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Die Hori Bulle ist eine rote Speisezwiebel Bulle ist die im lokalen alemannischen Dialekt gebrauchliche Benennung fur Zwiebel die traditionell auf der Bodensee Halbinsel Hori angebaut wird Seit dem 11 Marz 2014 ist die Hori Bulle bei der EU als geschutzte geographische Angabe g g A registriert 1 Die Hori Bulle Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Aussehen 1 2 Geschmack 2 Anbau 2 1 Anbaugebiet 2 2 Anbaumethode 2 3 Anbaumengen 3 Absatzmarkte 3 1 Historische Absatzmarkte 3 2 Neue Absatzmarkte 4 Historische Aspekte 5 Traditionelle Beziehungen zur Region 6 Filme 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenAussehen Bearbeiten nbsp Horibulle mit typischer bauchiger Form gehalftelt und gevierteltDie Aussenhaut hat eine eher helle rotbraune Farbung die im Gegensatz zu dunkelroten Sorten beim Aufschneiden nicht abfarbt Im Querschnitt erkennt man hellrote Trennschichten zwischen den einzelnen Zwiebelschalen Die typische flache bauchige Form der Hori Bulle eignet sich besonders gut zum Flechten der traditionellen Zwiebelzopfe Ihre etwas weichere Konsistenz macht sie druckempfindlich und erfordert besondere Sorgfalt bei der traditionellen Handernte Die Lagerfahigkeit wird dadurch ebenfalls eingeschrankt Geschmack Bearbeiten Der Geschmack der Hori Bulle ist vor allem durch das zarte Aroma und die milde unaufdringliche Scharfe gekennzeichnet Dadurch eignet sie sich zum rohen Verzehr und macht sie damit zu einer Zutat fur den in der Region beliebten Wurstsalat Beim Garen entfaltet sich ihre Scharfe ohne dass dabei die charakteristische rote Farbung verloren geht Anbau BearbeitenAnbaugebiet Bearbeiten Der Anbau der Hori Bulle ist auf die namengebende Region die Halbinsel Hori begrenzt Diese liegt am westlichen Ende des Bodensees zwischen dem deutschen Radolfzell und dem schweizerischen Stein am Rhein Schwerpunkt des Zwiebelanbaus ist hier die Gemeinde Moos mit den Ortsteilen Moos Iznang Bankholzen und Weiler Das milde Klima in unmittelbarer Nahe des Bodensees der als Warmespeicher wirkt und der dunkle Moorboden begunstigen den Gemuseanbau der hier das Landschaftsbild immer noch deutlich pragt Anbaumethode Bearbeiten Die Hori Bulle wird ausschliesslich durch eigene Nachzucht vermehrt Samen sind im Handel nicht erhaltlich In den Gemusebauernfamilien sind es meistens die alteren Generationen die sich ubers Jahr der arbeitsintensiven Nachzucht und Pflege der Samen widmen Nach der Ernte im August werden beim Sortieren der Zwiebeln immer wieder die besten und schonsten Zwiebeln zur Nachzucht beiseitegelegt Mitte Marz werden diese Zwiebeln die nun bereits austreiben eingepflanzt je vier um einen Stock an dem spater die langen Triebe mit den Blutendolden aufgebunden werden Wenn sich im Sommer an den noch grunen Dolden Samen gebildet haben werden sie abgeschnitten und getrocknet Die reifen tief schwarz gefarbten Samen werden von Hand ausgerieben und gewaschen Dabei schwimmen Spreu und schlechte Samen oben auf gute Samen sinken ab Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt Danach werden sie mehrere Tage getrocknet Durch Sieben werden die Samen nach Grosse sortiert Die Samen sind maximal zwei bis drei Jahre haltbar wobei sich die Qualitat mit der Zeit verschlechtert Die Samen werden im Marz gesat Wahrend des Wachstums muss drei bis viermal Unkraut gejatet werden Da die Zwiebeln relativ druckempfindlich sind konnen sie bei der Ernte ab August nicht maschinell geerntet werden Nur der Boden unter den Zwiebeln wird gelockert Die Ernte erfolgt von Hand Die Wurzeln und verdorrten Stangel werden abgeschnitten die Knollen gereinigt und bis zum Verkauf zum Trocknen ausgebreitet Die Hori Bulle ist nur bis etwa Marz April lagerfahig was als Nachteil gegenuber handelsublichen Sorten anzusehen ist Anbaumengen Bearbeiten In den Jahren 1856 1890 lag die Anbauflache der Gesamtgemeinde Moos fur die Hori Bulle bei 7 16 Hektar Das entsprach einer durchschnittlichen Anbaumenge von 30 bis 65 Tonnen Der Anteil der Zwiebelanbauflache an der Gesamtanbauflache fur Krauter Gemuse und Zwiebel betrug zwischen 45 und 65 2 Der Anbau von Zwiebeln Bulle hatte bis in die 1970er Jahre ein besonderes Gewicht Die Hori Bulle war fur die Vordere Hori das charakteristische landwirtschaftliche Erzeugnis Die heutige Anbauflache betragt schatzungsweise 3 bis 4 Hektar Die starke Mechanisierung in der Landwirtschaft insbesondere in der nachgelagerten Weiterverarbeitung im Handel und der Lebensmittelherstellung wie z B Sortieranlagen Schal und Schneidemaschinen fuhrte in den letzten 10 bis 15 Jahren zu einem starken Ruckgang des Anbaus der Hori Bulle Ihre ovale Form ist fur diese Maschinen schlecht bis gar nicht verarbeitbar Aufgrund schlechterer Lagerfahigkeit und aufwandigeren Anbaus Samengewinnung Handernte sinkt die Anbaumenge stetig Im August 2008 wurde die Hori Bulle bei Slow Food Deutschland als Passagier in die Arche des Geschmacks aufgenommen um einen Beitrag zur Erhaltung dieser besonderen Zwiebelsorte zu leisten 3 Absatzmarkte BearbeitenHistorische Absatzmarkte Bearbeiten Die Hauptabsatzmarkte waren Jahrhunderte hindurch jeweils im September die Zwiebel oder Bollemarkte in den Schweizer Stadten Stein und Schaffhausen am Rhein und Rorschach am Bodensee Der Transport erfolgte mit Planwagen und auf Schiffen Zum Schaffhauser Zwiebelmarkt vor 1912 wurden allein in Gaienhofen am Untersee in den letzten Augusttagen 675 Sacke etwa 70 t Horizwiebeln auf ein Schweizer Dampfschiff verladen und nach Schaffhausen befordert Dort sank der Marktpreis je Zentner von 6 Franken auf 2 5 Franken 4 Durch veranderte deutsch schweizerische Grenz und Zollverhaltnisse am Untersee und Rhein entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr der Konstanzer Zwiebelmarkt zu einer zentralen Sammel und Absatzstelle fur die Zwiebelbauern der Hori der Insel Reichenau und des Konstanzer Anbaugebietes im Tagermoos auf schweizerischem Boden Der Bollemarkt fand traditionsgemass in Verbindung mit der Konstanzer Herbstmesse jeweils am ersten Montag im September statt Handler und Grossverbraucher kauften da den Grossteil der Zwiebelernte Die Restbestande setzten die Hori Landwirte im Herbst und Winter auf den Wochenmarkten in den Stadten Radolfzell am Bodensee und Singen Hohentwiel ab Neue Absatzmarkte Bearbeiten nbsp Horibullen mit typischer bauchiger Form gekauft in Iznang Hori UnterseeWahrend fruher der Absatz in grossen Mengen uber die Zwiebelmarkte im Vordergrund stand wird heute der grosste Teil uber Direktvertrieb Wochenmarkte und Gastronomie in kleinen Mengen verkauft Auch im Schwarzwald und im Wurttembergischen in Villingen Tuttlingen Rottweil und Ebingen trifft man auf die Zwiebeln der Hori Meist sind Metzgereien und Gaststatten Abnehmer obwohl als scharfe Konkurrenten in neuerer Zeit die Gelben Pfalzer und Zittauer und die weissen italienischen Speisezwiebeln auftreten 5 In der Gastronomie und bei den Metzgern wird die Hori Bulle mehr und mehr von anderen Sorten verdrangt die sich aufgrund der Grosse schneller verarbeiten lassen und besser lagerfahig sind Beim Verkauf an den Handel stellt sich fur die Horibauern das Problem der EU Normierung die flache breite Form der Hori Bulle passt nicht in die Klassifizierungen der Norm bei der der Durchmesser ausschlaggebend ist 6 An der Hauptverkehrsstrasse durch die Orte Moos und Iznang gibt es einen Verkauf direkt vom Gemuse Pavillon aus oder aus dem Gemuseladen 7 Einige Erzeuger versenden auch die Hori Bullen 8 Historische Aspekte BearbeitenDer Gemuse und Zwiebelanbau am westlichen Teil des Bodensees geht bis ins 8 Jahrhundert zuruck und ist durch die Geschichtsschreiber des Klosters Reichenau dokumentiert Der Geschichtsschreiber der Abtei Reichenau Gallus Oheim von Radolfzell berichtet dass unter dem beruhmten Abt Walahfrid Strabo 809 849 50 horige Rebleute aus dem damals reichenauschen jetzt schweizerischen Stadtchen Steckborn am Untersee zur Verbesserung der Mahlzeiten fur die Monche der Reichenau in den dortigen Klostergarten auch Gemuse namlich porrum und loch das sind Lauchgewachse und auch zibel Zwiebeln bawen das heisst pflanzen mussten Demnach reicht also der Zwiebelanbau am Untersee schon in das 9 oder 8 Jahrhundert zuruck 9 Spater bauten die selbstandigen Bauern auf der Hori Zwiebeln als das Hauptgemuse an das auf den Zwiebelmarkten der nahen Schweiz und noch bis in die 1990er Jahre in Konstanz im Herbst verkauft wurde Dazu wurden die Zwiebeln auf Booten zu den jeweiligen Stadten transportiert Metzger und Gastwirte kauften dort ihren Jahresbedarf an Zwiebeln ein ebenso war auch in den privaten Haushalten noch die Vorratswirtschaft lange verbreitet Parallel dazu entwickelten sich die Wochenmarkte in den nahen Stadten Radolfzell und Singen die auch heute noch hauptsachlich von den Horibauern beschickt werden Traditionelle Beziehungen zur Region BearbeitenDie besondere Bedeutung des Anbaus der Bulle fur die Halbinsel Hori wurde im Jahr 1976 durch die Einrichtung des Bullefestes in Moos als jahrlich wiederkehrendes Ereignis am 1 Oktobersonntag hervorgehoben Hierfur werden Zwiebelzopfe aus Hori Bulle und zum Teil gemischt mit gelben Zwiebeln Stuttgarter Riesen geflochten wobei die flache Form der Hori Bulle sich besonders gut zum Zopfen eignet Bewirtet wird hauptsachlich mit Zwiebelprodukten Zwiebelsuppe kuchen dinnele und ahnlichem Noch immer sind in vielen Bereichen des kulturellen Lebens der Region die Beziehungen zur Bulle als traditionellem Wert sichtbar Der Ortsteil Weiler hat zum Beispiel eine Narrenzunft mit der Bezeichnung Bulleblari 10 blari von blaren weinen Auf dem Untersee wird alljahrlich eine Segelregatta um den Bulle Cup 11 ausgetragen Das Dialektwort Bulle regional auch Bolle gilt im alemannischen Sprachraum generell fur Zwiebeln Das Wort geht sicher auf das althochdeutsche zwiebolle zuruck ist sicher auch mit dem spatlateinischen cepa verwandt aus dem im Italienischen die cipolla entstanden ist Filme BearbeitenBulle Fest auf der Hori bei YouTubeLiteratur BearbeitenErwin Keller Kleines Bulle Brevier 2 Auflage 1996 Gemeinde Moos Ortschronik der Gemeinde Moos 1997 Hubert Neidhart Geschichten und Rezepte aus dem Grunen Baum 1 Auflage 1998 Naturerbe Verlag ISBN 3 931173 10 0 Verordnung EG Nr 1465 2003 der Kommission vom 19 August 2003 zur Anderung der Verordnung EG Nr 1508 2001 zur Festlegung der Vermarktungsnorm fur Zwiebeln In Amtsblatt der Europaischen Union L Nummer 210 20 August 2003 S 4 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hori Bulle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetseite Verein Hori Bulle e V Hori Bulle bei Gemeinde Moos Hori Bulle bei Slow Food Deutschland Hori Bulle Zwiebel Diva mit Bauch bei Gwen MagazineEinzelnachweise Bearbeiten Durchfuhrungsverordnung EU Nr 225 2014 der Kommission vom 28 Februar 2014 zur Eintragung einer Bezeichnung in das Register der geschutzten Ursprungsbezeichnungen und der geschutzten geografischen Angaben Hori Bulle g g A In Amtsblatt der Europaischen Union L Nummer 70 11 Marz 2014 S 10 11 Ortschronik Moos 1997 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 3 Dezember 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www slowfood de Keller Kleines Bulle Brevier S 10 Keller Kleines Bulle Brevier S 10 Verordnung EG Nr 1465 2003 Eigener Besuch am 20 September 2018 in Iznang Benutzer roland h bueb Erzeuger der Hori Bulle Keller Kleines Bulle Brevier S 8 Internetseiten des Narrenvereins Bulleblari Weiler e V abgerufen 14 Dezember 2015 Internetseiten des Segelclubs Iznang e V Veranstaltungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hori Bulle amp oldid 231376459