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Die Jakobikirche in Dresden war ein neoromanischer Kirchenbau der Stadt und wurde in den Jahren 1898 bis 1901 nach Planen von Jurgen Kroger nach Vorbildern der rheinischen Hochromanik erbaut Bis zu ihrer Zerstorung 1945 und dem anschliessenden Abriss der Ruine in den 1950er Jahren stand sie auf dem Wettiner Platz in der Wilsdruffer Vorstadt Seit 2011 erinnert eine gestaltete Grunanlage an dieses Sakralgebaude Dresdner JakobikircheJakobikirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Stiftskirche als Vorganger 1 2 Baugeschichte 1 3 Baubeschreibung 1 4 Zerstorung und Abriss 2 Nachnutzung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenStiftskirche als Vorganger Bearbeiten nbsp Alte Stiftskirche nbsp Grundriss der Jakobikirche und des JakobihospitalsAm heutigen Wettiner Platz stand seit 1568 das Alte Lazarett zu dem ab 1681 eine besondere Betstube gehorte Diese Betstube wurde spater zu einer Kapelle erweitert ein armlicher Bau von wohnhausahnlichem Aussehen dessen Inneneinrichtung aus Resten alterer Altare und Denkmalern bestanden haben soll 1738 wurde die Kapelle mit Mitteln der gerade gegrundeten Ehrlichschen Stiftung umgebaut erhoht und mit Emporen versehen und diente nunmehr als Stiftskirche 1 Die Einwohner dieses Stadtgebietes gehorten der Annenkirchgemeinde an die jedoch Mitte des 19 Jahrhunderts mit 41 000 Gemeindegliedern zur grossten Parochie Dresdens geworden war 1884 kam es daher zur Auspfarrung von etwa 15 000 Gemeindegliedern und zur Grundung der Jakobigemeinde Diese ubernahm nun fur einige Jahre die baufallige und viel zu kleine Stiftskirche Der Name Jakobigemeinde erinnert dabei an das alte aufgegebene Jakobihospital das zwischen den Strassen Am See Annenstrasse und Jakobigasse gestanden hatte 1 In der Stiftskirche wurde am 27 Juni 1897 der letzte Gottesdienst gefeiert Danach begann sofort der Abbruch 1 Baugeschichte Bearbeiten Die Jakobigemeinde hatte fur den Neubau der Kirche einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben Fur den Neubau wurden 68 Entwurfe eingereicht Die Jury entschied sich fur die Arbeit des Berliner Architekten Jurgen Kroger 1856 1928 2 Der erste Spatenstich fur die evangelisch lutherische Jakobikirche erfolgte am 11 November 1897 die feierliche Grundsteinlegung war am 22 Marz 1898 Bereits im Winter 1899 1900 waren die aussere Verglasung und die Heizungsanlage fertig gestellt und am 15 Juli 1900 wurde das Kreuz auf die Turmspitze gesetzt die Weihe war dann zum 1 Advent 1901 3 Von 1901 bis 1916 war hier Richard Schmidt Kantor und Organist Baubeschreibung Bearbeiten Der Sakralbau wurde in massivem Sandstein als ein ausserlich sichtbarer Zentralbau geschaffen Tatsachlich handelte es sich im Inneren um eine kurze dreischiffige Basilika mit einem kurzen Querhaus und einem eingezogenen halbrunden Chor auf einem Grundriss von 55 Metern Lange und 31 Metern Breite 4 Die Kirche war im neoromanischen Stil vom Berliner Architekten Jurgen Kroger nach dem Typ romanischer Kirchen des Rheinlands geschaffen worden siehe auch Kaiser Wilhelm Gedachtniskirche Dominierend war der kraftige achteckige 80 Meter hohe Mittelturm der im Inneren aus einer Stahlkonstruktion bestand und den ein Rhombendach umschloss Den Innenraum bildeten ein Mittelschiff und zwei Querschiffe mit daruber befindlichen Emporen Vor einem Triumphbogen fuhrten Stufen zum erhohten Altarraum auf denen sich auch die Kanzel aus Terrakotta Kalkstein befand Ein Abendmahlrelief schmuckte den Altar der Kirche und stammte ursprunglich vom Grabmal des Ritters von Taubenheim Das aus massivem Eichenholz gefertigte Gestuhl bot 1300 Menschen Platz 3 Gegenuber dem Altar befand sich die Orgelempore mit Platz fur 100 Sanger Die Orgel mit drei Manualen 55 Registern und 3708 Orgelpfeifen kam von der Hoforgelfirma Gebruder Jehmlich aus Dresden wie uberhaupt an dem Bau der insgesamt 750 000 Mark kostete nur Dresdner Firmen beteiligt waren 5 In der Dresdner Giesserei A Milde amp Co wurde 1902 ein von Hans Hartmann MacLean entworfenes und von der Tiedge Stiftung finanziertes doppeltes Bronzegussportal gegossen Auf dem erhalten gebliebenen und 1947 geborgenen Portal finden sich vier Felder in Kreuzform Auf ihnen sind der Sundenfall und die Kreuztragung sowie die Erschaffung Adams und die Himmelfahrt dargestellt 3 Das Gelaut bestand aus vier Bronzeglocken der Giesserei Bierling aus Dresden in den Tonlagen B Des F Betglocke und As Taufglocke 3 Zerstorung und Abriss Bearbeiten nbsp Die kriegszerstorte Ruine wurde trotz ihres wiederaufbau fahigen Erhaltungsgrades 1953 gesprengt Am Nachmittag des 17 April 1945 erfolgte einer der schwersten Luftangriffe auf Dresden Obwohl der Rangierbahnhof Friedrichstadt das Hauptziel war gab es in den angrenzenden Gebieten grosse Zerstorungen wobei zahlreiche Brand und Sprengbomben die Jakobikirche trafen Kircheninspektor Karl Meise berichtete am 19 April in einem Brief uber die Zerstorung des Kirchgebaudes Das Stahlgerust des Turmes soweit Holz darin war ist ausgebrannt und liegt schief nach rechts vorn auf dem stehengebliebenen Turm der bis unter die Uhren zusammengebrochen ist Beide Emporendacher das Orgelemporendach und das Verbindungsdach zwischen Kirchengewolbe und Altarraumgewolbe sind eingesturzt ebenso der Chor und beide Emporen Das Kirchenschiff und die Emporen einschliesslich der Orgel sind ausgebrannt ebenso die Sakristei fur die Geistlichen Vor allem besteht die Gefahr dass der Turm noch einsturzt Im Tresor habe ich die Abendmahlsgerate belassen und die aus dem Schutt herausgeholten Altarleuchter und das Kruzifix mit untergebracht Die Paramente liegen in dem dazu vorhandenen Schrank der verschlossen ist An sonstigem Inventar sind nur noch die Stuhle in der Taufkapelle und das Harmonium vorhanden 6 In der darauf folgenden Zeit verschafften sich immer wieder Unbefugte Zutritt und nahmen an sich was sie gebrauchen konnten Der Rat der Stadt erteilte nach dem Krieg eine Bergungsgenehmigung woraufhin zunachst im Dezember 1945 die Wandreliefs ausgebaut spater auch noch weitere Ausstattungsgegenstande geborgen wurden Die Firma Jehmlich Orgelbau Dresden demontierte die noch vorhandene Orgel Glocken und Holzreste des Turms wurden noch geborgen Letzteres konnte fur den Dachstuhl der Annenkirche verwendet werden Die beiden bronzenen Turflugel der Festtur mit den Reliefs von Hans Hartmann MacLean wurden 1947 eingelagert 6 Auch wenn die verbogenen Eisentrager des Turmes noch lange uber die Ruine hinausragten schien das Mauerwerk stabil und in einem verhaltnismassig guten Zustand zu sein Die Landeskirche hatte jedoch kein Interesse an einem Wiederaufbau so wurde die Kirchenruine 1953 gesprengt 7 und bis 1955 wurden samtliche Trummer beraumt Die Jakobikirchgemeinde war bereits im August 1945 aufgelost worden 6 Nachnutzung Bearbeiten nbsp Tur des Hauptportals seit 2011 auf dem Wettiner PlatzNach dem Abriss dehnte sich jahrzehntelang eine ungestaltete Grunflache in diesem Teil des Wettiner Platzes aus Erst im Jahr 2011 liess die Landeshauptstadt Dresden durch das Landschaftsarchitekturburo May den Platz neu gestalten Die beiden reich verzierten Turflugel des Hauptportals die 1947 geborgen wurden und sich zeitweilig in der Striesener Versohnungskirche befanden stehen seit 2011 wettergeschutzt als Denkmal am fruheren Ort der Jakobikirche und sind nun Bestandteil einer gestalteten Grunflache in der sich der Grundriss der Kirche erkennen lasst und die Anordnung der Banke an das Kirchengestuhl erinnert 6 Siehe auch BearbeitenKirchensprengungen in der SBZ und in der DDRLiteratur BearbeitenPaul Gohler Festschrift zur Einweihung der Jakobikirche zu Dresden Naumann Dresden 1901 Digitalisat Volker Helas Architektur in Dresden 1800 1900 Verlag der Kunst Dresden GmbH Dresden 1991 ISBN 3 364 00261 4 Matthias Lerm Abschied vom alten Dresden Verluste historischer Bausubstanz nach 1945 Forum Verlag Leipzig 1993 ISBN 3 86151 047 2 Fritz Loffler Das alte Dresden Geschichte seiner Bauten E A Seemann Leipzig 1981 ISBN 3 363 00007 3 Joachim Winkler Claudia Posselt Die Jakobikirche In Stadt Dresden Hrsg Verlorene Kirchen Dresdens zerstorte Gotteshauser Eine Dokumentation seit 1938 3 verand Auflage Dresden 2018 S 56 61 Onlineausgabe PDF 6 4 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jakobikirche Dresden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jakobikirche im Stadtwiki Dresden Rede des Pastors Paul Gohler bei der Grundsteinlegung der Jakobikirche zu Dresden am 22 Marz 1898 Holger Zurch Verlorene Kirche in Dresden die Jakobikirche In Leipziger Internet Zeitung Abgerufen am 5 Juni 2022 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Winkler S 57 Nach Winkler S 57 Helas S 189 gibt als Entwurfsverfasser Ch Schramm an a b c d Winkler S 58 Helas S 189 Jakobikirche Wettiner Strasse 1898 1901 von Kroger und Loffler S 351f Neogotik Die Neogotiker Neuromanische und neugotischer Kirchenbau Winkler S 57 58 a b c d Winkler S 60 Matthias Lerm Abschied vom alten Dresden Verluste historischer Bausubstanz nach 1945 Forum Verlag Leipzig 1993 ISBN 3 86151 047 2 S 12851 0533 13 724 Koordinaten 51 3 11 9 N 13 43 26 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakobikirche Dresden amp oldid 232311808