier Gebieten Larsen A bis Larsen D zugeordnet Schelfeislage 2009 Das Larsen Schelfeis ist ein langgezogenes Eisschelf im westlichen Teil des Weddell Meeres entlang der Ostkuste der Antarktischen Halbinsel das bis zur Smith Halbinsel reicht Es ist nach dem norwegischen Kapitan Carl Anton Larsen benannt der im Dezember 1893 mit der Jason an dem Schelfeis entlang segelte und wurde in vier Abschnitte unterschieden Die von Nord nach Sud aufeinanderfolgenden Gebiete werden Larsen A Larsen B Larsen C und Larsen D genannt Die Gebietsgrenzen orientieren sich an grossen Meeresbuchten im Kustenverlauf Hierbei wird Larsen A der nordlichsten und kleinsten Larsen B der folgenden mittleren bis zur Jason Halbinsel und Larsen C der angrenzenden grossten dieser Buchten zugeordnet wahrend Larsen D das anschliessende und dem Sudpol nachstliegende Gebiet mit zahlreichen kleineren Einbuchtungen der Antarktischen Halbinsel als langsten Abschnitt umfasst Das Eisschelf Larsen A zerfiel 1995 Larsen B zerbrach 2002 von Larsen C brach 2017 ein erheblicher Teil ab siehe Eisberg A 68 Inhaltsverzeichnis 1 Lage Ausdehnung und Anteile 1 1 Zerfall infolge der globalen Erwarmung 1 2 Larsen A 1 3 Larsen B 1 4 Larsen C 1 5 Larsen D 2 Sonstiges 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLage Ausdehnung und Anteile BearbeitenDen antarktischen Kontinent bedeckt derzeit fast vollstandig eine machtige Eisschicht die als antarktischer Eisschild die grosste Eismasse der Erde darstellt und uber zwei Drittel ihres Susswassers bindet Uber Eisstrome und Gletscher fliesst das Inlandeis allmahlich zur Kuste hin ab und schiebt sich bis ins Meer Die dabei weiterhin verbundene Eisplatte uber dem Kontinentalschelf wird als Schelfeis bezeichnet das auf dem Meer schwimmt jedoch kein Meereis ist An der Ostkuste der Antarktischen Halbinsel deren Nordende dem Sudpol am fernsten ist liegt das Larsen Schelfeis Bis in die zweite Halfte des 20 Jahrhunderts erstreckte sich das Larsen Schelfeis vom Prinz Gustav Kanal zum Kap Fiske reichte also uber zehn Breitengrade In den spaten 1980er Jahren hatte die Schelfeisflache zwischen der Kustenlinie und der Schelfeiskante von mehr als 1100 km Lange eine Ausdehnung von etwa 87 000 km Damals entfielen rund 3 000 km auf Larsen A 12 000 km auf Larsen B 50 000 km auf Larsen C und 22 000 km auf Larsen D 1 Ende der 2010er Jahre betrug die flachenmassige Ausdehnung des Larsen Schelfeises noch 68 000 km nach dem Zerfall der Eisschelfe Larsen A und B sowie dem Ruckzug der Schelfeisfront Larsen C 2 Zerfall infolge der globalen Erwarmung Bearbeiten nbsp Im Februar 2002 zerfiel das Eisschelf Larsen B grosstenteils zum ersten Mal seit der letzten Kaltzeit Das Eisschelf Larsen A zerfiel Anfang 1995 innerhalb weniger Wochen das von Larsen B zerfiel im Februar 2002 in wenigen Tagen Im Januar 2005 betrug die Larsen Schelfeisflache etwa 78 500 km 3 2009 waren es rund 76 000 km Larsen A hatte noch etwa 400 km Larsen B etwa 2 400 km Schelfeis 1 Die beiden Zerfallsereignisse mit rascher Fragmentation sind insofern ungewohnlich als Eisschelfe im Normalfall dadurch zuruckgehen dass sie abschmelzen oder Eisberge kalben Grund des Ruckgangs ist ein regionales Ansteigen der jahrlichen atmospharischen Durchschnittstemperatur im Bereich des nordlichen Larsen Schelfeises das seit den 1940er Jahren beobachtet wird Dieser Anstieg von etwa 0 5 C pro Jahrzehnt wird auf die verstarkte Antarktische Oszillation AAO englisch auch Southern Hemisphere Annular Mode eine Folge der durch Treibhausgase bedingten globalen Erwarmung zuruckgefuhrt die im Sommer an der Antarktischen Halbinsel ablandig blasende warme Fohnwinde verursacht 4 Falls die Erwarmung anhalt kann das Schelfeis von Larsen C bald nach ahnlichem Muster zuruckgehen 1 5 Im Juli 2017 brach eine riesige Eisplatte ab etwa ein Achtel des Eisschelfs Larsen C womit einer der grossten bislang beobachteten Eisberge entstand A 68 genannt Larsen A Bearbeiten Das Gebiet Larsen A liegt zwischen dem Kap Longing 64 33 S 58 49 W 64 558089 58 824691 am Prinz Gustav Kanal und der Robertson Insel im Suden 1961 hatte das Eisschelf Larsen A eine Ausdehnung von rund 4 000 km es blieb bis zu den 1980er Jahren relativ stabil und ging dann schrittweise zuruck Anfang des Jahres 1995 zerfielen binnen weniger Wochen etwa 2 000 km von Larsen A in tausende kleinere Eisberge Im selben Jahr verschwand auch das kleinere benachbarte Prinz Gustav Eisschelf zwischen der Longing Halbinsel und der James Ross Insel und gab den Prinz Gustav Kanal frei Es war das nordlichste Eisschelf der Antarktischen Halbinsel beziehungsweise Antarktikas und das erste mit Zeichen des Ruckgangs schon seit den Aufzeichnungen 1957 von rund 1600 km Vieles spricht dafur dass es mit dem Larsen Schelfeis verbunden war und erst in den spaten 1940er Jahren separiert wurde 1 Larsen B Bearbeiten nbsp Lage nach dem Zerfall des Eisschelfs in Larsen B Linien der Schelfeiskanten von 1998 bis 2002 eingezeichnetDas Gebiet Larsen B erstreckt sich von der Robertson Insel im Norden bis zur Jason Halbinsel im Suden 1963 hatte das Eisschelf Larsen B eine Ausdehnung von etwa 12 000 km Es blieb langer stabil als das nordlich benachbarte Eisschelf auch wenn neben mehreren kleineren ein sehr grosser ca 1700 km Tafeleisberg 1995 abbrach Danach folgte in ahnlichem Muster wie bei Larsen A ein Ruckgang der schliesslich in einem uberaus raschen Zerfall gipfelte bei dem etwa 3 250 km von Larsen B innerhalb weniger Tage im Februar 2002 aufbrachen 6 Bis dahin war das Eisschelf Larsen B wahrend des gesamten Holozans uber 10 000 Jahre dauerhaft stabil gewesen 7 Nach dem weitgehenden Zusammenbruch des Schelfeises verblieben etwa 2 400 km im sudlichen Teil an der Jason Halbinsel Im ubrigen Kustenabschnitt von Larsen B fuhrte das Fehlen des Eisschelfs zu einem beschleunigten Abfluss der dahinter befindlichen Eisstrome ins Meer bis zu achtfach hohere Fliessgeschwindigkeiten wurden bisher gemessen Stand 2004 8 9 Durch die Auflosung des Eisschelfs wurde im Meer ein chemotrophes Okosystem zuganglich das sich vom Sedimenten nahrt und vor allem aus einer Matte von Bakterien und Muscheln besteht 10 Larsen C Bearbeiten nbsp Riss im Eisschelf Larsen C November 2016 nbsp Larsen C am 12 Juli 2017 Aufnahme des Sentinel 1 Erdbeobachtungssatelliten nbsp Der Riss begann nordlich von Gipps Ice Rise wo sich sudlich Larsen D anschliesst Das Gebiet Larsen C erstreckt sich von der Jason Halbinsel im Norden bis zur Gipps Ice Rise im Suden wo Larsen D anschliesst Das Eisschelf Larsen C ist das grosste an der Ost wie der Westkuste der Antarktischen Halbinsel Es hatte 1975 eine Ausdehnung von etwa 58 000 km verlor bis 1988 vor allem 1986 durch Abbrechen zweier riesiger Eisplatten von ca 6520 km und ca 1260 km knapp 8 000 km 1 und zeigte in den folgenden Jahrzehnten keinen wesentlichen Flachenverlust Mitte 2016 fiel ein tiefer Riss auf der sich bis November auf knapp 100 m verbreiterte und im Weiteren auf uber 100 km verlangerte Im Juli 2017 brach schliesslich das etwa 5 800 km grosse Teil des Eisschelfs Larsen C ab verkleinerte dessen Flache um etwa 12 und wurde ein Tafeleisberg von zweifacher Grosse Luxemburgs Das Bruchstuck mit einer Masse von rund einer Billion Tonnen einer Wassermasse grosser als die des Ladogasees des grossten Sees in Europa erhielt die Bezeichnung A 68 11 es zahlt zu den grossten bisher beobachteten Eisbergen Nach der Ablosung wurde befurchtet es konne zur Destabilisierung des Eisschelfs Larsen C kommen womoglich zu dessen Zerfall 12 Im Unterschied zum Kalben kleinerer Eisberge kann ein Ruckgang der Bruchkante mit Ablosung sehr grosser Eistafeln ein Anzeichen zunehmender Destabilisierung des antarktischen Eises sein Damit kann auch ein Meeresspiegelanstieg einhergehen Schelfeis als solches das schon auf dem Meer schwimmt tragt nicht zum Meeresspiegelanstieg bei Doch konnen Ablosungen und Abschmelzungen die Masse eines am Grund aufsetzenden Eisschelfs verringern sowie sich auflosende Schelfeise das Abfliessen von Gletschern und Eisstromen des sie speisenden Inlandeises beschleunigen Larsen D Bearbeiten Das Gebiet Larsen D erstreckt sich im Anschluss an Larsen C von der Gipps Ice Rise im Norden bis zur Smith Halbinsel im Suden Der Kustenverlauf dieses langgestreckten Bereichs ist nicht mehr konkav der Schelfeisrand stosst wenig uber den 60 Langengrad vor Das Eisschelf Larsen D hatte 1966 eine Ausdehnung von knapp 22 000 km 2000 nahm es nahezu die gleiche Flache ein und zeigte zwischenzeitlich keinen Ruckgang Es hat die langste und dem Sudpol nachste Front der uberall festes Meereis anliegt 2009 dehnte sich das Schelfeis von Larsen D bis etwa 22 600 km aus und zeigte damit als einziges der Eisschelfe an der Antarktischen Halbinsel im Beobachtungszeitraum keinen Ruckzug 1 Derzeit wirken die verschiedenen antarktischen Eisschelfe noch als eine Art Sperrmauer die das Abfliessen antarktischer Eismassen ins Meer stark bremst 13 Das komplette Abschmelzen der Antarktischen Halbinsel hatte theoretisch einen globalen Meeresspiegelanstieg von bis zu 20 Zentimetern zur Folge Im gesamten antarktischen Eisschild ist Wasser fur einen theoretischen globalen Meeresspiegelanstieg von rund 58 Metern gebunden 14 Sonstiges BearbeitenDas Abbrechen des Larsen Schelfeises wird auch im Endzeit Film The Day After Tomorrow erwahnt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Larsen Schelfeis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikinews Larsen C Zeichen des Klimawandels Nachricht Coastal Change and Glaciological Map of the Larsen Ice Shelf Area Antarctica 1940 2005 When will the large crack on this Antarctic ice shelf break away ScienceNordicEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f A J Cook und D G Vaughan Overview of areal changes of the ice shelves on the Antarctic Peninsula over the past 50 years British Antarctic Survey Cambridge UK In The Cryosphere Discussions Band 3 2009 S 579 630 Tab 3 published by Copernicus Publications on behalf of the European Geosciences Union PDF Vgl Larsen Ice Shelf in der Encyclopaedia Britannica Hernan de Angelis Larsen Ice Shelf In Beau Riffenburgh Hrsg Encyclopedia of the Antarctic Routledge New York und London 2007 S 585 587 ISBN 0 415 97024 5 englisch Jenny V Turton Amelie Kirchgaessner Andrew N Ross John C King and Peter Kuipers Munneke The influence of fohn winds on annual and seasonal surface melt on the Larsen C Ice Shelf Antarctica In The Cryosphere Band 14 Nr 11 November 2020 S 4165 4180 doi 10 5194 tc 14 4165 2020 In der Antarktis droht riesige Eisplatte zu zerbrechen In Frankfurter Allgemeine Zeitung 3 Dezember 2016 Stefan Rahmstorf Hans Joachim Schellnhuber Der Klimawandel Diagnose Prognose Therapie Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 50866 0 S 62 E Domack et al Stability of the Larsen B ice shelf on the Antarctic Peninsula during the Holocene epoch In Nature Band 436 2005 S 681 685 doi 10 1038 nature03908 E Rignot G Casassa P Gogineni W Krabill A Rivera R Thomas Accelerated ice discharge from the Antarctic Peninsula following the collapse of Larsen B ice shelf 1 2 Vorlage Toter Link web ist utl pt Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2018 Suche in Webarchiven In Geophysical Research Letters 31 2004 L18401 doi 10 1029 2004GL020697 PDF 447 kB E Rignot G Casassa P Gogineni W Krabill A Rivera and R Thomas Accelerated ice discharge from the Antarctic Peninsula following the collapse of Larsen B ice shelf ResearchGate 22 September 2004 abgerufen am 14 Juni 2019 englisch beinhaltet auch PDF Eugene Domack Scott Ishman Amy Leventer Sean Sylva Veronica Willmott Bruce Huber A chemotrophic ecosystem found beneath Antarctic Ice Shelf In EOS Transactions American Geophysical Union 86 29 2005 S 269 271 272 doi 10 1029 2005EO290001 PDF Martin O Leary Adrian Luckman and Project MIDAS Larsen C calves trillion ton iceberg 12 Juli 2017 abgerufen am 12 Juli 2017 englisch Riesiger Eisberg hat sich von der Antarktis gelost In Frankfurter Allgemeine Zeitung 12 Juli 2017 abgerufen am 12 Juli 2017 Paul Voosen Delaware sized iceberg splits from Antarctica In Science 12 Juni 2017 englisch sciencemag org P Fretwell et al Bedmap2 improved ice bed surface and thickness datasets for Antarctica In The Cryosphere Nr 7 2013 S 375 393 doi 10 5194 tc 7 375 2013 englisch Normdaten Geografikum VIAF 315166265 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Larsen Schelfeis amp oldid 238114600