www.wikidata.de-de.nina.az
Hieronymus David Gaub auch Gaubius Gaube und David Hieronymus Gaub 24 Februar 1705 in Heidelberg 29 November 1780 in Leiden war ein deutscher Mediziner Stadtarzt in Deventer und Chemiker sowie Professor der Medizin und der Pathologie in Leiden Hieronymus David Gaub Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGaub stammte aus einer wohlhabenden protestantischen Familie Sein Vater war der Hutmacher und Alteste Kirchenvorsteher Johann Christoph Gaub und seine Mutter hiess Anna Katharina verwitwete Nagel Er hatte seine erste Ausbildung auf der katholischen Jesuitenschule seiner Heimatstadt erhalten Aus religiosen Grunden wunschte der Vater dass Hieronymus David seine Ausbildung in Halle Saale bei August Hermann Francke an dessen Waisenhausschule fortsetzen sollte Die strenge Erziehung in Halle weckte bei Gaub alles andere als ein Interesse daran seine intellektuellen Geistesanlagen weiterzuentwickeln So beurteilte Franke spater dem Vater gegenuber er ware nur zum Kaufmann zu gebrauchen und besitze keine Talente eine akademische Laufbahn zu verfolgen Daher entschied sich sein Vater ihn nach Amsterdam zu schicken wo der Onkel von Hieronymus David Johannes Gaub als Stadtarzt wirkte Von diesem wurde in dem jungen Gaub ein Interesse an den medizinischen Wissenschaften geweckt Mit Einwilligung des Vaters begann er ein Studium der medizinischen Wissenschaften an der Universitat Harderwijk Hier hatte er sich am 1 Juni 1722 immatrikulieren lassen hatte die dortigen Vorlesungen besucht und besonders jene von Bartholomaeus de Moor 1649 1724 Ein Jahr spater wechselte er an die Universitat Leiden wo sich das damalige europaische Zentrum der Medizin etablierte Seine Lehrer wurden der grosse Herman Boerhaave Hermannus Oosterdijk Schacht Bernhard Siegfried Albinus und David van Royen Durch seinen Eifer erwarb er sich die Achtung seiner Lehrer und wurde liebster Schuler des Boerhaave Unter Boerhaave promovierte er am 24 August 1725 zum Doktor der Medizin mit der Abhandlung Dissertatio qua idea generalis solidarum corporis humani partium exhibetur Diese Abhandlung in welcher er gegen den Animismus und die prastabilierte Harmonie des Georg Ernst Stahl polemisierte sollte spater im Druck erscheinen Nach seiner Promotion ging er fur ein Jahr nach Paris wo er seine klinischen Studien fortsetzte Nach kurzem Aufenthalt in Strassburg und Heidelberg kehrte er nach Holland zuruck Er liess sich auf Rat seines Onkels in Deventer nieder wo er 1726 zum Stadtphysikus ernannt wurde Der Ausbruch einer morderischen Epidemie 1727 in Amsterdam veranlasste die Behorden Gaub dorthin zu berufen Hier fand er die Gelegenheit seine praktischen und wissenschaftlichen Moglichkeiten zu zeigen und konnte so das in ihn gesetzte Vertrauen bestens rechtfertigen Sein Einsatz in Amsterdam hatte 1730 eine Berufung als Nachfolger Boerhaaves als Professor der Chemie Lector chemiae in Leiden zur Folge Jenes Amt trat er am 21 Mai 1731 mit der Rede Oratio qua ostenditur Chemiam artibus academicis jure esse an Am 20 September 1734 wurde er zudem Professor der medizinischen Pathologie und ubernahm damit Boerhaaves Lehrstuhl fur Medizin Seit 1764 unterrichtete er nicht mehr in Chemie Er blieb jedoch Direktor des chemischen Laboratoriums auch nachdem Gualtherus van Doeveren als Professor nach Leiden gekommen war 1760 war er Leibarzt des Prinzen Wilhelm V von Oranien geworden Sein Ruf war so gross dass die russische Zarin Elisabeth vergeblich versuchte ihn als Leibarzt zu gewinnen Zudem beteiligte er sich auch den organisatorischen Aufgaben der Leidener Hochschule und war in den Jahren 1746 47 1762 63 1774 75 Rektor der Alma Mater Bei der Niederlegung dieser Amter hielt er die ersten beiden Male eine Rede De regimine mentis quod medicorum est veroffentlicht 1764 und das letzte Mal am 9 Februar 1775 De admirandis divinae providentiae documentis in condenda tuenda et amplificanda Academia Lugduno Batava Am 20 Mai 1775 wurde er aus Altersgrunden von den Kuratoren der Leidener Hochschule aus seiner Professur emeritiert Seit 1754 war er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg Wirken BearbeitenGaub als Schuler Boerhaaves war mit umfassenden chemischen physikalischen und medizinischen Kenntnissen ausgebildet So konnte er sich von den Einseitigkeiten der animistischen chemischen und physikalischen Lehren seiner Zeit verhaltnismassig befreien und bewahrte sich so ein moglichst unabhangiges und eigenes Urteil Er war einer der ersten der die Lehre von der Irritabilitat des Albrecht von Haller fur die Deutung physiologisch pathologischer Vorgange verwendet hat So erklarte er die physiologischen und pathologischen Vorgange animistisch nach dem chemischen Wissen seiner Zeit auf den Grundlagen der damaligen Kenntnisse der Mathematik und Physik Er akzeptierte Stahls Anima Lehre zum Vitalismus 1 akzeptierte die aus moderner Sicht unklar und verschwommen erscheint und zu keiner Einheit in ihren grundsatzlichen Ausfuhrungen fuhrt Seine Vorlesungen uber Chemie und Medizin wurden zu seiner Zeit sehr geschatzt Mit seinen Studenten fuhrte er in seinem Labor eine Reihe von Untersuchungen durch wie eine Vielzahl akademischer Dissertationen beweist So z B untersuchte er das Wasser der Nordsee entlang der Kuste beschaftigte sich mit der Fluchtigkeit atherischer Ole entdeckte so das Menthol im Pfefferminzol und untersuchte die medizinische Verwendung von Zinkoxid Er setzte Chlor bei der Bekampfung der Pest ein und verwendete dieses bei der Reinigung pestverseuchter Zimmer und Hauser Zudem hatte er sich auch mit dem Studium niederer Tiere beschaftigt wie seine Ubersetzung Johannes Swammerdams Bijbel der Natuur of Historie der Insecten frei deutsch ubersetzt Bibel der Natur und Geschichte der Insekten zeigt und zu einer Insektensammlung fuhrte die nach seinem Tod verkauft wurde Sein Hauptwerk sind die Institutiones pathologiae medicinalis die als massgebliches Lehrbuch der Pathologie 2 zwischen 1758 und 1784 elf Mal neue Auflagen auch in franzosischer und deutscher Sprache erlebten Schriften BearbeitenDissertatio inauguralis de solidis humani corporis partibus Leiden 1725 De vana vitae longae a chemicis promissa exspectatione Leiden 1734 Libellus De Methodo Concinnandi Formulas Medicamentorum Lugduni Batavorum Apud Conradum Wishoff 1739 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Libellus de methodo concinnandi formulas medicamentorum Leiden 1739 1752 1785 Paris 1749 Institutiones pathologiae medicinalis Leiden 1758 Leipzig 1759 Leiden 1763 8o Venet 1766 Leiden 1776 1781 Wien 1781 Nurnberg 1787 Paris 1770 in franzosisch Zurich 1781 in Deutsch Berlin 1784 St Petersburg 1792 auf Russisch Gaubs Hauptwerk De Regimine Mentis quod est Medicorum Leiden 1764 Adversariorum varii argumenti J Luchtmans Leiden 1771 Digitalisat Oratio panegyrica in auspicium seculi tertii Academiae Lugduno Batavae 1775 Leiden 1775 in die hollandische Sprache ubersetzt von P van den Bosch Leiden 1775 Opuscula academica omnia Leiden 1787 Bijbel der Natuur of Historie der Insecten Leiden 1737 hollandische Ubersetzung von Johannes Swammerdam Literatur BearbeitenAugust Hirsch Biographisches Lexikon der Hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Volker Band 2 Urban amp Schwarzenberg Wien Leipzig 1885 S 505 Carl Ferdinand Grafe Encyclopadisches Worterbuch der medicinischen Wissenschaften Verlag Veit amp Comp Berlin 1835 S 463 online Werner Leibbrand Gaub Hieronymus David In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 92 f Digitalisat August Hirsch Gaub Hieronymus David In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 8 Duncker amp Humblot Leipzig 1878 S 416 418 Matthijs Siegenbeek Geschiedenis der Leidsche hoogeschool van hare oprigting in den Jahre 1575 tot het Jaar 1825 Band 2 Verlag J Luchtmans Leiden 1832 S 191 193 online niederlandisch Jorissen Gaubius Hieronymus David In Petrus Johannes Blok Philipp Christiaan Molhuysen Nieuw Nederlands Biografisch Woordenboek Band 3 NNBW Instituut voor Nederlandse Geschiedenis ING A W Sijthoff Leiden 1914 Sp 431 432 niederlandisch Abraham Jacob van der Aa Biographisch woordenboek der Nederlanden bevattende levensbeschrijvingen van zoodanige personen die zich op eenigerlei wijze in ons vaderland hebben vermaard gemaakt Band 7 Verlag J J Van Brederode Haarlem 1862 S 47 ff online niederlandisch Doris Schwarzmann Schafhauser Gaub Hieronymus In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 461 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hieronymus David Gaub Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zu und akademischer Stammbaum von Hieronymus David Gaubius bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten Vgl auch Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 27 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 28 Normdaten Person GND 119025426 lobid OGND AKS LCCN n86863557 VIAF 32074997 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gaub Hieronymus DavidALTERNATIVNAMEN Gaubius Hieronymus David Gaube Hieronymus DavidKURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner und ChemikerGEBURTSDATUM 24 Februar 1705GEBURTSORT HeidelbergSTERBEDATUM 29 November 1780STERBEORT Leiden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hieronymus David Gaub amp oldid 236799440