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Die private Hochschule fur Frauen zu Leipzig wurde im Jahr 1911 eroffnet Sie war der erste Akademisierungsversuch fur klassische Frauenberufe im Deutschen Reich Im Jahr 1917 wurde der Frauenhochschule in Leipzig die staatliche Anerkennung durch das Sachsische Ministerium fur Kultur und offentlichen Unterricht ausgesprochen Bedingt durch die Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre liess sich die Hochschule die nach wie vor von privaten Zuwendungen lebte nicht mehr finanzieren Sie existierte als Sozialpadagogisches Frauenseminar eine berufsbildende Einrichtung weiter und ging in den Besitz der Stadt Leipzig uber Die Hochschule fur Frauen um 1920 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausrichtung in Theorie und Praxis 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenAm 29 Oktober 1911 eroffnete die Hochschule fur Frauen zu Leipzig in der Konigstrasse 20 seit 1947 Goldschmidtstrasse ihre Pforten Die judische Frauenrechtlerin und Sozialpadagogin Henriette Goldschmidt hatte sich dafur eingesetzt die Ausbildung der bis dato bekannten klassischen Frauenberufe wie beispielsweise den der Kindergartnerin der Fursorgerin der Krankenpflegerin auf ein akademisches Niveau anzuheben und dies an einer eigens dafur eingerichteten Frauenhochschule geschehen zu lassen Henriette Goldschmidt favorisierte diese frauenspezifische Hochschulform und sah sie als wichtige Erweiterung des regularen Hochschulbetriebes an der ihrer Meinung nach den Bedurfnissen von Frauen noch zu wenig Rechnung trug Durch die erhebliche finanzielle Zuwendung des Leipziger Musikverlegers Henri Hinrichsen ging dieser Wunsch Henriette Goldschmidts in Erfullung Zum Kuratorium der Hochschule dem Naturwissenschaftler Mediziner studierende Frauen und Auslanderinnen fur die spezifischen Belange auslandischer Studierender angehorten zahlte unter anderem der Padagoge Eduard Spranger 1 der an der Hochschule zudem eine Lehrtatigkeit ausubte und die padagogische Konzeption massgeblich zu verantworten hatte Auch Ricarda Huch und Wilhelm Wundt gehorten zeitweilig dem Kuratorium an Die Studiengebuhren fur ein Studienjahr betrugen 1000 Reichsmark Voraussetzung fur das Studium waren eine jeweils grundstandige Ausbildung sowie mehrere Jahre Berufserfahrung in diesem Beruf Das Studium an der Hochschule fur Frauen zu Leipzig erfullte somit die Funktion der akademisch ausgerichteten Weiterbildung wahrend die grundstandige Berufsausbildung nach wie vor nicht akademisch angelegt war Die Dauer eines Studiums betrug vier Semester Ab dem Wintersemester 1916 wurden fur die Krankenpflege zwei Fortbildungskurse angeboten Es gab einen Kurs A fur sozialhygienische Tatigkeiten und einen Kurs B fur die angehenden Schwestern Oberin Eine Hochschule fur Pflegeoberinnen war bereits 1903 in Munchen durch Clementine von Wallmenich vom Roten Kreuz gegrundet worden Ausrichtung in Theorie und Praxis BearbeitenDie Hochschule offerierte ein Spektrum an naturwissenschaftlichen medizinischen sozial und geisteswissenschaftlichen sowie wirtschaftswissenschaftlichen Veranstaltungen Wahrend fur Kindergartnerinnen und Fursorgerinnen die sozialwissenschaftlichen Facher im Vordergrund standen erfuhren die Naturwissenschaften fur die akademische Bildung der Krankenschwestern eine ungewohnt starke Betonung Es wurde ein Laboratorium fur Naturwissenschaft eingerichtet um Unterweisung in Bakteriologie Mikroskopie und Kuchenchemie zu ermoglichen und Experimente durchfuhren zu konnen Den Lehrveranstaltungen in Anatomie und Physiologie war eine naturwissenschaftliche Propadeutik vorgeschaltet Fur die Krankenschwestern wurde Padagogik und Psychologie lediglich fakultativ angeboten Hingegen gehorten wirtschaftswissenschaftliche Veranstaltungen zum festen Repertoire derjenigen Krankenpflegerinnen die den nunmehr akademischen Titel der Schwester Oberin erwerben wollten Lehrveranstaltungen in Krankheitslehre wurden hingegen nicht angeboten Die stark naturwissenschaftliche Ausrichtung war zum Teil auf die noch nicht erfolgte Ausdifferenzierung der Krankenpflege in das heute bekannte Spektrum der nichtarztlichen Gesundheitsberufe zuruckzufuhren hangt aber auch damit zusammen dass die Abkehr der Pflegeberufe von Medizin und Naturwissenschaften erst in den 1970er Jahren erfolgte Agnes Karll die Begrunderin der Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands gehorte zu den Lehrkraften der Frauenhochschule obwohl sie uber keinen akademischen Titel verfugte Agnes Karll hielt unter anderem freitags und sonnabends jeweils von 19 30 Uhr bis 21 Uhr Vorlesungen zur Geschichte der Krankenpflege 2 3 Sie nutzte fur diese Lehrveranstaltung das vierbandige Werk A History of Nursing der US amerikanischen Pflegehistorikerinnen Mary Adelaide Nutting und Lavinia Dock dessen erste drei Bande sie ins Deutsche ubersetzte 4 Der Allgemeine Deutsche Frauenverein ADF mit seinem Vorstandsmitglied Henriette Goldschmidt war Ideengeberin fur Agnes Karll und die Begrundung der Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands sowie der Sauglings und Wohlfahrtspflegerinnen B O K D Die Leipziger Frauenhochschule brachte etliche prominente Personlichkeiten hervor so z B die Oberinnen Helene Blunck ab 1933 Vorsitzende der B O K D Lisbeth Wullenweber von 1925 bis 1945 Oberin des Diakonieseminars und der Schwesternschaft im Stadtischen Krankenhaus Magdeburg Altstadt und Amalie Rau Oberin der Stadtischen Schwesternschaft im Krankenhaus Dresden Johannstadt heute Universitatsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und Fuhrerin der Reichsfachschaft Deutscher Schwestern und Pflegerinnen zu Beginn der NS Zeit Auch Margarete Lungershausen die Begrunderin der Krankenpflegehochschule Agnes Karll in Offenbach durchlief die Leipziger Frauenhochschule und sorgte dafur dass die Ideen Henriette Goldschmidts und Agnes Karlls zur Akademisierung von Frauenberufen weiterhin verfolgt wurden Von den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen des Ersten Weltkriegs sowie den Problemen der Weimarer Republik blieb allerdings auch die Hochschule fur Frauen in Leipzig nicht verschont Der hohe Anspruch konnte nicht aufrechterhalten werden 5 Literatur BearbeitenSchwester Hanna Bruckmann Das Unwandelbare und das Wandelbare in der Krankenpflege In Deutsche Schwestern Zeitung Zeitschrift fur die Kranken und Kinderkrankenpflege Hauptschriftleitung Oberin Lisa Schleiermacher W Kohlhammer Stuttgart 11 Jg Heft 8 08 1958 zu Eduard Spranger S 293 295 Ruth Elster Der Agnes Karll Verband und sein Einfluss auf die Entwicklung der Krankenpflege in Deutschland Ein Beitrag zur Geschichte der Pflegeberufe und eines Berufsverbandes Mabuse Verlag Frankfurt am Main 2000 S 21 24 Horst Peter Wolff Jutta Wolff Krankenpflege Einfuhrung in das Studium ihrer Geschichte Mabuse Verlag Frankfurt am Main 2008 S 200 2004 Christine Auer Geschichte der Pflegeberufe als Fach die Curricular Entwicklung in der pflegerischen Aus und Weiterbildung Inaug Diss am Institut fur Geschichte der Medizin Universitat Heidelberg Betreuer Wolfgang U Eckart Eigenverlag 2008 S 147 151 Susanne Schotz Der Allgemeine Deutsche Frauenverein im Ringen um die Offnung der Universitaten fur Frauen In Johanna Ludwig Gerlinde Kammerer Susanne Schotz Weibliche Lebensentwurfe im Werk von Louise Otto Peters Louise Otto Peters Gesellschaft 2011 S 103 119 Gudrun Maierhof Hochschule fur Frauen In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 3 He Lu Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02503 6 S 81 84 Siehe auch BearbeitenHochschule fur das weibliche GeschlechtEinzelnachweise Bearbeiten Eduard Spranger Die Idee einer Hochschule fur Frauen und die Frauenbewegung Durr Leipzig 1916 Wolff Horst Peter Hrsg Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte Who was who in nursing history Band 2 Urban amp Fischer Munchen u Jena 2001 hier Biographie Henriette Goldschmidt geb Benas verfasst von H P Wolff Karin Wittneben Zur Situation der Weiterbildung von Pflegekraften zu Pflegelehrkraften In Karin Wittneben und Maria Mischo Kelling Pflegebildung und Pflegetheorien Munchen Wien Baltimore 1 Auflage 1995 S 257 258 Agnes Karll Ubersetzerin Mary Adelaide Nutting und Lavinia Dock Geschichte der Krankenpflege D Reimer Berlin 1910 1913 Band I 1910 Digitalisat Band II 1911 Digitalisat Band III 1913 Digitalisat Christoph Schweikardt Die Entwicklung der Krankenpflege zur staatlich anerkannten Tatigkeit im 19 und fruhen 20 Jahrhundert Das Zusammenwirken von Modernisierungsbestrebungen arztlicher Dominanz konfessioneller Selbstbehauptung und Vorgaben preussischer Regierungspolitik Martin Meidenbauer Verlag Munchen 2008 S 161 163 S 275 ISBN 978 3 89975 132 1 Online Ressource RUB Memento des Originals vom 27 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www brs ub ruhr uni bochum deWeblinks BearbeitenWebseite der Henriette Goldschmidt Schule Leipzig51 33586 12 38496 Koordinaten 51 20 9 1 N 12 23 5 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochschule fur Frauen zu Leipzig amp oldid 239621357