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Heinz Jochen Spilker 13 Marz 1948 in Isingdorf Arrode 18 Dezember 2022 in Erfurt war ein deutscher Rechtsanwalt Leichtathletiktrainer und Sportfunktionar Heinz Jochen Spilker 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Dopingvorwurfe und Verurteilung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBiographie BearbeitenLaut eigener Angaben studierte Spilker ab 1966 Rechtswissenschaft an der Ruhr Universitat Bochum legte 1970 und 1974 die zwei Staatsexamina ab und war als Wissenschaftlicher Assistent an den Lehrstuhlen von Kurt Biedenkopf und Hermann Dilcher tatig 1 Spilker loste am 1 Oktober 1976 den zum Mannerbereich wechselnden Wolfgang Thiele als Bundestrainer fur den Sprintbereich der Frauen ab zuvor war er bereits Heimtrainer der Hurdenlauferin Ursula Schaluck beim OSC Thier Dortmund 2 Nachdem 1977 auch Weitspringerin Karin Hanel und Sprinterin Gaby Bussmann nach Dortmund wechselten 3 4 verlor Spilker ein Jahr spater im Januar 1978 seine Stelle als Bundestrainer 5 Wahrend der Deutsche Leichtathletik Verband die Kundigung mit wiederholten Versaumnissen im Aufgabenbereich Spilkers begrundete hielt Spilker den mit seinen drei Athletinnen zum 1 Januar 1978 erfolgten Wechsel zum ASV Koln fur ausschlaggebend 6 Spilker wurde in Koln verantwortlicher Trainer fur den Frauenbereich 7 und coachte dort Bussmann und Hanel zu Deutschen Meistertiteln und internationalen Einsatzen Schaluck beendete 1978 aus Verletzungsgrunden ihre Karriere 1982 schlossen sich Spilker Bussmann und Hanel der LG Ahlen Hamm an bei der eine Bank fur finanzielle Unterstutzung sorgte 8 In Hamm ab 1984 starteten seine Athletinnen nach der Auflosung der Leichtathletikgemeinschaft mit Ahlen fur den Stammverein SC Eintracht Hamm versammelte Spilker in den Folgejahren eine Reihe von Leichtathletinnen denen durch das Hammer Modell sponsorenfinanziert eine besonders gute Vereinbarung von beruflicher Ausbildung und Leistungssport geboten werden sollte 9 Zu seinen vor allem uber 200 und 400 Meter erfolgreichen Athletinnen gehorten unter anderem Helga Arendt Gisela Kinzel und Silke Beate Knoll 9 Arendt wurde 1989 Hallenweltmeisterin Kinzel und Knoll gewannen auf internationaler Ebene Staffelmedaillen und waren 1988 zusammen mit Arendt und Mechthild Kluth Teil eines Hammer Quartettes das einen Hallenweltrekord im 4 mal 200 Meter Staffellauf aufstellte 10 Gaby Bussmann lief bereits 1983 als Weltmeisterschaftsvierte in 49 75 s bundesdeutschen Rekord uber 400 Meter 4 und gewann ein Jahr spater Olympiabronze mit der 4 mal 400 Meter Staffel Auf nationaler Ebene war die Hammer 4 mal 400 Meter Staffel dreimal siegreich 1984 1987 1988 Bussmann Arendt Kinzel Knoll und Weitspringerin Andrea Hannemann errangen mehrfach Einzelmeistertitel 11 Spilker wurde schliesslich im November 1988 zum DLV Bundestrainer fur die 400 Meter der Frauen ernannt 12 Von diesen Posten trat er zwei Jahre nach von Dopingvorwurfen zuruck auf Grund derer er 1994 zu einer Geldstrafe verurteilt wurde siehe unten Bereits im November 1989 mietete Spilker nur wenige Tage nach dem Mauerfall Kanzleiraume in Erfurt an und war dort seitdem mit seiner Kanzlei Spilker amp Collegen Rechtsanwalte tatig 13 Im September 1990 wurde er in das Prasidium des im selben Jahr gegrundeten Landessportbunds Thuringen gewahlt 13 14 und war dort ehrenamtlich Rechtswart und von 1997 bis 2012 Vizeprasident 1 Ausserdem war er ab Mitte der 1990er Jahre fur einige Jahre Prasident des Eissportclubs Erfurt 15 16 und fungierte als Vorstandsvorsitzender des Vereins City Management Erfurt 17 In seiner Kanzlei arbeiteten die zwei ehemaligen Landesminister Andreas Birkmann und Manfred Scherer und der 2019 wegen seiner Verwicklungen in das durch die Operation Aderlass aufgedeckte Dopingnetzwerk festgenommene Ansgard Schmidt 18 Spilker war verheiratet und hatte zwei Kinder 1 Zu Trainerzeiten war er mit seiner Athletin Gaby Bussmann liiert 4 Er verstarb am 18 Dezember 2022 in Erfurt Dopingvorwurfe und Verurteilung BearbeitenIm Rahmen der Aufklarung des Dopingskandals um den kanadischen Olympiasieger Ben Johnson und dessen Trainer Charlie Francis zitierte die ebenfalls von Francis trainierte Sprinterin Angella Issajenko im Marz 1989 vor dem eingesetzten Untersuchungsausschuss einen Tagebucheintrag wahrend der Olympischen Spiele 1984 wonach Spilker einer ihrer Kontaktleute im Dopinglager war Ich sprach mit Spilker Denn die stehen sowieso das ganze Jahr auf Testosteron Issajenko erklarte dazu auf Nachfrage des Richters dass Spilker ein Trainer des westdeutschen Teams sei und ihr gesagt habe dass die Athleten das ganze Jahr uber Testosteron einnehmen und dass er nicht glaubt dass sie eine Pause einlegen 19 Spilker dementierte diese Vorwurfe mit der Angabe zwar mit Francis auch uber Testosteron im Zusammenhang mit den Leistungen von Jarmila Kratochvilova gesprochen zu haben sich jedoch nicht an derartige Gesprachsthemen mit Issajenko zu erinnern 20 Im Dezember 1990 erschien ein Artikel im Nachrichtenmagazin Der Spiegel in dem jahrelanges Anabolikadoping in Hamm mit Spilker als Drahtzieher geschildert wurde 21 22 Der Spiegel hatte zuvor ein Interview mit Hans Jorg Kinzel gefuhrt der als Assistenztrainer Spilkers in Hamm tatig war 23 Spilker trat noch am Vortag der Spiegel Veroffentlichung von seiner Bundestrainer Position zuruck 24 Kurz danach warf die Mittelstreckenlauferin Rita Marquard Spilker vor ihr in der Vergangenheit Dopingmittel angeboten zu haben 25 Nach einem zwischenzeitlichen eingestellten internen Verfahren vor dem Rechtsausschuss des Deutschen Leichtathletik Verbands 26 14 klagte die Dortmunder Staatsanwaltschaft im September 1993 nach dreijahrigen Ermittlungen Spilker und Kinzel wegen Verstosses gegen das Arzneimittelgesetz an 27 Dem vorausgegangen war eine Anzeige des Biologen und Doping Experten Werner Franke aus dem Dezember 1990 dessen Frau Brigitte Berendonk ebenfalls mit Kinzel sprach 28 Bei den Zeugenvernehmungen im Rahmen der Ermittlungen sagte der gestandige Kinzel umfassend aus dazu kam die ehemalig in Hamm trainierende Sprinterin Claudia Lepping die Kinzel bereits zu dem Spiegel Interview uberredet hatte 29 Lepping gab an nach ihrem Wechsel nach Hamm im Jahr 1987 die dortigen Doping Praktiken mitbekommen und nachgegangen sich aber selbst solchen Massnahmen verweigert zu haben 30 Die des Doping verdachtigten Hammer Sprinterinnen beteuerten ihre Unschuld und schwiegen nahezu ausschliesslich mit Ausnahme von der Dritten bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften 1987 Birgit Schumann die 1993 aussagte 31 32 Nach den Schilderungen im Spiegel 1990 den Zeugenvernehmungen und der abschliessenden Urteilsbegrundung kam Hans Jorg Kinzel 1983 zusammen mit seiner von ihm trainierten Frau Gisela Kinzel nach Hamm wo sie Spilker Ende 1984 von der Einnahme des anabolen Steroids Stanozolol Handelsnamen Stromba uberzeugte 21 33 Hans Jorg Kinzel ubernahm ab 1986 selbst eine Leistungsgruppe zu der neben Gisela Kinzel auch Helga Arendt Silke Beate Knoll Mechthild Kluth Andrea Hannemann und Birgit Schumann gehorten und die auf Anweisung Spilkers ebenfalls Stromba einnahm 33 Die zur Beschaffung notigen Rezepte sollen auch durch den Freiburger Sportmediziner Armin Klumper ausgestellt worden sein 21 34 Spilker soll nach den Angaben im Spiegel wahrend der Weltmeisterschaften 1987 in Rom das ostdeutsche Dopingprogramm von Marita Kochs Trainer und Ehemann Wolfgang Meier mitgeteilt bekommen haben 21 bereits drei Wochen vor der Veroffentlichung des Spiegel Artikels hatte Ben Johnsons Ex Trainer Charlie Francis in einem ebenfalls im Spiegel abgedruckten Interview behauptet von Spilker uber das DDR Doping erfahren zu haben 35 Ab Fruhjahr 1988 beschaffte Spilker nach Kinzels Schilderungen das nebenwirkungsarmere anabole Steroid Oxandrolon Handelsnamen Anavar aus den Vereinigten Staaten von dem er von Francis gehort haben soll 21 36 Laut Kinzel wussten die Hammer Leichtathletinnen von den Risiken der Anabolika Einnahme 32 37 Der mit Spilker konkurrierende ebenfalls dopingbelastete DLV Cheftrainer Wolfgang Thiele sei im personlichen Gesprach mit Kinzel von den Hammer Dosierungen entsetzt gewesen 32 38 Spilker schwieg wahrend des Prozessverlaufs liess aber uber seine Verteidiger die Glaubwurdigkeit Kinzels erklaren 32 Somit kam es zu einer schnellen Entscheidung Spilker wurde im Februar 1994 nach einem Verhandlungstag vom erweiterten Schoffengericht des Amtsgerichts Hamm wegen Inverkehrbringung von Anavar ohne Zulassung entgegen 21 Arzneimittelgesetz zu einer Geldstrafe von 12 000 D Mark verurteilt Kinzel musste 750 Mark Strafe zahlen 32 39 30 Das Oberlandesgericht Hamm verwarf im Juli desselben Jahres Revisionen Spilkers und Kinzels 40 Literatur BearbeitenAndreas Singler Gerhard Treutlein Doping im Spitzensport 5 Auflage Meyer amp Meyer Aachen 2010 ISBN 978 3 89899 192 6 Online Einzelnachweise Bearbeiten a b c Rechtsanwalt Heinz Jochen Spilker In spilkerundcollegen de Abgerufen am 14 Marz 2019 Kurze Meldungen In Frankfurter Allgemeine Zeitung 1 Oktober 1976 ISSN 0174 4909 S 24 Karin Hanel verlasst LG Ratio In Westfalische Nachrichten 28 Dezember 1976 a b c Volker Hischen Sportliche Knaller und leise Tone In Westfalische Nachrichten 16 September 1983 DLV trennt sich von Sprinttrainer Spilker In Frankfurter Allgemeine Zeitung 30 Januar 1978 ISSN 0174 4909 S 21 Sprinttrainer Spilker klagt gegen den DLV In Frankfurter Allgemeine Zeitung 3 Februar 1978 ISSN 0174 4909 S 21 Spilker geht nach Koln In Westfalische Nachrichten 13 Oktober 1977 Stefan Henry Die Athleten verkaufen sich nicht mehr heimlich sondern offentlich In Frankfurter Allgemeine Zeitung 20 Oktober 1981 ISSN 0174 4909 S 23 a b Brigitte Berendonk Doping Dokumente Von der Forschung zum Betrug Springer Verlag 1991 ISBN 3 540 53742 2 S 260 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Grit Hartmann Die Rekordprufung konfrontiert den DLV auch mit der Duldung der westdeutschen Dopingpraxis In der biografischen Falle In berliner zeitung de 24 Dezember 2005 abgerufen am 14 Marz 2019 Hall of Fame Deutsche Meister im Trikot des SC Eintracht Hamm Nicht mehr online verfugbar In sce hamm de Archiviert vom Original am 16 Januar 2020 abgerufen am 14 Marz 2019 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sce hamm de Harald Schmid zum Bundestrainer berufen doch der Athlet wurde gar nicht gefragt In Frankfurter Allgemeine Zeitung 29 November 1988 ISSN 0174 4909 S 24 a b Thomas Purschke Fragwurdige Strukturen in Erfurt In deutschlandfunk de 4 Februar 2012 abgerufen am 14 Marz 2019 a b Wand an Wand und doch Welten entfernt In Suddeutsche Zeitung 15 Mai 1993 ISSN 0174 4917 Thomas Purschke Richthofen kritisiert Franke In Suddeutsche Zeitung 18 November 1997 ISSN 0174 4917 S 24 Thomas Kistner Ein neuer Rubikon wird uberschritten In Suddeutsche Zeitung 30 Januar 2006 ISSN 0174 4917 S 31 Kampfen fur die City In meinanzeiger de 4 Marz 2019 abgerufen am 14 Marz 2019 Cornelie Barthelme Dopingskandal im Wintersport Alle Wege fuhren nach Thuringen In fnp de 5 Marz 2019 abgerufen am 14 Marz 2019 Dopingvorwurf Issajenkos gegen Jochen Spilker In Frankfurter Allgemeine Zeitung 15 Marz 1989 ISSN 0174 4909 S 32 Ulrich Fey Trainer Spilker weist Doping Vorwurfe zuruck In Frankfurter Allgemeine Zeitung 16 Marz 1989 ISSN 0174 4909 S 30 a b c d e Extrem viel reingepumpt In Der Spiegel 3 Dezember 1990 ISSN 0038 7452 S 219 228 Online Doping Skandal erfasst westdeutsche Leichtathletik In Frankfurter Allgemeine Zeitung 3 Dezember 1990 ISSN 0174 4909 S 25 Singler Treutlein Doping im Spitzensport 2010 S 257 Leichtathletik Bundestrainer Jochen Spilker tritt zuruck In Frankfurter Allgemeine Zeitung 4 Dezember 1990 ISSN 0174 4909 S 31 Lauferin belastet Trainer In Frankfurter Allgemeine Zeitung 5 Dezember 1990 ISSN 0174 4909 S 32 Leichtathletik Verband stellt Verfahren ein In Frankfurter Allgemeine Zeitung 5 Dezember 1991 ISSN 0174 4909 S 30 Klaus Brandt Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Leichtathletik Trainer In Westfalische Nachrichten 1 September 1993 Anavar und Stromba In Suddeutsche Zeitung 2 September 1993 ISSN 0174 4917 S 62 Singler Treutlein Doping im Spitzensport 2010 S 257 261 a b Daniel Drepper Doping Missbrauch in Hamm von hochster Stelle gedeckt In waz de 2 Dezember 2011 abgerufen am 14 Marz 2019 Singler Treutlein Doping im Spitzensport 2010 S 259 260 a b c d e Robert Hartmann Kein Skrupel vor krebserregenden Stoffen In Suddeutsche Zeitung 23 Februar 1994 ISSN 0174 4917 S 57 a b Singler Treutlein Doping im Spitzensport 2010 S 257 258 Ex Leichtathletin Was pfeift die sich denn da rein In ksta de 8 Oktober 2011 abgerufen am 14 Marz 2019 Anabolika im Vatikan besorgt In Der Spiegel 12 November 1990 ISSN 0038 7452 S 238 Online Singler Treutlein Doping im Spitzensport 2010 S 258 259 Singler Treutlein Doping im Spitzensport 2010 S 259 Singler Treutlein Doping im Spitzensport 2010 S 262 263 Klaus Brandt Spilker muss hohe Geldstrafe zahlen In Westfalische Nachrichten 22 Februar 1994 Spilker und Kinzel wurden gestern rechtskraftig verurteilt In Westfalische Nachrichten 13 Juli 1994 PersonendatenNAME Spilker Heinz JochenALTERNATIVNAMEN Spilker JochenKURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtsanwalt ehemaliger Leichtathletiktrainer und FunktionarGEBURTSDATUM 13 Marz 1948GEBURTSORT Isingdorf ArrodeSTERBEDATUM 18 Dezember 2022STERBEORT Erfurt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinz Jochen Spilker amp oldid 234077451