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Jahrgang 45 ist ein Beziehungsfilm der DEFA von Jurgen Bottcher aus dem Jahr 1966 Der einzige Spielfilm Bottchers wurde bereits in der Rohfassung wegen aussichtsloser Freigabe zuruckgezogen und erlebte erst im Jahr 1990 seine Urauffuhrung FilmTitel Jahrgang 45Produktionsland DDROriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1966Lange 94 MinutenAltersfreigabe FSK 6StabRegie Jurgen BottcherDrehbuch Klaus Poche Jurgen BottcherProduktion DEFA Gruppe Roter Kreis Musik Henry Purcell Wolf BiermannKamera Roland GrafSchnitt Helga GentzBesetzungMonika Hildebrand Lisa genannt Li Rolf Romer Alfred genannt Al Paul Eichbaum Mogul Holger Mahlich Hans Gesine Rosenberg Rita Walter Stolp Kaderleiter Werner Kanitz Napoleon Ingo Koster Heinz Anita Okon Sylvi Ruth Kommerell Mutter Richard Ruckheim Opa A R Penck Freund Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion 3 Stilistik 4 Kritik nach der Urauffuhrung 1990 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDie Krankenschwester Li und der 23 jahrige Automechaniker Al sind verheiratet haben sich jedoch auseinandergelebt Al fuhlt sich von der erwachsenen Li in seinem Freiheitsdrang eingeengt und reicht die Scheidung ein Die Scheidungsanwalte geben beiden sechs Wochen Bedenkzeit Al der noch vier Tage Urlaub hat zieht aus der gemeinsamen Altbauwohnung im Prenzlauer Berg aus und zunachst in eine ehemalige Musikkneipe und spater zu seiner Mutter Er trifft sich mit seiner fruheren Freundin Rita Seine Freunde raten ihm jedoch Li nicht aufzugeben wurde er so eine Frau doch nie wieder finden Li hat unterdessen von Als Launen genug und geht mit Freunden tanzen Eifersuchtig folgt er ihr in die Bar weigert sich jedoch selbst mit ihr zu tanzen Sie eroffnet ihm nicht mehr um ihn zu trauern und jung genug zu sein um einen neuen Freund zu finden Al der planlos seine freien Tage durchlebt kehrt vorzeitig an seinen Arbeitsplatz zuruck Der Kaderleiter seines Betriebes bittet ihn zur Unterredung hat er doch von der bevorstehenden Scheidung erfahren Al wirft ihm vor ihn ja auch nicht vor der zu fruhen Heirat vor zwei Jahren abgehalten zu haben ihn im Gegenteil noch bestarkt zu haben Die Scheidung sei allein seine Privatsache wurden ihm die Scheidungsanwalte doch bereits genug Moralpredigten halten Mit Freunden besucht Al eine Grossbaustelle auf der Hochhauser entstehen Einer seiner Freunde wird mit seiner Freundin in eine solche Wohnung hoch uber der Stadt ziehen Al sieht die Zuneigung des Paares Er besucht Li im Krankenhaus als sie jungen Vatern gerade ihre neugeborenen Kinder zeigt Er holt sie von der Arbeit ab beide fahren ins Grune und schauen aus der Ferne auf eine jener Baustellen Produktion BearbeitenJahrgang 45 wurde im Fruhjahr und Sommer 1966 an Originalschauplatzen in Berlin gedreht Die Spielraume wurden nach Entwurfen des Szenenbildners Harry Leupold in Originalwohnungen u a in Prenzlauer Berg im Kathe Kollwitz Kiez in der Zionskirchstrasse und am Teutoburger Platz eingerichtet Eine erste Sichtung des Films erfolgte studiointern im August 1966 wobei bereits erste Szenen entfernt wurden Auch anschliessend erfolgten Anderungen am Material Am 27 September 1966 wurde der Film in einer Rohschnittfassung unter anderem vor Studioleiter Franz Bruk und Mitarbeitern der Hauptverwaltung Film des Ministeriums fur Kultur vorgefuhrt Diese ausserten ihr Unverstandnis uber das Gezeigte das nicht der Jugend der DDR entsprache und zudem keinen politischen Standpunkt einnahme Besonders die Darstellung der Hauptfigur Al wurde kritisiert Al wirkt in seinem Habitus nahezu asozial Personen und Umwelt sind vielmehr so gestaltet dass sie eher der kapitalistischen als der sozialistischen Lebenssphare zugerechnet werden konnten Da der Film jedoch eindeutig vorgibt einen Ausschnitt aus unseren gesellschaftlichen Verhaltnissen zu reflektieren wird er zutiefst unwahr und fuhrt zu Aussagen die gegen die sozialistische Gesellschaft gerichtet sind Stellungnahme von Dr Franz Jahrwow der HV Film 1966 1 Vor dem Hintergrund der Entscheidungen des 11 Plenums des ZK der SED 1965 und der scharfen Kritik der HV Film wurde der Film schliesslich gar nicht erst zur staatlichen Abnahme vorgeschlagen Stattdessen ordneten die Dramaturgengruppe und die Studioleitung die Einlagerung des Filmmaterials an Der Kellerfilm wurde 1990 fertiggestellt und erlebte am 11 Oktober 1990 im Berliner Babylon seine Kino Erstauffuhrung Zuvor war er bereits im Februar 1990 auf der Berlinale gezeigt worden Im Oktober 2005 war er Teil der DEFA Filmretrospektive Rebels With A Cause des Museum of Modern Art in New York City Stilistik BearbeitenJahrgang 45 nimmt Anleihen an tschechischen Filmen wie Milos Formans Der schwarze Peter setzt sich jedoch auch mit dem Italienischen Neorealismus auseinander Wir alle wollten eine andere Art Film machen als das in der DEFA ublich war Als wir damals antraten sagten wir So nicht so Dramaturgin Christel Graf ruckblickend 2 Neue Darstellungen und filmische Effekte konnten unter anderem durch technische Neuerungen der Zeit darunter hochempfindliches Filmmaterial und leichtere Kameras erreicht werden 3 Die Filmmusik enthalt unter anderem Stucke von Henry Purcell In einer Szene horen Al und sein Freund Mogul im Radio das Lied Schwarz ist mein Liebster des 1966 bereits mit Auftrittsverbot belegten Wolf Biermann das Eva Maria Hagen singt und Biermann selbst auf der Gitarre begleitet Den Sprung zwischen Entstehung des Films und seiner Veroffentlichung zweieinhalb Jahrzehnte spater verdeutlicht auch die Verwendung des Liedes After the Sunset der Band Die Vision in der Endschnittfassung von 1990 Bei dem von Li und Al im Fernsehen angesehenen Stummfilm handelt es sich um Charles Chaplins The Idle Class Kritik nach der Urauffuhrung 1990 BearbeitenFur Heinz Kersten vom Tagesspiegel war Jahrgang 45 ein sehr lyrischer Film mit poesievollen Alltagsimpressionen aus dem Milieu vom Prenzlauer Berg 4 Der Spiegel stellte 1990 fest dass der erste und einzige Spielfilm des Regisseurs schon die unverwechselbare Handschrift des inzwischen international bekannten Dokumentaristen Jurgen Bottcher verrat und lobte die schonen Schwarzweissbilder des Kameramannes Roland Graf 5 Fur den Berliner Filmspiegel war Jahrgang 45 eine der aufschlussreichsten Erinnerungen an das Leben jener die in den sechziger Jahren jung waren ein prophetisches Dokument das sich nicht nur jene die sich fur die Kunst dieser Zeit interessieren ansehen sollten 6 Der film dienst nannte den Film ungewohnlich sowohl in Kamerafuhrung und Schnitt als auch im freien Spiel der Darsteller ungezwungen alltaglich ohne aufgebauschte bedeutungsuberfrachtete Dialoge Dieser leider einzige Spielfilm Jurgen Bottchers ist sowohl als historischer Beleg einer Entwicklungsphase als auch als formales Experiment interessant wenngleich die undramatische Fabel dem Zuschauer nicht nahegeht und ihn kaum aus der Distanz lockt 7 Literatur BearbeitenEkkehard Knorer Schweigen im Reden Zu Jurgen Bottchers Jahrgang 45 In Ralf Schenk amp Andreas Kotzing Hrsg Verbotene Utopie Die SED die DEFA und das 11 Plenum Schriftenreihe der DEFA Stiftung Bertz Fischer Verlag Berlin 2015 ISBN 978 3 86505 406 7 S 324 238 Weblinks BearbeitenJahrgang 45 in der Internet Movie Database englisch Jahrgang 45 bei filmportal de Matthias Leupold Harry Leupold Buhnen und Szenenbilder 1952 1992 Jahrgang 45 bei der DEFA StiftungEinzelnachweise Bearbeiten Zit nach Ralf Schenk Erika Richter Apropos Film das Jahrbuch der DEFA Stiftung 2001 Das Neue Berlin Berlin 2000 S 22 Ingrid Poss Hrsg Spur der Filme Zeitzeugen uber die DEFA Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2006 S 215 Ingrid Poss Hrsg Spur der Filme Zeitzeugen uber die DEFA Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2006 S 216 Heinz Kersten im Tagesspiegel 18 Februar 1990 f Comeback fur Kaninchen In Der Spiegel Nr 7 1990 S 233 Rolf Richter Scharfsichtige Wachtraume In Filmspiegel Nr 1 1991 Silke Ronneburg Jahrgang 45 In film dienst Nr 25 11 Dezember 1990 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jahrgang 45 amp oldid 236566107