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Das Judische Kinderhaus in Kaunas veraltet russisch und polnisch Kowno ist nach dem Judischen Volksheim in Berlin die zweite Grundung des Arztes und Padagogen Siegfried Lehmann Er grundete die Einrichtung 1921 auf Einladung des Judischen Nationalrats in Litauen um die Fursorge fur judische Kinder und Jugendliche zu verbessern Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Klientel des Kinderhauses 3 Radikale Selbstverwaltung unter der Bedingung produktiver Arbeit 4 Vom eigenen Ich zum Kollektiv 5 Auf dem Weg nach Palastina 6 Hans Lubinski und das Judische Jugend und Lehrheim 7 Quellen 8 Literatur 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie Geschichte des Judischen Kinderhauses ist eng verbunden mit der Person von Hauptartikel Siegfried Lehmannund dessen vorangegangener Arbeit im Hauptartikel Judischen Volksheim in Berlin Nach Beate Lehmann machte Siegfried Lehmann im Judischen Volksheim seine ersten Schritte auf dem Weg der ihn spater wie er es sich gewunscht hatte nach Osteuropa und schliesslich nach Erez Israel fuhren wurde 1 Doch wenn dies auch der gewunschte Weg gewesen sein mag so scheint der Abschied vom Volkshaus auch mit Frustrationen verbunden gewesen zu sein Nach Ende des Krieges erhoffte sich Lehmann auch hinsichtlich des Ausbaus der Volksheimidee ein Vorankommen musste jedoch bald resigniert feststellen dass er in Berlin keine unabhangige judische Gemeinschaft aufbauen konnte 2 So gesehen durfte es fur Lehmann die Chance auf einen Neuanfang gewesen sein als er 1921 vom Judischen Nationalrat Litauens gebeten worden war die Kinderfursorge unter der judischen Bevolkerung zu organisieren 3 Lehmann knupfte in Kaunas erneut an die Ideen der Settlement Bewegung an die ihn schon in Berlin geleitet hatten Er versuchte eine Einrichtung zu schaffen die mehr war als die meist nur bewahrenden Kinderheime Das Kinderhaus verfugte uber eine padagogische eine medizinische und eine soziale Abteilung Die padagogische Abteilung das Kinderheim war fur ca 200 Kinder von den ersten Lebensmonaten bis hin zum Jugendalter eingerichtet Ihm waren Werkstatten und ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb angegliedert ebenso eine Kleiderausgabestelle ein Kinderschutzburo und eine Sauglingsfursorgestelle 4 Die Klientel des Kinderhauses BearbeitenDie ersten von Lehmann und seinen Helferinnen und Helfern betreuten Kinder gehorten zur im Krieg evakuierten judischen Bevolkerung Litauens die nun wieder in ihre Heimat zuruckstromte Doch in den Fokus ruckten schnell verwahrloste Jugendliche Kinder und Jugendliche die Pogromen entronnen waren oder deren Eltern in unsaglichen wirtschaftlichen Notlagen lebten sodass sie sich ohne Eltern und ohne Unterkunft bettelnd und stehelend durchs Leben schlagen mussten 4 Fur Lehmann hatten diese Kinder denen das Kindheitserlebnis der Liebe fremd geblieben ist keine andere Chance als zu Psychopathen zu werden oder als jugendliche Verbrecher Rache an der Gesellschaft fur ihre liebeleere Kindheit zu nehmen 5 Deshalb war es fur ihn nicht verwunderlich dass diese von der Strasse aufgegriffenen Kinder in der ersten Zeit den Erziehern oder sonstigen erwachsenen Personen mit ausgesprochenem Hass gegenuberstanden Waren die Erzieher auch freundlich und anders als die Polizisten oder Portiers der Hauser oder die Angestellten der sozialen Bureaus mit denen die Kinder bisher in unangenehme Beruhrung gekommen waren war gerade hier doppelte Vorsicht geboten denn diese Gute war sicherlich nichts anderes als eine Maske die man im geeigneten Augenblick plotzlich fallen lassen wurde um sie desto sicherer zu fangen 5 Diese Horde verwahrloster Strassenkinder von denen ein Teil schon seit Jahren das Leben von Vagabunden fuhrte sich zu einer Gemeinschaft entwickeln zu lassen die an der Erziehung der jungeren Generation im Kinderhaus fuhrenden Anteil nimmt und es zu einem Zentrum judischer Jugendbewegung in Litauen macht war die Aufgabe der sich Lehmann stellte 5 Radikale Selbstverwaltung unter der Bedingung produktiver Arbeit BearbeitenVor dieser Ausgangslage und diesen Zielen fallt es nicht schwer Parallelen zu Makarenkos Formen der Kollektiverziehung und dessen Ansatzen fur eine Resozialisierung verwahrloster Jugendlicher zu sehen 6 Vielleicht entschiedener als dieser setzte Lehmann aber auf ein Modell der weitgehenden Selbstverwaltung und Selbstverantwortung der Jugendlichen wie es auch in einigen Kinderrepubliken praktiziert wurde 7 In diesem Prozess gelang es den anfanglichen Kampf der Kinder gegen das Kinderhaus und dessen Leitung uber eine zwischenzeitliche Mitbestimmung hin zu einem Modell zu entwickeln in dem wir den Jugendlichen auf allen Gebieten Selbstverwaltung einraumten 8 Die Radikalitat dieses Modells beschrieb Lehmann 1929 da schon in Ben Shemen Wir lehnen ferner die Art der Selbstverwaltung ab wo mit viel Padagogik und Taktik getan wird als ob die Jungen selbstandig handeln wo sie aber hinter den Kulissen wie Marionetten von oben bewegt werden Wir lehnen diese Art ab weil sie nicht ehrlich ist und deswegen auch nicht gut sein kann Weiterhin kommen wir immer mehr zu der Uberzeugung dass Padagogik dort einsetzt wo das Menschliche nicht mehr zureichend ist Padagogik ist eine gute Sache dort wo der Lehrer einige Stunden am Tage die Kinder belehrt Das Fluidum das von einem Menschen zum zweiten hinuberfliesst mit dem er Tag und Nacht zusammen lebt fliesst in diesem Fall nicht und anstelle dieses nicht im Hellen sondern im Unbewussten sich abspielenden Verkehrs muss hier die Absicht erzieherisch zu wirken die Padagogik treten Aber in einer Gemeinschaft wo Erzieher und Kinder tagaus tagein jahraus jahrein zusammen leben wo so viele Gelegenheiten sind einander nackt zu sehen wirkt das ganze Sein der Menschen sein Wesen viel weniger die padagogische Bemuhung und Taktik 9 Eine entscheidende Rolle in diesem Prozess hin zu einer echten Selbstverwaltung des Kinderhauses durch seine Bewohner spielte die gemeinsame Arbeit fur den Erhalt der Einrichtung im handwerklichen landwirtschaftlichen und auch im padagogischen Bereich 6 Anfangs handelte es sich dabei um einfache Aufgaben wie die Ausgabe der Wasche oder der Nahrungsmittel Da Lehmann aber an die sozialen Krafte der Jugend glaubte gab er ihnen nach und nach die Moglichkeit an allen Prozessen und Arbeiten des Kinderhauses teilzuhaben So ubernahmen sie schrittweise immer verantwortungsvollere Dienste wie im Bereich der Sauglingsfursorgestelle oder der Ambulanz Die produktive Arbeit entwickelte sich zum obersten ethischen Gebot und bildete die Richtschnur der Erziehung in Kaunas 10 So wie Selbstverwaltung in Kaunas mehr war als nur ein padagogisches Konzept bedeutete Arbeit hier anderes und mehr als die Herstellung des Starenkastens bei Georg Kerschensteiner anderes und mehr als der reformpadagogische Versuch die herkommliche Buchschule durch Einfuhrung handwerklicher Tatigkeiten zu einer Arbeitsschule zu machen In der Kinderrepublik ist Arbeit eine der wesentlichen Grundlagen des Gemeinschaftslebens ein Feld kollektiver Planung Organisation und Rechenschaftslegung 11 Welche besonderen Anforderungen das Kinderhaus an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellte lasst sich aus einer Bemerkung Lehmanns erahnen Wir hatten es stets vermieden mit Gewalt etwas innerhalb kurzer Zeit zu erreichen was in doppelt ja sogar dreifach so langer Zeit von den Jugendlichen selbst erfahren und verwirklicht werden konnte Die Anwendung dieses Prinzips erforderte allerdings von allen Erwachsenen die in Verbindung mit dem Kinderhaus standen ein besonderes Mass von Geduld 12 Vom eigenen Ich zum Kollektiv BearbeitenAls eine bedeutsame Entwicklung bezeichnete Lehmann den Schritt von der Uberwindung des eigenen Ich hin zum Kollektiv Ausfuhrlich beschreibt er diesen mit vielen Irrungen und Wirrungen verbundenen Prozess der das Kinderhaus vor schwierige Herausforderungen stellte Es begann damit dass sich die Jugendlichen aus dem Kinderhaus in der Jugendgruppe der Arbeiterpartei organisierten Es galt jetzt nicht mehr die materiellen Errungenschaften der eigenen beschrankten Gruppe zu sichern sondern die der gesamten arbeitenden Menschheit 13 Lehmann beschreibt diesen Prozess vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Jugendlichen die ihre eigene erlebte soziale Ausgrenzung nur durch einen brennenden Hass gegen alles kompensieren konnten was mit burgerlicher Gesellschaft zu tun hatte Dass dabei auch die burgerlichen Erzieher im Kinderhaus in die Schusslinie gerieten verschweigt er nicht aber der Kampf gegen alles Uberkommene hatte fur die Jugendlichen grossere Dimensionen Religion war in ihren Augen Sache der Bourgeoisie und damit abzulehnen Gleiches galt fur den Zionismus Zionismus und kapitalistische Gesellschaftsordnung war fur die aus den untersten Volksschichten kommende Jungen vollstandig eins und deshalb erschien kein Mittel zu schlecht um mit dieser sogenannten Methode der judischen Bourgeoisie die judische Arbeiterklasse in Sklaverei zu halten endlich abzurechnen 14 Doch Lehmann vertraute darauf dass die Jugendlichen im Parteileben nicht die Erfullung finden wurden nach der sie suchten sie fanden in der Partei nicht das wonach jede Jugend mit besonderer Sehnsucht verlangte eine Gemeinschaft 15 In dem Masse wie dies den Jugendlichen bewusst wurde fuhrte das zu einer Krise des Gemeinschaftslebens innerhalb des Kinderhauses aus der heraus sich aber Keime neuer Gruppenbildung entwickelten 16 Diese Keime entfalteten sich um ein leerstehendes Hauschen herum das einige Jugendliche entdeckt hatten und dessen Instandsetzung und Ausstattung in eigener Regie sie durchsetzten Nach wochenlanger Arbeit waren auch die Mobel von den Jugendlichen selbst fertiggestellt und der Tag der Einweihung war gekommen Eine Gruppe von Mitgliedern fugte sich hier zu einer Gemeinschaft zusammen nachdem die Auswahl wer zu einem solchen Gemeinschaftsleben fahig sei mehrere Wochen in Anspruch genommen hatte Jeder fuhlte dass sich jetzt eine neue Periode in der Entwicklung des Kinderhauses vorbereite Man begann jetzt zum ersten Male langsam die Schonheit eines Zusammenlebens zu spuren das nicht seinen Sinn durch gemeinsamen Kampf und gemeinsamen Hass bekam sondern in der warmen Beziehung von Mensch zu Mensch im jugendlichen Eros begrundet war 16 Doch dieser jugendliche Eros erwies sich nicht als dauerhafter Bindungsfaktor die auf ihn gegrundete Gruppenbildung mit der der burgerlichen Jugendbewegung entlehnten immanenten Tendenz zur Ausschaltung der Realitat fuhrte zu einer weiteren Krise innerhalb der Gemeinschaft die erst dann eine positive Wendung erfahren konnte als die Form der Gemeinschaft einen Inhalt bekam wo eine gemeinsame in der Realitat fest verwurzelte Idee sich mit dem jugendlichen Eros verbinden konnte 17 Im Kinderhaus waren es zwei Grundideen die das Fundament fur eine weiterfuhrende Entwicklung bildeten Ein Teil der Jugendlichen vorwiegend jene die sich zuvor stark fur eine Parteiarbeit interessiert hatten wandten sich immer mehr dem Ideal der Volksarbeit im Golus zu und strebten Berufe wie Volksschullehrer Mitarbeiter an Arbeiterbildungsanstalten oder Schwestern an 17 Ein anfangs kleiner Teil der Jugendlichen wandte sich Palastina zu und engagierte sich bei den Hashomer Hatzair und in der Hechaluz Bewegung Deren Berufsideal war es Bauer oder Handwerker in Palastina zu werden Als Lehmann 1926 uber diese Entwicklung schrieb konnte er davon ausgehen dass beide Gruppierungen zusammen etwa 70 bis 80 Jugendliche zu stabilen Gemeinschaftsformen gefunden hatten Es scheint als ob die Jugend hier nach langen Irrwegen die Form des Zusammenlebens gefunden hatte die das Maximum der Krafte freimacht welche durch Gemeinschaft erweckt werden konnen und gleichzeitig das Minimum an Unterdruckung der Individualitat zugunsten der Gemeinschaft erfordert Fuhrerschaft und Jugend haben sich im Laufe der Jahre im Kinderhaus zu einer engen Lebensgemeinschaft zusammengeschlossen und auf dieser Einheit beruht das Gelingen des grossen Projektes vor dessen Verwirklichung das Kownoer Kinderhaus heute steht 18 Dieses grosse Projekt sollte fur einen Teil der Jugendlichen die Ubersiedelung nach Palastina werden Sie werden fur diese Aufgabe vorbereitet die Keimzelle fur ein Kinder und Jugenddorf bilden in welchem spater mehrere hundert der Besten unter der judischen Waisenjugend aus allen Landern des Galuth Aufnahme finden werden Vielleicht wird dieses Dorf einmal uber den Rahmen einer Waisensiedelung hinauswachsend die padagogische Provinz des judischen Volkes werden ein Kraftzentrum fur ein sich erneuerndes Volk wie Goethe es dem deutschen Volk im Wilhelm Meister beschrieben hat 19 Auf dem Weg nach Palastina BearbeitenAls Lehmann seine Einschatzungen uber das Kinderhaus schrieb war die Entscheidung fur Palastina langst gefallen Eine Verhaftungswelle von Lehrern in Kovno im Jahre 1925 vereitelte den Plan einer dramatischen Gruppe die durch offentliche Auffuhrungen die Alijah finanzieren sollte und machte gleichzeitig deutlich dass eine Zukunft nur mehr in Palastina zu denken war 20 Hinzu kam die materielle Not mit der die Kinder konfrontiert waren und in der sie leben mussten In dieser Situation traf 1925 auf der Ruckreise von einer Weltreise Wilfrid Israel zu einem Zwischenstopp vor seiner Heimreise nach Berlin in Kaunas ein Er war mit Lehmann seit den Anfangen des Judischen Volksheims befreundet und unterstutzte Lehmanns Plane fur eine Ubersiedlung nach Palastina Gleich nach seiner Ankunft in Berlin uberredete Israel seinen Vater dem Judischen Nationalfonds eine betrachtliche Summe als Beitrag zum Bau eines Jugenddorfes in Palastina zu uberweisen Die Ubersiedlung des Kinderheims in Kaunas wurde von der judischen Waisenhilfe in Berlin finanziert die das Heim schon vorher gefordert hatte und nun das neue Kinderdorf in Ben Shemen in Palastina unterstutzte Israel wurde zum Vorsitzenden der Waisenhilfe und damit auch zum Paten des Jugenddorfes Naomi Shepherd Wilfrid Israel S 72 73 Die Judische Waisenhilfe E V Gesellschaft zur Forderung der Erziehung judischer Waisenkinder zur produktiven Arbeit wurde 1926 gegrundet ihr Vereinszweck lautete Unterhalt die aus dem Kaunaser Kinderheim hervorgegangene von Herrn Dr Siegfried Lehmann gegrundete und geleitete Waisenkolonie Ben Schemen 21 Vorsitzende dieses Vereins war Elsa Einstein die Frau von Albert Einstein dem Prasidium gehorten unter anderem Martin Buber und Max Brod und Lola Hahn Warburg 22 an im Zentralkomitee sassen Eugen Caspary 23 Mary Warburg Hermann Wronker und Margarete Tietz Ende 1926 brach dann Siegfried Lehmann mit einer ersten Gruppe von Jugendlichen nach Palastina auf Sie legten fur vier Wochen einen Zwischenstopp in Berlin im Kinderheim Ahawah ein da sie noch auf die Einreisezertifikate warten mussten 24 Anfang 1927 brachten Siegried Lehmann und seine zweite Frau die Arztin Rivkah Rebecca Klivanski 1959 die erste Gruppe nach Palastina im Juli 1927 folgte die Zweite unter der Leitung von Akiva Yishai Akiba Vanchotzker und dessen Frau Chaja Radin Vermutlich war ihre erste Anlaufstelle noch nicht Ben Shemen wie Lehmann 1926 noch vor der Abreise schrieb In nachster Zeit wird eine altere Kinderhausgruppe nach Palastina hinubergehen um dort im Emek Israel den Boden fur eine Kinder und Jugendsiedelung vorzubereiten jungere Gruppen zusammen mit ihren Fuhrern werden folgen Sie werden die Keimzelle fur ein Kinder und Jugenddorf bilden 25 Bei dieser Keimzelle fur das spatere Kinder und Jugenddorf Ben Shemen im Emek Israel der Jesreelebene im heutigen israelischen Nordbezirk durfte es sich um das Kinderdorf in Giwath Hamoreh gehandelt haben uber das dessen Grunder und Leiter Sch S Pugatschow im Anschluss an Lehmanns Artikel Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft in der Zeitschrift Der Jude berichtete 26 Warum Lehmann nicht direkt nach Ben Shemen ging ist nicht bekannt aber seine Vision von der Keimzelle wurde Wirklichkeit In Ben Shemen entstand allmahlich ein Kinder und Jugenddorf das zur angesehensten Einrichtung dieser Art in Israel werden sollte 27 Hans Lubinski und das Judische Jugend und Lehrheim BearbeitenDas Kinderhaus in Kaunas wurde 1930 aufgegeben 28 Sein letzter Leiter und Lehmanns Nachfolger war der Kinderarzt Hans Lubinski 1900 in Berlin 1965 in Israel 29 der danach das Judische Jugend und Lehrheim in Wolzig leitete 30 Wie sehr der 1926 in Freiburg promovierte Lubinski 31 von den Idealen des Kinderhauses gepragt war verdeutlicht Sharon Gillerman Die Direktoren der Kommission fur gefahrdete Jugendliche haben Herrn Dr Hans Lubinski den ehemaligen Direktor des Kinderhauses Kovno angestellt um diesen neuen Weg in der Erziehung gefahrdeter Jugendlicher mit Hilfe der neuen judischen Erziehungsanstalt in Wolzig am Rande Berlins einzuleiten Als Wolzigs erster Direktor fuhrte Lubinski neue Richtlinien ein die Bestrafungen abschafften fur das alte System typische lastige Einschrankungen beseitigten und stattdessen den Jugendlichen mehr Bewegungsfreiheit gewahrten Er war sich des Einflusses der Jugendbewegung bewusst Erziehung der Jugend durch die Jugend und betonte die Erziehung zu Verantwortung und Autonomie zusammen mit einem neuen Akzent auf Jugendgemeinschaft Darin reflektierten sich seine Erfahrungen im Kinderhaus Kovno und der inzwischen weit verbreitete Einfluss der Jugendbewegung Er liess sogar die Tore des Hauses dauerhaft unverschlossen sehr zum Entsetzen der Wolziger Einwohner Lubinski distanzierte sich von den alten Erziehungsmethoden als den falschen Mittel zur Rehabilitation Jenseits der fortschrittlichen padagogischen Veranderungen die in Wolzig vollzogen wurden ist dieser Orientierungswechsel am deutlichsten in Lubinskis Ansatz uber Verwahrlosung zu sehen 32 Ahnlich wie in Kaunas musste aber auch Lubinski anfangs mit grossen Schwierigkeiten kampfen Die neuen Prinzipien forderten viel von beiden Seiten Zoglingen und Erziehern und es dauerte einige Zeit bis das System funktionierte Hans Lubinski gab spater offen zu dass er am Anfang zu optimistisch war und nach zwei Monaten gab er die Idee der totalen Selbstverwaltung auf Er erkannte dass es notwendig war sich schrittweise anzupassen denn sonst wurden sich die Jugendlichen und jungen Manner durch die neuen Aufgaben und Pflichten uberfordert fuhlen Nach einigen Anpassungen funktionierte das System angemessen 1931 wurde berichtet dass die Entscheidungsfindung die Zuweisung von Arbeit beinhaltete und sogar Details des Speiseplanung 33 Hans Lubinski erhielt im Marz 1939 eine Zulassung als Arzt in Nahalal Uber seine weitere Tatigkeit in Palastina und spater in Israel ist nichts bekannt 34 Quellen BearbeitenSiegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft aus dem Leben des Judischen Kinderhauses in Kowno in Der Jude Jg 9 1925 1927 H 2 1926 Sonderheft Erziehung S 22 36 Der Text steht online zur Verfugung uber die Sammlungen der Universitatsbibliothek der Universitat Frankfurt am MainLiteratur BearbeitenBeate Lehmann Siegfried Lehmann und das Judische Volksheim im Berliner Scheunenviertel in Sabine Hering Harald Lordick Gerd Stecklina Hg Judische Jugendbewegung und soziale Praxis Fachhochschulverlag Frankfurt am Main 2017 ISBN 978 3 943787 77 1 S 103 122 Sabine Haustein Anja Waller Judische Settlements in Europa Ansatze einer transnationalen sozial geschlechter und ideenhistorischen Forschung Medaon www medaon de Heft 4 2009 Dieter Oelschlagel Die judische Settlementbewegung Eine Spurensuche in Soziale Arbeit Zeitschrift fur soziale und sozialverwandte Gebiete 61 Jahrgang Teil 1 Heft 1 2012 S 2 11 Teil 2 Heft 2 2012 S 42 50 Dieter Oelschlagel Die Idee der produktiven Arbeit Siegried Lehmann 1892 1958 in Sabine Hering Hg Judische Wohlfahrt im Spiegel von Biographien Fachhochschulverlag Frankfurt am Main 2006 ISBN 978 3 936065 80 0 S 256 267 Wolf von Wolzogen Dieser Geist von Ben Shemen hat mich sehr der judischen Kultur nahegebracht Das Kinder und Jugenddorf Ben Shemen zwischen Berlin und Lod Eine Skizze in Monika Lehmann Hermann Schnorbach Hg Aufklarung als Lernprozess Festschrift fur Hildegard Feidel Mertz dipa Verlag Frankfurt am Main 1992 ISBN 3 7638 0186 3 S 256 274 Ludwig Liegle Kinderrepubliken Dokumentation und Deutung einer modernen Erziehungsform in Zeitschrift fur Padagogik Jg 35 1989 Heft 3 S 399 416 Naomi Shepherd Wilfrid Israel Siedler Verlag Berlin 1985 ISBN 3 88680 149 7 Einzelnachweise Bearbeiten Beate Lehmann Siegfried Lehmann und das Judische Volksheim im Berliner Scheunenviertel S 120 Sabine Haustein Anja Waller Judische Settlements in Europa S 11 Dieter Oelschlagel Die Idee der produktiven Arbeit S 263 a b Dieter Oelschlagel Die Idee der produktiven Arbeit S 263 a b c Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 24 a b Dieter Oelschlagel Die Idee der produktiven Arbeit S 264 Sie hierzu Johannes Martin Kamp Kinderrepubliken Geschichte Praxis und Theorie radikaler Selbstregierung in Kinder und Jugendheimen Leske Budrich Opladen 1995 ISBN 3 8100 1357 9 hier online abrufbar Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 25 Siegfried Lehmann Das Kinder und Jugenddorf Ben Shemen 1929 S 109 Sophie Buchholz Hans Herbert Hammerstein Yisrael Shiloni Eine padagogische Biographie Magisterarbeit Berlin 2008 S 22 Ludwig Liegle Kinderrepubliken S 403 Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 28 Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 28 Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 31 Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 32 a b Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 33 a b Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 34 Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 35 36 Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 35 36 Wolf von Wolzogen Dieser Geist von Ben Shemen hat mich sehr der judischen Kultur nahegebracht S 259 Judisches Jahrbuch fur Gross Berlin 1931 S 113 114 Siehe Warburg Unternehmerfamilie Encyclopedia com CASPARY EUGEN 1863 1931 German social welfare pioneer Hanni Ullmann zitiert nach Dieter Oelschlagel Die Idee der produktiven Arbeit S 265 Siegfried Lehmann Von der Strassenhorde zur Gemeinschaft S 36 Sch S Pugatschow Das Kinderdorf im Emek Jesreel in Der Jude Jg 9 1925 1927 H 2 1926 Sonderheft Erziehung S 36 50 Der Text steht online zur Verfugung uber die Sammlungen der Universitatsbibliothek der Universitat Frankfurt am Main Dieter Oelschlagel Die Idee der produktiven Arbeit S 265 Wolf von Wolzogen Dieser Geist von Ben Shemen hat mich sehr der judischen Kultur nahegebracht S 273 Anmerkung 14 Werner Roder Herbert A Strauss Hg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11420 6 S 461 Claudia Prestel Jugend in Not Fursorgeerziehung in deutsch judischer Gesellschaft 1901 1933 Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 2003 ISBN 3 205 77050 1 S 315 Deutsche Digitale Bibliothek Doktordiplome der Medizinischen Fakultat Freiburg Sharon Gillerman Germans into Jews Remaking the Jewish Social Body in the Weimarer Republic Stanford University Press Stanford California 2009 ISBN 978 0 8047 5711 9 S 133 The directors of the Commission on Endangered Youth hired Dr Hans Lubinski erstwhile director of Kinderhaus Kovno to light the way for this new path in correctional education by means of the new Jewish correctional education facility at Wolzig on the outskirts of Berlin As Wolzig s first director Lubinski introduced new policies that eliminated punishment removed burdensome restrictions that were typical of the old regime and instead granted boys greater freedom of movement He acknowledged the influence of the youth movement education of youth by youth and education for responsibility and autonomy along with a new emphasis on a youth community This reflected his experience at Kinderhaus Kovno and the now ubiquitous imprint of the youth movement He even left the gates of the home permanently unlocked much to the dismay of Wolzig s villagers Lubinski disavowed the old educational methodologies as having been the wrong means of rehabilitation But even beyond the progressive pedagogical changes that were enacted at Wolzig this change in orientation can be seen most compellingly in Lubinski s approach to Verwahrlosung Claudia Prestel Youth in Need Correctional Education and Family Breakdown in German Jewish Families in Michael Brenner and Derek J Penslar Ed In Search of Jewish Community Jewish Identities in Germany and Austria 1918 1933 Indiana University Press Bloomington and Indianapolis 1998 ISBN 0 253 33427 6 S 209 The new principles demanded much from both inmates and educators and it took some time for the system to work Hans Lubinski later admitted frankly that in the beginning he was too optimistic and after two months he gave up the idea of total self administration He realized there was a need for gradual adaptation since otherwise the adolescents and young men would feel overburdened by the new responsibilities and duties After some adjustment the system worked adequately by 1931 it was reported that decisionmaking included allocation of work and even details of the menu The Palestine Gazette 6 April 1939 S 349 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judisches Kinderhaus amp oldid 237018379