Kasparow – Topalow, Wijk aan Zee 1999 ist eine der bekanntesten und meistkommentierten Partien des modernen Spitzenschachs. Die weißen Steine führte der damalige klassische Schachweltmeister Garri Kasparow, der spätere FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow aus Bulgarien hatte Schwarz. Sie wurde während des internationalen Traditionsturniers in der niederländischen Stadt Wijk aan Zee am 20. Januar 1999 gespielt.
Kasparow errang einen glänzenden Angriffssieg, nachdem er zwei unerwartete Turmopfer anbringen konnte und nach einer langen Verfolgung des schwarzen Königs Topalow zur Aufgabe zwang. Die besondere Schönheit der von Kasparow gefundenen Kombination brachte die großmeisterlichen Kommentatoren zu enthusiastischen Ausrufen: „Sie verdient einen Platz im Louvre“ schrieb Larry Christiansen in seinem Buch Storming The Barricades, Lubomir Kavalek nannte sie in seiner Kolumne in der Washington Post (Ausgabe 1. Februar 1999) „die faszinierendste Partie, die jemals gespielt wurde.“ Kasparow selbst bezeichnete diese Partie 2005 als die beste Partie, die er je gespielt habe.
Kommentierte Partie Bearbeiten
Die Pirc-Ufimzew-Verteidigung, die Kasparow nicht erwartet hatte, da sie nicht zum üblichen Eröffnungrepertoire von Topalow gehört.
Beide Seiten bauten sich solide auf. Dem schwerblütigen Positionsspiel folgt nun eine Öffnung durch Schwarz. Topalow findet einen Weg, seinen Raumnachteil auszugleichen.
Mit seinen letzten Zügen bereitete Schwarz den entlastenden Zentrumsvorstoß d6–d5 vor. Kasparow lobte besonders den 14. und 16. Zug des Bulgaren.
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Kasparow „betete“, Topalow möge den Turm auf d4 zurückschlagen. Nach 15 Minuten Überlegung (so Kasparow, andere Quellen geben an, Topalow hätte fast eine Stunde nachgedacht) tat er es.
„Dieser Zug verliert, aber er ist ein Ausrufezeichen wert, da großartige Partien nicht ohne Hilfe des Partners gespielt werden können.“ (Kasparow) Gemäß Kasparows Analyse stand Schwarz ein Weg zum Ausgleich offen: Er musste 24. … Ka7–b6! ziehen, worauf 25. Sa5–b3! La8xd5! 26. Df4xd6+ Td8xd6 27. Td4–d2 Th8–d8 28. Te1–d1 mit ausgeglichener Stellung gefolgt wäre.
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„Diesen Zug führte ich im Blitztempo aus. Solche Züge macht man stets mit Vergnügen.“ (Kasparow)
Auf 25. … Dd6xe7 folgt 26. Df4xd4+ Ka7–b8 27. Dd4–b6+ La8–b7 28. Sa5–c6+ Kb8–a8 29. Db6–a7 matt.
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Lubomir Kavalek fand in seinen Analysen in der Washington Post einen schnelleren Weg zum Sieg, nämlich 28. Te7–a7!! Kasparow bestätigte später die Korrektheit von Kavaleks Ausführungen.
„Dies ist die natürlichste Verteidigung, die ich auch erwartet hatte“, schrieb Kasparow, doch zäheren Widerstand konnte Schwarz mit dem Zug 30. … Th8–e8! leisten. Kasparow gibt hierauf folgende Gewinnvariante: 31. Tb7–b6 Td8–a8 32. Lh3–f1!! Te8–e1+! 33. Dc3xe1 Sf6–d7 34. Tb6–b7!! Dd5xb7 35. De1–d1! Ka4xa3 36. c2–c3+-. Ebenfalls besser, aber unzureichend war 30. … Sf6–e4! 31. f3xe4 Dd5–c4 32. Tb7–a7!! Td8–d1+ (32. … Td8–a8 33. Dc3–e3+-) 33. Kb1–b2 Dc4xc3+ 34. Kb2xc3 Td1–d6 35. e4–e5 Td6–b6 36. Kc3–b2 Th8–e8 37. Lh3–g2! Te8–d8 (37. … Te8xe5 38. Lg2–b7+-) 38. Lg2–b7 Td8–d7 39. Lb7–c6!! Td7–d8 (39. … Td7–d2 40. Lc6–e8+-) 40. Lc6–d7+- (laut Kasparow).
Nicht das beste. 31. … Td1+ mit Damentausch im 34. Zug versprach mehr Widerstand.
Schwarz wurde gezwungen, seinen König bis auf die Grundreihe von Weiß zu bewegen. Eine kuriose Stellung.
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In dem Buch The Most Amazing Chess Moves of All Time des britischen Großmeisters John Emms belegt dieser Zug Platz 10 in der Liste der bemerkenswertesten Züge aller Zeiten. Kasparow dagegen lakonisch: „Weiß greift die schwarze Dame an, die nicht ziehen darf. Lässt sie das Feld e2 unbewacht, so setzt Weiß mit Db2–e2 im nächsten Zug matt, geht sie nach e6, so setzt Db2–c1 matt.“ Auf 36. … Dc4xf1 folgte aber 37. Db2–c2+ Kd1–e1 38. Tb7–e7+ nebst Matt im nächsten Zug.
Der weiße Materialvorteil ist überwältigend. „Topalow gab auf und diese wundervolle Partie war zu Ende.“ (Kasparow)
Weblinks Bearbeiten
- Die Partie bei chessgames.com
- (Memento vom 11. Februar 2012 im Internet Archive) (PDF; 119 kB) von Yasser Seirawan für ChessCafe.com
Quellen Bearbeiten
- Garri Kasparow in: www.Kasparovchess.com (Express-Analysen unmittelbar nach der Partie, Seite nicht mehr existent)
- Schachinformator 74, Partie Nr. 110, Analysen von Garri Kasparow
- (Memento vom 23. Oktober 2007 im Internet Archive)