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Hermann Weil 18 September 1868 in Steinsfurt 3 Oktober 1927 in Frankfurt am Main war ein deutsch argentinischer Unternehmer Um 1910 galt er als bedeutendster Getreidehandler der Welt 1 Er war Mazen seines Heimatortes Steinsfurt sowie der Universitat Frankfurt und ist als Stifter des Instituts fur Sozialforschung bekannt Hermann Weil Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr war das zehnte von 13 Kindern seiner Eltern Josef Weil 1823 1887 und Fanny geb Gotter Die Familie besass in Steinsfurt eine Viehhandlung Nach dem Besuch der Realschule in Sinsheim absolvierte er ab 1883 in Mannheim dem damaligen Zentrum des europaischen Getreidehandels eine Kaufmannslehre bei dem Getreidegrosshandler Isidor Weismann Rasch avancierte er zum Prokuristen und war in Weismanns Auftrag auch im Ausland tatig unter anderem in der Schweiz auf dem Balkan und in Antwerpen 2 Seine alteren Bruder Leopold und Gustav waren bereits seit langerem in die USA ausgewandert Hermann folgte ihnen 1898 mit seinen Brudern Samuel und Ferdinand Diese drei Bruder wandten sich bald darauf nach Argentinien und liessen sich in Buenos Aires nieder Hermann Weil arbeitete dort zunachst weiter fur Isidor Weismann und grundete 1895 fur diesen eine Filiale in Buenos Aires 1896 heiratete er Rosa Weismann eine Tochter seines Chefs Zwei Kinder stammten aus dieser Ehe Felix Jose Weil 1898 1975 und Anita Alicia 1901 1951 3 Mit den Brudern Samuel und Ferdinand grundete er 1898 in Argentinien das eigene Getreide Grosshandelsunternehmen Weil Hermanos amp Cia dessen Mehrheitseigner er war Das Unternehmen expandierte rasch auf dem sich gerade erst entwickelnden argentinischen Getreidemarkt ausserdem machte man sich die Kontakte nach Mannheim einem der damaligen globalen Getreidehandelszentren zunutze Im Jahr 1900 hatte das Unternehmen 3000 Mitarbeiter an Niederlassungen in allen fur den Getreidehandel wichtigen Orten Die Firma hatte auch Filialen in allen bedeutenden europaischen Handelsmetropolen Unter eigener Flagge fuhren bis zu 60 Schiffe auf allen Meeren 4 nbsp Die ehemalige Villa von Hermann Weil in der Zeppelinallee 77 in Frankfurt Bockenheim1907 kehrte Weil aus gesundheitlichen Grunden nach Deutschland zuruck Gemeinsam mit seinem Bruder Ferdinand und seiner Frau liess er sich in Frankfurt am Main nieder wahrend Bruder Samuel die Geschafte in Argentinien weiterfuhrte Weil liess in der Zeppelinallee 77 eine prachtige Villa errichten und leitete von hier aus das Unternehmen in Rotterdam und seine europaischen Filialen 5 Am 16 April 1912 starb seine Ehefrau Rosa an Krebs Er zog sich mehr und mehr vom Geschaft zuruck und widmete sich dafur mehr dem politischen Geschehen Im Ersten Weltkrieg stellte er 1915 seine Villa als Lazarett zur Verfugung und fungierte als Ratgeber der deutschen Wirtschaft Er wurde sogar Berichterstatter fur Wilhelm II und tauschte sich mit ihm uber die Folgen einer U Boot Blockade Englands aus Weils Vorstellungen vom Erfolg einer solchen Blockade hielten der Wirklichkeit jedoch nicht stand Weil er ausserdem in seiner politischen Argumentation die Falklandinseln als Teil Argentiniens betrachtete wurde nach dem Krieg ein Teil seines Vermogens in England beschlagnahmt 6 Nach dem Ersten Weltkrieg widmete er sich dem Wiederaufbau seiner Unternehmen und weitete diese auf Grundstucksgeschafte und den Fleischhandel aus Insbesondere in Argentinien war Weil auch nach dem Ersten Weltkrieg geschaftlich noch ausserst erfolgreich Da er auch die argentinische Staatsburgerschaft besass musste sein in England beschlagnahmtes Vermogen wieder freigegeben werden Weil war uber die politische Entwicklung in Deutschland besorgt und druckte seinen Ekel uber den aufkeimenden Antisemitismus und die Morde an Rathenau und Erzberger in einem Brief an den Frankfurter Oberburgermeister vom Februar 1923 deutlich aus Gleichermassen sah er dass das deutsche Volk bedruckt vertrieben und ausgeraubt wie die Juden wurde 7 und verstarkte seine bereits seit den Vorjahren getatigten finanziellen Zuwendungen fur humanitare Aufgaben Insgesamt spendete er rund 120 Millionen Mark an verschiedene soziale Einrichtungen wie Kriegskruppelfursorgen Blindenanstalten Waisenhauser und andere Jahrelang unterstutzte er die Frankfurter Universitat und grundete das sozialwissenschaftliche Institut fur Sozialforschung das anfangs unter dem Namen Hermann Weil Stiftung fungierte Dort hatte sich auch sein Sohn Felix Weil engagiert Weil pflegte stets Beziehungen zu seinem Elternhaus und zu seinen Verwandten Wenn es ihm moglich war kam er in sein Elternhaus nach Steinsfurt wo sein Bruder Adolf lebte Bereits um 1900 hatte er in Argentinien mit seinen Brudern Ferdinand und Samuel Vereinbarungen uber die Versorgung der Verwandten in Deutschland getroffen Fur seine Mutter richtete er den Josef Weil Witwe Fonds ein der der Unterstutzung armer Einwohner in Steinsfurt diente Jenny Weil die Frau seines Bruders Adolf fuhrte diesen Fonds nach dem Tod der Mutter 1914 fort Der Fonds kam im Ersten Weltkrieg insbesondere Kriegerfrauen und Witwen zugute 1923 24 stiftete er den Bau einer Kochschule in seinem Geburtsort Steinsfurt Einen Monat vor seinem Tod war er zuletzt in Steinsfurt 8 Er wollte an der traditionellen Begrabnisstatte der Steinsfurter Juden auf dem Judischen Friedhof in Waibstadt beigesetzt werden der ostlich der Stadt auf dem Muhlberg liegt Da der judische Ritus jedoch verbietet Urnen auf Friedhofen beizusetzen liess er 1924 unmittelbar neben dem judischen Friedhof das Weil Mausoleum errichten fur seine Urne die seiner Frau und die seiner Pflegerin Steffi Krauth Das Mausoleum ist ein achteckiger Kuppelbau mit Marmorboden und einer Mosaikdecke mit Zugang uber eine vorgelagerte Treppenanlage und durch einen Ehrenhof Am 10 November 1938 wurde das Mausoleum bei den sogenannten Novemberpogromen geschandet und schwer beschadigt Die drei Urnen blieben bis heute verschollen Das Mausoleum verfiel jahrelang bis es von 1980 bis 1983 von der Stadt Waibstadt dem Forstamt Sinsheim und dem Tragerverein des Naturparks Neckartal Odenwald saniert wurde Seit 2006 gedenken Schuler der Waibstadter Realschule und des Neckarbischofsheimer Gymnasiums der Zerstorung des Denkmals und erinnern auf dem Gelande des Mausoleums am Muhlberg an die Judenverfolgung in Deutschland 2011 2012 wurde das Mausoleum erneut umfangreich saniert und restauriert Weils Villa in Frankfurt am Main baute der Deutsche Fussballbund zu seiner Zentrale um spater zog dort eine Werbeagentur ein Ehrungen BearbeitenIn Waibstadt ist eine Strasse nach Hermann Weil benannt in Steinsfurt erinnern am Elternhaus und an der Kochschule Gedenktafeln an ihn Die Universitat Frankfurt verlieh Hermann Weil die Ehrendoktorwurde 9 nbsp Weil Elternhaus in Steinsfurt nbsp Von Weil gestiftete Kochschule in Steinsfurt nbsp Die unter Denkmalschutz stehende Villa Weil in Frankfurt am Main source source source source source source source Weil Mausoleum in WaibstadtLiteratur Bearbeitenkel Niemand weiss wo die Urnen geblieben sind Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Waibstadt Am Hermann Weil Mausoleum erinnern heute Schuler an die Nacht vom 9 auf 10 November 1938 In Rhein Neckar Zeitung vom 10 November 2006 Hans Appenzeller Vom Kaufmannslehrling zum Getreidegrosshandler Dr Hermann Weil aus Steinsfurt zum Gedenken in Kraichgau Beitrage zur Landschafts und Heimatforschung Folge 11 1989 S 110 115 Hans Appenzeller Stadtchronik der Stadt Waibstadt 1995 Hans Appenzeller Dr h c Hermann Weil Leben und Wirken Steinsfurt 2012 ohne ISBN Hans Peter Gruber Aus der Art geschlagen Eine politische Biografie von Felix Weil 1898 1975 Campus Verlag Frankfurt am Main 2022 ISBN 978 3 593 51507 6 Rolf Hecker Es begann mit einem Theorieseminar in Thuringen 75 Jahre Frankfurter Schule Die Grunberg Epoche In ND 26 27 Juni 1999 S 15 Jeanette Erazo Heufelder Der argentinische Krosus Kleine Wirtschaftsgeschichte der Frankfurter Schule Berlin 2017 ISBN 978 3 946334 16 3 Alfred Konrad Der Verlauf des Heimattages am 3 4 und 5 September 1927 In der Waibstadter Zeitung vom 7 September 1927 Gunzelin Schmid Noerr Willem van Reijen 1988 Hrsg Grand Hotel Abgrund Eine Photobiographie der Kritischen Theorie Hamburg Junius Verlag 183 S ISBN 3 88506 165 1 Seiten 132 133 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermann Weil Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zur judischen Gemeinde in Steinsfurt und zu Hermann Weil bei Alemannia Judaica Zur Geschichte der judischen Gemeinde Waibstadt und deren Friedhof bei Alemannia Judaica Nachlass Bundesarchiv N 2326 Hermann Weil bei leo bw dem landeskundlichen Informationssystem Baden Wurttemberg Heike Drummer Weil Hermann Mitbegrunder des Instituts fur Sozialforschung in Frankfurter Personenlexikon vom 5 Februar 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Stadtische Infotafel am Weil Mausoleum in Waibstadt Appenzeller 1989 S 110 Appenzeller 1989 S 110 111 Appenzeller 1989 S 111 Appenzeller 1989 S 111 Appenzeller 1989 S 111 Brief Weils an den Frankfurter OB vom Juni 1923 zitiert bei Appenzeller 1989 S 112 Appenzeller 1989 S 113 Appenzeller 1989 S 112 Normdaten Person GND 129037702 lobid OGND AKS VIAF 50295694 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weil HermannKURZBESCHREIBUNG deutsch argentinischer UnternehmerGEBURTSDATUM 18 September 1868GEBURTSORT SteinsfurtSTERBEDATUM 3 Oktober 1927STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Weil Unternehmer amp oldid 237942669