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Die Theorie der Kreativen Klasse Creative class ist eine Wirtschaftstheorie die von dem US amerikanischen Professor Richard Florida entwickelt wurde Ihre Grundaussage ist dass die kreativen Kopfe einer Gesellschaft und die von ihnen ausgehenden Innovationen entscheidend fur das okonomische Wachstum von Regionen sind Zugehorige der Kreativen Klasse sind in allen Bereichen der Arbeitswelt zu finden entscheidend ist ihr kreativer Output und die daraus entstehenden Innovationen Florida legt in seinen Forschungen auch Augenmerk auf die raumliche Verteilung der Creative Class und versucht damit die Entwicklung von Regionen zu erklaren Inhaltsverzeichnis 1 Die Veranderung der Arbeit 2 Die Creative Class 3 Die kreative Klasse im Raum 4 Siehe auch 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Veranderung der Arbeit BearbeitenFlorida geht davon aus dass kreativer Output der wichtigste Faktor fur Wirtschaftswachstum ist Schon die Erfindung des Pfluges war ein kreativer Einfall der zu tiefgreifenden Veranderungen in der Landwirtschaft fuhrte Fest steht dass jeder Mensch ein kreatives Potential hat jedoch muss er auch innerhalb eines Systems leben das diese Kreativitat fordert und zur Entfaltung bringt 1 Lange Zeit gingen die Innovationen von wenigen Einzelnen aus die grosse Masse der Menschen arbeitete ohne uber ihre Arbeit nachzudenken Dies traf besonders auf die Zeit der fordistischen Wirtschaftsordnung zu Entstanden im fruhen 20 Jahrhundert teilte sie Wertschopfungsprozesse in einzelne vordefinierte Schritte ein Das Fliessband wurde zum Herzschlag der Produktion 2 Jedoch wurde dieses System ungefahr seit den 1980er Jahren grossen Veranderungen unterworfen ausgehend unter anderem von japanischen Unternehmen wie Toyota welche erkannten dass die Arbeiter einer Fabrik weit wichtiger fur den Wertschopfungsprozess waren als die benutzten Maschinen Durch die harter gewordene globale Konkurrenz gestiegenen Zeitdruck kurzere Produktzyklen sowie die einhergehende Erkenntnis dass diese Wirtschaftsordnung mit ihren vertikalen Organisationen und Hierarchien zu starr war um die neuen Herausforderungen wirksam und erfolgreich zu bewaltigen entwickelten sich neue Formen der Wirtschaftsordnung Flexibilisierung von Unternehmen u a durch das Abflachen von Hierarchien grossere Verantwortungsbereiche fur Angestellte Partizipation aller Beteiligten des Produktionskreises am Innovations und Problemlosungsprozess Dies fuhrte zu tiefgreifenden Veranderungen in der Arbeitswelt Arbeitende die fruher kein Teil des Innovationsprozesses waren wurden nun miteingebunden ihr kreatives Potenzial genutzt Durch diese Entwicklung wuchs nach Floridas Definition die Zahl der Kreativen in der Wirtschaft bestandig In den USA beispielsweise betrug der Anteil der kreativen Klasse an den Beschaftigten etwa 10 im Jahr 1900 und vergrosserte sich nach einem massigen Wachstum auf 20 bis zu den Jahren 1970 1980 auf 30 im Jahre 2000 3 Auch ein starker Anstieg der kreativen Arbeitsplatze Mitte der 1980er Jahre sei zu erkennen Die Creative Class BearbeitenArbeitende werden aufgrund der Art ihrer Tatigkeit der kreativen Klasse zugeordnet wobei Menschen aus allen Bereichen der Arbeitswelt der kreativen Klasse zugeordnet werden konnen solange der Inhalt ihrer Arbeit einen kreativen Prozess in sich fuhrt Hierbei unterteilt Florida die kreative Klasse in zwei Gruppen Dem Supercreative Core gehoren diejenigen an deren Profession und Hauptaufgabe es ist etwas zu erschaffen und Neues zu produzieren Diese Innovationen manifestieren sich z B in neuen Produkten optimierten Prozessen oder neuem Gedankengut Mitglieder des Supercreative Cores arbeiten in wissensintensiven Bereichen z B Wissenschaftler Kunstler Lehrende Designer und auch Unternehmer Die zweite Gruppe ist diejenige der Creative Professionals welche sich auch hauptsachlich mit wissensintensiver Arbeit beschaftigt Es ist jedoch nicht die Hauptaufgabe ihrer Beschaftigung etwas Neues zu erschaffen jedoch erfordert ihre Profession eigenstandiges Denken und kreative Problemlosungen Mitglieder dieser Gruppe sind u a Anwalte Manager Facharbeiter Arzte etc Kritisch wird angemerkt dass man aufgrund von Berufsbezeichnungen keine eindeutigen und schon gar nicht quantifizierbare Aussagen uber die kreativen Anforderungen an ihre Trager und deren Leistungen treffen konne Kreativitat sei ein Individualmerkmal kreative Menschen gebe es genauso in traditionellen Industrien Schon Adam Smith Alfred Marshall Joseph Schumpeter Paul Romer und Jane Jacobs haben sich zur zentralen Bedeutung von individueller Kreativitat geaussert die letztere explizit im Kontext von stadtraumlicher Entwicklung Doch auch in Regionen und Branchen in denen Innovation zur Routineaufgabe geworden sei seien die wirklich Kreativen eine Ausnahme Viele Architekten zeichnen Treppenstufen Juristen schreiben Mahnbriefe Ingenieure optimieren den Sitz des Auspuffschellen im Auto Edward Glaeser weist darauf hin dass Florida die Kreativen mit den formal Hochqualifizierten verwechselt habe Des Weiteren hat der Amerikanist Walter Grunzweig Technische Universitat Dortmund nachgewiesen dass der Begriff kreative Klasse wie er Florida zugeschrieben wird seinen tatsachlichen Ursprung bei Ralph Waldo Emerson und dessen Essay Power aus dem Sammelband The Conduct of Life 1860 hat 4 5 Die kreative Klasse im Raum BearbeitenDie individuelle Entscheidung an einem Ort zu arbeiten und zu leben ist von vielen Faktoren beeinflusst Da die kreative Klasse uberdurchschnittlich mobil ist findet oft eine Ballung in besonders attraktiven Regionen und Metropolen statt Diese Cluster bildung von Humankapital fuhre zu uberdurchschnittlichem Wachstum und Wohlstand da einhergehend mit sich ansiedelnden Unternehmen 6 Um Regionen nach Attraktivitat und Potential zu analysieren wurde von Florida das Modell der drei T entwickelt Dieses setzt sich aus den Indikatoren Technologie Talent und Toleranz zusammen 7 Technologie steht hierbei fur Innovationen und Konzentration der Hochtechnologie und Wissensbranchen in einer Region quasi die bereits angesiedelte wissensintensive Wirtschaft Talent stellt das kreative Potenzial dar bestimmt durch die Anzahl der Angestellten in kreativen Berufen in der Region Toleranz steht fur die Offenheit einer Gesellschaft oder Region durch welche ein grosses Spektrum an verschiedenen Personlichkeiten angezogen wird was zu einem hohen Austausch an neuen Ideen fuhrt Regionen in denen diese drei Aspekte stark vertreten sind sind weltoffene bildungsstarke und mit zukunftstrachtigen Wirtschaftsbranchen ausgestattete Regionen Als Wachstumsmotoren einer Gesellschaft gehen von diesen Regionen entscheidende Innovationen mit Einfluss auf einen weit grosseren Raum aus Regionen die sich bereits durch diese Eigenschaften auszeichnen werden mit grosser Wahrscheinlichkeit weitere hoch qualifizierte Kreative von ausserhalb anziehen da diese Werte fur individuelle Entscheidungen eine grosse Rolle spielen Kritisiert wird die Schlussfolgerung von Florida dass man durch coole urbane Zentren die kreative Boheme anziehen und damit Innovation stimulieren konne Die Rolle dieser Gruppe und der fur ihre Entfaltung wichtigen sozialen Toleranz wurde zwar schon fruher von anderen hervorgehoben Doch beschrankt sich ihre Rolle oft auf Beitrage zu Lifestyle Innovationen Der Harvard Okonom Edward Glaeser weist auf Basis empirischer Daten mittels einer Regressionsanalyse jeden Einfluss dieser Gruppe auf das Stadtwachstum in den USA ausser in den Fallen von Las Vegas offenbar ein Effekt des hohen Entertaineranteils an der stadtischen Bevolkerung und Sarasota der Stadt der Kunste oder des World Class Shopping zuruck Die meisten wirklich Kreativen lebten heute in suburbanen Milieus mit grossen Grundstucken guten Autoverbindungen und guten Schulen fur ihre Kinder 8 Siehe auch BearbeitenBildungselite Braindrain Kreatives Milieu KulturwirtschaftQuellen BearbeitenRichard Florida The Rise of the Creative Class Basic Books New York 2002 ISBN 978 0 465 02993 8 S 512 englisch Ralph Waldo Emerson The Conduct of Life Ticknor and Fields Boston 1860 ISBN 978 1 5393 8223 2 S 43 70 englisch Richard Florida Irene Tinagli Europe in the Creative Age PDF 818 kB 2004 Richard Florida Toward the Learning Region PDF 884 kB In Futures Vol 27 1995 S 527 536 englisch Walter Grunzweig Parasitic Simulacrum Ralph Waldo Emerson Richard Florida and the Urban Creative Class In Julia Sattler Hrsg Urban Transformations in the U S A Spaces Communities Representations Transcript Bielefeld 2016 S 81 97 ISBN 978 3 8376 3111 1 Johannes Weyer Innovationen fordern aber wie Zur Rolle des Staates in der Innovationspolitik 2004 Terry Nichols Clark Urban Amenities Lakes Opera and Juice Bars Do They Drive Development University of Chicago 2002 Uwe Hunger Vom Brain Drain zum Brain Gain Die Auswirkungen der Migration von Hochqualifizierten auf Abgabe und Aufnahmelander Friedrich Ebert Stiftung August 2003 ISBN 3 89892 202 2 Literatur BearbeitenJens Kastner Ist die Linke schuld am Neoliberalismus War die Revolte von 68 eine Wellnesskur fur einen mude gewordenen Kapitalismus Uber R Florida Gerd Rainer Horn Andreas Reckwitz Eva Illouz Luc Boltanski und Eve Chiapello Isabell Lorey Paolo Virno also Kultur und Kapitalismus In Dschungel Beilage zu jungle world Nr 35 27 August 2009 S 6 8 Weblinks BearbeitenMichael Fritsch Michael Stutzer Die Geografie der Kreativen Klasse in Deutschland PDF 2 9 MB Veroffentlichung der Technischen Universitat Bergakademie Freiberg Freiberg 2006 ISSN 0949 9970 Christian Gottschalk Rudiger Hamm Isabel Imohl Die Bedeutung der Kreativen Klasse fur die wirtschaftliche Entwicklung der nordrhein westfalischen Regionen In creative nrw de Veroffentlichung der Hochschule Niederrhein zur Geografie der Kreativen Klasse in Nordrhein Westfalen Monchengladbach 2010 PDF 12 9 MB Steffen Krohnert Annegret Morgenstern Reiner Klingholz Talente Technologie und Toleranz Wo Deutschland Zukunft hat Berlin Institut fur Bevolkerung und Entwicklung 1 Auflage September 2007 Heiner Borggrefe Rolf Schonlau creare Video zur Geschichte der Kreativitat Weserrenaissance Museum Schloss Brake Lemgo 2010 ca 15 min Einzelnachweise Bearbeiten Florida 2002 S 56 57 Florida 2002 S 62 66 Florida 2002 S 72 77 Grunzweig S 91 Emerson S 49 Nach Ross DeVol Edward Glaeser Aus Florida 2002 S 221 222 Florida 2002 S 249 266 Edward Glaeser Review of Richard Florida s The Rise of the Creative Class Paper Harvard University o J Online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreative Klasse amp oldid 226354475