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Die Kikimora russ kikimora shishimora Kikimora Schischimora म र ist das nach der Christianisierung der Slawen und Ugrier zu einem Poltergeist umgewidmete Bild einer alten heidnischen Gottheit Sie kommt sowohl im ost als auch im westslawischen Pantheon bei Russen Polen und Tschechen Ugriern vor und hat Analoga auch bei den Sudslawen 1934 Illustration von Iwan BilibinAls Ursprung der Kikimora gilt einigen russischen Autoren zufolge die weibliche ostslawische Gottheit Mokosch russ Makosh Mokosh eine ursprunglich wohl chthonische Gottheit Erdgottheit mit deutlichen Parallelen zu anderen Gottinnen des indoeuropaischen Pantheons Andererseits vereint die Kikimora in sich Zuge die eine eigenstandige Herkunft ebenfalls als moglich erscheinen lassen Im englischsprachigen Internet findet man ebenfalls Beschreibungen einer Kikimora wobei allerdings wegen fehlender Quellenangaben nicht immer klar ist ob diese auf originar angelsachsische mythologische Vorstellungen zuruckgehen oder was wahrscheinlicher ist aus dem slawischen Sprachraum ubernommen wurden Der Kikimora die bei den Slawen als alte seltsam gekleidete meist unsichtbare Frau in Erscheinung tritt wird unter anderem nachgesagt dass sie Faden spinnt wobei sie den hauslichen Spinnrocken zerzaust und durcheinanderbringt und dass sie poltert und dabei versucht die Einwohner eines Hauses mit Gerauschen in den Wahnsinn zu treiben bis diese das Haus verlassen Demjenigen der sie sieht bringt sie Ungluck nicht selten endet ein solcher Vorfall mit dem Tod eines Hausbewohners Sie stiehlt aber auch das Hausgeflugel oder hindert es am Eierlegen Der Volksglaube besagt dazu dass man um den bosen Einfluss abzuwehren den abgeschlagenen Hals eines Kruges oder aber einen Stein mit einem naturlichen Loch uber den Nestern oder vor den Stallen aufhangen soll Dies fand auch Aufnahme in das im 19 Jahrhundert entstandene Worterbuch der grossrussischen Sprache von Wladimir Dal 1 Daraus erklart sich der Begriff Huhnergott Gelegentlich wurden Kikimora und Mara s u miteinander identifiziert Umgekehrt hat die Kikimora bei den Russen mitunter auch eine Deutung als Frau des Hauskobolds des Domowoi erfahren Nicht nur in Hausern sondern auch in Sumpfen sollen Kikimoras vorgekommen sein denen in manchen Uberlieferungen werwolfahnliche Eigenschaften nachgesagt wurden Das Wort Kuriny bog russ kurinyj bog Huhnergott wiederum bezeichnet seinerseits im slawischen Sprachraum nicht nur Lochsteine sondern auch andere als Talisman gegen die Kikimora gebrauchte Gegenstande etwa Gefasse mit ausgeschlagenem Boden oder alte Sachen zum Beispiel abgetragene Bastschuhe die genauso wie Lochsteine verwendet wurden Spekulativ muss vorerst die Frage bleiben ob der zweite Namensbestandteil des Hausgeistes Kikimora wie es bereits D Zelenin vermutete und von modernen russischen Autoren als sehr wahrscheinlich angesehen wird etymologisch an die gleiche Wurzel zu knupfen ist die man beim deutschen Mahr bzw Nachtmar Nachtmahr dem englischen Nightmare oder beim franzosischen Cauchemar e alles im Sinne von Albtraum findet Auch einige deutsche Internetquellen behaupten die Bezeichnung Mahr wie auch beispielsweise Thrud Toggeli Schrat und Walrider sei ein Synonym fur Alb Alp Die ursprungliche Bezeichnung der drei griechischen Schicksalsgottinnen Moiren Sing Moira die den romischen Parzen und den wesensverwandten germanischen Nornen entsprechen scheint in diese Richtung zu weisen ahnlich wie die ebenfalls in vielen indoeuropaischen Sprachen anzutreffende Wurzel mor fur Finsternis Dusternis oder Tod Auch im albanischen Pantheon kommen vergleichbare Figuren vor die sogenannten Mira All dies spricht dafur dass die Vorstellungen von der Kikimora und von als Talisman gebrauchten Lochsteinen ein hohes Alter besitzen und sich vermutlich bereits mit den religiosen Vorstellungen der alten Indoeuropaer herausgebildet haben So soll es in der alten griechischen Mythologie ursprunglich nur eine Moira gegeben haben deren Attribute etwa das Spinnen Bemessen und Abschneiden von Lebens oder Schicksalsfaden was dann den Moiren Klotho Lachesis und Atropos zugeschrieben wurde Parallelen zu denen der Kikimora aufweisen Dazu passt dass es beispielsweise in der ost und sudslawischen Mythologie ursprunglich todbringende Frauenfiguren mit der Bezeichnung Mora Mara russ mara Morena und andere gegeben hat die mit schicksalhaften Begegnungen verknupft werden Auch die der keltischen Mythologie entstammende Figur von Morgan le Fay die als Heilerin aber auch als Bewohnerin der Anderswelt spater in den Kreis der Sagen um Konig Arthur einging scheint mit diesen Vorstellungen in Verbindung zu stehen vgl Literatur aber auch die unter Mara aufgefuhrten Verweise auf mythologische Figuren bzw Gottheiten anderer Volker Der russische Komponist Anatoli Ljadow 1855 1914 portratierte Kikimora 1905 in seiner gleichnamigen symphonischen Dichtung op 63 Auch in die russische Literatur hat die Figur der Kikimora verschiedentlich Eingang gefunden so etwa in die gleichnamigen Erzahlungen von Albert Lichanow Ludmila Milewskaja oder Orest Somow Im Videogame The Witcher 3 Wild Hunt und in der Serie The Witcher kommt die Kikimora als insektenahnliches Monster vor 2 Literatur BearbeitenDmitrij Zelenin Russische Ostslavische Volkskunde Grundriss der slavischen Philologie und Kulturgeschichte Hrsg von Reinhold Trautmann und Max Vasmer Berlin und Leipzig Walter de Gruyter 1927 Einzelnachweise Bearbeiten Wladimir Dal Kikimora In Tolkovyj slovar zhivogo velikorusskogo yazyka 1881 russisch Building the Kikimora Battle with Vladimir Furdik The Witcher Netflix Abgerufen am 1 September 2023 deutsch Weblinks BearbeitenKikimora russ Kuriny bog russ Mara russ Normdaten Person GND 133889122 lobid OGND AKS VIAF 50428788 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kikimora amp oldid 236949651