www.wikidata.de-de.nina.az
Die Gulses sind die hethitischen Schicksalsgottinnen Sie konnen als einzelne Gottin Gulsa oder als Gruppe Gulses auftreten Bei den Luwiern werden sie Gulza und im jungeren Dialekt Kwanza genannt und bei den Palaern Gulzannikes die in Gotterlisten an neunter Stelle nach dem Hofgenius Ḫilanzipa und vor den Vegetationsgottheiten Uliliyantikes genannt werden Name BearbeitenDer Name der Schicksalsgottheiten kann auf uranatolisch kuels zeichnen schreiben zuruckgefuhrt werden 1 Im Stadium der Vorschriftlichkeit wurde die durch Handelskontakte bekannte mesopotamische Schrift als etwas Magisches betrachtet Aufgeschriebenes war etwas Unabwendbares Damals entstand der Gottername Kwals woraus hethitisch Kuls sowie palaisch und luwisch Kulz entstanden die in der hethitischen Keilschrift mit dem Logogramm GUL geschrieben wurden Gegen Ende der Bronzezeit konnte im Luwischen die Konsonantengruppe lz zu nz werden so dass aus Kwalz schliesslich Kwanz wurde 2 Die Verknupfung von Schrift und Schicksal ist auch von anderen Kulturen bekannt Willemijn Waal schlagt vor das logographisch geschriebene Theonym GUL ses mit dem in hethitischen Texten selten erwahnten Gotternamen Kuwanses zu identifizieren 3 Dieser Vorschlag wird in der Forschung kontrovers diskutiert Eine neu veroffentlichte Tontafel aus Kayalipinar fur das Fest der Unterirdischen Gottheiten nennt anstelle der GUL ses in den bis anhin bekannten Texten nun die Kuwanses was Waals Vorschlag unterstutzt 4 Dies hatte zur Folge dass obige Etymologie hinfallig wurde und eine andere Herkunft des Namens gesucht werde muss Da auch das hethitische Wort fur schreiben nun auch als kuwans statt guls zu lesen ist wurde aber die Verbindung mit der Schrift aufrechterhalten bleiben Im Hieroglyphenluwischen der Eisenzeit findet sich unter anderem der Mannername Kwanza Yarri eine Zusammensetzung aus der Schicksalsgottheit und dem Pestgott Iyarri Solche aus zwei Gotternamen zusammengesetzten Personennamen sind in Anatolien verbreitet Die letzten Zeugnisse stammen aus der klassischen Antike aus Isaurien so Kouanzapeas und Konzapeas Koyanzapeas Konzapeas luw Kwanza piya Gabe der Kwanza und Kozapigramis Kozapigramis luw Kwanza pihrammi den Glanz der Kwanza habend Funktion BearbeitenDie Gulses sind fur das Schicksal des Menschen zustandig beginnend mit der Geburt und endend mit dem Tod So werden sie im Kult der Ḫuwassanna zusammen mit den Gottheiten Ḫaristassi und gunstiger Tag verehrt letzterer ist ein Euphemismus fur den Todestag Ḫaristassi ist eine Haus und Familiengottheit die den Platz der Geburt Mutter und Neugeborenes beschutzt Oft treten die Gulses zusammen mit den Muttergottinnen oder Ḫannaḫanna auf die fur die Geburt zustandig sind und bestimmen das Schicksal des Neugeborenen Sie begleiten den Menschen durch sein Leben verleihen Starke langes Leben Erfolg und Liebe von Gottern und Menschen Aber auch schlechtes Schicksal oder fruher Tod werden den Gulses zugeschrieben Da nach anatolischer Vorstellung der Mensch aus Lehm geschaffen wurde nimmt das Flussufer eine bedeutende Rolle in Geburts und Reinigungsritualen ein und die Gulses des Flussufers Gulses wappuwas werden angerufen um schlechtes Schicksal abzuwenden Da schlechtes Schicksal durch schwarze Magie alwanzatar mittels Lehmabbildungen eines Menschen bewirkt werden kann werden am Flussufer Reinigungsrituale vorgenommen Den Gulses des Flussufers wird geopfert mit der Bitte sie mogen das schlechte Bild dem Magier zuruckzugeben Oder es werden Zungen aus Lehm geformt und diese dem Fluss ubergeben durch Analogiezauber losen sich die bosen Worte des Zaubers mit den Lehmzungen auf In einem anderen Ritual wird den Gulses ein Schaf geopfert mit der Bitte die uble Gulsas idalus Gulsas moge sich entfernen und die wohlwollende Gulsas usantaris Gulsas moge sich zuruckwenden Neben den Muttergottheiten und Ḫannaḫanna konnen auch die hattischen Schicksalsgottinnen Estustaya und Papaya zusammen mit den Gulses auftreten welche am Gestade des Schwarzen Meeres den Lebensfaden des Konigs spinnen ein Zug der den hethitischen Gulses fehlt Die manchmal zusammen mit ihnen genannten Darawes sind eine von ihnen und den Muttergottinnen verschiedene Gottergruppe mit ahnlichen Funktionen Siehe auch BearbeitenAnzili und Zukki Ḫudena Ḫudellura KuwansesLiteratur BearbeitenAlfonso Archi The Anatolian Fate Goddesses and their Different Traditions In Eva Cancik Kirschbaum Jorg Klinger Gerfrid G W Muller Hrsg Diversity and Standardization Perspectives on Social and Political Norms in the Ancient Near East Akademie Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 05 005756 9 S 1 26 Volkert Haas Die hethitische Literatur Texte Stilistik Motive Walter de Gruyter Berlin u a 2006 ISBN 3 11 018877 5 Piotr Taracha Religions of Second Millennium Anatolia Dresdner Beitrage zur Hethitologie 27 Harrassowitz Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 447 05885 8 Willemijn Waal Changing Fate Hittite guls GUL s dGulses dGUL ses Cuneiform Luwian gulza i GUL za i Hieroglyphic Luwian REL za and the Kuwanses deities in Piotr Taracha ed Proceedings of the Eighth International Congress of Hittitology Warschau 2014 1016 1033 Ilya Yakubovich The Luwian deity Kwanza In Aramazd Bd 8 Nr 1 2 2013 2014 ISSN 1829 1376 S 282 297 Einzelnachweise Bearbeiten Alwin Kloekhorst Etymological Dictionary of the Hittite Inherited Lexicon Leiden Indo European Etymological Dictionary Series 5 Brill Leiden u a 2008 ISBN 978 90 04 16092 7 S 569 f Ilya Yakubovich The Luwian deity Kwanza In Aramazd Bd 8 Nr 1 2 2013 2014 ISSN 1829 1376 S 282 297 Willemijn Waal Changing Fate Hittite guls GUL s dGulses dGUL ses Cuneiform Luwian gulza i GUL za i Hieroglyphic Luwian REL za and the Kuwanses deities in Piotr Taracha ed Proceedings of the Eighth International Congress of Hittitology Warschau 2014 1016 1033 Oguz Soysal Hethitische Festbeschreibungen aus den Grabungskampagnen 2015 und 2017 in Kayalipinar Samuḫa in Elisabeth Rieken Hrsg Keilschrifttafeln aus Kayalipinar 1 Textfunde aus den Jahren 1999 2017 Harrassowitz Verlag 2019 ISBN 978 3 447 11220 8 S 168 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gulses amp oldid 220984242