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Die Kommunistische Partei der Schweiz Marxisten Leninisten KPS ML franzosisch Parti Communiste Suisse Marxistes Leninistes PCS ML italienisch Partito Communista della Svizzera Marxista Leninista war eine an der Politik der Kommunistischen Partei Chinas KPCh orientierte Partei in der Schweiz die 1969 gegrundet wurde und bis 1987 existierte Inhaltsverzeichnis 1 Organisation und Mitgliedschaft 2 Politik und internationale Ausrichtung 3 Unterorganisationen 4 Trivia 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseOrganisation und Mitgliedschaft BearbeitenEine erste maoistische Partei die den Namen der alten kommunistischen Partei der Schweiz franzosische Abkurzung PCS deutsch KPS annahm entstand in der Schweiz bereits 1963 1 zerfiel aber spater nach verschiedenen Kurswechseln Ehemalige aus dieser PCS grundeten 1964 in Lausanne das Centre Lenine aus dem sich 1967 die Organisation der Kommunisten der Schweiz Marxisten Leninisten entwickelte 2 1972 wurde daraus die KPS ML Die Mitgliederzahl der Kaderpartei KPS ML war gering und uberstieg nie 80 Mitglieder organisiert in Zellen Sympathisanten wurden in Massenorganisationen fur Frauen Studenten Dritte Welt Solidaritat usw erfasst Sowohl von Kadern als auch Sympathisanten die ab Anfang der 1970er Jahre aus der schweizerischen 68er bzw Studentenbewegung kamen wurde ein hoher zeitlicher Zeitungsverkauf vor Fabriktoren ideologische Schulung und finanzieller Aufwand fur die Parteiarbeit erwartet Der Arbeiteranteil war im Vergleich zu vielen anderen Spatachtundsechziger Organisationen relativ hoch ebenso der Frauenanteil Das Politburo bestand uber Jahre hinweg aus zwei Nichtakademikern einem Ehepaar im ZK war der Frauenanteil konstant uber einem Drittel unter den Zellenverantwortlichen gab es seit der Konstituierung als KPS ML Nichtakademiker Industriearbeiter und Angestellte Dank dem Mittel der Arbeiter Union gelang es Gruppen zu bilden namentlich in der Zurcher Maschinenindustrie im Baugewerbe im Spitalbereich und in der Tessiner Industrie In der Deutschschweiz stellten Anfangs Studierende der Eidgenossischen Technischen Hochschule einen festen Stock von Mitgliedern vor allem aus Agronomie und Architektur Politik und internationale Ausrichtung BearbeitenDie Kommunistische Partei der Schweiz Marxisten Leninisten genoss als einzige maoistische Gruppierung in der Schweiz die offizielle Anerkennung der KPCh und bis Mitte der siebziger Jahre auch der Partei der Arbeit Albaniens Artikel aus dem monatlichen Parteiorgan Oktober wurden ebenso wie Grussbotschaften des Parteivorsitzenden 3 gelegentlich in der Peking Rundschau zitiert und Parteidelegationen nach China eingeladen 4 Aufsehen Widerspruch und Arger erregte die KPS ML in den siebziger Jahren innerhalb der Linken mit innenpolitischen Stellungnahmen die sie aus der chinesischen Theorie der drei Welten ableitete Da als Hauptfeind die beiden Supermachte galten mit deutlichem Akzent auf dem russischen Sozialimperialismus vertrat die KPS ML Positionen die durchweg als burgerlich demokratisch charakterisiert werden konnen Einheit mit der eigenen Bourgeoisie in der Verteidigung der nationalen Unabhangigkeit des Landes inklusive militarischer Landesverteidigung Unterstutzung der Gewerkschaften im Kampf fur wirtschaftliche Besserstellungen und demokratische Grundrechte Befurwortung der Atomenergie als Faktor der Unabhangigkeit und als technologischer Fortschritt Dauerkritik an der Partei der Arbeit als Agentur sowjetischer Interessen All dies formell bei Weiterbestehen des programmatischen Ziels die Rote Schweiz verwirklichen zu wollen und die Diktatur des Proletariats anzustreben Ab Mitte der siebziger Jahre betrachtete die KPS ML der Politik der KPCh folgend die Sowjetunion als den Hauptfeind 5 Wie viele andere K Gruppen unterstutzte sie seit Beginn der Ubergriffe Vietnams gegen Kambodscha das Demokratische Kampuchea mit Pol Pot das von der UNO weiterhin als rechtmassige Regierung Kambodschas anerkannt wurde 6 1987 loste sich die Partei in die Freiheitlich Sozialistische Partei FSP auf die noch bis 1989 bestand Das Schweizerische Sozialarchiv erhielt in den letzten Jahren Material von ehemaligen Mitgliedern der KPS ML u a von Willi Wottreng 7 das nun der weiteren Forschung zur Verfugung steht Unterorganisationen BearbeitenDie folgenden Organisationen und Gruppen galten als Massenorganisationen der Partei Oktober Gruppen in der Regel pro Zelle eine Kommunistische Marxistisch Leninistische Frauen Kommunistische Marxistisch Leninistische Jugend der Schweiz Marxistisch Leninistische Studenten spate Grundung regional beschrankt Arbeiter Union mit gleichnamiger Publikation Schweizerische Vereinigungen fur die Freundschaft mit China Bulletin China la Chine la Cina 1979 bis 1992 Medic Angola ab 1976 Kampfendes Afrika mit gleichnamiger Zeitschrift 1971 bis 1988 Arbeiter und Soldatenorganisation Offensiv die politische Soldatenzeitung offensiv erschien von 1971 bis 1987 Freundschaftsverein Schweiz Demokratisches Kampuchea mit Zeitschrift 1979 bis 1983Trivia BearbeitenIn einem in mehrfachen Ausfuhrungen bestehendem Collagebild verarbeitet der Kunstler Sigmar Polke ein Foto von Demonstranten mit einem Transparent auf dem die Leitparole der KPS ML steht Gegen die zwei Supermachte fur eine rote Schweiz 8 Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Schlomann Paulette Friedlingstein Die Maoisten Pekings Filialen in Westeuropa Frankfurt am Main Societats Verlag 1970 Schweiz S 223 233 Robert J Alexander Maoism in the developed world Westport Conn u a Praeger 2001 Swiss Maoism S 159 161 ISBN 0 275 96148 6 Andreas Frei Erinnerungen an Mao Die Drei Welten Theorie und ihre Propagierung in Basel ein kritischer Ruckblick in Paul Hugger Hrsg China in der Schweiz Zwei Kulturen im Kontakt Zurich Offizin 2005 S 95 107 ISBN 3 907496 32 9 Sebastian Gehrig u a Hrsg Kulturrevolution als Vorbild Maoismen im deutschsprachigen Raum Frankfurt am Main Lang 2008 ISBN 978 3 631 57641 0 darin Laurent Vonwiller Der lange Marsch in der Seifenblase Die Kommunistische Partei der Schweiz Marxisten Leninisten KPS ML im Ruckblick S 39 49 Angela Zimmermann Das lange rote Jahrzehnt der Kommunistischen Partei der Schweiz Marxisten Leninisten KPS ML Erinnerungen an ein fast vergessenes Kapitel der schweizerischen Linken S 77 105 Marcel Dreier Das kampfende afrika Angola Solidaritat und die Drei Welten Theorie in der Schweiz S 107 131 Duri Beer Die Lebenswelt der Maoistinnen und Maoisten in Zurich Kognitionen politisches Engagement und kollektive Identitat der KPS ML 1972 1987 Lizentiatsarbeit Zusammenfassung in Berner Historische Mitteilungen 24 Jahrg 2007 S 14 15 1 PDF 632 kB Hans Peter Bartschi Der Osten war rot Ein gescheiterter Weltverbesserer 1967 1987 Postkommunistische Reportagen 1988 2008 Zurich Chronos 2008 ISBN 3 0340 0916 X bzw ISBN 978 3 0340 0916 4 Weblinks BearbeitenParteidokumente der KPS ML im Schweizerischen Sozialarchiv Bestand Kommunistische Partei der Schweiz Marxisten Leninisten in den Findmitteln des Schweizerischen SozialarchivsEinzelnachweise Bearbeiten Rene Luzern Sinokommunistische Gruppen in Westeuropa in Ost Probleme 1965 322 329 Vgl Schlomann Friedlingstein Die Maoisten 1970 S 223ff Grussbotschaft des Genossen Gilbert Etienne Generalsekretar der Organisation der Schweizer Kommunisten in Peking Rundschau Nr 44 1970 S 20 Brief des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Schweiz M L Ernennung von Hua Guofeng zum Vorsitzenden des ZK der KPCh in Peking Rundschau Nr 52 vom 28 Dezember 1976 S 26 Uber den Besuch einer Delegation der KPS ML in der Volksrepublik China im Juni 1978 berichtete kurz die Peking Rundschau Nr 26 vom 4 Juli 1978 S 6 In der vorletzten Ausgabe des Oktober Zentralorgan der KP der Schweiz M L stand dass die sozialimperialistische Sowjetunion hinter dem Aushangeschild Frieden Entspannung internationalistische Hilfe und Befreiung der Volker vom imperialistischen Joch ihre Aggressionen ihre Weltherrschaftsplane und ihre Vorbereitungen auf einen imperialistischen Eroberungskrieg verberge Die Sowjetunion sei gegenwartig die gefahrlichste und aggressivste Supermacht die alle Lander bedrohe Peking Rundschau Nr 35 vom 5 September 1978 S 29 In einer Erklarung der Kommunistischen Partei der Schweiz M L heisst es die Sowjetunion habe auf allen Kontinenten Stutzpunkte errichtet und Kettenhunde wie Castros Kuba und das revisionistische Vietnam hochgepappelt Die Aggression gegen Kampuchea sei eine erneute Warnung fur alle Lander und Volker Der russische Sozialimperialismus sei eine Bedrohung fur die nationale Unabhangigkeit aller Lander und eine Bedrohung fur die Interessen aller Volker Beijing Rundschau Nr 5 vom 6 Februar 1979 S 25 ava Natalie Avanzino Die maoistische Bewegung in Zurich ein unbekanntes Kapitel Ein Einblick in die Bestande des Schweizerischen Sozialarchivs in Zurich Neue Zurcher Zeitung Nr 207 vom 7 September 2006 S 39 Internationale Ausgabe Sigmar Polke Gegen die zwei Supermachte 1976 siehe etwa http ludwigforum de en museum collection abgerufen am 9 Januar 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommunistische Partei der Schweiz Marxisten Leninisten amp oldid 222062251