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Ipiirvik auch Ebierbing bzw Eberbing 1 Joe Ebierbing oder Eskimo Joe ca 1836 in Qimmiqsut Nunavut nach 1880 war ein eskimoischer Jager und Dolmetscher der an funf US amerikanischen und einer britischen Arktisexpedition teilnahm Er erlangte in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts einen grossen Bekanntheitsgrad und gehorte mit seiner Frau Tookoolito zu den am weitesten gereisten Inuit seiner Zeit Ipiirvik ca 1873 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Reise nach England 1 2 Expeditionen mit Charles Francis Hall 1 3 Spate Jahre 2 Ehrungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Reise nach England Bearbeiten nbsp Tookoolito Hall und Ipiirvik nbsp Ipiirvik in einer Ausstellung in den 1870ernIpiirvik wurde um 1836 auf Qimmiqsut Nimigen Island geboren einer Insel im Cumberland Sound vor der Kuste von Baffin Island Unter den Walfangern die den Cumberland Sound regelmassig besuchten war er als Joe bekannt Als der englische Weinhandler und Schiffseigner John Bowlby der den Bau einer Walfangstation plante 2 ihn 1853 kennenlernte war er bereits mit der zwei Jahre jungeren Tookoolito Hannah verheiratet Bowlby war beeindruckt von den jungen Leuten und lud sie ein ihn gemeinsam mit einem Kind namens Akulukjuk nach England zu begleiten Dort brachte er sie in der Familie seines Schiffsarztes William Gedney in Hull unter Das Ratsel um das Verschwinden der Franklin Expedition hatte in der britischen Offentlichkeit zu einem lebhaften Interesse fur die Arktis gesorgt Mindestens 20 britische Expeditionen waren aufgebrochen um das Schicksal Franklins aufzuklaren Bowlby nutzte dieses Interesse indem er die Inuit bei verschiedenen Gelegenheiten in Hull und London ausstellte Es war Mitte des 19 Jahrhunderts durchaus ublich Angehorige indigener Volker offentlich zur Schau zu stellen Der nur 1 55 m grosse Ipiirvik wird als intelligenter ruhiger Mann beschrieben und als ein genauer Beobachter all dessen was passiert 3 Am 3 Februar 1854 wurden die drei Inuit in Windsor Castle von Konigin Viktoria und Prinz Albert empfangen Robert Bowser der Schatzmeister der Hull Zoological Gardens an den die Inuit gerade vermietet waren erhielt fur seine Vermittlung die nicht geringe Summe von 25 Pfund 4 Tookoolito und Ipiirvik blieb das Schicksal vieler freiwillig oder zwangsweise nach Europa gebrachter Inuit erspart die oft innerhalb kurzer Zeit an Infektionskrankheiten starben Nach zwei Jahren in England in denen sie sich Kenntnisse der englischen Sprache angeeignet hatten wurden sie zum Christentum bekehrt in ihre Heimat zuruckgebracht Hier nahm Ipiirvik sein Leben als Jager wieder auf Sporadisch arbeitete er fur Walfanger 5 Expeditionen mit Charles Francis Hall Bearbeiten Ipiirviks Leben anderte sich grundlegend als er Charles Francis Hall kennenlernte Der Herausgeber einer kleinen Zeitung in Cincinnati kam 1860 mit Kapitan Sidney Budington 1823 1888 auf dessen Walfangschiff George Henry an den Cumberland Sound Hall hatte Elisha Kent Kanes Buch uber die Expedition mit der Advance gelesen begeisterte sich fur die Arktis und hoffte Franklins Schicksal aufklaren zu konnen Hall engagierte Ipiirvik und Tookoolito als Fuhrer und Ubersetzer Bis zu Halls Tod im Jahre 1871 blieben sie eng mit ihm verbunden Die meisten seiner spateren Erfolge verdankte Hall ihrer Freundschaft 6 Er verliess sich in der Arktis auf die Techniken der Inuit ohne den Versuch diese zu erlernen und zum Beispiel selbst ein Hundegespann zu lenken 7 Mit Hilfe der Inuit deren Legenden historische Ereignisse erstaunlich genau beschrieben gelang es ihm den Ort wiederzufinden an dem Martin Frobisher im 16 Jahrhundert Gold gefunden zu haben glaubte Begleitet von Ipiirvik Tookoolito und ihrem Sohn Tarralikitaq kehrte Hall 1862 in die Vereinigten Staaten zuruck Wie schon in England wurden die Inuit offentlich zur Schau gestellt In Barnum s American Museum waren sie taglich sieben Stunden lang zu sehen von 7 bis 10 Uhr von 14 bis 16 Uhr und noch einmal abends von 19 bis 22 Uhr Der Eintritt kostete 25 Cent 8 Ihr Auftritt wahrend seiner Vortrage half Hall Geld fur seine nachste Expedition zu verdienen Die Strapazen und das ungewohnte Klima besonders aber ihre unzureichende Immunitat gegen zahlreiche ausserhalb der Arktis grassierende Infektionskrankheiten setzten den drei Inuit schwer zu Budington der ihre Ausbeutung durch Hall ablehnte wollte sie aus Sorge um ihre Gesundheit auf seiner nachsten Fahrt zuruck in den Norden bringen was zum Streit mit Hall fuhrte 9 Tarralikitaq starb am 28 Februar 1863 in New York und wurde in Groton Connecticut unweit des Grundstucks der Familie Budington beerdigt 8 Ein Jahr spater begleiteten Ipiirvik und Tookoolito Hall bei seiner erneuten Suche nach Spuren der Franklin Expedition Sie dauerte funf Jahre und fuhrte von der nordwestlichen Hudson Bay zur Insel King William Island Hall fand einige Skelette und Graber von Mitgliedern der Franklin Expedition und konnte bei den dortigen Inuit einen Loffel mit Franklins Initialen eintauschen Mit Ipiirviks und Tookoolitos Hilfe interviewte er die ansassigen Inuit und schrieb ihre Berichte nieder Ipiirvik wurde erneut Vater denn Tookoolito bekam ein weiteres Kind einen Jungen der aber bald starb 1868 adoptierten sie in Iglulik die zweijahrige Isigaittuq die in Halls Schreibweise Punna hiess von Panik dem Inuktitut Wort fur Tochter und spater in den USA auch unter dem Namen Sylvia Grinnell Ebierbing bekannt war Nach ihrer Ruckkehr in die Vereinigten Staaten liessen Ipiirvik und Tookoolito sich 1869 in der Nahe von Groton nieder wo sie fur 300 US Dollar ein geraumiges zweistockiges Haus kauften Wahrend Ipiirvik als Zimmermann arbeitete nahte Tookoolito Kleidung und stellte Souvenirs her die sie vor Ort verkaufte 10 Aber bereits 1871 nahmen sie an Halls nachster Expedition teil die auf dem Schoner Polaris zum Nordpol fuhren sollte und einen tragischen Verlauf nahm Bei der Ruckkehr von einer strapaziosen Schlittentour brach Hall zusammen und nahm an vergiftet worden zu sein Niemand ausser Tookoolito durfte sich ihm noch nahern Nach einigen Tagen starb Hall Wahrend eines Sturms im Herbst 1872 wurde ein Teil der Mannschaft vom Schiff getrennt und trieb monatelang auf einer kleiner werdenden Eisscholle nach Suden Nur der Erfahrung und dem Erfindungsgeist der Inuit neben Ipiirvik Tookoolito und ihrer Adoptivtochter war auch der Gronlander Hans Hendrik mit seiner Familie auf der Scholle war es zu verdanken dass keiner der 19 Menschen ums Leben kam 11 Der Hunger war aber allgegenwartig 10 Schliesslich wurden sie vom Robbenfanger Tigress gerettet und in St John s auf Neufundland abgesetzt wo die Inuit als Helden empfangen wurden Wie die anderen Expeditionsteilnehmer wurde Ipiirvik nach Washington gebracht und zu den mysteriosen Umstanden befragt unter denen Hall gestorben war 1873 nahm Ipiirvik an Bord der Tigress an der Rettungsexpedition fur die ubrigen Mitglieder der Polaris Expedition teil 12 Spate Jahre Bearbeiten Zuruck in Groton nahmen Ipiirvik und Tookoolito wieder ihre vorherigen Tatigkeiten auf Panik besuchte die Schule blieb aber von den Strapazen der Eisdrift gezeichnet Anfang 1875 erkrankte sie an einer Lungenentzundung Sie starb am 18 Marz 1875 Ipiirvik wurde von Allen Young 1827 1915 angeheuert und reiste wieder nach London um auf der Pandora die Nordwestpassage zu durchfahren Der Versuch scheiterte und im Herbst 1875 war Ipiirvik wieder in Groton Der US amerikanische Journalist Januarius MacGahan der ein Buch uber die Reise schrieb widmete Ipiirvik ein ganzes Kapitel Er bezeichnet ihn darin als einen der interessantesten und angenehmsten Charaktere die er je getroffen habe 13 Eine hervorragende Personlichkeit unter der Bemannung im Ganzen sind es 32 Seelen ist ein civilisirter Eskimo unter dem Namen Eskimo Joe den amerikanischen und englischen Nordpolfahrern wohlbekannt Von ihm erzahlt man sich allerlei merkwurdige Geschichten Er soll einmal auf Treibeis eine unfreiwillige Reise von mehr als 1400 englischen Meilen gemacht haben Bei der Expedition des Polaris fungirte er als Dolmetscher und zur Uebernahme der gleichen Pflichten haben die Ausruster der Pandora Expedition sich ihn aus Amerika verschrieben Bericht in der Grazer Zeitung vom 29 Juni 1875 14 Am 31 Dezember 1876 starb Tookoolito im Alter von 38 Jahren und wurde in Groton auf dem Starr Cemetery begraben Ipiirvik schloss sich 1878 der Expedition Frederick Schwatkas nach King William Island an Schwatka bediente sich der Techniken der Inuit und legte enorme Strecken mit Hundeschlitten zuruck Zwar fand er nicht die erhofften Schriftstucke aber zahlreiche Gegenstande der Franklin Expedition sowie Graber einiger Teilnehmer Mit Ipiirviks Hilfe konnte er eine grosse Menge mundlicher Zeugnisse der einheimischen Inuit uber die Franklin Expedition sammeln Ipiirvik fand unter den Inuit eine neue Frau die in Schwatkas Schreibweise Nupshark 15 in der William H Gilders Neepshark 16 hiess und kehrte nicht in die USA zuruck Ehrungen BearbeitenIpiirvik und Tookoolito wurden 1981 von der kanadischen Regierung fur ihre Hilfe bei der Erforschung der Arktis zu Personen von nationaler historischer Bedeutung erklart 17 Vor dem Museum von Iqaluit erinnert ein Gedenkstein an sie Zwei geographische Objekte sind nach Ipiirvik benannt Ebierbing Bay eine Bucht der Davisstrasse an der Sudostspitze Baffin Islands und die zu Gronland gehorende Insel Joe O im Kennedy Kanal 18 Literatur BearbeitenChauncey Loomis Ebierbing ca 1837 ca 1881 In Arctic Band 39 Nr 2 1986 S 109 194 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Reliquien von Franklin In Die Presse 27 Juni 1878 S 9 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung apr Judith Charles The Penny Papers Imagining Margaret Penny PDF 425 kB Master Thesis Athabasca University Athabasca Alberta 2006 S 24 englisch Richard Cull A Description of Three Esquimaux from Kinnooksook Hogarth Sound Cumberland Strait In Journal of the Ethnological Society of London Band 4 1856 S 215 225 englisch Kenn Harper Tookoolito and Ebierbing visit the Queen In Nunatsiaq News am 10 Juli 2020 abgerufen am 31 Mai 2021 englisch Kenn Harper Ebierbing Hannah Tookoolito and Joe In Mark Nuttall Hrsg Encyclopedia of the Arctic Band 1 Routledge New York und London 2003 ISBN 1 57958 436 5 S 520 522 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche William James Mills Exploring Polar Frontiers A Historical Encyclopedia Band 1 ABC CLIO 2003 ISBN 1 57607 422 6 S 283 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Fergus Fleming Neunzig Grad Nord Der Traum vom Pol Piper 2004 ISBN 3 492 24205 7 S 123 a b Kenn Harper The Short Life and Sad Death of Tarralikitaq In Nunatsiaq News am 29 Februar 2008 abgerufen am 19 Marz 2021 englisch Kenn Harper Rezension von Sheila Nickersons Buch Midnight to the North abgerufen am 19 Marz 2021 englisch a b Kenn Harper March 18 1875 The death of a daughter In Nunatsiaq News am 17 Marz 2006 abgerufen am 19 Marz 2021 englisch Jean Malaurie Mythos Nordpol 200 Jahre Expeditionsgeschichte National Geographic Deutschland 2003 ISBN 3 936559 20 1 S 150 C H Davis Narrative of the North Polar Expedition U S Ship Polaris Captain Charles Francis Hall Commanding Government Printing Office Washington 1876 S 584 englisch J A MacGahan Under the Northern Lights The Cruise of the Pandora Sampson Low Marston Searle and Rivington London 1876 S 137 ff englisch Englische Nordpol Expedition In Gratzer Zeitung Der Aufmerksame Steyermarkische Intelligenzblatter Steyermarkisches Intelligenzblatt Steyermarkisches Amtsblatt Stiria ein Blatt des Nutzlichen und Schonen Gratzer Zeitung Steiermarkisches Amtsblatt 29 Juni 1875 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung gra Frederick Schwatka The Search for Franklin Nelson amp Sons Edinburgh New York 1882 S 24 englisch William H Glider Schwatkas Search Sledging in the Arctic in Quest of the Franklin Records Charles Scribner s Sons New York 1881 S 58 englisch Ipirvik and Taqulittuq Ebierbing and Tookoolito National Historic Person Designations of National Historic Signifigance Parks Canada abgerufen am 19 Marz 2021 englisch Kenn Harper Hannah and Joe on the Map In Nunatsiaq News am 27 Juni 2008 abgerufen am 19 Marz 2021 englisch Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 26 Juni 2021 PersonendatenNAME IpiirvikALTERNATIVNAMEN Ebierbing Joe Ebierbing Eskimo JoeKURZBESCHREIBUNG eskimoischer Jager und DolmetscherGEBURTSDATUM um 1836GEBURTSORT Qimmiqsut Nunavut KanadaSTERBEDATUM nach 1880 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ipiirvik amp oldid 213397342