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Das etwa 1596 durch Rheinuberflutungen untergegangene Dorf Halen lag am linken Rheinufer auf dem Gebiet des heutigen Duisburger Stadtteils Baerl Bereits im Jahr 900 als Halon bekundet hatte es uber Jahrhunderte mit Rheinlaufverlagerungen und Uberschwemmungen zu kampfen Die Stelle der im Jahr 1595 vom Hochwasser unterspulten und dann im Rhein versunkenen Halener Dorfkirche befindet sich heute unmittelbar sudlich der hier uber den Rhein fuhrenden Autobahnbrucke der BAB 42 An das untergegangene Dorf erinnern nur noch der Niederhalener Dorfweg in Baerl und die Halener Strasse im Duisburger Stadtteil Alt Homberg Lage des versunkenen Dorfes Halen am Rhein bei Duisburg BaerlBrucke der A42 uber dem bis 1596 versunkenen DorfHalen der Untergang des Dorfes Rheinverlagerung 1275 mit Abtrennung der Burg Knipp Erneute Rheinverlagerung 1595 mit Untergang von Kirche und DorfHalen Nachbarkirche in Baerl als AnschauungsbeispielHalen Dorfweg der zum Ufer fuhrt und unmittelbar am Wasser endetAuf einer Karte Ausschnitt gestochen von Gerhard Mercator im Jahre 1591 befindet sich der Ort Halen noch am linken Rheinufer die Burg Knyp ist bereits abgetrieben Inhaltsverzeichnis 1 Belege in den Quellen 2 Pfarre und Rittersitz 3 Zwei Rheinlaufe 4 Schicksalhafte Jahre 5 Spuren des versunkenen Dorfes 6 Einzelnachweise und LiteraturBelege in den Quellen BearbeitenDie erste urkundliche Erwahnung des Dorfes findet sich im Heberegister des Benediktinerklosters Werden um das Jahr 900 als von Besitzungen und Abgaben zu Halon die Rede ist Der Rhein floss damals von Duisburg Laar in einem Bogen auf das noch nicht vom Fluss bedrangte Halen und von da auf Orsoy zu Der Name Halen wird gedeutet als an einer Hal gelegen Hal Hool steht niederfrankisch fur Loch Mulde siehe Karteneintrag dat Hool von Johann Bucker 1711 1 Es gibt im Itinerarium Antonini einem wohl im 3 nachchristlichen Jahrhundert entstandenen Verzeichnis der wichtigsten romischen Reichsstrassen Hinweise dass Halen insbesondere der dort gelegene Rittersitz Haus Knipp moglicherweise auf einem romischen Kleinkastell aus dem 3 Jahrhundert aufbaute das den Namen Calo 2 trug So konnte sich der Name Halon auch davon ableiten Halen besass vermutlich auch einen kleineren Hafen denn im Jahr 1165 reiste der Deutzer Abt mit dem Schiff bis Halen um von dort auf dem Landweg weiter zu seinem Gut nach Strommoers historisches Klostergut bei Rheinberg zu reiten 3 Pfarre und Rittersitz BearbeitenHalen war Kirchdorf mit eigener Pfarre sowie dem Rittersitz Haus Knipp Die Kirche St Petri ist bereits im 11 Jahrhundert erwahnt Stark und schon nennt Graf Hermann von Neuenahr und Moers im Jahre 1571 die Halener Kirche als der Rhein schon langst ihre Fundamente bedrohte 4 Das Aussehen entsprach vermutlich dem der unweit entfernten auf einer Anhohe erbauten Kirche von Baerl aus dem 12 Jahrhundert Zum Pfarrbezirk von Halen gehorten ausser den linksrheinischen Gemeinden Uettelsheim Geerdt Meerbeck und Homberg auch die heute rechtsrheinischen Bauerschaften Beeckerwerth und Kasslerfeld bis zum Jahr 1493 auch Ruhrort das aufgrund von Rheinverlagerungen 1000 bzw 1275 linksrheinisch auf dem Homberger Werth gelegen war und durch eine weitere Rheinverlagerung wieder auf die rechte Seite kam wo es fur den Kirchgang nach Halen wegen der jetzt notwendigen Rheinuberquerung ungunstig lag 5 Das Anwesen der Halener Ritter lag etwas ostlich des Dorfes auf einer Anhohe die durch die Rheinverlagerung im Jahre 1275 vom Dorf abgetrennt wurde und sich danach auf einer Donk Sandbank im Rhein befand Die vom Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogene Burg wurde spater auf dieser Donk neu errichtet und in der Folge die Knypp genannt nach der spitzen Anhohe auf der sie sich befand 6 Zwei Rheinlaufe BearbeitenEine Urkunde aus dem Jahr 1292 in der ein Streit um Fischereirechte zwischen der Abtei Hamborn und dem Beecker Ritter Burchard Stecke Besitzer der Burg Knipp entschieden wird belegt dass sich der Strom seit dem Hochwasser von 1275 an der Insel mit der Burg Knipp teilte und jetzt zwei Rheinlaufe bildete Der Streit war dadurch entstanden dass Halener Baerler und Binsheimer Land durch die Verlagerungen des Rheinlaufs auf dessen rechte Seite gekommen war Der altere der beiden Rheinarme verlief auf der ostlichen Seite der Insel und wird auf der Bruckerschen Karte als eene Waterstrange bezeichnet 7 Der Halener Gemeindebereich hatte sich durch die Abtrennung der Donk und weitere Landverluste bedeutend verkleinert Das Dorf war jetzt seines schutzenden Vorlands beraubt und lag unmittelbar am Rhein Jedes neue Hochwasser fugte dem Dorf weiteren Schaden zu Die Burg Knipp lag infolge von Hochwasser und Verlandung des alten rechten Rheinarms gegen Ende des 14 Jahrhunderts schliesslich nicht mehr auf einer Insel im Rhein sondern unmittelbar an dessen rechtem Ufer wo die ehemalige Sandbank jetzt Bestandteil von Beeckerwerth wurde Auf der Mercatorkarte ist sie dort verzeichnet direkt gegenuber der Halener Kirche die sich wie das Dorf weiterhin auf der linken Rheinseite befand 8 Schicksalhafte Jahre BearbeitenIn den Jahren 1565 bis 1575 gab es dicht aufeinander folgend mehrere schwere Uberflutungen die das Schicksal des Dorfes der Halener Kirche und der Burg Knipp endgultig besiegelten Ohnehin waren diese Jahre fur die Menschen an den Kusten am Rhein und in dessen Hinterland von einer Reihe verschiedener Naturkatastrophen gekennzeichnet Es gab einen Regensommer in dem die Fruchte auf dem Feld verfaulten Winter mit aussergewohnlichen Schneefallen Orkane Sturmfluten und gewaltige Uberschwemmungen Der Rhein anderte in dieser Zeit mehrmals seinen Lauf und war zeitweise so weit uber die Ufer getreten dass noch landeinwarts im mehrere Kilometer entfernten Dorf Repelen der Pfarrhof und alles auf gleicher Hohe gelegene Land mandiep mit Rhynwater belopen war so der damalige Repelener Pastor Arnold Steur 9 Graf Hermann von Neuenahr und Moers bezeichnet in seinem Brief aus dem Jahr 1571 an den Duisburger Rektor Geldorp die Burg Knypp als endgultig in den Fluten versunken und das alte robuste Halener Gotteshaus als eine verlorene vor der Vernichtung nicht mehr zu rettende Kirche 10 Aber es dauerte noch 25 Jahre bis Kirche und Dorf aufgegeben wurden Zunachst sturzte der Chor der Kirche ein dann brockelten deren Fundamente fort bis schliesslich im Winter 1595 96 auch das restliche Gotteshaus unterspult wurde und in den Fluten versank Die Reste liegen seither auf dem Grunde des Flusses nicht weit nordlich der Stelle an der sich heute die Brucke der A 42 uber den Rheinbogen spannt Als Nachfolger der versunkenen Burg wurde das neue Haus Knipp am Deich in Beeckerwerth an der heutigen Haus Knipp Strasse errichtet wo es allerdings um 1939 bei Deichbaumassnahmen abgerissen wurde Das Dorf Halen wurde nicht auf einen Schlag sondern nach und nach vom Rhein weggespult Alles was ostlich der Kirche lag war bereits 1575 abgetrieben Die Kirche lag seit 1596 in den Fluten Das restliche Dorf folgte wenig spater seiner Burg und der Kirche 11 Spuren des versunkenen Dorfes BearbeitenUnbeachtet vom standig fliessenden Verkehr auf der Autobahnbrucke liegen die Reste des Dorfes Halen auf dem Grund des Rheins Die im spitzen Winkel daneben verlaufende 1912 erbaute Eisenbahnbrucke tragt zur Erinnerung an die im Rhein versunkene Burg Knipp den Namen Haus Knipp Eisenbahnbrucke Bei den Bauarbeiten des Mittelpfeilers wurde ein sehr verwaschener Rest eines mit Schuppen verzierten Saulenschaftes oben und unten abgebrochen 4 aus Kalkstein gefunden dessen Zuordnung zu Kirche Burg oder romischen Ursprungen unklar ist Ansonsten zeugen nur noch der heute am Ufer endende Niederhalener Dorfweg und die vom benachbarten Alt Homberg durch Haesen auf Halen zufuhrende Halener Strasse von dem versunkenen Dorf Dessen auf dem Grunde des Rheins ruhende Kirche soll in Hungerjahren noch aus den Fluten ragen und lasst angeblich noch heute in besonders sturmischen Nachten ihre Glocken ertonen wie die Leute sich hinter vorgehaltener Hand erzahlen Einzelnachweise und Literatur Bearbeiten Ernst Kelter Chronik der Gemeinde Rheinkamp Verlag Aug Steiger Moers 1978 Seite 36 ISBN 3 921564 13 1 Ursula Maier Weber CALO Zur Lokalisierung und zum Nachleben eines abgegangenen spatantiken Kastells am Niederrhein In Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen BAR International Series 704 1998 S 13 22 Ernst Kelter Chronik der Gemeinde Rheinkamp Verlag Aug Steiger Moers 1978 Seite 70 bis 119 ISBN 3 921564 13 1 a b Ernst Kelter Chronik der Gemeinde Rheinkamp Abgerufen am 10 Juli 2023 Ludger Heid u a Kleine Geschichte der Stadt Duisburg Verlag Walter Braun Duisburg 1996 Seite 96 ISBN 3 87096 198 8 Ernst Kelter Chronik der Gemeinde Rheinkamp Verlag Aug Steiger Moers 1978 Seite 151 bis 155 ISBN 3 921564 13 1 Ludger Heid u a Kleine Geschichte der Stadt Duisburg Verlag Walter Braun Duisburg 1996 Seite 111 ISBN 3 87096 198 8 Ernst Kelter Chronik der Gemeinde Rheinkamp Verlag Aug Steiger Moers 1978 Seite 70 bis 119 ISBN 3 921564 13 1 Rosendahl Splittorf Repelen Verlag printmediapart Gelsenkirchen 2008 Seite 70 bis 73 ISBN 978 3 00 024177 2 Ernst Kelter Chronik der Gemeinde Rheinkamp Verlag Aug Steiger Moers 1978 Seite 70 bis 119 ISBN 3 921564 13 1 Ernst Kelter Chronik der Gemeinde Rheinkamp Verlag Aug Steiger Moers 1978 Seite 70 bis 119 ISBN 3 921564 13 151 483052777778 6 6807416666667 Koordinaten 51 28 59 N 6 40 50 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Halen Niederrhein amp oldid 236443644