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Das Projekt Language and Culture Archive of Ashkenazic Jewry LCAAJ Archiv der Sprache und Kultur des aschkenasischen Judentums ist eine ausserordentliche Ressource fur die Erforschung des Jiddischen und der Kultur des aschkenasischen Judentums Es besteht aus 5755 Stunden Tonbandaufzeichnungen von Interviews mit jiddisch sprechenden Informanten die zwischen 1959 und 1972 aufgezeichnet wurden sowie etwa 100 000 Seiten Niederschriften des Sprachmaterials Das Archiv enthalt keine Transkriptionen der Interviews Die Interviewten in Israel dem Elsass den USA Kanada und Mexiko lebende Emigranten und Uberlebende des Holocaustes waren als ehemalige Bewohner von 603 Gemeinden in Mittel und Osteuropa sorgfaltig ausgewahlt worden um die Verteilung der Jiddisch sprechenden Bevolkerung am Vorabend des Zweiten Weltkriegs widerspiegeln zu konnen In einer Reihe von Interviews die zwischen 2 5 und 16 Stunden dauerten antworteten die Befragten auf Fragen zu einer Vielzahl von Themen uber die jiddische Sprache und Kultur Das Projekt wurde von Uriel Weinreich begrundet dem spateren Leiter der Abteilung fur Linguistik an der Columbia University und wurde nach seinem Tod im Jahr 1967 unter der Leitung von Marvin Herzog emeritierter Professor fur jiddische Studien an der Columbia University weitergefuhrt der das Archiv 1995 den Columbia University Libraries spendete 1 Inhaltsverzeichnis 1 Projektgrunde 2 Der Atlas fur Sprache und Kultur des aschkenasischen Judentums 3 Bedeutung des LCAAJ 4 Das LCAAJ im Internet 4 1 Projektseite der Columbia University 4 2 EYDES Der Jiddische Sprachatlas im Internet 5 Ausblick 5 1 Probleme beim Erhalt des Bestandes 5 2 Digitalisierung und Datenbankerfassung 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseProjektgrunde BearbeitenUriel Weinreich sah es als eine Angelegenheit von hochster Dringlichkeit die Geographie der aschkenasischen Volkskultur und des europaischen Jiddisch zu rekonstruieren da nach der weitgehenden Vernichtung des europaischen Judentums wahrend des Zweiten Weltkrieges die Zahl der Emigranten und Uberlebenden schwand von denen noch zuverlassige Aussagen uber das gesprochene Jiddisch und die osteuropaische judische Volkskultur gesammelt werden konnte Was in einem Jahr gewohnlich ist kann im nachsten Jahr bereits an den Rand des Vergessens gedrangt sein Was gestern noch zu selbstverstandlich fur das Studium war wird plotzlich kostbar Was wir nicht ungefahr im nachsten Jahrzehnt sammeln ist fur immer verloren Marvin Herzog 2 Die daraus entstandene Sammlung von zirka 6000 Stunden Interview mit jiddisch sprechenden Emigranten und 100 000 Seiten Niederschrift bildet das Archiv fur Sprache und Kultur des aschkenasischen Judentums LCAAJ Das Archiv befindet sich in der Butler Library an der Columbia University New York Der Atlas fur Sprache und Kultur des aschkenasischen Judentums BearbeitenDas Forschungsvorhaben war von Anbeginn darauf gerichtet einen mehrbandigen Sprachatlas zu schaffen Dieser besteht aus Buchern mit Karten die aus dem Material des Archivs beruhen und die Verteilung von Sprach und Kulturvarianten widerspiegeln die die judischen Gemeinschaften Zentral und Osteuropas vor dem Zweiten Weltkrieg charakterisieren Der Sprach und Kulturatlas des aschkenasischen Judentums Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry LCAAJ wird von einem Kollegium herausgegeben Chefherausgeber sind Marvin Herzog und Andrew Sunshine in New York sowie Ulrike Kiefer Robert Neumann und Wolfgang Putschke in Deutschland Veroffentlicht wird er vom Max Niemeyer Verlag Tubingen Deutschland und durch das YIVO Institute for Jewish Research in New York Band I II und III des als elfbandige Ausgabe konzipierten Atlases sind bereits erschienen 3 Der LCAAJ ist der erste Sprachatlas der auf der strukturellen Dialektologie basiert Dieser Methode wurde von Uriel Weinreich durch seinen programmatischen Aufsatz Is an structural dialectology possible 1954 vorbereitet 4 Bedeutung des LCAAJ BearbeitenDas Material von Archiv und Atlas der Sprache und Kultur des aschkenasischen Judentums ist eine Fundgrube fur Linguisten und Dialektologen auf dem Gebiet des Jiddischen Hebraischen und Aramaischen sowie der germanischen slawischen und anderer europaischer Sprachen fur Ethnologen Volkskundler Musikethnologen und Historiker fur Mittel und Osteuropa Da viele der Tonaufnahmen von Uberlebenden des Holocaust stammen konnte einiges aus dem aufgezeichneten biographischen Material fur die Geschichte des Holocaust relevant sein Da Jiddisch die geeignete Sprache in Kontakt war uberall in territorialer Gemeinschaft mit einer anderen europaischen Sprache bietet das Material des LCAAJ eine gute Gelegenheit fur die Untersuchung der zweisprachigen Dialektologie die vergleichende Untersuchung der Varianten von Sprachen die im selben geografischen Gebiet beheimatet sind und hat einen hohen Wert fur die Sprachkontaktforschung Fur die Linguistik der semitischen Sprachen ist das Material des LCAAJ von Interesse da es Jiddisch als das sprachliche Transportmittel zeigt dass eine betrachtliche Menge hebraischen und aramaischen Materials in die Alltagssprache der aschkenasischen Juden und durch sie in die umgebenden Alltagssprachen uberfuhrte Die besondere Bedeutung des LCAAJ fur die Germanistik ergibt sich aus der Tatsache dass Jiddisch die einzige germanische Sprache ist die die mittelalterlichen Vorlaufer des Deutschen teilt und seine Unterschiedlichkeit in jahrhundertelangem territorialem und sprachlichem Kontakt mit dem Deutschen entwickelt hat Daruber hinaus bildete das Jiddisch uber Jahrhunderte eine Brucke zwischen dem deutschen und dem slawischen Sprachraum Das Material ist deshalb fur Germanisten wie Slawisten in gleichem Masse interessant und auch fur die Kontroverse uber den Status des Jiddischen als einer slawischen oder einer germanischen Sprache Fur Laien Wissenschaftler Lehrer und Studenten zeigt das LCAAJ die uberraschende Vielfalt der regionalen Aussprache wenig bekannte Worte unerwartete Unterschiede in der Bedeutung haufig verwendeter Worter Unterschiede in der Kuche in rituellen und Festtagsbrauchen Uberzeugungen und Praktiken Liedern und Spielen Das LCAAJ im Internet BearbeitenDas LCAAJ ist mit zwei Angeboten im Internet vertreten Projektseite der Columbia University Bearbeiten Die Columbia University prasentiert auf ihrer Projektseite Texte zur Geschichte und zur Nutzung des LCAAJ und bietet eine webbasierte Bestellmoglichkeit fur Tontragerkopien anhand der funfstelligen Interview ID Daruber hinaus ist es moglich ausgewahlte Tonbeispiele direkt anzuhoren 5 EYDES Der Jiddische Sprachatlas im Internet Bearbeiten Das EYDES Projekt bietet eine webbasierte interaktive Sprachkarte auf Flash Basis die das Anhoren von Tonbeispielen und Betrachten ausgewahlter Isoglossen auf der Karte ermoglicht 6 siehe auch weiter unten Ausblick BearbeitenProbleme beim Erhalt des Bestandes Bearbeiten Das umfangreiche Tontragermaterial ist auf Tonbandmaterial aufgezeichnet dessen Haltbarkeit etwa 20 Jahre betragt Deshalb unternimmt die Columbia University Massnahmen zur Erhaltung und Digitalisierung des Datenbestandes 7 Digitalisierung und Datenbankerfassung Bearbeiten Unter Mitarbeit von Ulrike Kiefer Mitherausgeberin des Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry begann das EYDES Projekt an der Ruhr Universitat Bochum in den Jahren 1996 bis 2000 mit einem umfangreichen Vorhaben Die Transkription Digitalisierung und Erschliessung des Materials des LCAAJ durch ein webbasiertes Datenbankinterface wurde durchgefuhrt Das Projekt eines frei uber das Internet zuganglichen elektronischen Archives der Daten des LCAAJ wird durch den Forderverein fur Jiddische Sprache und Kultur e V Dusseldorf weitergefuhrt Die Libraries of Columbia University und der Forderverein fur Jiddische Sprache und Kultur arbeiten bei der Digitalisierung und Erschliessung des Archivs zusammen 8 Weblinks BearbeitenLCAAJ Projektseite der Columbia University abgerufen am 21 Januar 2009 EYDES Projektseite des Forderverein fur Jiddische Sprache und Kultur abgerufen am 21 Januar 2010 Einzelnachweise Bearbeiten 1 Projektseite der Columbia University abgerufen am 21 Januar 2010 2 Marvin Herzog The History of the Yiddish Atlas Project at Columbia University Internetseite des LCAAJ Projektes abgerufen am 21 Januar 2010 Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry Hrsg von Marvin Herzog Ulrike Kiefer u a Tubingen Vol 1 Historical and theoretical foundations 1992 DNB 551954000 Vol 2 Research tools 1995 DNB 944423701 Vol 3 The eastern Yiddish western Yiddish continuum 2000 DNB 958747024 Die Bande IV XI sind in Vorbereitung Uriel Weinreich Is an structural dialectology possible In Word 10 1954 S 388 400 siehe Heinrich Loffler Dialektologie eine Einfuhrung Narr Verlag Tubingen 2003 ISBN 3823349988 S 31f 3 Projektseite der Columbia University abgerufen am 21 Januar 2010 EYDES Memento des Originals vom 31 Oktober 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www eydes org im Web 4 Projektseite der Columbia University abgerufen am 21 Januar 2010 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 21 November 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www eydes org EYDES Webseite abgerufen am 21 Januar 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title LCAAJ Projekt amp oldid 187869749