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Langsdunen auch Longitudinaldunen Lineardunen Strichdunen oder Seifdunen sind langgestreckte parallel zur vorherrschenden Windrichtung verlaufende Sandrucken Die Gebiete in denen Langsdunen vorkommen weisen oft nur eine geringe Sandanlieferung auf und haben eher einen rauen Untergrund Langsdunen erreichen Hohen bis zu 200 Meter und erstrecken sich zum Teil uber weit mehr als 20 Kilometer Langsdunen in der Kalahari Namibia Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Beschreibung 3 Internaufbau 4 Entstehung 4 1 Richtungsabhangigkeit 4 2 Residualform 4 3 Abanderung bestehender Dunenformen 4 4 Taylor Gortler Wirbel 4 5 Einfluss der Windgeschwindigkeit 5 Bewegung und Alter 6 Vorkommen 7 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDie Begriffe Langs Longitudinal Linear und Strichdune beziehen sich alle auf die langgestreckte Dunenform Das Arabische سيف Saif bzw Seif gesprochen wie englisch safe bedeutet Schwert und bezieht sich auf Langsdunen mit geschwungenem Grundriss in Analogie zur arabischen Schwertform Beschreibung Bearbeiten nbsp Die Big Red Langsdune in der Simpson Desert AustralienLangsdunen zeichnen sich durch ihre Langenerstreckung aus die oft weit mehr als 20 Kilometer betragen kann In der Simpson Desert in Australien werden gar Langen bis zu 300 Kilometer erreicht Langsdunen sind geradlinig verlaufende aolische Transportformen deren individuelle Kamme parallel und in regelmassigen Abstanden zueinander angeordnet sind Die Abstande zwischen einzelnen Langsdunenkammen konnen zwischen 400 und 3000 Meter schwanken im Extremfall wachsen diese sogar auf 6000 Meter an 1 Individuelle Kamme konnen auch windabwarts stimmgabelartig in der Form eines umgekehrten Y zusammenlaufen 2 und neue Kamme auf halber Distanz zwischen zwei Dunen erwachsen Langsdunen sind in der Lage windabwarts zu wandern so ruckten beispielsweise die mauretanischen Dunen in der letzten Eiszeit um 45 Meter Jahr gegen den westafrikanischen Schelfrand vor 3 In der Namib erreichen grosse Langsdunen Hohen von knapp 200 Meter Ihr Verhaltnis Abstand zu Hohe d h liegt zwischen 15 1 und 20 1 Jedoch bei kleineren Dunen anderer Wusten ist dieses Verhaltnis wesentlich hoher 50 1 bis 200 1 4 Viele Langsdunen bestehen aus einem nur massig einfallenden Unterbau der oft von Pflanzenbewuchs stabilisiert wird Der obere steilere Kammbereich jedoch ist pflanzenlos und in Bewegung An ihm entwickeln sich Rutschhange englisch slip faces deren Orientierung von der jeweils vorherrschenden Windrichtung abhangig ist Im Aufriss sind Langsdunen generell symmetrisch und von dreieckiger Gestalt Diese Grundform kann aber im Verlauf eines Jahres zusehends asymmetrisch werden wobei sich eine konvexe Luvseite mit einer deutlichen Leeseite herausbildet 5 Einfach aufgebaute Langsdunen bestehen aus zwei Grundtypen Sehr lange enge geradlinige teils bewachsene Dunenzuge wie sie in der Simpson Desert und in der Kalahari auftreten Geschwungene Seifdunen die beispielsweise im Sinai in der ostlichen Sahara und in den Algodones Dunen Kaliforniens anzutreffen sind 6 Zusammengesetzte Langsdunen engl compound dunes bestehen aus zwei bis vier Seif artigen Kammen die einem breiten Unterbau aufsitzen Sie sind charakteristisch fur die sudliche Namib 7 Strichdunen bzw Silkdunen von Arabisch Silk سلك mit der Bedeutung Faden Saite Draht sind eine Spezialform zusammengesetzter Langsdunen die durch das seitliche Zusammenwachsen von Seifdunen in Richtung des vorherrschenden Windes entstehen Sie sind relative niedrige Dunen von geringem Abstand mit sinusformigen Verlauf der Kammlinie Sie treten im Osten Saudi Arabiens in der Al Jafurah auf und werden durch zwei verschiedene Windsysteme erklart dem Schamal einem Nordwestwind der im Fruhjahr von Ostwinden abgelost wird Komplex aufgebaute Langsdunen besitzen einen einzelnen geschwungenen Kamm der von sterndunenartigen Gipfelregionen unterbrochen wird Ihre Flanken werden zusatzlich von barchanoiden Transversalstrukturen uberlagert Diese grossen 50 bis 150 Meter hohen Strukturen sind zu den Draa zu stellen Sie verlaufen in einem Abstand von 1 bis 2 Kilometer parallel zueinander und kommen in der Namib und in der Rub al Chali Arabiens vor 1 Es gibt ferner komplexe Langsdunen die 1 bis 2 Kilometer breit werden und in ihren Kammlagen von barchanoiden Formen uberlagert werden Sie treten in der ostlichen Namib in Teilen der Wahiba Sands in Oman und im Akchar Sandmeer Mauretaniens auf 8 Internaufbau BearbeitenIntern werden Langsdunen von komplex angeordneten grossmassstabigen Schragschichtungskorpern aufgebaut deren Einfallswinkel zwei deutlich voneinander abgesetzte Maxima aufweisen Die einzelnen Schragschichtungssets werden von Diskordanzen engl bounding surfaces voneinander abgetrennt Die entgegengesetzt unter relativ hohem Winkel um 33 Grad gelegentlich sogar bis 36 Grad und meist parallel zum Kamm einfallende Schragschichtungskorper entstehen durch lawinenartiges jahreszeitlich alternierendes Sandabgleiten an den beiden Rutschhangen 9 Wesentlich flacher bis horizontal einfallende Schichtkorper finden sich vor allem an den Flanken und am Fuss der Langsdunen Sie sind nicht durch Rutschungen entstanden engl encroachment deposit sondern wurden angeweht engl accretion deposit Sie konnen relativ grobkornig sein und Parallel oder Schragschichtung aufweisen Es handelt sich hier um Ablagerungen die aus Zibar bzw kleinen Transversaldunen oder Ballistikrippeln hervorgegangen sind Einen recht komplizierten Internaufbau besitzen die so genannten Walrucken engl whalebacks Es handelt sich hier um zusammengesetzte Dunenformen mit plattformartigen Erhebungen die von mehreren sich teils uberlagernden Langsdunen hinterlassen wurden 10 Entstehung BearbeitenUber eine Erklarung des Entstehungsprozesses von Langsdunen herrscht nach wie vor Uneinigkeit 11 Die bisher entwickelten Entstehungsmodelle lassen sich in vier Themenkreise unterteilen Richtungsabhangigkeit Residualform Abanderung bestehender Dunenformen Taylor Gortler WirbelRichtungsabhangigkeit Bearbeiten Die gangige Interpretation setzt den Verlauf der Langsdunen parallel zur vorherrschenden Windrichtung 12 Ihre parallele geradlinige Anordnung wird mit Schraubenwirbeln englisch roller vortices in Verbindung gebracht welche den Sand aus dem Zwischendunenbereich erodieren und in den Dunenkammen wieder anlagern 13 Diese Theorie wird aber aufgrund verschiedener Inkonsistenzen nicht mehr von allen Autoren geteilt Mittlerweile haufen sich die Hinweise dass Langsdunen sich unter Einwirkung zweier Hauptwindrichtungen bilden deren Resultante mit ihrer Langserstreckung ubereinstimmt Dieser Ansatz wird getragen von Korrelationen zwischen Dunentypus und Windregime 14 Untersuchungen ihres Internaufbaus 15 sowie detaillierten Prozessstudien 16 Die Entstehung meandrierender perlschnurartiger Seifdunen wird ebenfalls mittels zweier im spitzen Winkel sich uberkreuzender Hauptwindrichtungen erklart 17 Es wird vermutet dass diese Dunenform aus einem der Arme von Sicheldunen hervorgeht Insgesamt zeichnet sich jedoch ab dass Langsdunen keine primare Dunenform darstellen sondern sich aus anderen Dunentypen entwickelt haben als diese in Gebiete mit abweichendem Windmuster gewandert waren 18 Eine alternative Uberlegung zum Windresultantenmodell sieht den ausschlaggebenden Faktor fur die Entstehung von Langsdunen in schrag zum Dunenkamm verlaufenden Windstromungen Im Lee der Dune bildet sich durch das Uberstromen eine helikoidale seitliche Ablenkung der Stromung Sekundarstromung so dass auf der Leeseite Sand parallel zum Dunenverlauf transportiert wird Bei einer in Nordrichtung verlaufender Langsdune wird dieser Effekt von samtlichen Winden erzielt die von West uber Sud nach Ost einstromen und somit einen Sektor von rund 180 Grad uberstreichen Eine Maximierung des Sandtransports erfolgt aber offensichtlich bei einem persistierenden Windeinfallswinkel von 20 bis 30 Grad zur Ausrichtung der Langsdune Steiler als 30 Grad einfallende Winde sind bereits nicht mehr optimal fur das Langenwachstum da sie dazu tendieren den Sand direkt auf den leeseitigen Rutschhangen abzulagern und kaum mehr seitlich zu verlagern Der Sand bleibt somit an Ort und Stelle und bewirkt ein Hohenwachstum der Dune Der Extremfall sind Winde die senkrecht mit 90 Grad den Dunenkorper uberstreichen Es entstehen dann revertierende Dunen die vertikal anwachsen Auf der Leeseite bilden sich sekundare Stromungszellen die den Sand in Richtung Dunenzentrum verlagern wodurch im Endeffekt Sterndunen hervorgehen 1 Residualform Bearbeiten Dieses sehr alte Erklarungsmodell sieht Langsdunen als vom Wind geschaffene Residualformen an Es wird vermutet dass starke Winderosion aus machtigen alluvialen Ablagerungen langgezogene Furchen herauspraparierte und die nur dunne Sandauflage in den Dunenzugen zuruckliess Einige Beobachtungen scheinen diese Theorie zwar zu bestatigen 2 dennoch spricht die Hauptmasse der Indizien fur einen aktiven konstruktionellen Charakter der Langsdunen Abanderung bestehender Dunenformen Bearbeiten Insgesamt scheint sich abzuzeichnen dass Langsdunen keine primare Dunenform darstellen sondern sich aus anderen Dunentypen entwickelt haben als diese in Gebiete mit abweichendem Windmuster gewandert waren 18 Die Entstehung meandrierender perlschnurartiger Seifdunen wird mittels zweier im spitzen Winkel sich uberkreuzender Hauptwindrichtungen erklart 17 Es wird vermutet dass diese Dunenform aus einem der Arme von Sicheldunen hervorgeht Beispiele dieses Typs finden sich im Sinai Taylor Gortler Wirbel Bearbeiten Die parallele geradlinige Anordnung von Langsdunen wird ferner mit gegensinnig rotierenden Taylor Gortler Schraubenwirbeln engl Taylor Gortler vortices oder roller vortices in Verbindung gebracht welche den Sand aus dem Zwischendunenbereich erodieren und in den Dunenkammen wieder anlagern 13 Analogien hierzu sind lineare Wolkenreihen engl cloud streets in der Atmosphare von vergleichbarem Massstab sowie die oft zu beobachtenden geradlinigen Schnee und Sandreihen engl sand streamers kleinmassstabig die vom Wind uber glatte unbewegliche Oberflachen wie z B Eis geblasen werden Der Durchmesser der Schraubenwirbel wird von der Dicke der atmospharischen Grenzeschicht bestimmt die im Bereich der Passatwinde in etwa 1 Kilometer betragt 13 Das Y formige paarweise Zusammenlaufen von Langsdunenreihen kann mit dem Abheben eines Schraubenwirbels von der Erdoberflache sehr gut erklart werden 19 Dennoch wird die Taylor Gortler Theorie aufgrund verschiedener Inkonsistenzen nicht mehr von allen Autoren geteilt Einfluss der Windgeschwindigkeit Bearbeiten Der Parameter Windgeschwindigkeit wird von Glennie hervorgehoben 20 Unter sonst gleichen Bedingungen entwickeln sich in einer Sandwuste Langsdunen bei hoheren Windgeschwindigkeiten als beispielsweise Sicheldunen Steigt die Windgeschwindigkeit an umso hoher werden die Langsdunen und umso grosser die Abstande zwischen den einzelnen Kammen Laut Glennie wurden wahrend der pleistozanen Vereisungen wegen der erhohten Windgeschwindigkeiten wesentlich mehr Langsdunen erzeugt Das heutige schwachere Windregime kann Langsdunen nicht mehr aufrechterhalten Daher kommt es zu den beobachteten Uberpragungen durch barchanoide und andere Formen Bewegung und Alter BearbeitenLangsdunen wandern wie weiter oben bereits ausgefuhrt nicht nur windabwarts sondern sie verlagern sich auch seitwarts insbesondere komplexe Langsdunen Fur komplexe Langsdunen in der Namib geben Bristow u a 2007 eine seitliche Verlagerungsrate von 0 1 Meter Jahr an 21 Bei einer Breite von 600 Meter ergibt sich somit eine Rekonstitutionszeit der Dunen von 6000 Jahren Dies steht in gutem Einklang mit gemessenen OSL Altern von 5730 360 Jahren Vorkommen BearbeitenLancaster 22 schatzt dass rund 50 Prozent aller Dunen aus Langsdunen aufgebaut werden In Teilen der Kalahari der Simpson Desert und der Strzelecki Desert steigt ihr Anteil sogar auf 85 bis 90 Prozent und in der Sahara immerhin auf 72 Prozent 23 wohingegen Langsdunen im Alashan und im Gran Desierto Mexikos nur 1 bis 2 Prozent stellen Langsdunen sind die dominanten Dunen in Wusten der Sudhalbkugel sowie in der sudlichen und westlichen Sahara Ihre Vorkommen im Einzelnen Arabien Al Jafurah Rub al Chali Australien Great Sandy Desert Simpson Desert Strzelecki Wuste Sturts Steinige Wuste Tirariwuste Sudliches Afrika Kalahari Namib Mexiko Gran Desierto Oman Rimal al Wahiba Sahara Algerien Grand Erg Oriental Libyen Zalaf Sandmeer Mauretanien Akchar Sandmeer Agneitir Sandmeer Azefal Sandmeer Sinai Vereinigte Staaten Kalifornien Algodones Wuste Texas Padre Island Volksrepublik China AlashanEinzelnachweise Bearbeiten a b c N Lancaster Dune Morphology and Dynamics Hrsg A D Abrahams A J Parsons Chapman amp Hall London 1994 ISBN 0 412 44480 1 a b R L Folk Longitudinal dunes of the northwestern edge of the Simpson Desert Northern Territory Australia 1 Geomorphology and grain size relationships In Sedimentology Band 16 1971 S 5 54 M Sarnthein E Walger Der aolische Sandstrom aus der W Sahara zur Atlantikkuste In Geologische Rundschau Band 63 1974 S 1065 1087 R J Wasson R Hyde A test of granulometric control of desert dune geometry In Earth Surface Processes and Landforms Band 8 1983 S 301 312 H Tsoar Profile analysis of sand dunes and their steady state significance In Geografiska Annaler 67A 1985 S 47 59 H Tsoar Dynamic processes acting on a longitudinal seif dune In Sedimentology Band 30 1983 S 567 578 N Lancaster Controls of Dune Morphology in the Namib Sand Sea In M E Brookfield T S Ahlbrandt Hrsg Developments in Sedimentology Volume 38 Elsevier 1983 ISSN 0070 4571 S 261 289 G Kocurek u a Dune and dunefield development stages on Padre Island Texas effects of lee airflow and sand saturation levels and implications for interdune deposition In Journal of Sedimentary Petrology Band 62 1992 S 622 635 H Tsoar Internal structure and surface geometry of longitudinal seif dunes In Journal of Sedimentary Petrology Band 52 1982 S 823 831 R A Bagnold The physics of blown sand and desert dunes Methuen London 1954 H Tsoar Linear dunes forms and formation In Progress in Physical Geography Band 13 1989 S 507 528 I G Wilson Aeolian bedforms their development and origins In Sedimentology Band 19 1972 S 173 210 a b c S R Hanna The formation of longitudinal sand dunes by large helical eddies in the atmosphere In Journal of Applied Meteorology Band 8 1969 S 874 883 S G Fryberger Dune forms and wind regimes In E D McKee Hrsg A study of global sand seas United States Geological Survey Professional Paper Paper 1052 1979 S 137 140 E McKee Sedimentary structures in dunes of the Namib Desert South West Africa Geological Society of America Special Publication Paper 188 1982 I Livingstone Monitoring surface change on a Namib linear dune In Earth Surface Processes and Landforms Band 14 1989 S 317 332 a b H Wopfner C R Twidale Formation and age of desert dunes in the Lake Eyre depocenters in central Australia In Geologische Rundschau Band 77 1988 S 815 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