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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur Versandform siehe Drucksache Die Kreuzbander lat Ligamenta cruciata genus gehoren neben dem Aussenband Ligamentum collaterale fibulare und dem Innenband Ligamentum collaterale tibiale zum Bandapparat des Kniegelenks der Saugetiere Sie kreuzen sich im Zentrum des Kniegelenks wodurch sie ihren Namen haben Ihre Aufgabe ist es zusammen mit den anderen Strukturen des Knie Bandapparates die Stabilisierung des Gelenks bei jeder Bewegung zu gewahrleisten Sicht von vorne auf ein rechtes menschliches Knie Vorderes Kreuzband mit vorderem innerem anteromedialem AM Bundel und hinterem ausserem posterolateralem PL Bundel Inhaltsverzeichnis 1 Anatomie 1 1 Struktur 1 2 Lage und Verlauf 1 2 1 Vorderes Kreuzband 1 2 2 Hinteres Kreuzband 1 2 3 Orientierung der Kreuzbander 2 Funktion 3 Kreuzbandriss 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAnatomie BearbeitenStreng genommen und rein anatomisch liegen die Kreuzbander nicht im Kniegelenk sondern ausserhalb der Gelenkflachen extraartikular Dies begrundet sich dadurch dass sie durch den Gelenkschleimhautsack Synovialsack zu den Gelenkflachen hin abgegrenzt werden Dieser Synovialsack umschliesst mit seiner Aussenseite lediglich die vorderen und seitlichen Anteile der Kreuzbander daher spricht man von retrosynovialer Lage 1 Entwicklungsgeschichtlich hat man festgestellt dass die Kreuzbander von hinten in den Gelenkbereich einstrahlen und nicht umgekehrt was ihre Lage ausserhalb der Synovialmembran erklart 2 3 Struktur Bearbeiten Die Kreuzbander bestehen wie andere gelenkbegleitende Bander auch aus straffen kollagenen Faserzugen Sie liegen parallel zueinander in sogenannten Faserbundeln die locker durch Bindegewebe miteinander verbunden sind Dort wo sie an Knochen ansetzen Insertion verandert sich ihre Faserstruktur und anordnung in Richtung der Knochenhaut Periost die ebenfalls aus sehr straffen kollagenen Fasern besteht die jedoch stark vernetzt sind 4 Ihre Blutversorgung erhalten sie vor allem aus der A genus media Lage und Verlauf Bearbeiten Vorderes Kreuzband Bearbeiten Offnet man ein Kniegelenk von vorne so sieht man dass die Kreuzbander zentral im Gelenk untergebracht sind Das vordere Kreuzband Ligamentum cruciatum anterius VKB oder LCA bzw ACL ist im vorderen mittleren Areal des Kniegelenks Area intercondylaris anterior an den beiden knorpelfreien Kreuzbandhockern Tuberculum intercondylare mediale laterale tibiae des Schienbeinkopfes Caput tibiae fixiert Dieser erhohte Bereich zwischen den beiden Gelenkflachen des Schienbeinkopfes wird Eminentia intercondylaris genannt Hier setzt nicht nur das vordere Kreuzband sondern auch Faserzuge der beiden Menisken an Das Band zieht von vorne unten innen anterio caudal medial in die Grube zwischen den Gelenkknorren Fossa intercondylaris femoris nach hinten oben aussen dorso cranial lateral Dort inseriert Insertion knocherner Einwuchs von Sehnen und Bandern es im hinteren Bereich der zur Mitte zeigenden Flache des ausseren femoralen Gelenkknorrens Condylus lateralis femoris an der Knorpel Knochengrenze Dieser Verlauf wird umgangssprachlich auch als hosentaschenformig bezeichnet Es konnen drei Bandpartien unterschieden werden Ein vorderes inneres anteromediales Bundel Dieses weist die langsten Fasern des gesamten vorderen Kreuzbandes auf Bei Einblick in das Kniegelenk von vorne wird es als erstes sichtbar Es spannt sich vor allem bei Kniebeugung Flexion stark an Bei einer Verletzung des vorderen Kreuzbandes ist es der Anteil der am ehesten reisst 5 Ein hinteres ausseres posterolaterales Bundel Dieses wird vom anteromedialen Bundel uberdeckt und hat sein Spannungsmaximum bei Kniestreckung Extension Bei partiellen Bandrissen bleibt es meist intakt Ein dazwischenliegendes intermediares Bundel Die Fasern haben unterschiedliche Langen zwischen 18 5 und 33 5 mm Zur jeweiligen Insertion an Femur und Tibia fachern sich die Bundel auf womit sich die Flache der Fixierung vergrossert Insgesamt ist das Band in sich gedehnt und die einzelnen Bundel leicht spiralformig verschlungen weshalb das Band zur Mitte hin als fast runde dicke Struktur zu sehen ist Einige Faserzuge inserieren nicht am Knochen sondern ziehen zum vorderen Innenmeniskusband mit dem sie dann zusammen in den Knochen einwachsen Hinteres Kreuzband Bearbeiten Hinter dem vorderen Kreuzband erscheint das hintere Kreuzband Ligamentum cruciatum posterius HKB oder LCP im klinischen Alltag oft auch PCL engl posterior cruciate ligament Es kreuzt das vordere Kreuzband in einem Winkel von ca 90 bei gebeugtem Knie Es ist kraftiger und stellt insgesamt die kraftigste Bander ligamentare Struktur des Kniegelenks dar Es ist im hinteren dorsalen Bereich des Areals zwischen den Gelenkknorren des Schienbeinknochens Area intercondylaris posterior am Schienbeinkopf jedoch nicht wie das vordere Kreuzband auf dem tibialen Plateau sondern an der Hinterkante etwa 10 mm unterhalb der Gelenkflachen beginnend fixiert Der Fixpunkt des Schienbeins liegt somit weit hinter den Hinterhornern des Innen und Aussenmeniskus Das Band zieht von hinten unten aussen dorso caudal lateral nach vorne oben innen antero cranial medial in die ganze Tiefe der Grube zwischen den Gelenkknorren Condylen des Oberschenkelknochens Es inseriert dort am inneren Bereich der Knorpel Knochen Grenze des inneren Gelenkknorrens Condylus medialis femoris Bei einem 90 gebeugten Knie konnte man von innen schauend die facherformige Insertion von 12 Uhr bis 4 oder 5 Uhr sehen 4 3 Es konnen zwei Bandpartien unterschieden werden Ein hinteres inneres posteromediales Bundel PM Bundel das am Schienbein hinten den innersten und am Oberschenkelknorren den tiefsten und somit hintersten bei gestrecktem Knie Ansatzpunkt hat Das PM Bundel erreicht seine maximale Spannung bei voller Streckung des Kniegelenkes Ein vorderes ausseres anterolaterales Bundel AL Bundel das vom Schienbein zum hochsten und somit vordersten Ansatzpunkt am Oberschenkelknochen zieht Das AL Bundel spannt bei ca 90 Beugung des Kniegelenkes voll an 4 3 Nicht selten wird das hintere Kreuzband von einem oder zwei unregelmassig auftretenden Bandern begleitet die lange Zeit fur einen festen Bestandteil des hinteren Kreuzbandes gehalten wurden das haufiger vorkommende hintere meniskofemorale Band Ligamentum meniscofemorale posterior Wrisberg Ligament das zusammen mit dem Band des Aussenmeniskushinterhorns am Schienbein inseriert und das etwas seltenere vordere meniskofemorale Band Ligamentum meniscofemorale anterior Humphry Ligament Tatsachlich sind beide nicht physiologisch mit den Faserzugen des Kreuzbandes verwachsen und andern auch nichts an der Gesamtstruktur des eigentlichen hinteren Kreuzbandes weshalb sie nicht als Kreuzbandbestandteil sondern als anatomisch unregelmassig vorhandene zusatzliche Stabilisierung gesehen werden mussen 6 3 nbsp Hinteres Kreuzband in der dorsalen Ansicht von hinten nbsp Tibiale Insertionen der Kreuzbander und des Wrisberg BandesOrientierung der Kreuzbander Bearbeiten nbsp Die Bander des Kniegelenkes Rechtes Knie Ansicht von vorne leicht seitlich schematisch Bei perspektivischer Betrachtung uberkreuzen sich die Kreuzbander tatsachlich Auch in der Sagittalebene sind sie gekreuzt das vordere Kreuzband lauft schrag nach oben und hinten wahrend das hintere Kreuzband schrag nach oben und vorne ausgerichtet ist das vordere Kreuzband lauft seitlich am hinteren Kreuzband vorbei Auch in der Frontalebene ist ihr Verlauf gekreuzt Ihre Befestigungen an dem Schienbein liegen auf einer sagittalen Achse wahrend die Fixpunkte am Oberschenkelknochen um ca 17 mm auseinander liegen Das hintere Kreuzband lauft folglich schrag nach oben mittig cranial medial das vordere Kreuzband schrag nach oben seitlich cranial lateral In der Transversalebene hingegen liegen sie parallel zueinander ihre axialen Seiten beruhren sich Die Kreuzbander uberkreuzen nicht nur einander sondern auch das jeweils gegenuberliegende ipsilaterale Seitenband Kollateralband So uberkreuzt das vordere Kreuzband das Seitenband des Wadenbeines und das hintere Kreuzband das des Schienbeines Bei Betrachtung der vier Bander von der Mitte zur Seite oder umgekehrt stellt man fest dass sie alternierend schrag zueinander orientiert sind Die Seiten und Kreuzbander schneiden sich projiziert gesehen in jeder Stellung des Gelenkes in einem Punkt der Schnittpunkt entspricht jeweils dem momentanen Drehzentrum Die beiden Kreuzbander haben einen unterschiedlich geneigten Verlauf Bei gestrecktem Knie ist das vordere Kreuzband mehr vertikal das hintere Kreuzband mehr horizontal orientiert was mit der Ausrichtung der Insertionsfelder ubereinstimmt Das Feld des hinteren Kreuzbands liegt horizontal das des vorderen Kreuzbands steht vertikal Wird das Knie gebeugt so stellt sich das in Streckstellung horizontal liegende hintere Kreuzband vertikal auf Es beschreibt in Relation zum Schienbein einen Kreisbogen von mehr als 60 wahrend sich die Stellung des vorderen Kreuzbands nur wenig verandert Das Langenverhaltnis zwischen den Kreuzbandern ist individuell unterschiedlich Die Distanz zwischen den Fixpunkten des Schienbeines und Oberschenkelknochens ist fur jedes Knie charakteristisch da diese u a das Profil der Rollhugel bestimmen Funktion BearbeitenDie Kreuzbander halten gemeinsam mit den Seitenbandern das Kniegelenk zusammen Sie begrenzen die Streckung des Schienbeines fuhren das Gelenk wahrend der Bewegung und verleihen ihm somit die notige Stabilitat Die seitliche Stabilitat der beiden Seitenbander verhindert ein O Bein Genu varum bzw ein X Bein Genu valgum Somit stellen sie die zentrale Komponente im propriozeptiven Regelkreis des Kniegelenkes dar Die Kreuzbander bilden die zentralen passiven Fuhrungselemente des Kniegelenks Bedingt durch ihre Lage zueinander und ihre Art der Fixation an Oberschenkelknochen und Schienbein bilden sie eine Viergelenkkette und zwingen so den Oberschenkelknochenkopf bei der Beugung in einen Roll Gleit Mechanismus Athrokinematik bzw Osteokinematik der es neben anderen Mechanismen erlaubt einen grossen Gelenkkopf auf einer viel kleineren Gelenkpfanne physiologisch zu bewegen Bei einer Schadigung des vorderen Kreuzbands wird diese empfindlich gestort und fuhrt zu Knorpel und Meniskusschaden Die Kreuzbander sorgen neben dem Anpressdruck der beiden Gelenkpartner unter anderem fur eine verschiebliche Stabilisierung nach vorne und hinten Sie liegen so dass in fast allen Stellungen des Kniegelenkes Teile von ihnen gespannt sind sie verhindern vor allem in der gefahrdeten labilen Beugestellung in der die Seitenbander erschlaffen eine vordere und hintere Verschiebung der miteinander in Verbindung stehenden artikulierenden Flachen Die Seitenbander werden durch die Spiralform der Rollhugel des Oberschenkelknochens in Streckung gestrafft weil die Distanz zwischen Ursprung und Ansatz langer wird In Beugung sind sie locker analog zur stabilen bzw instabilen Gelenkflachenform in Streckung und Beugung Waren die Rollhugel des Oberschenkelknochens rund so ware der Radius in jedem Beugungswinkel gleich lang und die Bander wurden mit konstanter Spannung ziehen So ist das gestreckte Knie stabil gebeugt ist es mobil und entlastet Das vordere Kreuzband begrenzt die Streckung Extension des Kniegelenks In Streckrichtung sind dabei das hintere seitliche und dazwischenliegende Bundel am meisten gespannt wahrend in Beugerichtung Flexion das vorne mittige Bundel mehr gespannt ist Das hintere Kreuzband verhindert eine gerade hintere Verschiebung Translation des Schienbeinkopfes Zudem schranken sie durch die Stabilitat und Verlaufsrichtung ihrer kraftigen Fasern die Drehbewegung Rotationsbewegung des Unterschenkels insbesondere die Drehbewegung nach innen ein Dreht der Oberschenkelknochen nach aussen und der Unterschenkel nach innen also eine Drehbewegung des Schienbeines nach innen werden die Kreuzbander gespannt Sie schlingen sich verstarkt umeinander und ziehen sich so an wahrend sie sich bei der Drehbewegung nach aussen wieder abrollen und lockern Die Drehachse muss durch den Innenmeniskus laufen weil dieser mit dem inneren Seitenband verwachsen ist und somit nicht gleiten kann Gespannte Bander sind die Voraussetzung fur eine gute Gelenkstabilisierung Durch den alternierenden Wechsel von Beugung und Streckung von Ver und Entschraubung werden die Bander abwechselnd unter Zug gesetzt und wieder entlastet Zug und Entlastung optimieren die strukturelle Organisation innerhalb der Bander und fordern den Stoffwechsel Kreuzbandriss Bearbeiten Hauptartikel Kreuzbandriss nbsp Gerissenes vorderes Kreuzband im arthroskopischen Bild Die losen Enden befinden sich in der Abbildung auf 4 Uhr und 7 Uhr Kreuzbandverletzungen entstehen meist aufgrund indirekter Gewalteinwirkung Von einem Riss Ruptur des Kreuzbandes spricht man bei einem teilweisen oder vollstandigen Riss eines oder beider Kreuzbander Im Extremfall handelt es sich um einen vollstandigen Ab oder Ausriss bei dem auch Teile des Knochens betroffen sein konnen Der knocherne Ab oder Ausriss ist wesentlich seltener als der reine Bandriss ohne knocherne Beteiligung intraligamentare Ruptur Literatur BearbeitenAntje Huter Becker Lehrbuch zum neuen Denkmodell der Physiotherapie Band 1 Bewegungssystem Thieme Verlag Stuttgart New York 2002 Kurt Tittel Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen 12 vollig neu uberarbeitete Auflage Fischer Verlag Jena Stuttgart 1994 Michael J Strobel Andreas Weiler Hinteres Kreuzband 1 Auflage Endo Press mit freundlicher Empfehlung Karl Storz Endoskope 2008 ISBN 978 3 89756 719 1 Andreas Ficklscherer BASICS Orthopadie und Unfallchirurgie Elsevier 2012 ISBN 978 3 437 42208 9 Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Lippert Lehrbuch Anatomie 6 Auflage Urban und Fischer Munchen Jena 2003 ISBN 3 437 42361 4 B Tillmann Zur funktionellen Morphologie der Gelenkentwicklung In Orthopadische Praxis Nr 12 1974 S 328 342 a b c d Michael J Strobel Andreas Weiler Hinteres Kreuzband 1 Auflage Endo Press mit freundlicher Empfehlung Karl Storz Endoskope 2008 ISBN 978 3 89756 719 1 a b c Hans Joachim Appell Christiane Stang Voss Funktionelle Anatomie 4 Auflage Springer Verlag 2008 ISBN 978 3 540 74862 5 H E Cabaud Die Biomechanik des vorderen Kreuzbandes In Zeitschrift fur Orthopadie 1984 Ausg 2 S 105ff C M Gupte et al A review of the functions and biomechanics of the meniscofemoral ligaments In Arthroscopie Ausgabe 19 2003 S 161 171Normdaten Sachbegriff GND 4211734 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzband amp oldid 224432702