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Der Begriff Komplement wird in der Linguistik in verschiedenen leicht abweichenden Bedeutungsvarianten fur bestimmte Typen von syntaktischen Erganzungen gebraucht Inhaltsverzeichnis 1 Komplemente in der strukturellen Syntax 1 1 Allgemeine Definition 1 2 Anwendungen 1 3 Das Kopulakomplement 2 Komplemente im Sinne der Valenzgrammatik 3 Literatur 4 Einzelnachweise und AnmerkungenKomplemente in der strukturellen Syntax Bearbeiten Hauptartikel X Bar Theorie Allgemeine Definition Bearbeiten In formalen Theorien der Syntax bezeichnet man als Komplement eine Phrase die sich unmittelbar mit einem syntaktischen Kopf verbindet 1 In einem Strukturbaum ist ein Komplement somit die Schwester eines Kopfes d h einer X Kategorie Im Gegensatz zu einem Adjunkt andert der Zusatz eines Komplements die Komplexitatsstufe Projektionsstufe des Ausdrucks In einem schematischen Beispiel wie unten ist die Phrase YP ein Komplement des Kopfes X und ergibt die Ausbaustufe X zu diesem Kopf Hingegen ist ZP kein Komplement selbst wenn ZP ebenfalls von X abhangig ist ZP X X YP Der Begriff des Komplements in diesem Sinne ist also ein Bestandteil einer allgemeinen Theorie des Strukturaufbaus in der Syntax z B in der X Bar Theorie Dies bedeutet vor allem dass der Begriff Komplement unabhangig von der Wortart des jeweiligen Kopfes verwendet wird Nomen Verb Adjektiv Praposition Konjunktion usw In diesem Sinn konnen dann z B Nomina ebenso Komplemente haben wie Verben wogegen in der traditionellen Grammatik die Ausdrucke die mit Verben und Nomina erscheinen traditionell als Erganzungen bzw Attribute unterschieden werden Anwendungen Bearbeiten Beispiele fur Komplemente sind also sowohl direkte Objekte 2 von transitiven Verben im Gegensatz zu ihren Subjekten als auch gewisse Genitivattribute eines Nomens im Gegensatz zu Adjektivattributen wie in den folgenden Beispielen Komplemente jeweils in Fettschrift V NP V Casar zu ermorden N N NP die Ermordung Casars Wenn X ein Inhaltswort ist das eine semantische Rolle zuweist dann ist die Komplementposition der Platz fur das erste Argument das mit dem Pradikat verbunden wird Der Begriff Argument ist jedoch getrennt zu halten da er in diesem Zusammenhang uberwiegend eine semantische Funktion bezeichnet wogegen Komplement die Bezeichnung fur die Position in der Struktur ist Da Komplement hier ein struktureller Begriff ist mussen Komplemente nicht unbedingt Argumente sein Beispiele fur Kopfe die an ihr Komplement keine Argumentrolle zuweisen sind unterordnende Konjunktionen d h Complementizer in der generativen Grammatik Das Kopulakomplement Bearbeiten Ein weiteres Beispiel das zeigt dass der Komplementbegriff unabhangig von anderen grammatischen Begriffen ist ist das Kopulakomplement Eine Kopula ist ein relativ bedeutungsleeres Verb das mit einem weiteren nicht verbalen Element dem Pradikativum kombiniert werden muss um ein Pradikat zu bilden Diese Erganzung der Kopula erhalt keine semantische Rolle und wird auch nicht kasusregiert sondern ist nur ein Komplement Analyse fur das Beispiel dass er der einzige war dass VP NP V er NP V der einzige war Der Nominativkasus des Kopulakomplements der einzige ist ein Gleichsetzungsnominativ erscheint also durch Ubereinstimmung mit dem Subjekt nicht durch Rektion Komplemente im Sinne der Valenzgrammatik Bearbeiten Hauptartikel Valenz Linguistik In der Literatur zur Valenzgrammatik sowie in der von ihr beeinflussten germanistischen Literatur wird des Ofteren der Begriff Komplement als Synonym zu obligatorischer Erganzung verwendet 3 und wird fur diese Falle dann auch praktisch austauschbar mit dem Begriff des syntaktischen Argumentes Ein wesentlicher Unterschied zum strukturellen Komplementbegriff ist dann z B dass Subjekte zwar als Erganzungen fur die Valenz des Verbs zahlen aber in aller Regel nicht Komplemente im Sinne einer Komplementposition sein konnen Ferner trifft der Begriff des Komplements im Sinne der Valenzgrammatik nur auf Einheiten zu die von einem Pradikat abhangen wogegen der strukturelle Komplementbegriff sich auch auf Falle rein struktureller Nachbarschaft bezieht wie sie z B zwischen einer nebensatzeinleitenden Konjunktion und dem Rest des Nebensatzes besteht Unterordnende Konjunktionen werden zumindest in der klassischen Formulierung des Valenzbegriffes bei Tesniere uber das Konzept der Translation statt uber das der Valenz erfasst 4 Literatur BearbeitenVilmos Agel et al Hrsg Dependenz und Valenz Dependency and Valency Ein internationales Handbuch der zeitgenossischen Forschung An International Handbook of Contemporary Research Walter de Gruyter Berlin 2003 Karin Pittner Judith Berman Deutsche Syntax Ein Arbeitsbuch 4 Auflage Narr Tubingen 2010 Geoffrey Poole Syntactic Theory 2nd edition Palgrave Macmillan Basingstoke 2011 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Siehe z B Poole Kap 3 Wenn jedoch ein Akkusativobjekt zugleich mit einem Prapositionalobjekt vorkommt steht das Prapositionalobjekt naher am Verb in solchen Fallen ist das direkte Objekt dann kein Komplement im genannten Sinn Siehe Deutsche Grammatik Syntax des Mittelfelds z B Pittner amp Berman S 45 Edeltraut Werner Das Translationskonzept Lucien Tesnieres In Agel et al Hrsg Vol 1 S 115 129 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Komplement Syntax amp oldid 236898484