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Henri Henripierre auch Heinrich Heinzpeter auch Henry Henrypierre amtlich Heinrich Henrypierre 23 August 1905 in Leberau heute Liepvre im damaligen Reichsland Elsass Lothringen 15 Mai 1982 in Strassburg war ein elsassischer Pharmazieassistent Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine Aussagen als Zeuge im Nurnberger Arzteprozess Henri Henripierre als Zeuge im Nurnberger Arzteprozess 1946 47 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Tatumstande 3 Nurnberger Arzteprozess 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHenripierre wurde unter dem Namen Heinrich Sigrist am 23 August 1905 als unehelicher Sohn der Stuckputzerin Rosalie Sigrist geboren Einige Zeit spater erklarte der Elektrizitatsarbeiter Heinrich Henrypierre seine Vaterschaft und wurde in die Geburtsurkunde des Standesamtes Leberau eingetragen 1 Henripierre verbrachte seine Schulzeit im Oberelsass nahe seinem Geburtsort 1928 zog er mit seiner Freundin der Kochin Augustine Lirot nach Paris Er heiratete sie 1939 Ab 1930 arbeitete er im Krankenhaus Da er in der Kurze der Zeit kein Pharmaziestudium absolviert haben kann erscheint seine Berufsangabe im Nurnberger Arzteprozess als Apotheker zweifelhaft Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges eingezogen geriet er bald in Kriegsgefangenschaft Er befand sich nach seiner Aussage in Nurnberg bei Compiegne kurze Zeit in Gefangenschaft also mutmasslich im Frontstammlager 122 aus dem spater das KZ Royallieu hervorging Am 17 Juli 1941 stellte Henripierre bei der Einwanderungszentrale EWZ die bei der SS angesiedelt war einen Antrag auf deutsche Staatsburgerschaft Er bekannte sich schriftlich zum Deutschtum unterschrieb mit Heinrich Henripierre und wurde von vier SS Stabsoffizieren darunter einem Rasseprufer und Volkstumssachverstandigen gepruft In Nurnberg sagte Henripierre aus dass diese vier SS Offiziere in einem Konzentrationslager gearbeitet hatten in dem er Haftling gewesen sei Henripierre bestand die Prufung und durfte nach Deutschland ziehen Er ging nach Strassburg wo er sich bei August Hirt in der Anatomie bewarb Er war als Gehilfe im Leichenkeller tatig Garcon d Anatomie Das SS Ahnenerbe zahlte den Angestellten in Hirts Institut ein zweites Gehalt Dies wurde euphemistisch Forschungsbeihilfe genannt und wurde auch an Putzfrauen und Fahrer gezahlt Auch Henripierre bekam monatliche Zahlungen von der SS die sein regulares Einkommen um rund 40 aufstockten Der Gehaltsanspruch Henripierres bestand zumindest bis zum 13 Marz 1945 2 Noch deutlich vor den Germanisierungsmassnahmen von Gauleiter Robert Wagner Verordnung uber die deutsche Namensgebung vom 15 Januar 1943 beantragte Henripierre die Eindeutschung seines Namens Am 21 Dezember 1942 anderte die Behorde des Strassburger Polizeiprasidenten in der Geburtsurkunde den Namen Henripierres in Heinrich Heinzpeter 3 4 Nachdem bis zum 6 Juli 1944 die Scheidung verhandelt worden war wurden Augustine und Henri Henripierre am 4 Mai 1945 geschieden Am 5 Mai 1945 heiratete Henripierre Anne Marie Dollet Henri Henripierre starb am 15 Mai 1982 in Strassburg nachdem er seit Kriegsende wiederholt als Zeuge ausgesagt und seine Abscheu vor der SS ihren Verbrechen und ihren Verbrechern bekundet hatte Tatumstande BearbeitenErst 2018 als der Historiker Julien Reitzenstein einem Verdacht Fritz Bauers folgend das Verbrechen der Strassburger Schadelsammlung auf der Grundlage oft neu aufgefundener Quellen neu aufgerollt hatte wurde die Mittaterschaft Henripierres bekannt Allerdings bezeichnet Reitzenstein die Tatbeteiligung Henripierres als gering ebenso seine Bezahlung durch die SS und kommt zu dem Schluss dass Henripierre eher ein unbedeutender Mittater war Anhaltspunkte dass er fanatischer Nazi war fanden sich nicht nur sein Bekenntnis zum Deutschtum Indessen wurde nach Reitzensteins Veroffentlichung der Dokumente offenkundig dass die Skelette der 86 ermordeten Juden nicht in Strassburg sondern andernorts ausgestellt werden sollten 5 Anscheinend hatte der Anthropologe Bruno Beger ein Museumsprojekt nach dem Vorbild des Haus der Natur Salzburg geplant fur das er in Auschwitz Forschung an Vorder und Innerasiaten betrieb In Auschwitz fand er jedoch lediglich vier Innerasiaten vor die seiner Vorstellung entsprachen Die Historiker Peter Mierau und Wolfgang Kaufmann 6 7 haben gezeigt dass Beger sich bei Himmler blamiert hatte als er ohne Beweise fur dessen Thesen aus Tibet zuruckkam Infolgedessen wahlte er 115 Menschen aus darunter 109 Juden und begann diese zu vermessen Nachdem Beger aufgrund einer Fleckenfieberepidemie abreiste geriet der Plan ausser Kontrolle So wurden 86 von Beger noch nicht ausgemessene Juden zum KZ Natzweiler Struthof deportiert und dort am 11 13 14 und 18 August 1943 vom Lagerkommandanten Josef Kramer in einer eilig improvisierten Gaskammer mit einem Blausaurederivat ermordet 8 Die Leichen wurden in die Anatomie im Krankenhaus der Reichsuniversitat Strassburg gebracht Die angeforderte Abformmasse fur die Kopfe war nicht eingetroffen und so liess Henripierre 10 Liter Konservierungsflussigkeit incl 2 Liter Formol in jede Leiche einspritzen die dann in Bottiche mit Alkohol gelegt wurden Aus Mangel an Kuhlfachern konnten die Leichen nicht fachgerecht gelagert werden und wurden fur die Forschung wertlos Auf Anordnung Himmlers sollten der Oberpraparator Otto Bong und Henripierre die Leichen vernichten als die Alliierten sich Strassburg naherten Nurnberger Arzteprozess BearbeitenIm Nurnberger Arzteprozess gab Henripierre durch seine Zeugenaussage grausame Details uber das Verbrechen der Strassburger Schadelsammlung sowie skrupellose Todesdrohungen des Direktors der Anatomie August Hirt ihm gegenuber zu Protokoll Henripierre fugte hinzu er sei gekommen einzig und allein von dem Wunsch beseelt meine Pflicht und Schuldigkeit zu erfuellen und der Gerechtigkeit zu dienen Ich schulde dies den 86 Opfern die wir im August 1943 erhielten 9 Kurz nach der Befreiung Strassburgs am 23 November 1944 erwahnte Henripierre im Dezember 1944 gegenuber den franzosischen Behorden und einer eingesetzten Untersuchungskommission ein von August Hirt geplantes Museum 10 mit toten Juden als Exponaten 11 Die Untersuchungskommission des Richters Major Jadin am Standigen Militargerichtshof des 10 Militarbezirks in Strassburg hielt in einem am 15 Januar 1946 erstellten Bericht fest dass die 86 Opfer fur ein Museum bestimmt gewesen seien 12 Als einziger Zeuge mit dieser Aussage wurde Henripierre in den Nurnberger Justizpalast vorgeladen Seine Aussage sollte den Angeklagten Wolfram Sievers Geschaftsfuhrer des SS Ahnenerbes belasten Dieser war Vorgesetzter aller Tater und Mittater andererseits Hirt und Heinrich Himmler untergeordnet Sievers belastete in seiner Replik ausschliesslich den schon toten Hirt von dessen Aussagen Berichten und Vorschlagen er stets abhangig gewesen sei Dies hatte er schon im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher geaussert 13 Die Prozessbeobachter Alexander Mitscherlich und Fred Mielke ubernahmen die von Sievers bestatigte Aussage Henripierres dass Hirt ein Museum mit den Skeletten toter Juden wollte und den Franzosen Henripierre mit Todesdrohungen zur Geheimhaltung verpflichtete Dies findet sich in beider Buch Medizin ohne Menschlichkeit uber den Arzteprozess Seither galt der franzosische Zwangsarbeiter und Resistance Unterstutzer Henripierre in der Offentlichkeit als ein mutiger Mann der entschlossen gegen den Rasse Fanatiker Hirt arbeitete und ein grausiges Verbrechen der SS Tater anzeigte Der Germanist Hans Joachim Lang ermittelte 2004 die Namen der Opfer des Verbrechens indem er sie aus der Liste mit Haftlingsnummern abschrieb die Henripierre im Dezember 1944 den franzosischen Behorden ubermittelt hatte Er bettet diese Arbeit in eine Rahmenerzahlung ein die Henripierre als Helden zeigt Nach den 2018 von Reitzenstein veroffentlichten Quellen erscheint Henripierre nicht als Held sondern als ein von der SS bezahlter Mittater des Verbrechens 14 Weblinks BearbeitenLebenslauf von Henri Henripierre auf skull collection com Die Namen der Nummern Webseite von Hans Joachim LangEinzelnachweise Bearbeiten Reitzenstein Julien Das SS Ahnenerbe und die Strassburger Skelettsammlung Fritz Bauers letzter Fall Berlin 2018 S 263 unter Bezugnahme auf die Geburtsurkunde Henripierres Nr Geburtsurkunde Nr 36 vom 24 8 1905 mit Folgeeintragungen BArch NS 21 29 Nazi Verbrechen nach 75 Jahren aufgeklart bz berlin de abgerufen am 22 Juni 2018 Verfugung Polizeiprasident Strassburg vom 17 03 1943 abgebildet als Abbildung 25 in Reitzenstein Julien Das SS Ahnenerbe und die Strassburger Skelettsammlung Fritz Bauers letzter Fall Berlin 2018 S 269 Julien Reitzenstein Das SS Ahnenerbe und die Strassburger Schadelsammlung Fritz Bauers letzter Fall 2 Auflage Duncker amp Humblot Berlin 2018 ISBN 978 3 428 15313 8 S 192 Kaufmann Wolfgang 1957 Das Dritte Reich und Tibet die Heimat des ostlichen Hakenkreuzes im Blickfeld der Nationalsozialisten Ludwigsfelder Verlagshaus Ludwigsfelde 2009 ISBN 978 3 933022 58 5 Mierau Peter 1971 Nationalsozialistische Expeditionspolitik deutsche Asien Expeditionen 1933 1945 Utz Munchen 2006 ISBN 3 8316 0409 6 zeitgeschichte Skelette fur Strassburg In Die Zeit 19 August 2004 ISSN 0044 2070 zeit de abgerufen am 25 Januar 2018 Ebbinghaus Angelika Dorner Klaus Vernichten und Heilen der Nurnberger Arzteprozess und seine Folgen 1 Auflage Aufbau Verlag Berlin 2001 ISBN 3 351 02514 9 S 752 BArch B 162 20260 Rapport d Expertise de MM les professeurs et docteurs Simonin Piedelievre Fourcade vom 15 1 1946 S 9 Lang Hans Joachim 1951 Die Namen der Nummern wie es gelang die 86 Opfer eines NS Verbrechens zu identifizieren 1 Auflage Hoffmann und Campe Hamburg 2004 ISBN 3 455 09464 3 Des soins particuliers furent pris pour leur conservation car ils devaient etre transformes en pieces anatomiques destinees a enrichir le musee d anatomie Henrypierre BArch B 162 20260 Rapport d Expertise de MM les professeurs et docteurs Simonin Piedelievre Fourcade S 9 Reitzenstein Julien Das SS Ahnenerbe und die Strassburger Schadelsammlung Fritz Bauers letzter Fall 1 Auflage 2018 ISBN 978 3 428 15313 8 S 101 und 281 Reitzenstein Julien Das SS Ahnenerbe und die Strassburger Schadelsammlung Fritz Bauers letzter Fall 1 Auflage 2018 ISBN 978 3 428 15313 8 S 263 ff PersonendatenNAME Henripierre HenriALTERNATIVNAMEN Heinzpeter Heinrich Henrypierre Henry Henrypierre Heinrich Sigrist Heinrich Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher PharmazieassistentGEBURTSDATUM 23 August 1905GEBURTSORT LeberauSTERBEDATUM 15 Mai 1982STERBEORT Strassburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Henri Henripierre amp oldid 224789284