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Julian Haynes Steward 31 Januar 1902 in Washington D C 6 Februar 1972 in Urbana Illinois war ein US amerikanischer Anthropologe der durch seine Kulturokologie und die Weiterentwicklung der anthropologischen Theorie der kulturellen Evolution in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt wurde Julian Steward rechts Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Position 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJulian Steward war das zweite Kind von Thomas und Grace Steward Sein Vater leitete die Prufungskommission im US Patentamt Sein Onkel war der Chef der Wettervorhersage beim US Weather Bureau Wahrend der Vater Thomas Steward ein uberzeugter Atheist war konvertierte die Mutter Grace Steward im Jahr 1911 zur Christian Science Die unterschiedliche religiose Einstellung der Eltern endete mit einer Scheidung der Ehe Als Kind zeigte Julian Steward zunachst kein grosses Interesse an der Anthropologie aber mit sechzehn Jahren kam er an das exklusive Deep Springs College in Kalifornien nahe am Owens Valley gelegen Die hier gesammelten Erfahrungen mit der Arbeit auf einer Ranch in den Hochgebirgen der Umgebung und mit den ortlichen Stammen der Shoshone und Paiute weckten sein Interesse am amerikanischen Westen Von 1921 bis 1922 studierte Julian Steward an der University of California Berkeley und wechselte dann zur Cornell University nach Ithaca New York Da letztere keine anthropologische Abteilung besass studierte er Zoologie und Biologie und erwarb seinen B A Der Prasident des Colleges Livingston Farrand 1867 1939 ein Schuler von Franz Boas konnte Stewards Interesse an der Anthropologie weiterhin fordern 1925 kehrte Steward nach Berkeley zuruck und machte 1926 den M A in Anthropologie 1929 promovierte er zum Ph D in Anthropologie uber den rituellen Clown mit der Dissertation The Clown in Native North America 1 Anthropologie wurde an der University of California Berkeley von Alfred Kroeber mit der finanziellen Unterstutzung von Phoebe Hearst am Anfang des 20 Jahrhunderts gegrundet Kroeber Robert Lowie und Edward Gifford machten Berkeley in den 1920er Jahren zur wichtigsten Universitat fur Anthropologie an der Westkuste 1928 wurde Steward Dozent in Ann Arbor an der University of Michigan deren anthropologische Abteilung er aufbaute Der Evolutionist Leslie White machte sie spater bekannt Steward ging 1930 an die University of Utah und fuhrte von dort umfangreiche Feldforschung in Kalifornien Nevada Idaho und Oregon durch Von 1935 bis 1946 war Julian Steward im Bureau of Indian Affairs bei der Reform der Organisation in einer leitenden Funktion tatig Die Reform wurde als New Deal for the American Indian bekannt Steward war dabei in diverse politische und finanzielle Angelegenheiten involviert wodurch er einen beachtlichen Einfluss hatte Er gab das siebenbandige Handbook of South American Indians heraus Er nahm auch eine Stelle am Smithsonian Institute in Washington D C an wo er 1943 das Institute for Social Anthropology grundete Er arbeitete ausserdem in einem Komitee zur Neuorganisation der American Anthropological Association und war an der Schaffung der National Science Foundation beteiligt Er war bei archaologischen Tatigkeiten aktiv wobei er den Kongress zur Einrichtung des Committee for the Recovery of Archaeological Remains der Beginn dessen was man heute bergende Archaologie nennt veranlasste Zusammen mit Wendell Bennett errichtete er das Viru Valley Project ein ambitioniertes Forschungsprogramm in Peru Steward ubernahm 1946 den Vorsitz der anthropologischen Abteilung an der New Yorker Columbia University dem Zentrum der Anthropologie in den USA Es gab damals einen enormen Zustrom von Weltkriegs Veteranen denen die G I Bill of Rights ein Studium ermoglichte Steward soll 35 Doktoranden betreut haben Eine Gruppe seiner Studenten von denen viele einen bedeutenden Einfluss in der US amerikanischen Anthropologie haben sollten bildeten die Gruppe Mundial Upheaval Society 2 Zu ihr gehorten Sidney Mintz Eric Wolf Stanley Diamond Robert Manners Morton Fried Robert F Murphy Elman Service Marvin Harris Viele dieser Studenten nahmen an einer gross angelegten Forschungsstudie uber die Modernisierung in Puerto Rico teil Virginia Kerns nennt ferner David Aberle Pedro Carrasco Clifford Evans Louis Faron Frederic K Lehman Robert Murphy Raymond Scheele und Elliott Skinner Elena Padilla und Vara Rubin waren anscheinend die beiden einzigen weiblichen Studentinnen von denen Steward uberzeugt war Steward ging 1952 von Columbia zur University of Illinois at Urbana Champaign wo er bis zu seiner Emeritierung 1968 lehrte Dort fuhrte er eine weitere Studie eine vergleichende Analyse der Modernisierung in elf Gesellschaften der Dritten Welt durch Die Ergebnisse dieser Forschung veroffentlichte er in dem dreibandigen Werk Contemporary Change in Traditional Societies 1954 wurde Steward in die National Academy of Sciences gewahlt Position BearbeitenJulian Steward leistete Beitrage zur Entwicklung einer Theorie der kulturellen Evolution zum Neoevolutionismus sowie zur Modellbildung einer Kulturokologie Wahrend der ersten drei Jahrzehnte des 20 Jahrhunderts kritisierte man die amerikanische Anthropologie wegen ihrer Generalisierungen und ihrer Weigerung weitreichendere Schlusse aus den akribisch genauen Monographien zu ziehen Steward brachte die Anthropologie weg von diesem partikularistischen Ansatz und entwickelte das Konzept eines multilinearen Evolutionismus Mit seiner Hilfe sollten die problematischen Generalisierungen des unilinearen Ansatzes uberwunden werden der eine Monogenesis der kulturellen Entwicklung voraussetzte Unter Einbeziehung genauerer historischer Analysen der Kulturentwicklung unter dem Einfluss der Umwelt galt es die Mehrdimensionalitat der Evolution zu begreifen und eine entsprechende Methodologie der Forschung zu entwickeln 3 Dieser Ansatz war nuancierter als Leslie Whites Theorie der unilinearen Evolution die von Denkern wie Herbert Spencer beeinflusst war Stewards Interesse an der Evolution der Gesellschaft veranlasste ihn auch Prozesse der Modernisierung zu untersuchen Als einer der ersten Anthropologen erforschte er wie die nationalen und lokalen Ebenen der Gesellschaft verbunden sind Er bezweifelte die Moglichkeit eine soziale Theorie der gesamten Evolution der Menschheit zu erstellen aber er sagte dass Anthropologen nicht auf die Beschreibung spezifischer existierender Kulturen beschrankt seien Er hielt es fur moglich eine Theorie aufzustellen mit der man eine typische gemeinsame Kultur die spezielle Zeitalter oder Regionen reprasentiert analysieren kann Als entscheidende Faktoren fur die Entwicklung einer Kultur nannte er Technologie und Okonomie und sekundare Faktoren wie das politische System Ideologien und Religion All diese Faktoren fuhren die Evolution einer bestimmten Gesellschaft in mehrere Richtungen gleichzeitig weshalb man hier von der multilinearen Evolution spricht Veroffentlichungen BearbeitenAutorThe Clown in Native North America Dissertation 1929 u Taylor amp Francis 1991 The Ceremonial Buffoon of the American Indian Michigan Academy of Science Art and Letters Nr 14 1930 S 187 207 Petroglyphs of California and Adjoining States In University of California Publications in American Archaeology and Ethnology Bd 24 Nr 2 Berkeley 1929 S 47 238 Ecological Aspects of Southwest Society In Anthropos Bd 32 Heft 1 2 1937 S 87 104 Ethnography of the Owens Valley Paiute In University of California Publications in American Archaeology and Ethnology Bd 33 Nr 3 Berkeley 1934 Native Cultures of the Intermontane Great Basin Area In Essays in Historical Anthropology of North America Smithsonian Miscellaneous Collection C Washington D C 1938 S 479 498 Basin Plateau Aboriginal Sociopolitical Groups Smithsonian Institution Bureau of American Ethnology Bulletin Nr 120 Washington D C 1938 Theory of Culture Change The Methodology of Multilinear Evolution University of Illinois Press Urbana 1955 Native Peoples of South America Gemeinsam mit Louis C Faron McGraw Hill 1959 Alfred Kroeber Columbia University Press New York 1973 HerausgeberHandbook of South American Indians 6 Bande u 1 Bd Index 1963 Smithsonian Institution Bureau of American Ethnology Bulletin Nr 142 Washington D C 1946ff u Cooper Square Publishers New York 1963 Julian Steward mit Robert A Manners Eric R Wolf Elena Padilla Seda Sidney W Mintz und Raymond L Scheele The People of Puerto Rico University of Illinois Press Urbana 1956 u 1972 Contemporary Change in Traditional Societies 3 Bande University of Illinois Press Urbana 1967 Literatur BearbeitenR O Clemmer u a Hrsg Julian Steward and the Great Basin The Making of an Anthropologist Salt Lake City 1999 Virginia Kerns Scenes from the High Desert Julian Steward s Life and Theory University of Illinois Press Urbana 2003 u 2009 Sonja Luhrmann Julian H Steward In Christian F Feest Karl Heinz Kohl Hrsg Hauptwerke der Ethnologie Kroners Taschenausgabe Band 380 Kroner Stuttgart 2001 ISBN 3 520 38001 3 S 454 459 Robert A Manners Hrsg Process and Pattern in Culture Essays in Honor of Julian H Steward Chicago 1964 Robert A Manners Julian H Steward 1902 1972 American Anthropologist 75 3 1973 S 886 903 Johannes W Raum Julian Haynes Steward 1902 1971 sic In Wolfgang Marschall Hrsg Klassiker der Kulturanthropologie Von Montaigne bis Margaret Mead Beck Munchen 1990 S 248 276 u S 353 355 ISBN 3 406 34100 4 Sydel Silverman Hrsg Totems and Teachers Perspectives on the History of Anthropology New York 1981 Jane C Steward u Robert F Murphy Hrsg Evolution and Ecology Essays on Social Transformation by Julian H Steward University of Illinois Press Urbana 1977 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Julian Steward im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Indiana University Elise DeCamp Biografie Mark Pinkoski Julian Steward American Anthropology and Colonialism History of Anthropology Annual Vol 4 2008 S 172 204Einzelnachweise Bearbeiten John Plant Heyoka Die Contraries und Clowns der Plainsindianer Verlag fur Amerikanistik Wyk auf Fohr 1994 S 228 Sidney Mintz An Impartial History of the Mundial Upheaval Society AnthroWatch Bd 2 Nr 3 1994 Christoph Wulf Anthropologie Geschichte Kultur Philosophie Anaconda Koln 2009 S 111 Normdaten Person GND 122728106 lobid OGND AKS LCCN n91014723 NDL 00457703 VIAF 39417132 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steward JulianALTERNATIVNAMEN Steward Julian Haynes vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer AnthropologeGEBURTSDATUM 31 Januar 1902GEBURTSORT Washington D C STERBEDATUM 6 Februar 1972STERBEORT Urbana Illinois Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julian Steward amp oldid 226776600