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Der Karnasische Hain oder das Karnasion altgriechisch Karnasion ἄlsos Karneiasion war ein antikes Heiligtum in Messenien wo Mysterien der Grossen Gottinnen gefeiert wurden Benannt ist das Heiligtum nach Karneios einer lokalen Form Apollons der hier ebenfalls verehrt wurde Nach antiken Quellen lag es acht Stadien von der Stadt Andania entfernt westlich des Flusses Charadros Nach Pausanias hiess der Ort in Vorzeiten Oichalia Oἰxalia Inhaltsverzeichnis 1 Lage und archaologische Funde 2 Geschichte der Mysterien 2 1 Mythische Geschichte 2 2 Historische Geschichte 3 Beschreibung bei Pausanias 4 Kult 5 Quellen 6 Einzelnachweise 7 LiteraturLage und archaologische Funde BearbeitenDer Ort kann durch Inschriften und antike Uberreste beim modernen Polichni neugriechisch Polixnh in Messenien lokalisiert werden welches westlich des Flusses Dimandra liegt Sudlich des Dorfes entspringt in einem Feld die wasserreiche Quelle Divari Dibari 500 Meter westlich dieser wurde 1858 eine Inschrift gefunden IG V 1 1390 SIG3 736 die die Erneuerung der Mysterien beschreibt Der 400 Kilo schwere Stein wurde damals in die Kirche von Konstantini eingebaut welches eineinhalb Kilometer nordwestlich von Polichni liegt und moglicherweise mit dem antiken Ort Andania identifiziert werden kann Anhand dieser Inschrift und weiteren Funden sowie den Angaben bei Pausanias konnte Natan Valmin 1930 nachweisen dass der Karnasische Hain sudlich des Dorfes Polichini um die Quelle Divari herum lag 1 Die Quelle Divari liegt in einem Feld ostlich des Dorfes Polichni Valmin fand seinerzeit Anzeichen einer antiken Einfassung 1965 wurde die Quelle neu eingefasst 500 Meter westlich davon wurden beim Fundort der Mysterieninschrift Reste eines romischen Mosaiks und Saulenreste gefunden 400 Meter nordlich von Polichni steht auf einer Erhebung die Kirche Agios Taxiarchos bei der mykenische Scherben gefunden wurden 2 In der Umgebung von Polichni wurden zudem Reste eines Aquadukts Spolien Graber Gebaudereste und mehrere Inschriften entdeckt Die Funde stammen vor allem aus der klassischen hellenistischen und romischen Epoche und sind eher sparlich Sie verteilen sich auf eine grossere Flache Da die Mysterieninschrift ein Theater und Hippodrom nennt muss die antike Anlage entsprechend gross gewesen sein Geschichte der Mysterien BearbeitenMythische Geschichte Bearbeiten Der Sage nach wurde in mythischer Zeit die Heroine Messene von Kaukon Sohn des Kelainos und ein Grossenkel der Erdgottin Gaia der von Eleusis nach Andania kam in die Mysterien der Grossen Gottinnen eingeweiht worauf diese ein Festspiel einrichtete Perieres wies dem thessalischen Bogenschutzen Melaneus einem Sohn Apollons das Gebiet von Karnasion zu Dieser nannte den Ort nach seiner Frau Oichalia Oἰxalia Als Aphareus Konig in Messenien war kam der von seinem Bruder Aigeus vertriebene Lykos nach Andania Lykos ist der Ahnherr der Lykomiden die dem Heiligtum im attischen Phlya vorstanden Er reinigte die Mysterien und weihte Aphareus dessen Frau Arene und seine Kinder in die Mysterien der Grossen Gottinnen ein Der Ort wo dies geschah wurde Eichenwald des Lykos agr Lykoy drymon Lykou drymon genannt Spater richtete Konig Sybotas in Oichalia das Heroenopfer fur Eurytos den Sohne des Melaneus ein Historische Geschichte Bearbeiten Die Geschichte der Mysterien und des Karnasischen Hains in historischer Zeit ist nur schlecht bekannt und stark mit Sagen verwoben wie es fur Kulte ublich ist Nach der Grundung des neumessenischen Staates 369 v Chr wurden auch die Mysterien der Grossen Gottinnen neu eingerichtet Der Uberlieferung nach erschien dem Feldherrn Epiteles Sohn des Aischines im Traum Kaukon der ihm befahl dort wo er am Ithome Eibe und Myrte finden werde solle er graben und die Greisin retten Epiteles fand an besagter Stelle eine Hydria mit einer Zinnrolle auf der das Fest der Grossen Gottinnen aufgeschrieben war Spater reinigte Methapos vermutlich ein Lykomide aus Phlya die Mysten erneut Derselbe fuhrte auch die Mysterien der Kabiren in Theben ein Im Jahre 92 v Chr wurde der Kult in Karnasion durch Mnasistratos reorganisiert wie die gefundene Mysterieninschrift bezeugt Beschreibung bei Pausanias BearbeitenDer Karnasische Hain war mit Zypressen bewachsen In ihm standen unter anderem Statuen von Apollon Karneios und eines widdertragenden Hermes Es gab eine fliessende Quelle Im Hain wurden zudem die Gebeine des Eurytos des Sohnes des Melaneus aufbewahrt Kult BearbeitenUber die Mysterien berichtet Pausanias der den Karnasischen Hain selbst besucht hatte Er setzte die Mysterien der Grossen Gottinnen im Karnasion an Heiligkeit an zweite Stelle nach den Eleusinien Die Mysterieninschrift gibt zudem ausfuhrliche Auskunft uber Organisation und Ablauf der Mysterien Dazu kommt ein Orakeltext aus Argos SIG3 735 Die Mysterien hatten enge Beziehung zu denen von Eleusis dem attischen Phlya und dem Kabirenheiligtum in Theben Nach der im dorischen Dialekt verfassten Mysterieninschrift wurden im Karneiasion Damater Hagna Hermes Apollon Karneios und die Grossen Gotter verehrt Pausanias nennt Apollon Karneios Hermes Hagne und die Grossen Gottinnen Hagna die Reine ist ein Beiname der Kore der Tochter Demeters Nach der Mysterienischrift wurde die Quelle Hagnas Quelle dorisch Ἅgnas krana Hagnas krana genannt Das Verhaltnis zwischen den Grossen Gottinnen womit Demeter und Kore gemeint sind und den Grossen Gottern ist unklar Letztere werden von der Forschung entweder mit den Kabiren oder den Dioskuren in Verbindung gebracht Die Mysterien denen ein Rat gerousia vorstand waren allen Menschen offen sowohl Mannern als auch Frauen Auch Sklaven wurden eingeweiht Das Fest wurde von zehn demokratisch gewahlten Mannern geleitet Durch das Los wurden Hieroi und Hierai bestimmt die vom Mysterienpriester vereidigt wurden Mehrere Priesterinnen werden in der Mysterieninschrift genannt darunter eine Priesterin der Demeter von Aigila Das Fest hatte einen religiosen Teil wo die Weihen Opfer und eine Prozession durchgefuhrt wurden und einen weltlichen Teil mit Festmahl Wettkampfen Tanz und Theater wobei auch der Aufbau der Zelte geregelt wird Quellen BearbeitenPausanias Reisen in Griechenland 4 1 5 9 3 10 26 7f 33 6Einzelnachweise Bearbeiten Mattias Natan Valmin Etudes topographiques sur la Messenie ancienne Lund 1930 89ff McDonald Hope Simpson AJA 65 1961 234Literatur BearbeitenLaura Gawlinski The Sacred Law of Andania A New Text with Commentary Sozomena 2011 ISBN 978 3 11 026757 0 William Kendrick Pritchett Studies in Ancient Greek Topography University of California Press Berkeley u a 1965 S 46 51 Yves Lafond Andania In Der Neue Pauly DNP Band 1 Metzler Stuttgart 1996 ISBN 3 476 01471 1 Sp 681 682 Gerd Sachs Die Siedlungsgeschichte der Messenier Hamburg 2006 ISBN 3 8300 2396 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karnasion amp oldid 223329007