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Die Hassleben Leuna Gruppe ist eine archaologische Kulturgruppe der spaten romischen Kaiserzeit im Mittelelbe Saale Gebiet Namengebend sind ein Graberfeld von Hassleben und eines von Leuna Die Kultur wird heute oft als Vorgangerin des Stamms der Thuringer angesehen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Grabfunde 3 Datierung 4 Verbindungen ins romische Reich 5 Technologietransfer 6 Verbindungen nach Bohmen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenIm Jahr 1834 wurde beim Kiesabbau nahe Leuna in Sachsen Anhalt ein sehr reich ausgestattetes Grab aus der Zeit um 300 n Chr entdeckt Die Fundgegenstande kamen zunachst in Privatbesitz dann in den Kunsthandel und wurden schliesslich vom British Museum in London aufgekauft Der erste Elitegrabfund der Hassleben Leuna Gruppe ist seither in London ausgestellt In 1912 entdeckten Arbeiter nahe Hassleben in Thuringen ein ahnliches Grab wie in Leuna Auf einem kleinen Friedhof mit mehreren reich ausgestatteten Grabern befand sich die Grablege einer jungen Frau Ihre Grabausstattung mit kostbaren Schmuckstucken aus Gold und Silber romischen Glasern und Metallgefassen ubertraf alles was bislang bekannt war Der Fund von Hassleben blieb fur fast 100 Jahre das reichste germanische Furstengrab in Deutschland Die ausserdem in den Jahren 1917 und 1926 entdeckten Leunaer Grabfunde aus der Zeit um 300 n Chr werden seit ihrer Bergung vom Landesmuseum fur Vorgeschichte in Halle Saale verwahrt Auch in diesen Grabern waren reiche Beigaben aus Edelmetall sowie seltene Importstucke aus dem Romischen Reich enthalten Mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der Grabfunde von Hassleben und Leuna schrieb Walther Schulz zwei grundlegende Werke zur Hassleben Leuna Gruppe Viele altere Fundstellen liessen sich jedoch nachtraglich nicht mehr erforschen da sie bereits mit der Entdeckung unsachgemass zerstort wurden Im Jahr 1990 wurde durch Zufall das Furstengrab von Gommern bei Magdeburg entdeckt gleich gesichert und in nahezu ungestortem Zustand untersucht In Gommern gelang damit erstmals eine planmassige archaologische Untersuchung mit modernen Methoden Grabfunde Bearbeiten nbsp Fibeln aus dem Furstinnengrab von Hassleben Museum fur Ur und Fruhgeschichte in Thuringen Weimar Charakteristisch fur die Hassleben Leuna Gruppe sind Korperbestattungen mit teilweise ausserordentlich reichen Grabbeigaben Zu diesen Beigaben zahlen Goldschmuck Fibeln Halsringe Fingerringe romische Importgegenstande Goldmunzen Bronzegeschirr Glaser oder Keramik Sporen als Anzeichen fur Berittene silberne nicht gebrauchsfahige Pfeilspitzen Brettspiele als Indiz fur eine anspruchsvolle Freizeitgestaltung ausserdem auch einheimische Produkte wie handgemachte Keramik Datierung BearbeitenNeben der relativen Datierung in die jungere Kaiserzeit bieten romische Importstucke gute absolute Datierungshinweise Mehrfach wurden etwa Goldmunzen der Gallischen Sonderkaiser gefunden die eine Munzdatierung ins spate 3 und fruhe 4 Jahrhundert rechtfertigen Verbindungen ins romische Reich BearbeitenImportgegenstande und Munzen legen den Schluss nahe dass die Trager der Hassleben Leuna Gruppe intensive Kontakte ins romische Reich hatten Wahrscheinlich standen sie als Soldner in romischem Dienst und kehrten danach in ihre Heimat zuruck Technologietransfer BearbeitenIn Haarhausen wurde ein Topfereikomplex ausgegraben in dem im spaten 3 Jahrhundert nach Christus Drehscheibenkeramik nach romischen Vorbildern in Topferofen hergestellt wurde die ebenfalls romischen Ofenformen nachempfunden sind Die Trager der Hassleben Leuna Gruppe waren also offenbar bemuht eine Warenversorgung durch Technologietransfer sicherzustellen Verbindungen nach Bohmen BearbeitenJungere Forschungen Droberjar 2007 ergaben dass sich ab der zweiten Halfte des dritten Jahrhunderts ein starker Einfluss der zentralen deutschen Hassleben Leuna Gruppe in Nordwest und Ostbohmen aufzeigen lasst In erster Linie betrifft dies die Halsringe die in der Regel mit birnenformigen Verschlussen versehen sind die Faltenbecher die Drehscheibenkeramik und die sogenannten Elbefibeln Elbebroschen Zudem gibt es in Bohmen im Vergleich zu den Grabbeigaben aus Brandgrabern aus der spaten Kaiserzeit eine relativ hohe Konzentration an reichen Korpergrabern ein Beweis fur die Existenz einer lokalen germanischen Elite Droberjar erforschte die Frauengraber von Sobesuky Blazek 1995 S 145 148 Slepotice Bekova Droberjar 2005 und Hostivice unveroffentlicht Auf der Suche nach Vergleichen fur drei der reichsten kurzlich untersuchten Graber aus der spaten Kaiserzeit in Bohmen gelangte er zu den sogenannten Hauptlingsgrabern in Mitteldeutschland und Polen und stellte fest dass die Grabbeigaben zu den reichsten Frauengrabern gehoren denen es weder an Bronze Silber und Glasgefassen oder anderen luxuriosen Gegenstanden mangelt Vereinzelte alte Funde mit einem nicht naher identifizierbaren Kontext wie die prunkvollen Goldohrringe von Chlumin ein paar silberne Sporen aus der Region Litomerice oder auch die massiven Goldarmbander aus dem Prager Becken zeigen dass eben in Bohmen die hochste germanische Sueben Elite existierte Literatur BearbeitenWalther Schulz Robert Zahn Das Furstengrab von Hassleben Romisch germanische Forschungen Band 7 Walter de Gruyter Berlin Leipzig 1933 Walther Schulz Leuna Ein germanischer Bestattungsplatz der spatromischen Kaiserzeit Berlin 1953 Wolfgang Schluter Versuch einer sozialen Differenzierung der jungkaiserzeitlichen Korpergrabergruppe von Hassleben Leuna anhand einer Analyse der Grabfunde Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen 6 1978 117 145 mit Zusammenstellung der zu dieser Zeit bekannten Bestattungen Sigrid Dusek Romische Handwerker im germanischen Thuringen Ergebnisse der Ausgrabungen in Haarhausen Kreis Arnstadt Stuttgart 1992 ISBN 978 3806210620 Siegfried Frohlich Gold fur die Ewigkeit Das germanische Furstengrab von Gommern Begleitband zur Sonderausstellung im Landesmuseum fur Vorgeschichte Halle Saale 18 10 2000 bis 28 2 2001 Halle 2000 ISBN 978 3910010550 Mario Becker Gommern In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 12 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 016227 X S 395 399 online Sigrid Dusek Hassleben In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 14 Walter de Gruyter Berlin New York 1999 ISBN 3 11 016423 X S 41 43 online Mario Becker Leuna In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 299 302 online Eduard Droberjar Neue Erkenntnisse zu den Furstengrabern der Gruppe Hassleben Leuna Gommern in Bohmen In Prehled vyzkumu 48 2007 S 93 103 Weblinks BearbeitenDer Grabfund von Hassleben in der archaologischen Datenbank Arachne Bild der goldenen Zweirollenfibeln Fibel aus Leuna 1926 Einzelnachweise Bearbeiten Matthias Hardt The Merovingians the Avars and the Slavs pdf In The Oxford Handbook of the Merovingian World 2020 abgerufen am 8 Dezember 2020 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hassleben Leuna Gruppe amp oldid 238368941