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49 10918 1 49731 Koordinaten 49 6 33 N 1 29 50 OLogo des LRBALRBA Das Laboratoire de recherches balistiques et aerodynamiques LRBA war ein franzosisches Forschungszentrum fur Luft und Raumfahrt in Vernon Es unterstand der Direction generale de l armement DGA des franzosischen Militars 1 Inhaltsverzeichnis 1 Die Anfange 1 1 Suche nach einem Platz 1 2 Grundung 1 3 Gruppe Maybach 2 Forschungsprojekte 2 1 Projekt Super V2 2 2 Veronique 2 3 PARCA 2 4 Diamant 2 5 Europa 3 Umstrukturierung 4 Gelande 4 1 Das Buschdorf 4 2 Einrichtungen 5 Schliessung 6 Liste der Direktoren des LRBA 1946 1997 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Anfange BearbeitenSuche nach einem Platz Bearbeiten Die Ursprunge des LRBA reichten an das Ende des Zweiten Weltkriegs zuruck als der franzosische Staat die Moglichkeit hatte im Bereich der Raketen mit flussigem Treibstoff zu forschen Grundlage hierfur war die Mitarbeit von deutschen Raketentechnikern die in Peenemunde bis zum Kriegsende an der A4 V2 gearbeitet hatten Ahnliche Aktionen wurden in unterschiedlichem Umfang auch von den USA Operation Overcast von Grossbritannien Operation Backfire und von der Sowjetunion durchgefuhrt Zwei Arbeitsgruppen sollten gebildet werden eine fur den Raketenantrieb unter der Leitung von Otto Muller und eine fur die Raketensteuerung unter der Leitung von Rolf Jauernik Muller und Jauernik hatten dabei die Freiheit ihre deutschen Mitarbeiter selbst auszuwahlen Ein Grossteil der Mitarbeiter wurde Mitte Mai 1946 eingestellt nachdem sie ihre Arbeit fur die Aussenstelle des britischen Ministry of Supply in Cuxhaven MOSEC beendet hatten Da es fur Flussigkeitsraketen noch keine Labors und Teststande in Frankreich gab arbeiteten die deutschen Techniker zuerst in Emmendingen in der franzosisch besetzten Zone Deutschlands sowie in den benachbarten Orten Riegel am Kaiserstuhl und Denzlingen Inzwischen wurde General Paul Libessart ein Ingenieur von der Direction Des Etudes Et Fabrications D Armement DEFA beauftragt einen geeigneten Standort fur Forschung und Entwicklung zu suchen Schliesslich fand er in der Nahe von Vernon in der Normandie etwas Passendes ein ungenutztes Fabrikgelande in Staatsbesitz mitten im Wald gelegen mit nur einem einzigen Zufahrtsweg aber nicht allzu weit von Paris entfernt Grundung Bearbeiten Am 17 Mai 1946 wurde mit dem Dekret 46 1089 das Laboratoire de recherches du service technique gegrundet 2 das am 31 Juli 1946 in Laboratoire de recherches balistiques et aerodynamiques LRBA umbenannt wurde Der erste Direktor war Libessart selbst Die Verwaltung des LRBA befand sich in der Sully Kaserne in Saint Cloud Ausser Vernon waren noch weitere Standorte dem LRBA zugeordnet ein Labor in Saint Louis aus dem spater das Deutsch Franzosische Forschungsinstitut hervorging mit einem Versuchsgelande in der Nahe von Mulhausen das technische Versuchslabor ETVS in Versailles Satory das Fort de la Briche bei Paris 3 Im April 1949 wurde diese Organisation zerteilt und nur der Standort Vernon behielt die Bezeichnung LRBA Zu den Raketentechnikern in Vernon gehorten neben Muller und Jauernick auch Karl Heinz Bringer der spater das Viking Triebwerk der Ariane 1 entwickelte Rolf Engel Helmut Habermann und Wolfgang Pilz Neben den beiden Abteilungen fur Antrieb und Steuerung wurde bald eine dritte eingerichtet die sich um die Aerodynamik im Uberschallbereich kummerte Hierzu wurde auf dem Gelande bald ein Uberschall Windkanal errichtet Gruppe Maybach Bearbeiten Unter der Leitung von Karl Maybach kamen schon im Dezember 1946 etwa 75 Ingenieure aus Friedrichshafen nach Vernon 2 Ihre Aufgabe war es einen Motor fur einen Panzer von 50 t Gewicht zu entwerfen Nachdem im Januar 1948 ein Prototyp hergestellt wurde und die Serienproduktion anlief zerstreute sich diese Gruppe wieder Forschungsprojekte BearbeitenProjekt Super V2 Bearbeiten Im August 1946 begannen Uberlegungen welche Schritte notwendig waren damit Frankreich uber Grossraketen auf Basis der A4 verfugen konnte Schon Anfang 1947 wurde aber sichtbar dass der Aufbau von Fabriken Teststanden und Abschussrampen wohl nicht vor 1952 abgeschlossen sein wurde so dass es nicht angebracht schien sich auf die A4 zu konzentrieren Stattdessen wurde unter der Projektnummer 4211 eine Neuentwicklung in Angriff genommen die sich auf das Konzept der A9 stutzte Diese Super V2 sollte eine Nutzlast von 1000 kg uber eine Reichweite von 3600 km transportieren konnen Hierzu war ein Triebwerk mit 40 t Schub notwendig Der franzosische Staat hatte jedoch bald kein Interesse mehr an einer Rakete dieser Grossenordnung so dass das Projekt 4211 nach der Machbarkeitsstudie 1948 nicht mehr weitergefuhrt wurde Nach dem Ende dieses Projektes blieben nur noch etwa 30 Deutsche beim LRBA 4 Veronique Bearbeiten Ab Marz 1949 5 wurde im LRBA unter der Projektnummer 4213 eine wesentlich kleinere Hohenforschungsrakete entworfen die Veronique VERnon electrONIQUE mit nur 4 t Schub Diese Entwicklung mundete in die erste flugfahige Flussigkeitsrakete Frankreichs Zwischen 1950 und 1975 wurden knapp 100 Exemplare gestartet dabei wurden Hohen von bis zu 366 km erreicht Die Weiterentwicklung Vesta stieg sogar auf 400 km Parallel zur Veronique arbeitete man im LRBA unter der Leitung von Jean Jacques Barre an Tests der Rakete Eole Engin fonctionnant a l Oxygene Liquide et a l Ether de petrole Die erste Probezundung im Februar 1949 verlief zufriedenstellend die zweite fuhrte am 6 Januar 1950 zu einer grossen Explosion bei der drei Mitarbeiter verletzt und die Testeinrichtungen zerstort wurden PARCA Bearbeiten Ein weiterer wichtiger Forschungsbereich war die Lenkung und Steuerung einer Rakete auch zu militarischen Zwecken Hier arbeitete das LRBA an der funkgesteuerten Boden Luft Rakete PARCA Projectile autopropulse radioguide contre avions in Zusammenarbeit mit dem Radargerat Aquitaine Trotz uber 200 Probeschussen mit zufriedenstellenden Ergebnissen wurde im Jahre 1958 diese Entwicklung eingestellt nachdem sich der franzosische Staat wie auch andere NATO Partner entschieden hatte die US amerikanische Hawk zu ubernehmen 6 Mit der Entwicklung konnten wertvolle Erfahrungen uber Lenkung und Steuerung gewonnen werden Diamant Bearbeiten Ab 1961 wurden im LRBA die Triebwerke fur die Diamant Rakete entwickelt zuerst das Vexin Triebwerk mit 27 t Schub fur die Diamant A spater das Valois Triebwerk mit 35 t Schub fur die Diamant B und die Diamant BP4 Eine Diamant A brachte am 26 November 1965 Asterix den ersten franzosischen Satelliten in die Erdumlaufbahn Damit wurde Frankreich nach der Sowjetunion und den USA der dritte Staat mit einer eigenen Tragerrakete Europa Bearbeiten Seit Anfang der 1960er gab es Initiativen mehrerer europaischer Staaten eine gemeinsame Tragerrakete mit der Bezeichnung Europa zu entwickeln was 1964 zur Grundung der European Launcher Development Organisation ELDO fuhrte Frankreich steuerte hierzu die 2 Stufe Coralie bei die im LRBA in Zusammenarbeit mit Nord Aviation entwickelt wurde Um diese Stufe unabhangig von den anderen Stufen testen zu konnen wurde das Fluggerat Cora entworfen Weder die Testfluge von Cora noch die der gesamten Rakete 1968 1970 waren erfolgreich Das Projekt wurde abgesagt und spater durch die Ariane ersetzt Umstrukturierung BearbeitenFur das LRBA hatte diese internationale Zusammenarbeit Auswirkungen auf die Organisation Schon 1967 wurde es der neuen Direction Technique des Engins DTEn unterstellt 3 Ausserdem musste der zivile internationale Bereich streng vom militarischen staatlichen getrennt werden Dies hatte zur Folge dass am 1 Oktober 1971 der zivile Teil des LRBA an die 1969 gegrundete Societe europeenne de propulsion SEP ausgegliedert wurde Der militarische Teil der LRBA der sich vor allem mit Lenkwaffen befasste blieb unter dem bisherigen Namen erhalten 5 Vor der Trennung hatte das LRBA etwa 1000 Mitarbeiter danach noch 460 6 Die Entwicklung des Viking Triebwerks das in der Ariane ausserst erfolgreich eingesetzt wurde wurde zwar in Vernon durchgefuhrt aber nicht mehr beim LRBA Da die magnetischen Lager die am LRBA entwickelt wurden nicht nur militarisch sondern auch kommerziell verwenden wurden wurde dieser Bereich 1976 in die Societe de Mecanique magnetique S2M ausgegliedert die 2007 von der Svenska Kullagerfabriken aufgekauft und in die SKF Magnetics umfirmiert wurde Seit 1977 unterstand das LRBA der neugegrundeten Beschaffungsbehorde Direction generale de l armement DGA Gelande BearbeitenDas Gelande in Vernon beherbergte ursprunglich eine Fabrik des Munitionsherstellers Brandt 1936 ging es unter der Bezeichnung Atelier de chargement de Vernon AVN in Staatsbesitz uber Wahrend der deutschen Besatzung wurde das Gelande von der Societe Niortaise de Construction Mecanique SNCM genutzt Am 7 Mai und am 2 Juni 1944 wurde die Fabrik von den Alliierten bombardiert 2 Das Buschdorf Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Gelande ungenutzt bis es im Fruhling 1946 vom LRBA ubernommen wurde und neue Labors Werkstatten Prufstande und Unterkunfte errichtet wurden Um die Deutschen von den feindlich gesinnten Einheimischen fernzuhalten wohnten sie zusammen mit ihren Familien in einer provisorischen Siedlung der Cite de la Madeleine die von den Deutschen Buschdorf genannt wurde Der Umzug der deutschen Raketentechniker erfolgte in zwei Schuben Ende Marz und Mitte Mai 1947 7 die Gruppe Maybach war schon seit Dezember 1946 auf dem Gelande Mehrere Gebaude fur die Unterbringung wurden errichtet Ende 1949 waren 40 Unterkunften von Deutschen bewohnt weitere 22 Wohngebaude wurden um 1950 errichtet Die Gebaude meist hatten drei Wohnungen fur kinderreiche Familien manchmal auch zwei grossere Die Wohnstandard war nicht sehr hoch es gab kein fliessend warmes Wasser ausserdem weder Keller noch Dachboden Franzosische Angestellte die aus anderen Forschungseinrichtungen nach Vernon versetzt wurden empfanden die Unterkunfte als nicht standesgemass Die Familien waren in den ersten Jahren auf Handler angewiesen die von Vernon mit Mofa Auto oder Lieferwagen zum Buschdorf hinauf kamen Spater wurde spater ein Lebensmittelladen eingerichtet Im Oktober 1951 wurde eine Grundschule mit zwei Klassen auf dem Gelande eroffnet Zu diesem Zeitpunkt wohnten 235 Personen in 72 Haushalten auf dem Gelande Teilweise lagen die Gebaude auf dem Gebiet der Gemeinde Bois Jerome Saint Ouen diese kamen aber 1954 durch eine Grenzbereinigung zur Gemeinde Vernon 2 Mit zunehmendem Wohlstand der Angestellten wurden die Unterkunfte immer weniger attraktiv 1977 78 wurden die ersten funf Wohngebaude abgerissen weitere folgten Ende 1979 waren nur noch 29 Wohnungen im Eigentum des LRBA am 1 Mai 1984 war keine der Unterkunfte mehr bewohnt In den folgenden Jahren nutzte das franzosische Heer die Gebaude um den Hauserkampf zu trainieren 2 Einrichtungen Bearbeiten Neben den Entwicklungslabors waren auch Prufstande fur die Triebwerke notwendig Der erste PF1 ging 1949 in Betrieb und konnte Triebwerke mit einem Schub von bis zu 15 t testen Er wurde aber am 6 Januar 1950 bei der Explosion eines Eole Triebwerks komplett zerstort und provisorisch durch PF3 ersetzt Der Prufstand PF2 war fur einen Schub von bis zu 25 t kurzzeitig 50 t ausgelegt und ging 1961 in Betrieb PF4 folgte 1963 und konnte Triebwerke mit einem Schub von bis zu 100 t testen Der Prufstand PF5 verfugte uber eine Druckkammer mit dem der Betrieb in der Hochatmosphare oder im Vakuum nachgestellt werden konnte Ein Uberschall Windkanal mit der Bezeichnung C4 wurde 1952 ebenfalls auf dem Gelande errichtet Mit zwei Elektromotoren von je 6500 kW Leistung war es moglich in einem Querschnitt von 40 cm 40 cm Stromungsgeschwindigkeiten von Mach 1 35 bis Mach 4 4 zu erreichen je nach angelegtem Luftdruck der bis zu 10 bar betragen konnte Diese Einrichtung wurde auch von anderen Firmen genutzt Der Windkanal ging 1999 ausser Betrieb und wurde spater abgerissen obwohl es in Frankreich keine weitere vergleichbare Einrichtung gibt 6 Eine weitere aerodynamische Einrichtung war der Schusskanal von uber 100 m Lange Mit einer Leichtgaskanone war es moglich Projektile von bis zu 300 g Masse mit Geschwindigkeiten von bis zu 6 km s abzufeuern Dies erlaubte die Erforschung des Verhaltens von Raumkapseln oder Interkontinentalraketen beim Wiedereintritt Der Schusskanal ging im Jahre 2000 ausser Betrieb Schliessung BearbeitenAm 24 Juli 2008 erklarte der franzosische Verteidigungsminister Herve Morin dass aus Einsparungsgrunden das Forschungslabor in Vernon geschlossen werden musse 8 Bis Ende 2012 sollten alle Aktivitaten vom DGA Maitrise de l information DGA MI ehemals Centre d electronique de l armement CELAR in Bruz ubernommen werden 9 Der Umzug wurde im April 2013 abgeschlossen 10 Liste der Direktoren des LRBA 1946 1997 Bearbeiten1946 1949 Paul Libessart 1949 1953 Jean Sorlet 1953 1962 Pierre Girardin 1962 1971 Jacques Marchal 1971 1980 Damian Bagaria 1980 1985 Francois Simon 1985 1989 Bernard Laurent 1989 1994 Jacques Darricau 1994 1997 Lyonel GouedardQuelle 6 Weblinks BearbeitenSeite des DGA Maitrise de l information sur le site de la DGA franzosisch AVAS Association pour la Valorisation de l Aventure Spatiale europeenne franzosisch From German V 2s to the Ariane Rocket 60 Years of Space Research in Vernon Memento vom 28 Juli 2011 im Internet Archive englisch Der Weg von Riegel nach Vernon Ausstellung im Museum Riegel deutsch Einzelnachweise Bearbeiten Le dernier directeur du LRBA paris normandie fr 17 September 2010 archiviert vom Original abgerufen am 25 Juli 2011 franzosisch a b c d e Christian Vanpouille La cite de la Madeleine de sa creation a nos jours PDF 3 76 MB Dezember 2005 abgerufen am 19 Juli 2011 franzosisch a b Ingenieur General de l armement Marchal Comite pour l histoire de l armement terrestre COMHART Oktober 1988 Vincent Nouzille Olivier Huwart Comment la France a recrute des savants de Hitler L Express 20 Mai 1999 abgerufen am 18 Juli 2011 a b Herve Moulin La France dans l Espace 1959 1979 Contribution a l effort spatial europeen PDF 2 3 MB ESA Juni 2006 abgerufen am 18 Juli 2011 franzosisch a b c d Un demi siecle d aeronautique en France PDF 6 2 MB Jean Marc Weber 2008 S 44 abgerufen am 18 Juli 2011 franzosisch Otto Muller Informations relatives au groupe d ingenieurs allemands qui ont travaille a dater de 1947 dans le cadre du LRBA a VERNON PDF 0 9 MB Januar 1987 abgerufen am 19 Juli 2011 franzosisch Declaration de M Herve Morin ministre de la defense sur la reforme des armees notamment la nouvelle carte militaire a Paris le 24 juillet 2008 24 Juli 2008 abgerufen am 4 August 2023 franzosisch Claude Labit Daniel Delaveau Olivier Lesbre DGA ex Celar renforce sa presence a Bruz Ouest France 8 Juli 2010 abgerufen am 18 Juli 2011 franzosisch DGA MI investit 35 millions d euros a Bruz Ouest France 7 April 2013 abgerufen am 4 August 2023 franzosisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laboratoire de recherches balistiques et aerodynamiques amp oldid 236103513