www.wikidata.de-de.nina.az
Johann Franz Christoph Steinmetz 21 Januar 1730 in Landau 14 Dezember 1791 in Arolsen war ein deutscher evangelischer Theologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Werke 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenSteinmetz der Sohn eines Predigers hatte die Schule seines Geburtsortes besucht und wurde im Alter von zehn Jahren nach Halle gesandt um sich in dem dortigen Waisenhaus weiter zu bilden Die Einformigkeit und der Zwang in jener Lehranstalt war gleichwohl fur ihn so druckend dass er mit jugendlicher Lebhaftigkeit einst den Entschluss fasste und ausfuhrte sich der Lehranstalt durch Flucht zu entziehen Man fand ihn aber wieder auf und brachte ihn zuruck Mit 16 Jahren begann er an der Universitat Halle ein Studium der Theologie Den grossten Teil seiner wissenschaftlichen Bildung verdankte er Siegmund Jakob Baumgarten Durch ihn gewohnte er sich an ein geregeltes Denken und an Prazision im Ausdruck ohne angstlich an der jenem systematischen Theologen eigentumlichen Methode zu haften alles demonstrieren und unterscheiden zu wollen Durch Baumgarten gelangte er zu einer kritischen Behandlung der Theologie und war durch diesen zu eigenem Forschen angeregt Nach Beendigung seiner akademischen Laufbahn notigten ihn seine beschrankten Vermogensumstande 1750 die Stelle eines Stadtlehrers in Arolsen anzunehmen Sechzig bis siebzig Kinder unterrichtete er taglich funf Stunden und musste ausserdem noch eine gleiche Zeit zum Privatunterricht verwenden Wichtig fur seine ferneren Lebensschicksale war eine 1761 unternommene Reise um in Frankfurt am Main Mainz Koln Dusseldorf und anderen Orten Spenden einzusammeln zur Erbauung der evangelischen Stadtkirche in Arolsen Die auf dieser Reise gemachten Bekanntschaften verschafften ihm 1755 die Stelle eines Feldpredigers bei dem ersten Waldeckischen Regiment in Holland dessen Liebe und Hochachtung er sich durch seine Bildung und seinen moralischen Lebenswandel erwarb Sechs Jahre lebte er in diesen Verhaltnissen und machte sich wahrend jener Zeit mit der franzosischen Literatur vertraut 1763 wurde Steinmetz Prediger in Helsen wobei er zugleich das Amt eines Hofpredigers in Arolsen verwalten musste Er war dadurch mit der furstlichen Familie bekannt geworden welche ihn 1763 zum wirklichen Hofprediger in Arolsen und 1768 zum Konsistorialrat ernannte Nachdem er einige lukrative Angebote ausgeschlagen hatte wurde er 1780 zum Superintendenten und 1790 zum Generalsuperintendenten von Waldeck Pyrmont ernannt Im hoheren Alter wurde ihm die Abnahme seiner Krafte fuhlbar Seit dem zweiundsechzigsten Lebensjahr litt er haufig an Schwindel und heftigem Kopfschmerz Ein Herzinfarkt setzte seinem Leben ein Ende Wirken BearbeitenSteinmetz hatte sich fruh durch ein grundliches Studium der alteren Sprachen gebildet die er als Theologe nicht entbehren zu konnen glaubte Geschichte Geographie und franzosische Literatur waren die Facher denen er seine Mussestunden widmete ohne daruber sein Hauptfach die Theologie und besonders die Homiletik aus den Augen zu verlieren Die als geistlichen Ephorus ihm obliegende Prufung der Kandidaten des Predigtamts hatte ihn genotigt in der gelehrten Theologie mit seinem Zeitalter Schritt zu halten Er pflichtete nicht allen neueren religiosen Ansichten unbedingt bei war aber auch nicht in der Orthodoxie des Alten verhaftet Bevor er neuen Ansichten entgegentrat musste er sich von ihrer Richtigkeit durch eigenes Nachdenken uberzeugt haben Toleranz gegen Andersdenkende war sein Leitschema welches ihn vor jeder Fehlentwicklung mit den reformirten und katholischen Gemeinden in Arolsen bewahrte Rhetorisch bewandert haftete er nicht an trockener Dogmatik und aufgeblahter Mystik Die Schriften von John Tillotson 1630 1690 und Jaques Saurin 1677 1730 boten ihm die Basis seiner Kanzelreden die zudem durch ein grundliches Studium der Philosophie durch weitere Materialien erganzt werden konnten Nur einen kleinen Teil seiner Kanzelvortrage enthalt indes die Sammlung welche er 1771 drucken liess Logische Anordnung Energie der Sprache und treffende Bilder und Gleichnisse sind jenen Predigten anzusehen Ihn belebte ein reger Eifer zur geistigen und moralischen Verbesserung der Menschen zu wirken Seine wechselvollen Lebensverhaltnisse hatten ihn nachsichtig gemacht in der Beurteilung der Menschen und ihrer Fehler und Schwachen Aber dieses gelinde Urteil artete nie in Nachgiebigkeit gegen anerkanntes Unrecht aus Ohne Menschenfurcht trat er schadlichen Vorurteilen seiner Zeit entgegen Seinen Einfluss nutzte er zur Unterstutzung von Armen und Notleidenden da er aus eigenen Mitteln in dieser Hinsicht wenig tun konnte Grosse Verdienste erwarb sich Steinmetz als Lehrer seiner Gemeinde und als Vorsteher der Geistlichkeit Zur Verbesserung des Gottesdienstes zur Abschaffung mancher nutzlosen oder nachteiligen Gebrauche traf er zweckmassige Vorkehrungen Ausser der ublichen sonntaglichen Katechismuslehre hielt er noch in der Woche eine biblische Katechetik in welcher er Kindern die wichtigsten Stellen des Neuen Testaments erklarte Aufgrund seiner Bemuhungen gelang es auf einer im Waldeckischen gehaltenen Synode die Konkordienformel abzuschaffen die bisher dort zu den symbolischen Buchern gerechnet worden ist und auf welche die Geistlichen verpflichtet werden mussten Ebenso bewirkte er dass ein blosser Handschlag die Stelle des gewohnlichen Eides auf die symbolischen Bucher der lutherischen Kirche ersetzte Die grossten Verdienste erwarb er sich um die Verbesserung der Liturgie um der zunehmenden Gleichgultigkeit gegen offentliche Andachtsubungen Einhalt zu gebieten Nachdem er auf der Synode zu Korbach eine lateinische Rede uber die Notwendigkeit einer verbesserten Liturgie gehalten hatte anderte er mit Erlaubnis des Konsistoriums die Zeremonie bei der Ordination der Prediger Er versuchte es erbaulicher zu machen und dem Geist des Zeitalters mehr anzupassen Mit glucklichem Erfolge unterzog er sich der Herausgabe eines neuen Gesangbuches welches 1790 im Druck erschien und ausser mehreren zweckmassig abgeanderten Liedern auch einige enthielt die er selbst gedichtet hatte Werke BearbeitenPredigt uber den Todesfall des Fursten Carl von Waldeck nebst einer Nachricht von dessen letzten Stunden Mengeringhausen 1763 auch gedruckt in der Schrift Merkwurdiges Sterbebette dreiher hohen Generale Theils furstl Personen Halle 1765 Sammlung einiger Predigten Mengeringhausen 1771 Die Bekehrung einer judischen Familie zu Christo nebst einem Anhange Mengeringhausen 1772 Das Gebet David s Ps 51 12 14 in einer Predigt erlautert Mengeringhausen 1777 Was wir zu thun und sofolglich auch zu bedenken haben damit wir die Jugend nicht argern und verschlimmern eine Predigt uber Matth 18 1 11 Mengeringhausen 1781 Predigt uber Ps 26 8 bei der Einweihung der Stadtkirche zu Arolsen gehalten Mengeringhausen 1787 Neues Waldeckisches Gesangbuch fur den offentlichen und hauslichen Gottesdienst Mengeringhausen 1790 Literatur BearbeitenPaul Tschackert Steinmetz Johann Franz Christoph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 36 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 5 f Heinrich Doering Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert Verlag Johann Karl Gottfried Wagner 1835 Neustadt an der Orla Bd 4 S 353 online Louis Friedrich Christian Curtze Geschichte der evangelischen Kirchenverfassung in dem Furstenthum Waldeck Speyersche Buchhandlung Arolsen 1850 online Johann Georg Meusel Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller Gerhard Fleischer d J Leipzig 1813 online Friedrich Karl Gottlob Hirsching Historischliterarisches Handbuch beruhmter und denkwurdigen Personen welche in dem achtzehnten Jahrhundert gelebt haben Verlag Schwickert Leipzig 1809 Bd 13 S 269 online Gottfried Lebrecht Richter Allgemeines biographisches Lexikon alter und neuer geistlicher Liederdichter Verlag Gottfried Martini Leipzig 1804 S 388 online Friedrich von Schlichtegroll Nekrolog auf das Jahr 1791 Verlag Justus Perthes Gotha 1793 2 Jg 2 Bd S 249 online Weblinks BearbeitenSteinmetz Johann Franz Christoph Hessische Biografie Stand 8 August 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Normdaten Person GND 124650600 lobid OGND AKS LCCN no2017042194 VIAF 18162799 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinmetz Johann Franz ChristophKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer TheologeGEBURTSDATUM 21 Januar 1730GEBURTSORT LandauSTERBEDATUM 14 Dezember 1791STERBEORT Arolsen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Franz Christoph Steinmetz amp oldid 218387927