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Johann Christoph Gatterer 13 Juli 1727 in Lichtenau bei Nurnberg 5 April 1799 in Gottingen war ein deutscher Historiker und Diplomatiker in der Zeit der Aufklarung Johann Christoph Gatterer etwa um 1793aus Gottfried August Burger und Philippine Gatterer 1 Die Allee in Gottingen Gatterers Wohnhaus zur Linken aus Gottfried August Burger und Philippine Gatterer 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Werke 4 Johann Christoph Gatterer Medaille 5 Ruhmeshalle in Munchen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGatterer wurde als Sohn des Ehepaares Melchior und Gertraut Gatterer geboren Sein Vater war bei seiner Geburt Wagenknecht in der Nurnberger Militargarnison Lichtenau Als Kind zog Gatterer mit seinen Eltern nach Nurnberg wo der Vater als Gefreiter der dortigen Stadtmiliz seine Familie nur mit Muhe ernahren konnte Obwohl Gatterers Vater selbst Analphabet war ermoglichte er seinem Sohn den Besuch einer Nurnberger Lateinschule Bereits mit 13 Jahren erteilte er selber Nachhilfeunterricht unter anderem in Latein und Griechisch kurz darauf auch in Hebraisch 3 Bereits in seiner Schulzeit beschaftigte Gatterer sich vermutlich mit den genealogischen und heraldischen Abhandlungen Johann David Kohlers 1684 1755 4 der ab 1714 Professor fur Geschichte in Altdorf und ab 1735 in Gottingen war Kohler sollte spater eine Mentorenfunktion fur Gatterer ubernehmen Nach einer Tatigkeit als Kalfaktor an der Lorenzer Schule in Nurnberg an der sein fruherer Lehrer Jungendres Rektor war wechselte er zum Auditorium Publicum um sich dort auf das Universitatsstudium vorbereiten zu konnen Ab 1747 studierte er in Altdorf bei Nurnberg Theologie Orientalistik Philosophie und Mathematik und wurde 1752 Lehrer der Geographie und Historie am Gymnasium in Nurnberg 1756 zusatzlich Professor der Reichsgeschichte und Diplomatik am dortigen Auditorium Aegidianum 1759 folgte er einem Ruf 5 als Professor der Geschichte nach Gottingen grundete 1764 die Historische Akademie seit 1766 Historisches Institut vor allem zur Edition mittelalterlicher Geschichtsquellen und war massgeblich an der Herausgabe wissenschaftlicher Zeitschriften beteiligt 1776 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 6 Gatterer etablierte an der Gottinger Universitat die Historischen Hilfswissenschaften die bis heute die Disziplinen Chronologie Diplomatik Genealogie Geographie Heraldik und Numismatik umfassen Vor allem bei den Disziplinen Genealogie und Diplomatik setzte er wesentliche Standards fur die deutschen Universitaten und verfasste zahlreiche grundlegende Werke uber einzelne Disziplinen sowie historische Abrisse Fur Gatterer waren diese Hilfswissenschaften keine untergeordneten Nebenfacher sondern die Grundlage auf der sich die historische Wissenschaft aufbaut und ohne die keine ernsthafte Geschichtsforschung betrieben werden kann Wie fur die Historische Wissenschaft selbst forderte er auch fur die hilfswissenschaftlichen Disziplinen die Anwendung der Quellenangabe Beweisfuhrung und Kritik 7 Die genealogische Wahrheit ist das hochste Ziel daran hat sich bis heute nichts geandert Zu seinen padagogischen Neuerungen gehorte dass er die Hilfswissenschaften nicht mehr nur als zu erlernendes Regelwerk vermittelte sondern in typisch aufklarerischer Manier die Anschauung in den akademischen Unterricht einbrachte und seine Lehre stets an Originalen und Kupferstichen von Handschriften und Urkunden erlauterte Diese Neuerungen wurden durch Gatterer Schuler wie Friedrich Mereau Gregor Gruber und Martin Schwartner auch in Osterreich und Ungarn zum akademischen Standard Gatterers didaktische Sammlung der Gatterer Apparat war im spaten 18 Jahrhundert beruhmt und wurde zum Vorbild fur ahnliche Sammlungen Er liegt heute im Landesarchiv in Speyer 8 So erwarb Gatterer sich erhebliche Verdienste um die Universalgeschichte und die Historischen Hilfswissenschaften Familie BearbeitenGatterer heiratete Helena Barbara Schubert 1728 1806 die Tochter eines Buttners und Eichmeisters und hatte elf Kinder 9 darunter die Dichterin Philippine Engelhard 1756 1831 und Christoph Wilhelm Gatterer einen Professor fur Kameralwissenschaften Technologie und Diplomatik in Heidelberg der auch die umfangreiche Urkunden Sammlung Gatterer Apparat seines Vaters fortfuhrte die seit 1996 im Besitz des Landesarchivs Speyer ist Werke BearbeitenWichtigstes Werk ist die Allgemeine historische Bibliothek Von Mitgliedern des Koniglichen Instituts der historischen Wissenschaften zu Gottingen Hrsg von J Ch Gatterer Band 1 4 7 8 11 16 v 16 in 6 Gebauer Halle 1767 1771 Sie ist unterteilt in Abhandlungen sonderlich uber die historische Kunst Recensionen historischer Bucher Landcharten Wappen und Munzen Historische Nachrichten und Fragen Sie enthalt u a folgende Beitrage meist von Gatterer selbst verfasst Beytrage zu einer Theorie der Medaillen Zufallige Gedanken uber die teutsche Geschichte Vergleichung der alten und neuen Geschichtsschreiber in Ansehung der Freymuthigkeit Diplomatisches Responsum den Streit uber Konig Heinrichs des Finklers Grabmal welches man vor kurzem in Quedlinburg gefunden haben will betreffend nebst denen dazugehorigen Aktenstucken und Zeichnungen Historia Genealogica Dominorum Holzschuherorum ab Aspach et Harlach in Thalheim Cet Patriciae Gentis tum apud Norimbergenses tum in exteris etiam Regionibus Toga Sagoque Illustris ex incorruptis Rerum Gestarum Monimentis conquisita Nurnberg 1755 Commentatio de Gunzone Italo qui saeculo X obscuro in Germania pariter atque in Italia eruditionis laude floruit ad illustrandum huius aevi statum literarium Qua orationem de difficultate artis diplomaticae d 29 decembris A R S 1756 inaugurandi cussa habendam rite indicit Iohannes Christophorus Gatterer Fleischmann Norimbergae Nurnberg 1756 Oratio de artis diplomaticae difficultate quum munus publici professoris capesseret biduo ante exitum A 1756 in auditorio publico quod Norimbergae ad D Aegidii est habita nunc vero in usum praelectionum publicarum edita multisque observationibus locupletata Fleischmann Norimbergae 1757 nbsp Handbuch der neuesten Genealogie und Heraldik 1763 nbsp Erste Stammtafel des Hohenstauffischen Hauses 1788Elementa artis diplomaticae universalis Band 1 mehr nicht erschienen Vandenhoeck Gottingae Gottingen 1765 Scan in der Google Buchsuche Johann Christoph Gatterers Grundriss der Numismatik zum Gebrauche seiner Zuhorer Vandenhoeck Gottingen 1773 Digitalisat Johann Christoph Gatterers Abriss der Chronologie Dieterich Gottingen 1777 Commentatio diplomatica de methodo aetatis codicum manuscriptorum definiendae Lecta d 18 nov 1786 In Commentationes Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis antiquiores 8 1785 86 S 85 121 Abriss der Universalhistorie nach ihrem gesamten Umfange von Erschaffung der Erde bis auf unsere Zeiten erste Halfte nebst einer vorlaufigen Einleitung von der Historie uberhaupt und der Universalhistorie insbesonderheit wie auch von den bisher gehorigen Schriftstellern Verlag der Wittwe Vandenhoeck Gottingen 1765 Johann Christoph Gatterer Einleitung in die synchronistische Universalhistorie zur Erlauterung seiner synchronistischen Tabellen 2 Bande Im Verlag der Wittwe Vandenhoeck Gottingen 1771 Johann Christoph Gatterers Abriss der Heraldik Joh Christian Dieterich Gottingen Gotha 1773 Scan in der Google Buchsuche Johann Christoph Gatterers Abriss der Heraldik oder Wappenkunde Gabriel Nicolaus Raspe Nurnberg 1774 Johann Christoph Gatterers Abriss der Genealogie Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1788 Digitalisat Abriss der Diplomatik Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1798 uni goettingen de Johann Christoph Gatterer s Praktische Diplomatik nebst 15 grostentheils in Kupfer gestochenen Tafeln Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1799 Nahere Nachricht von der neuen Ausgabe der gleichzeitigen Schriftsteller uber die deutsche Geschichte In Archiv der Gesellschaft fur altere deutsche Geschichtskunde 1 1819 20 S 203 225 Johann Christoph Gatterer Medaille Bearbeiten1954 stiftete die Genealogisch Heraldische Gesellschaft Gottingen e V GHGG zur Erinnerung an den Gottinger Historiker und Begrunder der wissenschaftlichen Genealogie diese Ehrung Die Medaille entworfen vom Gottinger Verleger und Heraldiker Heinz Reise wurde seitdem fur wissenschaftliche Verdienste auf dem Gebiet der Genealogie und Heraldik in Silber und fur organisatorische Leistungen in Bronze an mehr als 40 Personlichkeiten verliehen Die Verleihung fruher von der GHGG nach Vorschlag eines Fachgremiums vorgenommen erfolgt seit 1995 durch die Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbande so ist der Auszeichnung ein grosseres Gewicht gegeben Sie soll jeweils auf dem der Verleihungsentscheidung folgenden Deutschen Genealogentag verliehen werden Ruhmeshalle in Munchen BearbeitenEine Buste des Johann Christoph Gatterer fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in Munchen Die Buste wurde 1944 beschadigt Nasenbereich und bislang nicht restauriert oder nachgebildet Heute erinnert eine Gedenktafel daran Literatur BearbeitenClemens Alois Baader Gatterer Johann Christoph In Lexikon verstorbener baierischer Schriftsteller des achtzehenten und neunzehenten Jahrhunderts Band A L Jenisch und Stage Augsburg u a 1824 S 181 186 personenlexika digitale sammlungen de Franz Xaver von Wegele Gatterer Johann Christoph In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 8 Duncker amp Humblot Leipzig 1878 S 410 413 Heinz F Friederichs Vorwort In Johann Christoph Gatterer Abriss der Genealogie In Faksimile auszugsweise wiedergegeben aus Anlass des 50 jahrigen Bestehens des Verlages Degener amp Co Neustadt a d Aisch 1960 Lothar Graf zu Dohna Gatterer Johann Christoph In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 89 91 Digitalisat Peter Hanns Reill Johann Christoph Gatterer In Hans Ulrich Wehler Deutsche Historiker Bd VI Vandenhoeck u Ruprecht Gottingen 1980 ISBN 3 525 33443 5 S 7 22 Werner Wilhelm Schnabel Johann Christoph Gatterer in Nurnberg Uber die Fruhzeit des Gottinger Historikers In Jahrbuch des Historischen Vereins fur Mittelfranken Band 96 1992 93 S 61 109 Martin Gierl Geschichte als prazisierte Wissenschaft Johann Christoph Gatterer und die Historiographie des 18 Jahrhunderts im ganzen Umfang Frommann Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 2012 ISBN 978 3 7728 2568 2 Maciej Dorna Mabillon und andere Die Anfange der Diplomatik Wiesbaden Harrassowitz 2019 Wolfenbutteler Forschungen 159 ISBN 978 3 447 11141 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Christoph Gatterer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Johann Christoph Gatterer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann Christoph Gatterer in der Deutschen Digitalen Bibliothek Hilfswissenschaften Netzwerke Munchen SoSe 04 Gatterer Johann Christoph Nicht mehr online verfugbar In univie ac at Universitat Wien 2004 archiviert vom Original am 6 Oktober 2012 abgerufen am 12 Juli 2019 Kurzbiografie mit Bild Werke und Literatur bei WorldCat Historisches Journal 1773 1781 urn nbn de gbv 3 3 43340Einzelnachweise Bearbeiten Erich Ebstein Hrsg Gottfried August Burger und Philippine Gatterer Ein Briefwechsel aus Gottingens empfindsamer Zeit Dieterich sche Verlagsbuchhandlung Leipzig 1921 S 160 II Erich Ebstein Hrsg Gottfried August Burger und Philippine Gatterer Ein Briefwechsel aus Gottingens empfindsamer Zeit Dieterich sche Verlagsbuchhandlung Leipzig 1921 S 64 II Karl Heinz Debus Der Gatterer Apparat Landesarchiv Speyer Hrsg Kulturstiftung der Lander sowie Landesarchiv Speyer Speyer 1998 ISSN 0941 7036 S 10 Johann Christoph Gatterer der Begrunder der wissenschaftlichen Genealogie bearbeitet von Wolfgang Ollrog In Archiv fur Sippenforschung Heft 81 82 47 Jahrgang Februar 1981 C A Starke Verlag Limburg 1981 S 4 f Der dortige Kurator Gerlach Adolph von Munchhausen dem Gatterer seine Berufung verdankte untersagte ihm Vorlesungen in den eintraglichen Fachern Europaische Staatengeschichte und Statistik und zwang ihn zu Lehrveranstaltungen uber Historische Enzyklopadie Vgl Karl Heinz Debus Der Gatterer Apparat Landesarchiv Speyer Hrsg Kulturstiftung der Lander sowie Landesarchiv Speyer Speyer 1998 ISSN 0941 7036 S 12 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 89 Heinz F Friederichs Vorwort 1960 In Johann Christoph Gatterer Abriss der Genealogie Siehe auch unter Literaturangaben o S Mark Mersiowsky Barocker Sammlerstolz Raritatenkabinette Strandgut der Sakularisation oder Multimedia der Aufklarung Diplomatisch palaographische Apparate im 18 und fruhen 19 Jahrhundert In Peter Worm Erika Eisenlohr Arbeiten aus dem Marburger hilfswissenschaftlichen Institut Elementa diplomatica 8 Marburg 2000 S 229 241 Johann Christoph Gatterer der Begrunder der wissenschaftlichen Genealogie Bearbeitet von Wolfgang Ollrog In Archiv fur Sippenforschung und alle verwandten Gebiete Heft 81 82 47 Jg Februar 1981 C A Starke Verlag Limburg 1981 S 21 25 Normdaten Person GND 115367918 lobid OGND AKS LCCN no91025190 VIAF 71625804 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gatterer Johann ChristophKURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 13 Juli 1727GEBURTSORT LichtenauSTERBEDATUM 5 April 1799STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Christoph Gatterer amp oldid 233332968