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Die Internationale Konferenz von Rom fur die soziale Verteidigung gegen Anarchisten war eine Konferenz gegen den Anarchismus Die Konferenz wurde vom 24 November bis 21 Dezember 1898 auf italienische Initiative im Nachgang des Attentats auf Kaiserin Elisabeth auf der Promenade des Genfer Sees durch Luigi Lucheni am 10 September abgehalten 54 Delegierte kamen aus 21 Staaten zusammen Die unterzeichnenden Lander der geheimen Abschlusserklarung 1 stimmten zu jeweils spezielle Organisationen zur Uberwachung Verdachtiger des Anarchismus einzurichten der als gewaltsames Mittel zur Zerstorung der Organisiertheit der Gesellschaft definiert wurde Die vertretenen Lander entschieden einstimmig der Anarchismus sei nicht als politische Doktrin und Taten sich auf ihn beziehender Personen als kriminell zu werten Die anderen Vereinbarungen schlossen das Verabschieden von Gesetzen der teilnehmenden Lander ein die Verbote von illegalem Besitz und illegaler Nutzung von Sprengstoffen Mitgliedschaft in anarchistischen Organisationen Verbreitung anarchistischer Propaganda und Unterstutzung von Anarchisten zum Inhalt haben sollten Die Teilnehmer kamen weiter uberein dass die Berichterstattung der Presse uber anarchistische Aktivitaten eingeschrankt werden und fur die Ermordung von Staatsoberhauptern grundsatzlich die Todesstrafe gelten solle 2 Das Abkommen bestand nur auf dem Papier und wurde von den Unterzeichnern nach Gutdunken beachtet Durch das nachlassende Aufkommen terroristischer Aktivitaten seitens anarchistischer Einzeltater wegen der vermehrten Kritik am Konzept der Propaganda der Tat durch den organisierten Anarchismus hatte das Protokoll keine grosse Wirkung Allerdings wird der Konferenz Bedeutung als Ausgangspunkt einer 25 Jahre dauernden Kampagne und fur zunehmend engere Polizeizusammenarbeit zugeschrieben 3 Die Behorden nutzten die Gelegenheit ein internationales System zum Austausch von Informationen und Nachrichten zwischen den nationalen Polizeibehorden einzurichten Die Methode des portrait parle von Alphonse Bertillon wurde eingefuhrt die eine Identifizierung von Verdachtigen anhand durch Zahlen ausgedruckter Kopf und Korpermasse ermoglichen und dem ein Foto und eine Beschreibung der Vorlieben beigefugt werden sollte 1904 drei Jahre nach der Ermordung William McKinleys durch Leon Czolgosz wurde auf Betreiben Russlands bei einer Folgekonferenz in St Petersburg das Geheimabkommen fur internationalen Krieg gegen Anarchismus von zehn europaischen Staaten unterzeichnet 4 Sie verpflichteten sich zur Einrichtung einer Zentralpolizeistelle zur Sammlung von Nachrichten uber die Anarchisten und ihr Treiben Eine weitere Regelung betraf die Ausweisung von Anarchisten in ihre Herkunftslander auf kurzestem Weg und direkter Ubergabe an die dortigen Behorden Mit der Schweiz und England fehlten die wichtigsten Exillander der Anarchisten und Frankreich nahm ebenfalls nicht teil so dass das Abkommen keine direkten Auswirkungen hatte Durch die resultierende verbesserte Zusammenarbeit zwischen den nationalen Polizeibehorden lassen sich direkte Verbindungen zur 1923 eingerichteten Interpol ziehen 3 Literatur BearbeitenRichard Bach Jensen The International Anti Anarchist Conference of 1898 and the Origins of Interpol In Journal of Contemporary History Band 16 Nr 2 April 1981 S 323 347 doi 10 1177 00220094810160020 JSTOR 260577 englisch Weblinks BearbeitenMathieu Deflem History of International Police Cooperation In Richard A Wright J Mitchell Miller Hrsg The Encyclopedia of Criminology Routledge New York 2005 englisch archive org Einzelnachweise Bearbeiten Das Geheimabkommen ist dokumentiert in Leo Stern Hrsg Die Auswirkungen der Ersten Russischen Revolution von 1905 1907 in Deutschland Verlag Rutten amp Loening Berlin 1955 Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Band 2 1 S 19 21 Rik Coolsaet Von Kropotkin zu Bin Laden In Le Monde diplomatique 10 September 2004 abgerufen am 15 September 2023 a b Richard Bach Jensen The International Anti Anarchist Conference of 1898 and the Origins of Interpol In Journal of Contemporary History Band 16 Nr 2 April 1981 S 323 347 doi 10 1177 00220094810160020 JSTOR 260577 englisch Zitat Wahrend sich die Regierungen schwer taten auf legislativer Ebene zu einheitlichen Auslieferungsregelungen zu gelangen zeigten sich die Polizeibehorden kooperationswilliger und vereinbarten auf einer internationalen Konferenz zur Bekampfung des Anarchismus die auf italienische Initiative hin Ende 1898 in Rom stattfand einen Nachrichtenaustausch Die Verhandlungen mundeten in ein Geheimabkommen das 1904 in St Petersburg von zehn europaischen Staaten ratifiziert wurde und weitergehende Kooperationsschritte vorsah Vgl hierzu Autor Ullrich Brockling Grenzganger Jenseits der Grenzen ist diesseits der Herrschaft In Schwarzer Faden Nr 74 Februar 2002 Kurzfassung Und Eva Horn Stefan Kaufmann Ulrich Brockling Hrsg Grenzverletzer Kadmos Verlag Berlin 2002 ISBN 3 931659 37 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Internationale Konferenz von Rom fur die soziale Verteidigung gegen Anarchisten amp oldid 237362908