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Holzfraulein sind in der Regel weibliche dem Menschen gut gesinnte Geister aus der Sagenwelt Frankens Andere Namen fur sie sind Holz oder Buschweiblein Waldweibchen oder fraulein selten auch Moosfraulein oder weiblein Ihr Vorkommen ist auf Teile von Oberfranken des Egerlandes der Oberpfalz und des Vogtlandes beschrankt Der Volkskundler und Mythologe Wilhelm Mannhardt hat 1875 die weite Verbreitung der Holzfraulein Sagen vom Bayerischen Wald bis in den Harz dargelegt 1 Die Holzfraulein stehen im Zusammenhang mit der Wilden Jagd und insbesondere zu den Holzhetzern Anm 1 von denen sie gejagt werden und vor denen sie sich hin und wieder in Hauser fluchten und so unfreiwillig zu Hausgeistern werden 2 Ihre aussere Erscheinung ist dem Menschen ahnlich aber sie sind viel kleiner worin sie den Zwergen gleichen zu denen der Volkskundler Franz Xaver Schonwerth sie auch rechnete allerdings sei ihr Element die Luft 3 Sie leben in Familien konnen Kinder bekommen und sind sterblich Ihre Kleidung ist meist einfach haufig weiss selten schwarz in der Regel aus Leinen Gelegentlich sind sie ganz in Kleider aus selbst gesponnenem Moos Baumbart gekleidet Haufig allerdings sind sie haarig und unbekleidet Ihr normaler Aufenthaltsort ist der tiefe Wald wo sie Unterstande und Moosbetten meist unter Baumwurzeln oder in hohlen Baumen besitzen Wenn sie den Wald verlassen haben und sich dem Menschen anschliessen dann verrichten sie Arbeiten im Haus und im Stall fur ihn Daruber hinaus konnen sie zukunftige Ereignisse vorhersehen oder erweisen sich als heilkundig 4 Sie gelten ausserdem als Glucksbringer dessen Vertreibung meist auch das Gluck vertreibt Als Belohnung erhalten sie von den Menschen bestimmte Speisen die von Ort zu Ort variierten Dazu gehorten beispielsweise etwas Mehl und Wasser das vor dem Backen in den Ofen geschuttet wurde der erste Krapfen vom Backen das erste Stuck Brot nach dem Anschneiden Haufig findet sich auch die Vorstellung dass am Aussenrand von Schusseln und Tellern befindliche Speisereste fur die Holzfraulein bestimmt seien Auch durften bestimmte Nahrungsmittel wie Klosse Krapfen oder Brotlaibe bei der Zubereitung nicht gezahlt werden um so dem Holzfraulein die Moglichkeit zu geben sich welche davon zu nehmen Ihr Verhaltnis zu christlichen Symbolen ist ambivalent Zwar halten sie beispielsweise in Wondreb die Menschen an vor dem Essen das Kreuzzeichen zu machen Anm 2 ernahren sich aber ihrerseits wie man in Barnau glaubte von den Brotlaiben uber denen beim Backen kein Kreuz geschlagen wurde In der Regel scheinen die Holzfraulein sich gerne bei den Menschen aufzuhalten und die Arbeit zu verrichten In einzelnen Fallen kommt es daher vor dass sie von ihren Familien aus dringenden Grunden in den Wald zuruckgerufen werden und dann die menschlichen Behausungen verlassen Gelegentlich werden sie jedoch auch unbeabsichtigt durch die Menschen vertrieben Eines der haufigsten Mittel hierzu ist das Schenken von neuer Kleidung oder Schuhen ein weiteres das unbeabsichtigte Zahlen von Nahrungsmitteln Das Vertreiben uber neue Kleidung wird entweder als Auslohnung und somit Beendigung des Dienstverhaltnisses interpretiert oder als Verzogerung des Erlosungszeitraumes da die Holzfraulein als Arme Seelen gedeutet werden die so lange dienen mussen bis ihre Kleidung zerfallen ist Anm 3 Ebenfalls vertreibt Fluchen Schimpfen und liederliches Reden die Holzfraulein Auch verlassen sie die Menschen welche ihnen Streiche spielen oder sie verspotten Fur die Holzfraulein die nicht im Haus sondern im Wald lebten wurde in der Regel bei der Ernte ein Flachs oder ein Getreidebundel auf dem Feld zuruckgelassen 5 Dieser Brauch unterstutzte die Deutung der Holzfraulein als im Volksglauben noch vorhandene Uberreste des Glaubens an eine vorchristliche Vegetationsgottin Anm 4 Bei Franz Xaver Schonwerth wird das Holzfraulein in Anlehnung an die Mythendeutung Jacob Grimms den Wanen zugeordnet 6 eine Einordnung die in der heutigen Ethnologie als uberholt gilt 7 Inhaltsverzeichnis 1 Einzelnachweise 2 Anmerkungen 3 Literatur 4 Siehe auchEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Mannhardt Wald und Feldkulte Band 1 Gebruder Borntraeger Berlin 1875 S 73 f 1 abgerufen am 8 Januar 2021 Fentsch 1863 S 237 Linhardt 1995 S 376 Linhardt 1995 S 391 Panzer 1855 S 160 Linhardt 1995 S 378 f Kinfardt 1995 S 379 Anmerkungen Bearbeiten Einen wesentlichen Bestandteil der Wilden Jagd bilden in der Oberpfalz die Holzhetzer Sie haben ihren Namen von der Hetzjagd welche sie auf die armen Holzfraulein anstellen Fentsch 1863 S 237 Zwei Holzfraulein bei einem Bauer gaben den Rat beim Essen uber alle Speisen das Kreuz zu machen dass der Bose nichts nehmen konne und den Loffel nicht mehr verkehrt auf den Tisch zu legen um das Mitessen der bosen Geister zu verhindern Linhardt 1995 S 392 Beim Anblick der neuen Kleidung weinten sie herzzerreissend und sagten dass sie jetzt erlost gewesen waren nun aber mussten sie nochmals so lange leiden und immer wenn ihnen neue Kleider geschenkt wurden ginge ihr Leiden von neuem an Aus dem Nachlass von Franz Schonwerth zitiert bei Linhardt 1995 S 398 So rechnet der Mythenforscher Wilhelm Mannhardt die Holzfraulein zu den Korndamonen also den durch die Christianisierung verdrangten Vegetationsgottheiten Literatur BearbeitenEduard Fentsch Die Sagen der Oberpfalz In Wilhelm Heinrich Riehl Hrsg Bavaria Landes und Volkskunde des Konigreichs Bayern bearbeitet von einem Kreise bayrischer Gelehrter 2 Band Oberpfalz und Regensburg Cotta Munchen 1863 Sagen zum Holzfraulein S 237 240 Dagmar Linhart Hausgeister in Franken Zur Phanomenologie Uberlieferungsgeschichte und gelehrten Deutung bestimmter hilfreicher oder schadlicher Sagengestalten Roll Dettelbach 1995 ISBN 3927522910 Wilhelm Mannhardt Die Korndamonen Beitrag zur germanischen Sittenkunde Berlin 1868 Digitalisat Friedrich Panzer Betrag zur deutschen Mythologie Band 2 Christian Kaiser Munchen 1855 Kapitel 19 Holzfraulein S 160 163 Franz Xaver von Schonwerth Aus der Oberpfalz Sitten und Sagen 3 Teile Augsburg 1857 1859 Volksausgabe Augsburg 1869Siehe auch BearbeitenListe von Fabelwesen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Holzfraulein amp oldid 235696548