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Klein Karlsruhe regional vor allem als Dorfle bekannt war zunachst eine Siedlung sudostlich von Karlsruhe die zeitgleich mit der Stadtgrundung und dem Beginn der Arbeiten fur den Bau des Karlsruher Schlosses entstand Im Jahr 1795 erhielt Klein Karlsruhe den Gemeindestatus Als erste Eingemeindung Karlsruhes wurde die bis dahin selbstandige Gemeinde 1812 in die Stadt eingegliedert Das ehemalige Gemeindegebiet das in den 1960er und 1970er Jahren saniert wurde zahlt heute zum Karlsruher Stadtteil Innenstadt Ost und gilt als Altstadt Karlsruhes Es befinden sich dort zahlreiche Wohngebaude sowie Restaurants und Kneipen des Weiteren findet sich der Rotlichtbezirk Karlsruhes im nordostlichen Teil Inhaltsverzeichnis 1 Gebiet 2 Alternative Bezeichnungen 3 Geschichte 3 1 Eigenstandige Siedlung und Gemeindestatus 3 2 Eingemeindung 3 3 Entwicklung als Stadtteil 3 4 Sanierung 4 Bevolkerung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGebiet Bearbeiten nbsp Der Lidellplatz der 1790 in Klein Karlsruhe angelegt wurde Das Gebiet Klein Karlsruhes belief sich auf ungefahr 9 ha Im Westen wurde es begrenzt durch die Adlerstrasse im Norden durch den ostlichen Abschnitt der Kaiserstrasse im Osten durch das Durlacher Tor sowie die nach Sudwesten verlaufende Kapellenstrasse die heute den Landgraben uberdeckt und im Suden durch den Mendelssohnplatz und die Kriegsstrasse Alternative Bezeichnungen BearbeitenEs bildeten sich einige alternative Bezeichnungen fur Klein Karlsruhe Dorfle Die gangigste Bezeichnung fur das Gebiet die heute fast ausschliesslich verwendet wird Pfannenstiel Spitzname der der Lage an der Verlangerung der Strasse geschuldet ist die den Abschluss des facher oder pfannenformigen Karlsruher Grundrisses bildet Kalabrich Bezeichnung in Anlehnung an die Herkunft zahlreicher italienischer Baufacharbeiter aus Kalabrien Geflugelviertel Der westliche Teil in dem sich einige Strassen mit Tiernamen befanden bzw befinden Schwanen Adler Fasanen Entenstrasse Geschichte BearbeitenEigenstandige Siedlung und Gemeindestatus Bearbeiten Klein Karlsruhe entstand zunachst als Siedlung zeitgleich mit der Stadtgrundung Karlsruhes und dem Beginn der Arbeiten fur den Bau des Karlsruher Schlosses Im Jahr 1718 3 Jahre nach der Stadtgrundung bestand die Siedlung aus 78 Gebauden hauptsachlich Steinbaracken Bretterhutten und zeltartige Notunterkunfte mit 360 Einwohnern Im Laufe der 1720er Jahre entstand die erste Schule In den 1780er Jahren existieren bereits Ansatze einer eigenen Verwaltung in Form einer Gemeindekasse zur Erhebung von Abgaben sowie Gebuhren Ab 1789 stand der Siedlung ein Burgermeister vor daneben existierten ein Gemeinderechner und ein Gerichtsmann Ab dem Jahr 1793 fand sich ausserdem eine Pfarrstelle allerdings gab es vor Ort nie eine eigene Kirche 1 Bis 1795 besass Klein Karlsruhe weder einen Rechtsstatus noch eine offizielle eigene Verwaltung Alle Einwohner waren Hintersassen und mussten als solche zunachst verschiedensten Dienste fur den Markgrafen erbringen beziehungsweise ab 1752 Geldleistungen leisten Am 21 September 1795 erhielt Klein Karlsruhe den Gemeindestatus und damit das Recht zur Gewahrung des Burgertitels welcher fur selbstandige Einwohner mit einem Vermogen von uber 200 Gulden galt Zu diesem Zeitpunkt gestaltet sich eine Weiterentwicklung als jeweils selbstandige Gemeinden Karlsruhe und Klein Karlsruhe jedoch durch die bauliche Verflechtung und die verwischten Siedlungsgrenzen als immer schwieriger Eingemeindung Bearbeiten Im Jahr 1802 wurde von der Regierung eine Kommission eingesetzt die eine Vereinigung der beiden Gemeinden vorbereiten sollte Unter den Karlsruher Einwohnern kamen zu diesem Zeitpunkt starke Bedenken gegen eine solche Vereinigung auf insbesondere wegen der wahrscheinlichen hohen Kosten durch die schlechte finanzielle Lage Klein Karlsruhes Demgegenuber forderten die Klein Karlsruher im Falle einer Vereinigung eine Ubernahme aller Burger in das Stadtburgerrecht sowie die Aufnahme der Handwerker in die Zunfte und weiterhin selbstandige Institutionen Als bis 1809 keine Vereinigung durchgesetzt werden konnte ersuchte Klein Karlsruhe eine bedingungslose Eingemeindung da die steigenden Kosten nicht erbracht werden konnten Dies fuhrte zu einem Edikt zur Eingemeindung im September 1810 welches erst im Oktober 1812 verkundet wurde Der Eingemeindungsvertrag sah keinerlei Privilegien fur die Einwohner Klein Karlsruhes oder Investitionen in die Gemeinde vor Die Klein Karlsruher Burger mussten fur ihren Eintritt in Karlsruher Burgerrecht wie Neuburger 1 200 Gulden Vermogen nachweisen Diese Voraussetzung erfullten allerdings nur vier Burger die ubrigen wurden zu Hintersassen Insgesamt wuchs die Karlsruher Einwohnerschaft die sich zu diesem Zeitpunkt auf ca 7 700 belief durch die Eingemeindung um etwa 3 000 die Gemarkung wuchs um 9 Hektar Klein Karlsruhe wurde durch einen eigenen Anwalt im Stadtrat vertreten Ausserdem wurde die Schaffung einer zweiten Burgermeisterstelle notig wodurch ein Oberburgermeister ernannt werden musste Der zweite Burgermeister Bernhard Dollmaetsch erhielt zum Dank fur die Verdienste um die Eingemeindung einen Ehrenpokal der Klein Karlsruher Entwicklung als Stadtteil Bearbeiten In den 1820er Jahren begann sich die Prostitution in der Stadt in Klein Karlsruhe zu konzentrieren ab 1875 beschrankte diese sich grosstenteils auf dessen ostlichen Teil Kurze Zeit spater kam die Uberlegung aus die Kleine Spitalstrasse beziehungsweise spater Entengasse durch Tore abzusperren und so einen abgetrennten Rotlichtbereich zu schaffen 1966 beschloss der Gemeinderat schliesslich die Prostitution in der Altstadt zu konzentrieren Zur Zeit des Dritten Reichs wurden circa 150 Sinti im Dorfle zwangsweise in Wohnungen eingewiesen und lebten in einer Art Ghetto zusammen mit armeren Juden 2 Daran erinnern heute auf dem Gebiet einige Stolpersteine Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden weite Teile der Innenstadt zerstort wohingegen die Altstadt grosstenteils verschont blieb Deswegen war das Gebiet nach Kriegsende ubervolkert Sanierung Bearbeiten nbsp Die im Rahmen der Dorfle Sanierung angelegte Fritz Erler StrasseIn Klein Karlsruhe herrschten zunachst keine Vorgaben fur modellmassiges Bauen ganz im Gegenteil zur Planstadt Karlsruhe Dadurch entstanden ineinander geschachtelte und aneinandergelehnte primitive Unterkunfte die mit dem Anstieg der Einwohnerzahl eine immer grossere Flache einnahmen Seit der Eingemeindung galt Klein Karlsruhe als Armen und Problemviertel Die Gebaude waren unzureichend instand gehalten zum Teil fehlten den Hausern Bader und direkte Wasserzugange Ende der 1950er Jahre wurde daher eine Sanierung geplant Ab 1962 oblag die Durchfuhrung der Sanierung zunachst der Gemeinnutzigen Aktiengesellschaft fur Angestellen Heimstatten welche eine Flachensanierung des Gebiets vorsah eine Burgerbeteiligung fand praktisch nicht statt Fur einen grossflachigen Abriss der existierenden Bebauung zunachst im westlichen Teil wurden 3000 Einwohner umgesiedelt unter anderem in die anderen Stadtteile Oberreut Durlach Grunwinkel sowie Rintheim 3 Das ursprungliche Strassenbild begann zu verschwinden So befindet sich die neu entstandene Fritz Erler Strasse bestehend aus vier Fahrstreifen zwei Strassenbahngleisen sowie auf beiden Seiten einem Gehweg und zum Teil Parkstreifen auf ehemals bebautem Gebiet Wahrend vor der Sanierung noch uber 400 Betriebe mit knapp 2000 Arbeitsplatzen im Gebiet ansassig waren reduzierte sich diese Zahl bis 1972 auf weniger als 200 Betriebe mit etwas unter 800 Arbeitsplatzen Mit fortschreitenden Arbeiten nahm die offentliche Kritik an der Flachensanierung zu 4 Das fuhrte dazu dass die Stadt Karlsruhe Ende der 1960er Jahre schliesslich den Architekten Nikola Dischkoff damit beauftragte einen internationalen stadtebaulichen Wettbewerb auszurichten Gewinner des Wettbewerbs war das Architekturburo Hilmer amp Sattler Der Entwurf sah eine Neuorientierung von der bisherigen Flachensanierung hin zu einer Objektsanierung vor durch welche der bisher unversehrte Teil ostlich der Waldhornstrasse beibehalten werden sollte Im Zuge dieser Neuorientierung ubernahm ab 1971 die Neue Heimat Baden Wurttemberg die Durchfuhrung der Sanierung Zum Ende der Sanierung waren etwa zwei Drittel der Bauwerke abgerissen worden Bevolkerung BearbeitenJahr Einwohner1718 3601775 1 7201812 3 0001900 uber 18 0001961 6 6461974 2 225Die Bevolkerung bestand zunachst hauptsachlich aus Arbeitern der im Aufbau befindlichen Stadt Karlsruhe Nach und nach liessen sich weitere hauptsachlich arme Menschen in der Siedlung nieder unter anderem niedere Hofdiener judische Trodler Wirte Handwerker und Soldaten sodass die Bevolkerung stetig zunahm Wahrend Klein Karlsruhe im Jahr 1718 360 Einwohnern zahlte waren es 1775 1 720 Einwohner Um 1790 setzte sich die Bevolkerung aus einer Mehrheit an Tagelohner und Soldaten 60 Prozent sowie Hofbediensteten 20 Prozent und Handwerkern und Trodelhandlern 17 Prozent sowie einige wenige Wirte 3 Prozent zusammen Zum Zeitpunkt der Eingemeindung 1812 wies die Gemeinde 3 000 Einwohner auf Diese Zahl stieg bis 1900 auf uber 18 000 die mit Abstand grosste Bevolkerungsdichte aller damaligen Stadtteile Da Klein Karlsruhe im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont blieb war der Stadtteil nach Kriegsende stark uberbevolkert 1961 vor der Sanierung wies das Gebiet 6 646 Einwohner auf Im Zuge der Umsiedlung vieler Bewohner und dem Abriss grosser Teile des Stadtteils schrumpfte die Einwohnerschaft auf 2 225 im Jahr 1974 Literatur BearbeitenStadtarchiv Karlsruhe Hrsg Burgerverein Altstadt Karlsruhe e V Hrsg Das Dorfle Altstadt Karlsruhe Streifzuge durch die Ortsgeschichte Info Verlag Karlsruhe 2012 ISBN 978 3 88190 699 9 Stadt Karlsruhe Koordinierungsstelle Stadtsanierung Hrsg Altstadtsanierung Dorfle Karlsruhe 1954 1994 1995 Kurt Kranich Werner Kornhas s Dorfle illustrierte Geschichte der Karlsruher Altstadt 1715 1964 1965 Weblinks BearbeitenKarlsruhes Altstadt Altstadt damals Altstadt heute Burgerverein Altstadt e V BVA abgerufen am 13 November 2021 Dorfle im Stadtwiki Karlsruhe Heimatkunde 200 Jahre Dorfle Audiobericht SWR4 Nachrichten Studio Karlsruhe abgerufen am 8 Dezember 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Manfred Koch Karlsruhe Stadtgeschichte Blick in die Geschichte Nr 86 Stadt Karlsruhe 19 Marz 2010 abgerufen am 29 November 2014 Das Schicksal der Karlsruher Sinti und Roma Stadtjugendausschuss e V Karlsruhe in Kooperation mit dem Stadtarchiv Karlsruhe abgerufen am 11 Januar 2022 Das Dorfle in Karlsruhe KA mpus Das Hochschulmagazin fur Karlsruhe 15 November 2008 abgerufen am 29 November 2014 Helmut Frei Sie blieben auf der Strecke Ein Lehrstuck aus Karlsruhe Wie ein alter Stadtteil uber zwanzig Jahre lang kaputtsaniert wurde DIE ZEIT 1 April 1983 abgerufen am 29 November 2014 49 007694 8 411104 Koordinaten 49 0 N 8 25 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klein Karlsruhe amp oldid 235532311