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Julius von Tarent lautet der Titel des von Johann Anton Leisewitz verfassten Trauerspiels aus dem Jahr 1774 in dem der Zwist der Bruder Julius und Guido von Tarent um die Burgerliche Blanca zu ihrer beiden Tod fuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Figuren 1 2 Handlung 2 Form 3 Entstehung und Rezeption 4 Zuordnung zur Epoche des Sturm und Drang 5 Sekundarliteratur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenFiguren Bearbeiten Constantin Furst von Tarent und Vater von Julius und Guido Julius der Erbprinz des Furstentums von Tarent Guido sein jungerer Bruder Erzbischof von Tarent Bruder des Constantin Cacilia Nigretti Grafin und Nichte des Constantin Blanca eine Burgerliche Geliebte des Julius Graf Aspermonte Freund und Vertrauter des Julius Abtissin des Justinenklosters Arzt NebenpersonenHandlung Bearbeiten 1 Basierend auf einer historischen Begebenheit am Hofe der Medici im Florenz des 16 Jahrhunderts thematisiert das Trauerspiel die Rivalitat zwischen zwei Brudern Die Prinzen Julius und Guido von Tarent begehren beide dieselbe Frau Blanca eine Burgerliche erwidert Julius schwarmerische Liebe Diese Bevorzugung seines Bruders schurt in Guido den Hass gegen den Thronfolger So unterschiedlich die beiden Bruder auch sind kommen sie doch beide zu dem gleichen Entschluss Blanca an sich zu binden um jeden Preis Diese jedoch ist auf Befehl des Fursten hin dem Justinenkloster beigetreten Obgleich diese Massnahme dazu bestimmt war Julius Aufmerksamkeit wieder auf seine hofischen Pflichten zu lenken bestimmt seine Leidenschaft fur Blanca weiterhin all sein Denken Guido wiederum verachtet den alteren Bruder fur seine Liebe zur Philosophie und seine Empfindsamkeit Er selbst als Heerfuhrer erprobt sieht die schone Blanca als naturlichen Preis fur seine ihm eigene Tapferkeit Wahrend Julius Vertrauter Aspermonte sich bemuht die Leidenschaften seines Freundes zu dampfen und ihn an seine Verpflichtungen gegenuber dem alternden Vater und dem Furstentum zu erinnern schmiedet der Furst selbst einen konkreten Plan Beunruhigt uber den Konflikt seiner Sohne und die Zukunft von Tarent sieht er in seiner Nichte Cacilia die Losung des Dilemmas Die von ihm erhoffte Verbindung von Julius und Cacilia ware einerseits dem Stand des Prinzen entsprechend sowie dem Wohl Tarents hilfreich und wurde andererseits die Eifersucht Guidos besanftigen und somit auch sein Interesse an Blanca aufheben Constantin weiss jedoch nicht dass Julius Blanca bereits im Kloster besucht und ihr im Affekt seinen Plan eroffnet hat Er will sie entfuhren und zusammen mit ihr und Aspermonte aus Tarent fluchten Guido vereitelt diesen Plan jedoch indem er Julius und seinen Bewaffneten auf dem Weg zum Kloster auflauert Er erdolcht seinen Bruder Als Blanca von der Tat erfahrt und den Leichnam ihres Geliebten im Palast erblickt verliert sie vor Trauer den Verstand Constantin der sich auf seine Pflicht als Furst beruft eroffnet Guido dass er fur seine Tat sterben muss Nachdem Guido in einem Nebenzimmer die Beichte abgelegt hat erdolcht Constantin ihn nach einer Umarmung in der Galerie in der Julius aufgebahrt ist Im Schmerz der Verzweiflung eroffnet der Furst seinem Bruder dem Erzbischof den Entschluss die Herrschaft uber Tarent dem Konig von Neapel zu ubergeben und sich selbst zu den Kartausern zu begeben Form Bearbeiten 2 Die Organisation des Stuckes folgt der traditionellen Regel der drei Einheiten So weist es nur eine Handlung auf in die alle auftretenden Personen verflochten sind Diese tragt sich an einem Ort zu in Tarent Die Handlung vollzieht sich innerhalb von 24 Stunden am 76 Geburtstag des Fursten 1 Akt Exposition 1 Szene Gesprach zwischen Julius und Aspermonte Benennung des Konflikts zwischen individuellen Wunschen und Standespflichten 2 Szene Auftritt Guidos Deklarierung seines Rechtes auf Blanca Abgang Julius 3 Szene Angriff Aspermontes durch Guido Fechtkampf Guido unterliegt 4 Szene Gesprach mit dem Erzbischof Guido deklariert sein Lebensideal des Helden 5 Szene Monolog Guidos Entschluss zur Eroberung Blancas 6 Szene Gesprach zwischen dem Erzbischof und dem Fursten Klage des Fursten uber den Zwist seiner Sohne 7 Szene Einweihung Caciliens in den Plan des Fursten erschrockene Reaktion ihrerseits2 Akt Steigende Handlung 1 Szene Unterredung des Erbprinzen mit der Abtissin 2 Szene Auftritt Blancas Julius eroffnet ihr seinen Plan zur Rettung ihrer Liebe Ohnmacht Blancas Abgang Julius 3 Szene Erwachen Blancas Verzweiflung uber die Aussichtslosigkeit ihrer Liebe 4 Szene Gesprach zwischen Cacilia und einer Hofdame Cacilia will den Plan des Fursten verhindern 5 Szene Gesprach zwischen Julius und Aspermonte Aspermonte beschwort den Prinzen die Entfuhrung einen Monat hinauszuzogern 6 Szene Gesprach mit Cacilie sie eroffnet Julius das Vorhaben seines Vaters 7 Szene Monolog des Erbprinzen Einsicht seiner unumstosslichen Liebe zu Blanca3 Akt Peripetie 1 Szene Versammlung zum Geburtstag des Fursten 2 Szene Unterredung Constantins mit seinen beiden Sohnen Versuch der Schlichtung scheitert 3 Szene Gesprach zwischen Guido und Julius Trennung der beiden im Zorn 4 Szene Monolog Guidos Entschluss zum bitteren Kampf gegen den Bruder 5 Szene Gesprach zwischen Julius und Aspermonte Julius uberredet Aspermonte den Fluchtplan noch am Abend umzusetzen 6 Szene Blanca allein in ihrer Zelle im Kloster Verzweiflung uber ihre Situation 7 Szene Auftritt der Abtissin versuchte Beruhigung Blancas scheitert4 Akt Retardierendes Moment 1 Szene Monolog Julius Abschiednahme von Tarent 2 Szene Auftritt Aspermontes seine Uberredungsversuche den Plan zu verschieben finden keinen Anklang 3 Szene Auftritt des Fursten er segnet Julius als seinen Erstgeborenen fluchtender Abgang Julius 4 Szene Auftritt des Erzbischofs gemeinsames Erinnern und Weintrinken 5 Szene Guido und ein Bedienter verlarvt auf der Strasse 6 Szene Auftritt Julius Aspermonte und Bewaffnete ebenfalls verlarvt Guido uberfallt sie und erdolcht Julius5 Akt Katastrophe 1 Szene Constantin und ein Arzt im Palast Julius Leichnam ist aufgebahrt 2 Szene Monolog des Fursten Racheschwur Abgang 3 Szene Auftritt Blancas sie weint und kusst den Leichnam gibt sich die Schuld an seinem Tod 4 Szene Auftritt Cacilia sie versucht Blanca zum Gehen zu bewegen und erschrickt uber ihren Wahn Abgang der beiden 5 Szene Gesprach zwischen dem Fursten und seinem Bruder Constantin lasst Guido rufen 6 Szene Auftritt Guidos Konfrontation des Sohnes mit seiner Schuld am Tod des Bruders Abgang Guidos zum Pater 7 Szene Monolog des Fursten Verzweiflung uber sein Schicksal 8 Szene Ruckkehr Guidos der Furst vergibt ihm und totet ihn dann mit dem Dolch mit dem Guido Julius ermordet hat 9 Szene Auftritt des Erzbischofs der Furst erkennt und besiegelt Tarents UntergangEntstehung und Rezeption Bearbeiten 3 4 Johann Anton Leisewitz wurde am 9 Mai 1752 in Hannover geboren Schon wahrend des Studiums der Rechtswissenschaften in Gottingen fasste er den Plan eine grosse Geschichte des dreissigjahrigen Krieges zu verfassen Im Juli 1774 wurde er fur das Fach Geschichte in den Gottinger Hainbund aufgenommen Das Trauerspiel Julius von Tarent entstand zwischen dem 24 Juli und dem 12 September 1774 Im Februar 1775 schrieben Sophie Charlotte Ackermann und Friedrich Ludwig Schroder einen Preis von 20 alten Louis d or fur ein Trauer oder Lustspiel von drei oder funf Akten aus Leisewitz sandte sein Stuck ein die Jury lobte es aber das Honorar bekam er nicht Den Preis gewann stattdessen Friedrich Maximilian Klingers Drama Die Zwillinge Die Juroren begrundeten ihre Wahl im ersten Band des Hamburgischen Theaters wie folgt Julius von Tarent handlungsvoll schon dialogiert voll Verve und Geist alles entdeckt den Kenner der Leidenschaft den denkenden Kopf den Sprecher des Herzens und kurz den Dichter von Talenten es war des Preises entschieden wert bis ihm das dritte die Zwillinge denselben dadurch abgewann dass es die machtige gewaltige Triebfeder der unentschieden gebliebenen Erstgeburt voraus hatte Vermutlich sind Klingers Zwillinge durch einen Besuch Johann Martin Millers bei Klinger in Wetzlar durch Julius von Tarent angeregt worden Zuordnung zur Epoche des Sturm und Drang Bearbeiten 5 Das Vorhandensein zahlreicher traditioneller Zuge und Elemente lassen eine Zuordnung des Dramas zur Epoche des Sturm und Drang zunachst fraglich und eine Ansiedlung im Klassizismus des 18 Jahrhunderts naheliegend erscheinen Neben der Organisation gemass der drei Einheiten und dem klassischen Aufbau sind es die Sprache der Figuren der Schauplatz des Stuckes und die Darstellung der Gesellschaft und Sitten die dem Drama einen durch den Barock gezeichneten klassizistischen Charakter verleihen Ines Kolg gelangt zu folgendem Ergebnis In diesem Trauerspiel sind die wichtigsten bewusstseinsgeschichtlichen Stromungen des Burgertums um 1770 Aufklarung Empfindsamkeit und Sturm und Drang in einem Prozess wechselseitiger Beleuchtung und Kritik aufgehoben Die geistige Nahe zu den Dramen Lessings die immer wieder benannt wird wird jedoch zumindest was den Umgang der Figuren mit der Vernunft betrifft widerlegt Denn Julius und Guido haben dem Verstand abgedankt Sie handeln unter Impulsen augenblicklicher Willensregung besonders Julius ist den Bewegungen seiner Affekte ausgeliefert Seine Vernunft kann seine Empfindungen weder beherrschen noch mit ihnen zusammenarbeiten seine Entschlusse sind bestimmt von seinen stetig wechselnden Stimmungen So vollendet der ubersturzte Entfuhrungsversuch seiner geliebten Blanca sein Ungluck Auch Guido ist ein Opfer seiner Affekte Allein die Vermutung Aspermontes hinter seiner Larve konnte sich ein Bandit verstecken lasst Guido in einen solch fassungslosen Zorn geraten dass er seinen Bruder unmittelbar erdolcht Er gebardet sich stark aber letztlich ist er seinen Gemutsbewegungen hilflos ausgeliefert Somit steckt hinter der Fassade des regelmassig gebauten klassizistischen Dramas gepragt durch die Nachfolge Lessings eine Absage an die Vernunft und somit ein Werk das dem Geist des Sturm und Drang entspricht Das eigene Leben verstandig und prinzipiengetreu zu organisieren wird unmoglich Schicksal und Zufall fuhren Regie Die Katastrophe wird in diesem Trauerspiel nicht nur von Irrtum und Zufall herbeigefuhrt sondern vielmehr von der Natur des Menschen Grundsatze werden uberwaltigt konkurrierende Affekte sind der letzte Beweggrund des Handelns Sekundarliteratur BearbeitenWalther Kuhlhorn J A Leisewitzens Julius von Tarent Erlauterung und literarhistorische Wurdigung Bausteine zur Geschichte der neueren deutschen Literatur Band X Max Niemeyer Halle Saale 1912 Reprint Walluf 1973 Siehe auch online Diss Halle 1911 Dramen des Sturm und Drang Reclam 1997 Stefanie Wenzel Das Motiv der feindlichen Bruder im Drama des Sturm und Drang Frankfurt 1993 Ines Kolb Herrscheramt und Affektkontrolle Johann Anton Leisewitz Julius von Tarent im Kontext von Staats u Moralphilosophie der Aufklarung Frankfurt 1983 Johann Anton Leisewitz Julius von Tarent und die dramatischen Fragmente Heilbronn 1889Weblinks BearbeitenJulius von Tarent auf Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Stefanie Wenzel Das Motiv der feindlichen Bruder im Drama des Sturm und Drang Frankfurt 1993 Dramen des Sturm und Drang Reclam 1997 Dramen des Sturm und Drang Reclam 1997 Walther Kuhlhorn J A Leisewitzens Julius von Tarent Erlauterung und literarhistorische Wurdigung Walluf 1973 Dramen des Sturm und Drang Reclam 1997 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius von Tarent amp oldid 236464198