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Josef Heinrich Grebing 22 Marz 1879 in Magdeburg 24 Oktober 1940 in der Totungsanstalt Grafeneck war ein deutscher Kaufmann und Vertreter der Art brut Er kam 1906 wegen unterschiedlicher psychischer Erkrankungen in psychiatrische Behandlung und wurde 1940 im Rahmen des NS Euthanasieprogramms ermordet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGrebing entstammte einer Kaufmannsfamilie Nachdem er als selbstandiger Unternehmer in Mannheim gescheitert war war er als Rechtskonsulent tatig 1904 wurde er wegen Unterschlagung vom Landgericht Mannheim zu vier Monaten Gefangnis verurteilt nachdem er zuvor bereits drei Monate in Untersuchungshaft gesessen war Das Urteil stellte fur ihn nicht nur einen Bruch mit seiner sozialen Umwelt dar sondern brachte ihn auch psychisch ins Schwanken 1906 versuchte er sich vergeblich mit seiner in Wien veroffentlichten Schrift Justizverbrechen Meine Rechtfertigung just tempore zu rehabilitieren 1 Nachdem er im Juni 1906 seine Tatigkeit als Handlungsreisender in Osterreich Ungarn hatte aufgeben mussen versuchte er sich das Leben zu nehmen und sprang in die Donau Daraufhin wurde er wegen Suizidversuchs in die Psychiatrische Universitatsklinik in Wien eingewiesen Nach zehn Monaten wurde er 1907 von Anstaltsleiter Julius Wagner Jauregg in die Anstalt Rittergut Altscherbitz nach Magdeburg verlegt 1908 folgte seine Verlegung von Magdeburg in die Psychiatrische Universitatsklinik Heidelberg 1 nbsp Josef Heinrich Grebing Neu zu bauende Luft Arche vor 1921 Sammlung PrinzhornLaut seiner Heidelberger Krankenakte wurden bei ihm verschiedene psychischen Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis diagnostiziert wie Dementia praecox Manie paranoide Schizophrenie und vorzeitige Verblodung 2 Im Oktober 1908 wurde Grebing von Heidelberg in die Heilanstalt Wiesloch uberfuhrt Da er sich gegen die Uberfuhrung heftig wehrte gegen die er auch spater immer wieder protestierte wurde er mit Medikamenten ruhig gestellt In Wiesloch war Grebing wegen seiner ausgezeichneten Handschrift als Formularschreiber beschaftigt Durch seine Tatigkeit in der Schreibstube der Anstalt bekam er Zugriff auf Papier das er fur seine eigenen Arbeiten nutzte Jahrelang fullte er in Wiesloch unzahlige Seiten mit Tabellen Symbolen unzahligen Zahlenkolonnen und komplexen geometrischen Figuren Er erstellte Kalender mit Mondphasen und Planetenlaufen aber auch kuriose Kalender wie beispielsweise fur die Zeitrechnung fur katholische Junglinge und Jungfrauen oder solche die er als Scharfrichter und Raubmorderkalender bezeichnete 3 Verfasste Schriften die sich auf eigensinnige Weise mit der Qualitat und dem Handel von Closettpapier auseinandersetzten 4 Daneben beschaftigte er sich mit einem von ihm in der Anstalt gegrundeten imaginaren weltweiten Handelsimperium 2 Ab 1909 begann er aus eigenem Antrieb die Haus und Dienstordnung der Anstalt zu uberarbeiten In seiner Arbeit setzte er sich fur eine empathische Behandlung ein und appellierte mehr oder weniger offen fur die gewaltlose Betreuung der Patienten sowie fur die freie Entscheidung des Entlassungstages Die Arzte sollten zudem neben ihrer Tatigkeit als Mediziner halb Berater und halb Freund sein Seine Vorschlage die er noch im gleichen Jahr einreichte wurden zwar von der Anstaltsleitung wahrgenommen aber nicht umgesetzt Als Reaktion verfasste Grebing darauf eine zynische Anstaltsordnung die aber keine Beachtung fand Daraufhin fertigte er in seinen Notizbuchern seine eigene Tagesordnung an in der er seinen verborgenen Wunschen nach einem ausgeglichenen Leben Ausdruck verlieh 5 1925 kam er nach 17 Jahren Aufenthalt in Wiesloch in die Anstalt Emmendingen In Emmendingen zog er ein verbittertes Resumee uber Wiesloch und beschrieb seine Zeit dort als Holle Die durch die Hausordnung festgelegte Krankenpflege sei nichts weiter als Freiheitsberaubung gewesen Seine in der Psychiatrie in Wiesloch gefertigten Bilder und Schriften hatte er bereits zu Ostern 1919 in der Heidelberger Klinik vorgestellt Vermutlich liess er sie dort aus Angst zuruck weil er befurchtete dass sie bei seiner Ruckkehr von den Wartern in Wiesloch zerstort werden wurden Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die zur Sammlung Prinzhorn gehorenden Arbeiten 6 1931 kehrte er nach Wiesloch zuruck bevor er zwei Jahre spater in die Anstalt Reichenau Konstanz uberwiesen wurde Dort verblieb er bis 1939 2 Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Wiesloch kam er 1940 in die NS Totungsanstalt Grafeneck und wurde dort am 24 Oktober 1940 im Alter von 61 Jahren in den Gaskammern ermordet 6 Literatur BearbeitenIngrid von Beyme Sabine Hohnholz Vergissmeinnicht Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900 aus Werken der Sammlung Prinzhorn Springer Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 662 55531 6 S 138 140 Weblinks BearbeitenBilder von Josef Heinrich Grebing auf psychiatrie erfahren deEinzelnachweise Bearbeiten a b Ingrid von Beyme Sabine Hohnholz Vergissmeinnicht Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900 aus Werken der Sammlung Prinzhorn S 139 a b c Ingrid von Beyme Sabine Hohnholz Vergissmeinnicht Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900 aus Werken der Sammlung Prinzhorn S 138 Outsider Art Urlaub in der anderen Realitat In arttourist com Abgerufen am 24 November 2021 Einblicke in die Dauerausstellung Das Closettpapier von Josef Heinrich Grebing In prinzhorn ukl hd de Abgerufen am 24 November 2021 Ingrid von Beyme Sabine Hohnholz Vergissmeinnicht Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900 aus Werken der Sammlung Prinzhorn S 139 140 a b Ingrid von Beyme Sabine Hohnholz Vergissmeinnicht Psychiatriepatienten und Anstaltsleben um 1900 aus Werken der Sammlung Prinzhorn S 140 Normdaten Person GND 1012716104 lobid OGND AKS VIAF 171800250 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grebing Josef HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Kaufmann Art brut Kunstler und NS OpferGEBURTSDATUM 22 Marz 1879GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 24 Oktober 1940STERBEORT Schloss Grafeneck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Heinrich Grebing amp oldid 235650723