Kulturfrauen waren Frauen, die in den Jahren 1945 bis 1948 als sog. „Trümmerfrauen des Waldes“ in niedersächsischen und bayerischen Staatswäldern Aufforstung betrieben.
Historischer Begriff Bearbeiten
Viele Bewohner der Söhredörfer im nordhessischen Landkreis Kassel fanden ihr Auskommen als Waldarbeiter und „Kulturfrauen“. Das Jagdrecht durften sie allerdings nicht ausüben.
Hintergrund Bearbeiten
Bereits während des Zweiten Weltkrieges fand Raubbau an den deutschen Wäldern statt. Empfindlicher trafen aber Kahlschläge seitens der Siegermächte in den jeweiligen Besatzungszonen als Reparation. Besonders stark war die britische Besatzungszone durch die „Engländerhiebe“ in den Jahren 1945 bis 1948 betroffen. Neben dem Wiederaufbau der Städte, des Wohnraumes und der Infrastruktur kam es in diesen Jahren auch darauf an, die Kahlschlagflächen möglichst unverzüglich wieder aufzuforsten. Dies erfolgte aufgrund der Not überwiegend mit Fichte und wurde zu einem großen Teil durch Kulturfrauen durchgeführt.
Aufgaben Bearbeiten
Neben der Hauptaufgabe, dem Pflanzen von Jungkulturen, gehörte auch die Hege und Pflege der reviereigenen Pflanzgärten, in denen Bäume gezogen wurden, zu den Aufgaben der Kulturfrauen, ferner das Verbrennen von Reisig, um dem damaligen Ideal eines „aufgeräumten“ Waldes nahezukommen. Im Sommer kümmerten sich Kulturfrauen auch um die Jungbestände, in denen sie ungünstig gewachsene Exemplare mit Hippe oder Axt entfernten und Gras um Jungbäume mähten, um ihnen Licht zu verschaffen. Im Herbst wurden die Triebe der gepflanzten Jungbäume zum Schutz vor Wildverbiss mit Teer bestrichen. Wegeausbesserung, der Bau von Wildschutzzäunen und Grabenreinigung gehörten ebenfalls zu ihrem Aufgabengebiet.
Allgemeine Anerkennung der Leistungen der Kulturfrauen Bearbeiten
Als die Deutsche Mark 1949 in der Bundesrepublik eingeführt wurde, war die Gestaltung der neuen 50-Pfennig-Stücke eine der ersten Würdigungen. Die Rückseite der Münzen zeigte eine Eichen-Pflanzerin. Damit sollte sowohl an die in der Wiederaufforstung tätigen Waldarbeiterinnen als auch an die Trümmerfrauen erinnert werden.
Die Leistungen der Trümmerfrauen wurden in Feierstunden, mit der Errichtung von Denkmälern, durch die Organisation von Ausstellungen und der Überreichung von Auszeichnungen gewürdigt.
Siehe auch Bearbeiten
Weblinks Bearbeiten
- „Ohne Kulturfrauen gäbe es den Wald nicht“ auf ndr.de am 8. April 2016
- Kulturfrauen – Die „Trümmerfrauen“ des Waldes auf gertrud-schenk.de am 24. April 2022
- Kulturfrauen – Die „Trümmerfrauen“ des Waldes. Sie pflanzten in den Nachkriegsjahren dort Bäume, wo vorher nur Kahlflächen waren auf arboristik.de am 26. Oktober 2015
- Neustadt. Kulturfrauen pflanzen Bäume am Dammkrug auf haz.de am 8. April 2016
- Niedersachsen: Landesforsten würdigen die Arbeit der ehemaligen Kulturfrauen auf forstpraxis.de am 9. April 2016
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Johannes Ungemach: Vom Auf und Ab der Kulturfrauen. In: Main-Echo vom 19./20. November 2022
- Karin Jäger: Wiederauferstehung einer Waldlandschaft. dw.com, 16. Januar 2017, abgerufen am 3. Januar 2021
- Timo Sievers, Friedhart Knolle: Die Reparationshiebe der Engländer in den Wäldern des Westharzes nach 1945. In: Unser Harz, Geschichten und Geschichte, Kultur und Natur aus dem gesamten Harz. Clausthal-Zellerfeld 2010.