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Hanserezess auch Hanserecess bezeichnet den Beschluss der auf einem Hansetag von den Vertretern der Hansestadte vereinbart wurde Der Ausdruck Hanserezess wurde auch auf das Beschlussprotokoll uber einen Hansetag ubertragen 1 Die auf den Hansetagen in den Jahren von 1356 bis 1669 gefassten Beschlusse wurden jeweils in einem Beschlussprotokoll dem Hanserezess niedergeschrieben 2 Fur die hansische Geschichtsforschung ergibt sich hinsichtlich der Quellen das Problem dass die Hanserezesse sowie die beigeordneten Schriftstucke nur bis einschliesslich 1537 veroffentlicht sind 3 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Form 3 Willensbildung 4 Dokumentation 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas deutsche Wort Rezess ist abgeleitet vom lat Stammverb cedere in der Bedeutung einhergehen weichen einraumen Auf dieses Verb beziehen sich beispielsweise auch die Worter Prozess und Rezession 4 Im eigentlichen Sinne von re cedere ist ein Rezess demnach ein Ruckzug und im auf das Recht ubertragenen Sinne ein Vergleich 5 Auch die Herkunft vom lat Wort recessus wird genannt das in Bezug auf einen Hansetag mit Abschied ubersetzt wird 6 Form BearbeitenDie Rezesse besassen offiziellen Charakter doch es sind keine Richtlinien oder Ordnungen uber das Anfertigen eines Hanserezesses uberliefert Der Rezess wurde beim Abschluss eines Hansetages feierlich verlesen und dann in Kopien auf Pergament an die Teilnehmer und auswartigen Mitglieder der Hanse verteilt 6 Abschriften gab es ebenfalls auf deren Kosten fur die Hansekontore sodass heute noch eine grosse Anzahl an Rezessen ausgestellt von der Stadt Lubeck als Vorort der Hanse in anderen stadtischen Archiven liegt Weil die Hanse selbst jedoch keine rechtsfahige Korperschaft war und auch kein Siegel fuhrte bedurften die durch die Rezesse dokumentierten Beschlusse anschliessend noch der Bestatigung durch den jeweiligen Stadtrat der siegelfuhrenden Mitgliedsstadte Willensbildung BearbeitenDie Leitung eines Hansetages ubernahm der Burgermeister der gastgebenden Stadt Er erteilte den Ratssendboten das Wort formulierte aus den Diskussionen eine konsensfahige Meinung und diktierte sie dem Ratsschreiber zur Aufnahme in den Rezess 7 Die auf einem Hansetag versammelten Ratssendboten kannten keine Abstimmung nach Quoren sondern die Willensbildungen erfolgten im Konsens Die Willensbildung der Hansestadte erfolgte im Vertrauen auf den Sachverstand der Ratsendboten die in jedem Fall eine optimale Regelung finden wurden Dabei sollte eine Identitat der Partikularwillen im Gemeinwillen erreicht werden In dieser Konsensfindung wurde ein Schweigen als Zustimmung gewertet 7 Ein so gefundener Rezess wurde schliesslich der Versammlung verlesen Falls einzelne Ratssendboten dem Protokoll widersprachen konnte es nochmals umgeschrieben werden Es handelte sich also um ein Prinzip der relativen Einstimmigkeit nicht ganz frei von unerkennbaren Mentalreservationen der Ratssendboten der Teilnehmerstadte und mit einem grossen Spielraum an diplomatischer Verhandlungsmasse Das Schweigen als Zustimmung lebt im deutschen Handelsrecht in der Rechtsprechung zum Kaufmannischen Bestatigungsschreiben und im Gewahrleistungsrecht des Handelskaufs des deutschen HGB bei der Rugelosen Abnahme als Element des Rechtsscheins fort Dokumentation BearbeitenEine Dokumentation der Hanserezesse begann im Jahr 1870 zunachst die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Munchen Nach seiner Grundung 1871 ubernahm der Hansische Geschichtsverein die Herausgabe der Hanserezesse in drei Abteilungen mit folgenden Bearbeitern Abteilung Karl Koppmann 8 Bande Abteilung Goswin von der Ropp 7 Bande Abteilung Dietrich Schafer 9 Bande Insgesamt sind 24 Bande von 1870 bis 1913 im Verlag Duncker amp Humblot in Leipzig erschienen Die Bande stehen beim Hansischen Geschichtsverein online als Digitalisat zur Verfugung Siehe auch BearbeitenReichsabschiedLiteratur BearbeitenDie Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256 1430 Bd 1 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1870 1910 Digitalisate der Universitatsbibliothek Frankfurt am Main Joachim Deeters Hansische Rezesse Eine quellenkundliche Untersuchung anhand der Uberlieferung im Historischen Archiv der Stadt Koln In Rolf Hammel Kiesow Hrsg Das Gedachtnis der Hansestadt Lubeck Schmidt Romhild Lubeck 2005 S 427 446 ISBN 3 7950 5555 5 Rolf Hammel Kiesow Hanse 3 aktualisierte Auflage Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 44731 7 Angela Huang Ulla Kypta Ein neues Haus auf altem Fundament Neue Trends in der Hanseforschung und die Nutzbarkeit der Rezessedition In Hansische Geschichtsblatter 129 2011 S 213 229 Ernst Pitz Burgereinung und Stadteeinung Studien zur Verfassungsgeschichte der Hansestadte und der deutschen Hanse Bohlau Koln 2001 ISBN 3 412 11500 2 Johannes Ludwig Schipmann Politische Kommunikation in der Hanse 1550 1631 Hansetage und westfalische Stadte Dissertation bei Heinz Duchhardt Universitat Munster Bohlau Koln 2004 Dietrich Schafer im Auftrag des Hansischen Geschichtsvereins Hrsg Hanserecesse von 1477 1530 Vierter Band 1525 1530 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 Weblinks BearbeitenHansischer Geschichtsverein Hanserecesse Einzelnachweise Bearbeiten Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256 1430 Band 1 Hansetage von 1256 1370 Duncker amp Humblot Leipzig 1870 Digitalisat Staats und Universitatsbibliothek Hamburg Rolf Hammel Kiesow Hanse Beck Munchen 2004 S 64f Rolf Hammel Kiesow Hanse Beck Munchen 2004 S 18 Duden Das Herkunftsworterbuch Etymologie der deutschen Sprache Mannheim 2007 Lemmata Prozess und Rezession Duden Das Fremdworterbuch Mannheim 2007 Lemma Rezess a b Werner Kloos Bremer Lexikon Hauschild Bremen 1980 Lemma Hanse Rezesse a b Rolf Hammel Kiesow Hanse Beck Munchen 2004 S 73 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hanserezess amp oldid 213124926