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Kooperativitat ein Begriff aus der Biochemie charakterisiert die Funktion von Transportproteinen darunter Rezeptoren und von Enzymen die aus mehreren Untereinheiten bestehen so genannten oligomeren Proteinen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Nachweis und Beschreibung 2 1 Die Bindungskurven 2 2 Linearisierungen 3 Hill Koeffizient 4 Response Koeffizient 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenProteine aus mehreren ahnlichen Untereinheiten zeigen haufig das Phanomen der Kooperativitat die Bindungsstarke eines Liganden hangt davon ab wie viele der restlichen Untereinheiten bereits einen Liganden tragen Wird die Bindung zunehmend starker ergibt sich das gut untersuchte Phanomen der positiven Kooperativitat Behindern sich die Liganden gegenseitig so dass die letzten Bindungsplatze mit niedriger Affinitat eingenommen werden folgt das weniger bekannte aber ebenso haufige Phanomen der negativen Kooperativitat Der erste Fall wirkt wie ein Schalter Proteine mit Liganden an allen Bindungsstellen und Proteine ganz ohne Liganden beherrschen die Szene teilgesattigte Proteine sind unterreprasentiert Im zweiten Fall ist der Bindungsgrad der Proteine gleichmassiger und hangt von der Ligandenkonzentration ab Prototyp eines allosterischen Proteins mit positiver Kooperativitat ist das aus vier Untereinheiten bestehende tetramere Hamoglobin Im Unterschied zum monomeren Sauerstoff Tragerprotein Myoglobin bindet Hamoglobin ausser Sauerstoff O2 noch Protonen H Kohlendioxid CO2 und Chloridionen Die Bindungseigenschaften von Sauerstoff an das Tetramer das in der Abbildung vereinfachend als Dimer dargestellt wird werden vielfaltig moduliert Die Bindung von O2 begunstigt die Bindung weiterer O2 Molekule an dasselbe Hamoglobinmolekul die Bindungsstarke des O2 ist pH abhangig Neben einer steigenden Wasserstoffionenkonzentration fordert auch eine steigende CO2 Konzentration die O2 Abgabe Genau diese Signale verwendet der Muskel um seinen Sauerstoffbedarf zu signalisieren schliesslich wird die Abgabe von Sauerstoff noch durch ein spezielles Regulatormolekul im Menschen ist dies 2 3 Bisphosphoglycerat 2 3 BPG Kreis auf dem T Zustand gefordert Die Regulierung der Sauerstoffversorgung uber 2 3 BPG ist fur die Versorgung eines Fotus und fur die Versorgung des Menschen unter den Bedingungen grosser Hohen Bergsteiger von herausragender BedeutungSo erzwingen alle genannten Liganden bis auf O2 selbst die Abgabe von Sauerstoff das heisst den Ubergang der hochaffinen R Konformation in die niederaffine T Konformation Die nachfolgende Abbildung zeigt das Prinzip dieser Regulation der Konformationsubergang von T tense zu R relaxed wird dadurch ausgelost dass der Sauerstoff das zentrale Eisenatom Fe brauner Kreis im Ham roter Balken in die Ebene zieht Andere Proteingruppen Aminosaurereste folgen dieser Bewegung wodurch Wasserstoffbrucken gebrochen und die sog Bohr Protonen H sowie CO2 freigesetzt werden nbsp Nachweis und Beschreibung BearbeitenKooperativ bindende Proteine Carrier Rezeptoren Enzyme folgen nicht dem Prinzip der Sattigungshyperbel sie weisen entweder ein sigmoides positive Kooperativitat oder ein pseudohyperboles Bindungsverhalten negative Kooperativitat auf Nur aufgrund der unauffalligen einer Hyperbel ahnelnden Charakteristik wurde und wird die negative Kooperativitat haufig ubersehen Die Bindungskurven Bearbeiten das Phanomen der Kooperativitat lasst sich nach Adair durch Funktionen beschreiben denen zwei Km Werte K 1 und K 2 zukommen Diese komplexen Funktionen lassen sich wiederum als Ubergang zwischen zwei Sattigungshyperbeln 1 und 2 d h schwarze Kurven in der folgenden Abbildung verstehen nbsp Positive Kooperativitat im Grundzustand T erfolgt Bindung zunachst gemass der Hyperbel 1 niedere Affinitat Dann geschieht der Ubergang in den hochaffinen Zustand R so dass weitere Liganden gemass der Hyperbel 2 binden Der Ubergang zwischen diesen Zustanden entspricht der roten Linie die eine deutlich sigmoide Form hat und leicht zu diagnostizieren ist Die gezeigte Kurve entspricht einem Hill Koeffizienten von 1 92 Negative Kooperativitat zu verstehen als der umgekehrte Ubergang zwischen einem Zustand hoher Affinitat kleinen Km Wertes Hyperbel 2 auf einen solchen niederer Affinitat hohen Km Wertes Hyperbel 1 Der Ubergang zwischen diesen Zustanden entspricht der blauen Linie die einer Hyperbel zu gleichen scheint aber davon verschieden ist sie ist durch einen Hill Koeffizienten nH 0 63 charakterisiert Negative Kooperativitat wurde zunachst fur die Bindung von NAD durch Glycerinaldehyd 3 phosphat dehydrogenase GAPDH entdeckt 1 Halbseitenreaktivitat engl half of the sites reactivity extreme Form der negativen Kooperativitat bei der ein oligomeres Enzym mit 2n Bindungsstellen nahezu ausschliesslich an n Bindungsstelle n mit dem Substrat reagiert Linearisierungen Bearbeiten Eindeutige Hinweise auf Kooperativitat findet man wenn man die Bindungskurven den unter Enzymkinetik beschriebenen Linearisierungsverfahren unterwirft hier ergeben sich charakteristische Abweichungen von einer Geraden besonders augenfallig im Falle des Scatchard Diagramms Diese Abweichungen werden am ehesten im Hill Diagramm nivelliert das aber End Aste von 45 Steigung 1 aufweisen wurde wenn im oberen und unteren Bereich der Substratkonzentrationen genugend Messpunkte vorlagen Nur im Falle nH n maximale Kooperativitat wurden diese entfallen der Hill Koeffizient nH beschreibt das Mass der Kooperativitat und kann die Zahl der interagierenden Untereinheiten n nicht uberschreiten Fur Hamoglobin n 4 betragt nH 2 9 abgeleitet aus der Steigung am Nulldurchgang fur negative Kooperativitat liegt nH lt 1Die beste Bestimmung der Kooperativitatsparameter erfolgt heute auf dem Wege der nichtlinearen Regression unter Verwendung der Hill Gleichung d h einer erweiterten Michaelis Menten Gleichung Parameter nH und K50 Substratkonzentration bei der 50 Sattigung erreicht ist der Adair Gleichung Parameter KT und KR Dissoziationskonstanten fur den T und den R Zustand Die Beispiele der nachfolgenden Sattigungsfunktionen wurden fur die WerteKT 15 KR 1 errechnet nbsp Siehe auch GlucokinaseHill Koeffizient BearbeitenMit der Hill Gleichung kann die Kooperativitat der Bindung quantitativ beschrieben werden Dabei wird der Anteil der Sattigung der Ligandenbindungsstellen als Funktion der Ligandenkonzentration dargestellt Der Hill Koeffizient ist ein Mass fur die Steilheit der Kurve n H log 81 log E C 90 E C 10 displaystyle n H mathrm frac log 81 log EC 90 EC 10 nbsp mit EC90 und EC10 fur die Messwerte bei 10 bzw 90 der maximalen Sattigung Response Koeffizient BearbeitenBei sigmoidalen Kurven ist der Hill Koeffizient zu ungenau weshalb der Response Koeffizient verwendet wird 2 R x x y d y d x displaystyle R x frac x y frac dy dx nbsp Der Zusammenhang zwischen Hill Koeffizient und Response coefficient ist folgender 3 n H 2 log E C 10 log E C 90 R f I d log I log E C 90 log E C 10 2 R f E C 10 E C 90 displaystyle n H 2 frac int mathrm log EC 10 mathrm log EC 90 R f I d log I mathrm log EC 90 log EC 10 2 langle R f rangle mathrm EC 10 EC 90 nbsp mit X a b displaystyle langle X rangle a b nbsp als Mittelwert der Variablen X im Bereich a b Weblinks BearbeitenMichael L Berger 9 Inhibitoren IC50 amp Ki Hillkoeffizient In Analyse von Neurotransmitter Rezeptoren mittels Radioliganden Universitat Wien Marz 2007 abgerufen am 8 Mai 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Beschreibung und Literaturubersicht Kholodenko Boris N et al Ultrasensitivity in signaling cascades revisited Linking local and global ultrasensitivity estimations In FEBS Letters 414 Jahrgang Nr 2 1997 E Altszyler A C Ventura A Colman Lerner A Chernomoretz Ultrasensitivity in signaling cascades revisited Linking local and global ultrasensitivity estimations In PLoS ONE 12 Jahrgang Nr 6 2017 plos org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kooperativitat amp oldid 228988833