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Grosse Instruktion oder Nakas russisch Nakaz Ekateriny II Komissii o sostavlenii proekta novogo Ulozheniya deutsch Instruktion Katharinas II an die Kommission zur Ausarbeitung eines neuen Gesetzbuchs ist ein Dokument des aufgeklarten Absolutismus das Katharina II 1767 als Leitfaden fur die von ihr einberufene Gesetzbuch Kommission veroffentlichte Die Grosse Instruktion umfasst einschliesslich der beiden 1768 hinzugefugten Anhange 655 Artikel in denen Katharina ihre Grundprinzipien fur Politik Gesetzgebung Rechtspflege Verwaltung und Entwicklung des Reichs darlegt Es ist das zentrale Dokument ihrer Herrschaft und stellt gewissermassen ihre Regierungserklarung dar Sie ubernimmt und verarbeitet darin Ideen der franzosischen italienischen und deutschen Aufklarung Katharina II mit dem Manuskript der Grossen Instruktion Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Inhalt und Hauptaussagen 2 1 Russland als europaische Macht 2 2 Das Land und seine Verfassung 2 3 Gleichheit Freiheit und Sicherheit 2 4 Adel Mittlerer Stand Bauern Leibeigene 2 5 Recht Gesetz Strafe 2 6 Religion und Toleranz 3 Wirkung und Bedeutung 4 Gesetzbuch Kommission 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Erste Seite des deutschen und franzosischen Texts in der viersprachigen Ausgabe der Grossen Instruktion 1770Am Beginn der Herrschaft Katharinas II war die Situation auf dem Gebiet des Rechts und der Gesetzgebung in Russland unubersichtlich Es gab eine Vielzahl von Dekreten Chartas und Manifesten Das einzige Gesetzeswerk war das Sobornoje Uloschenije russisch Sobornoe Ulozhenie aus dem Jahre 1649 eine Sammlung von Einzelurteilen ohne innere Systematik Schon Kaiserin Elisabeth hatte versucht eine Kommission fur die Vorbereitung eines neuen Gesetzbuchs zu etablieren Diese Unternehmung kam jedoch durch den Siebenjahrigen Krieg zum Erliegen Katharina II erkannte die Vereinheitlichung und Erneuerung der Gesetzgebung als dringende Aufgabe und kundigte mit dem Manifest vom 14 Dezember 1766 die Einberufung einer Gesetzbuch Kommission an Mit der Grossen Instruktion legte sie im Jahr darauf die Arbeitsprinzipien und den Handlungsrahmen fur die Kommission fest Seit Beginn des Jahres 1765 hatte Katharina an der Grossen Instruktion gearbeitet und sich in zeitgenossische Werke uber Staatsaufbau Wirtschaft und Recht vertieft Bei etwa 280 Artikeln lasst sich der Einfluss von Charles Montesquieus Werk Vom Geist der Gesetze Genf 1748 zeigen Aber Katharina formte seinen absolutismuskritischen Entwurf in das Modell eines aufgeklart absolutistischen Behorden und Beamtenstaates um 1 Weitere 108 Artikel lassen sich auf Cesare Beccarias Werk Dei delitti e delle pene 1764 zuruckfuhren Katharina folgte seinen fortschrittlichen Prinzipien fur Strafzumessung und dem Grundsatz gleicher Gesetze fur alle Untertanen Mit ihm stand sie auch im Briefwechsel Gleichfalls bedeutend war fur sie Jakob Friedrich von Bielfelds zweibandiges Werk Institutions politiques 1760 uber das Funktionieren staatlicher Ordnung Von ihm ubernahm sie die Unterordnung der Geistlichkeit unter die furstliche Gewalt den Verzicht auf Gewaltenteilung und das grosstmogliche allgemeine Wohl als umfassenden Staatszweck und hochstes Erziehungsideal 2 nbsp Titelblatt der Grossen Instruktion in deutscher Ubersetzung 1769Ideen des Kameralisten Johann Heinrich Gottlob von Justi und sein Werk Die Grundfeste zu der Macht und Gluckseligkeit der Staaten 1760 61 nutzte Katharina ebenso wie Artikel von Diderot und d Alembert aus der Encyclopedie sowie die Schrift Observations sur le droit naturel des Physiokraten Francois Quesnay 1765 Einfluss hatte auch Voltaire der in seinem Essay uber die Sitten und den Geist der Nationen 1756 schrieb dass im Jahrhundert der Aufklarung nicht mehr die grossen Waffentaten sondern die Veranderungen der Sitten die Gesetzgebung Handel Gewerbe und Verkehr Kunste und Bildung von der Geschichtsschreibung gewurdigt werden sollen 3 Nachdem mehrere ihrer Berater die einflussreiche Interessengruppen des Hofes reprasentierten den Text ganz oder in Teilen gelesen hatten sah sich Katharina zu Uberarbeitungen veranlasst Aus der Entstehungsgeschichte und der Vielzahl verwendeter Quellen erklaren sich manche Widerspruche im Werk Eine russische und eine deutsche Ausgabe der auf Franzosisch verfassten Grossen Instruktion wurden am 10 August 1767 in Moskau gedruckt Eine deutsche Ubersetzung verlegte Johann Friedrich Hartknoch 1769 in Mitau 4 Die offizielle viersprachige Ausgabe in Russisch Latein Deutsch und Franzosisch wurde 1770 von der Akademie der Wissenschaften St Petersburg herausgegeben 5 Inhalt und Hauptaussagen BearbeitenDie Grosse Instruktion besteht aus 655 Artikeln in 22 Kapiteln Gesetze mussen der Beschaffenheit von Land und Volk entsprechen Praambel Artikel 1 5 Russland ist eine Europaische Macht Kapitel 1 Artikel 6 7 Das Russische Reich kann nur von einem souveranen Herrscher regiert werden Kapitel 2 Artikel 8 16 Der Senat und die untergeordneten Behorden im Land Kapitel 3 und 4 Artikel 17 30 Gleichheit und Freiheit der Burger Kapitel 5 Artikel 31 39 Gesetze und die Gesetzgebungspolitik des Staates Kapitel 6 und 7 Artikel 40 79 Sinn und Mass der Strafen Gerichtsprozess Kapitel 8 und 9 Artikel 80 141 Strafgericht Verhaftung und Verhor Kapitel 10 Artikel 142 249 Untertanigkeit Leibeigenschaft Kapitel 11 Artikel 250 263 Vermehrung des Volkes im Reich Kapitel 12 Artikel 264 292 Handwerk und Handel Kapitel 13 Artikel 293 347 Erziehung Kapitel 14 Artikel 348 356 Adel Mittlerer Stand Stadte Kapitel 15 17 Artikel 357 403 Erbrecht Kapitel 18 Artikel 404 439 Die Sprache der Gesetze Verordnungen und Erlasse Kapitel 19 Artikel 440 462 Verschiedene Erganzungen Kapitel 20 Artikel 463 526 Schlussbestimmungen Diese Instruktion ist in der Gesetzbuch Kommission monatlich einmal vorzulesen Sollte die Kommission Lucken feststellen darf sie um Erganzung bitten Beschluss Artikel 525 526 Aufgaben der Polizei Anhang 1 Kapitel 21 Artikel 527 566 Verwaltung von Wirtschaft und Finanzen Anhang 2 Kapitel 22 Artikel 567 655 Russland als europaische Macht Bearbeiten Nach der Praambel beginnt die Instruktion mit dem Satz Russland ist eine Europaische Macht 6 der einerseits Bestatigung ist fur die von Peter I eingeleitete Offnung Russlands nach Europa und andererseits den Anspruch Katharinas bekraftigt diese Politik fortzufuhren und eine Rolle im Konzert der europaischen Machte zu spielen Das Land und seine Verfassung Bearbeiten Die ideale Regierungsform fur Russland ist die alleinige Herrschaft eines Souverans in dessen Handen alle Macht liegt Das ist in der Grosse des Russischen Reiches begrundet Ausserdem ist es besser unter einem einzigen Herrn den Gesetzen unterworfen zu sein als sich nach dem Willen vieler zu richten Eine andere Regierungsform wurde fur Russland zuletzt die Ursache seines Umsturzes werden Eine Regierung welche die naturlichen Freiheiten weniger als eine andere einschrankt und die Menschen zur Erlangung der hochsten Wohlfahrt leitet entspricht am besten den Absichten die man bei vernunftigen Geschopfen voraussetzt als auch dem Zwecke burgerlicher Gesellschaften Endzweck souveraner Regierungen ist der Ruhm der Burger des Reichs und des Regenten 7 Diese Staatsidee einer gemeinschaftlichen geordneten und gluckseligen Gesellschaft die sich als Ganzes der Wohlfahrt verpflichtet sieht entnahm Katharina den Texten von Justi Der Souveran regiert mit Hilfe einer hierarchisch organisierten Verwaltung an deren Spitze der Senat steht der zugleich Appellationsgericht ist Die Verwaltungsorgane sind sowohl Exekutivorgan als auch Gericht und haben die Aufgabe die Gesetze dem Volk bekannt zu machen und uber ihre Einhaltung zu wachen Gleichheit Freiheit und Sicherheit Bearbeiten Die Gleichheit aller Burger besteht darin dass sie samtlich einerlei Gesetzen unterworfen sind Die Gleichheit erfordert gute Einrichtungen die den Reichen verwehren diejenigen die weniger Vermogen als sie besitzen zu unterdrucken und die Wurden und Amter die ihnen nur als Verwaltern des Staates anvertraut sind zu ihrem eignen Vorteil anzuwenden Die allgemeine oder politische Freiheit besteht nicht darin dass einer alles tun konne was ihn gelustet Die Freiheit ist das Recht alles das zu tun was die Gesetze erlauben Die politische Freiheit des Burgers ist die Ruhe des Gemuts die aus der Meinung entsteht dass jeder seine eigene Sicherheit geniesst und dazu mussen die Gesetze so beschaffen sein dass kein Burger Ursache habe sich vor den anderen zu furchten sondern dass sich alle vor den Gesetzen furchten 8 Katharinas Freiheitsbegriff basiert auf dem Idealbild einer klug eingerichteten und fest gefugten Standegesellschaft Der Souveran schafft durch seine Gesetze einen Rahmen in dem jeder sein Gluck findet und niemand Anlass hat den Rahmen zu uberschreiten eine gesetzmassige Monarchie 9 Diese Freiheit ist die Sicherheit vor Willkur Personliche Freiheit oder politische Mitwirkung haben hier keinen Platz Adel Mittlerer Stand Bauern Leibeigene Bearbeiten Am Beginn des 15 Kapitels Von dem Adel werden die drei Stande des Reichs charakterisiert Leibeigenen zahlen als Rechtlose nicht dazu Der Landmann wohnt in Flecken und Dorfern baut das Erdreich welches mit seinen Fruchten die Menschen aller ubrigen Stande ernahrt und dies ist sein Los In den Stadten wohnen Burger die sich mit Handwerken dem Handel den Kunsten und Wissenschaften beschaftigen Der Adel ist ein vorzuglicher Titel der diejenigen die mit selbigem geziert sind von andern unterscheidet 10 Katharina fasst den Adel nicht als eine politische Institution auf sondern stellt ihn nur durch einen Titel unterschieden neben die anderen Stande 11 Adel Tugend und Verdienste fuhren die Menschen auf die Ehrenstaffel des Adels Was ihn auszeichnet sind Liebe zum Vaterland Eifer zum Dienst Gehorsam und die Treue gegen seinen Landesherrn Doch obgleich die Kriegskunst das alleralteste Mittel ist durch welches die Menschen zur adligen Wurde gelangt sind ist dennoch die Rechtsverwaltung nicht weniger notig Woraus denn folgt dass man den Adelstand durch burgerliche Tugenden eben so gut als durch kriegerische erwerben konne Die adligen Vorzuge mussen also samtlich auf obenerwahnten Grundsatzen die das Wesen des adligen Standes ausmachen gegrundet sein 12 Allein Tugenden und Verdienste begrunden die Zugehorigkeit zum Adel und diese Ehre kann bei schlimmen Verfehlungen auch wieder aberkannt werden Indem Katharina den Adel in die Verwaltung des Reichs einbindet weicht sie von Montesquieu ab dem Behorden Feinde der standischen Monarchie waren 11 Die Frage ob der Adel auch Handel treiben durfe lasst Katharina offen und zitiert Montesquieus ablehnende wie auch Justis zustimmende Meinung 13 Mittlerer Stand Der Mittlere Stand wird in Kapitel 16 als der die Freiheit geniessende Stand apostrophiert von dessen Mitgliedern das Reich sich viel Gutes verspricht wenn namlich dieselben eine Einrichtung erhalten haben die der Arbeitsamkeit und den guten Sitten zur Aufmunterung dient 14 Katharina lasst hier erkennen dass sie grosse Erwartungen in diesen burgerlichen Stand setzt und erteilt der Gesetzbuch Kommission den Auftrag seine rechtliche Stellung so zu regeln dass er ungehindert seiner Tatigkeit zum Wohl des gesamten Landes nachgehen kann Auch die in Kapitel 17 angemahnten einheitlichen Gesetze fur Stadte und die Rechte ihrer Burger dienen diesem Zweck Mit dem Wahlgesetz zur Gesetzbuch Kommission sicherte Katharina ausserdem dass dieser Stand die zahlenmassig starkste Abgeordnetengruppe stellte Bauern Im 12 Kapitel widmet sich Katharina der Lage der Bauern Russland hat weite Landstriche die weder bewohnt noch bearbeitet sind Deshalb muss man das Wachstum der bauerlichen Bevolkerung fordern Bauern haben zwar 15 bis 20 Kinder aber nur ein Viertel von ihnen erreicht das Erwachsenenalter Katharina sieht in erster Linie den Land besitzenden Adel in der Verantwortung Jetzt bleibt ein Ackersmann auf 15 Jahre lang von seinem Hause weg geht nach entfernten Stadten seiner Nahrung nach und zieht fast im ganzen Reiche herum um dem Herrn seine jahrlichen Abgaben zu bezahlen Es ware hochst notig dem Adel durch ein Gesetz vorzuschreiben dass er solche Abgaben vom Bauer forderte die ihn am wenigsten von seinem Hause und seiner Familie entfernte 15 Viele pflegen zu sagen Je grosser die Armut der Untertanen ist desto zahlreicher sind ihre Familien Und wiederum Je mehr man Abgaben von ihnen fordert desto eher kommen sie in den Stand solche zu bezahlen Dies sind zwei verfangliche Schlusse die allezeit viel Schaden nach sich gezogen haben und jederzeit das Verderben sveraner Reiche verursachen werden 16 Wo weite Flachen brach liegen weil die Besitzer alles Land an sich gebracht haben fordert Katharina Man verteile die wusten Lander unter alle diejenigen die keine Landereien haben Man gebe ihnen Mittel an die Hand sie zu bearbeiten Allein man tue solches ohne Zeitverlust 17 Leibeigene Kapitel 11 uber die Leibeigenschaft zeigt wie Katharina um einen Mittelweg ringt Mochte sie auch selbst im Sinne einer radikaleren Variante der Aufklarung finden dass die Leibeigenschaft der Menschenwurde widersprach so machten Ruckmeldungen ihrer Berater ihr deutlich dass eine grundsatzliche Anderung an diesem Punkt den Interessen der Machteliten zuwiderlief 18 In der ersten Fassung der Instruktion waren noch Eigentumsrechte der Leibeigenen an beweglichen Gutern und eine gesetzliche Regelung der Patrimonialgerichtsbarkeit vorgesehen 11 Die Endfassung dieses mehrfach uberarbeiteten Kapitels ist ein Kompromiss Einerseits gilt Untertanigkeit und damit auch Leibeigenschaft als eine naturliche Sache Die burgerliche Gesellschaft so wie eine jede Einrichtung erfordert eine gewisse Ordnung Es mussen sein die regieren und befehlen und andere die gehorchen Dies ist der Ursprung aller Arten von Untertanigkeit 19 Auf der anderen Seite wird verlangt dass die burgerlichen Gesetze den Missbrauch der Leibeigenschaft zu verhuten suchen und der Gefahr einer Emporung der Leibeigenen zuvorkommen Die Artikel 260 und 261 lassen die Forderung grundsatzlicherer Anderungen in abgeschwachter Form anklingen Man muss nicht auf einmal und durch ein allgemeines Gesetz vielen Leibeigenen die Freiheit schenken Die Gesetze konnen dadurch etwas Gutes stiften wenn sie den Leibeigenen ein Eigentum bestimmen 20 Recht Gesetz Strafe Bearbeiten Gesetze sollen nur das regeln was dem Staat oder seinen Untertanen schaden konnte Wer zu viel verbietet gibt Anlass zu neuen Verbrechen Strafen mussen in einem angemessenen Verhaltnis zum Verbrechen stehen Alle Strafen die den menschlichen Korper verstummeln mussen abgeschafft werden 21 ebenso die Todesstrafe Ziel der Strafe muss die Abschreckung mit der wenigsten Grausamkeit sein Folter ist eine Beleidigung der Gerechtigkeit Katharina spricht sich fur eine Kronzeugenregelung ebenso aus wie fur die Moglichkeit der Schutzhaft in politischen Krisensituationen Das wirksamste Mittel den Verbrechen vorzubeugen ist eine gute Gesetzgebung und dazu gehort dass Gesetze nicht einzelne Stande begunstigen Gesetze mussen in der gemeinen Sprache geschrieben sein und das Gesetzbuch das alle Gesetze in sich enthalt muss ein jeder brauchen und wie einen Katechismus fur einen geringen Preis kaufen konnen 22 Schon beim Lesenlernen sollen Kinder Bucher verwenden die von den Gesetzen handeln Religion und Toleranz Bearbeiten Das Thema der Religionen wird in der Grossen Instruction ausschliesslich unter dem staatspolitischen Gesichtspunkt ihrer Funktion fur das Zusammenleben der Menschen behandelt Die aufgeklarte Herrscherin beginnt ihre Ausfuhrungen mit dem kurzen Gebet Herr mein Gott Vernimm mich gieb mir Verstand dein Volk zu richten nach deinem heiligen Gesetze und nach der Wahrheit und formuliert in Artikel 1 den ethischen Grundsatz Die christliche Religion lehret uns einer dem anderen soviel gutes zu thun als uns moglich ist Im Nachtrags Kapitel 20 wendet sie sich mit drei Artikeln auch dem Thema der religiosen Toleranz zu In einem grossen Reiche dessen Herrschaft sich uber so viel Volker erstrecket wurde es fur die Ruhe und Sicherheit der Unterthanen hochstschadlich seyn wenn man die verschiedenen Religionsubungen derselben verbieten oder nicht erlauben wollte Es ist auch wirklich kein anderes Mittel die verirrten Schafe wieder zu der Herde der Glaubigen zuruck zu bringen als dergleichen fremde Religionen auf eine von Unserer rechtglaubigen Kirche und der Politik unverwerflichen Art zu dulden Die Verfolgung reizet die Gemuter der Menschen Die Glaubens Freyheit hingegen erweichet die verhartetsten Herzen beuget die Halsstarrigen und ersticket ihre der Ruhe des Reiches und der burgerlichen Eintracht nachtheiligen Zankereyen 23 Wirkung und Bedeutung BearbeitenRechtzeitig zum Beginn der Beratungen der Gesetzbuch Kommission hatte Katharina 1767 die russische Fassung der Instruktion in die Gouvernements schicken lassen mit der Anweisung sie drei Mal im Jahr laut zu verlesen Katharina hat auf diese Weise einen politischen Dialog uber die Zukunft Russlands aufgenommen In ihrer Regierungszeit erlebte die russische Ausgabe der Instruktion sieben Auflagen Die Reaktionen auf die Grosse Instruktion waren gemischt Voltaire lobte sie uberschwanglich und schmeichelte seiner Brieffreundin Denis Diderot kritisierte sie als nicht weitgehend genug In Frankreich wurde sie als libertare Schrift verboten Friedrich II dem Katharina die deutsche Fassung zuschickte schrieb ihr dass sie in der jetzigen Epoche der Gesetze als erste Frau den Namen einer Gesetzgeberin ihres Reiches tragen konne sie dringe in die Feinheiten der Jurisprudenz ein und lege mit gerechten Gesetzen den Grund fur das Gluck ihrer Untertanen Er bot ihr Hilfe an bei der Grundung einer Akademie fur die Ausbildung von Richtern und Advokaten an denen es in Russland fehlte 24 Doch Katharina schickte lieber junge Russen zum Jurastudium ins Ausland In Russland selbst musste die Herrscherin vor allem mit konservativer Kritik umgehen Einer ihrer scharfsten Kritiker Michail Schtscherbatow warf ihr vor die Traditionen der Autokratie aufzugeben sich dem Gesetz zu unterwerfen und damit die Selbstherrschaft einzuschranken In ihren Memoiren schrieb Katharina uber die Grosse Instruktion Ich gebot sie als das zu nehmen was sie ist als Regeln auf die Meinung grunden kann aber nicht als ein Gesetz Die Instruktion brachte viel mehr Einheit in alle Regeln und Gesichtspunkte als dies fruher der Fall gewesen war Viele kannten von da an wenigstens den Willen des Gesetzgebers und begannen auch danach zu handeln 25 Gesetzbuch Kommission BearbeitenDer Erlass vom 14 Dezember 1766 26 zur Einberufung der Gesetzbuch Kommission enthalt die wesentliche Festlegungen Die Stande einer Region oder Stadt wahlen in getrennten Versammlungen einen Deputierten und formulieren ihre Bedurfnisse und Anliegen die sie ihm als Instruktion Nakaz mitgeben Jedem Deputierten wird ein jahrliches Gehalt und eine eingeschrankte lebenslange Immunitat zugesichert Die Kommission trat am 30 Juli 1767 mit 571 Deputierten in Moskau zusammen darunter 29 Vertreter von Regierungsorganisationen 142 Deputierte des Adels aus den Provinzen 209 Vertreter der Stadte 71 Einhofer 27 und freie Bauern 44 Kosaken 54 Vertreter nichtrussischer Ethnien 28 Es wurden 16 Fachkommissionen gebildet unter anderem fur Abfassung des neuen Gesetzbuchs fur Sichtung der eingereichten Instruktionen und fur Entwicklung der Stadte 29 Bei den Diskussionen zeigten sich grosse Gegensatze zwischen den Deputierten Um den Erfolg der Kommission zu sichern hatte Katharina an die entscheidenden Positionen ihre Parteiganger gesetzt Die Kaiserin selbst nahm an den Sitzungen nicht teil liess sich aber genau uber den Fortgang unterrichten und las die Protokolle Im Februar 1768 wurde die Kommission nach St Petersburg verlegt und dort im Januar 1769 nach insgesamt 203 Sitzungen wegen der Kriegserklarung der Turkei an Russland beendet Die Fachkommissionen arbeiteten zum Teil noch Jahre weiter Auch wenn die Gesetzbuch Kommission kein neues Gesetzbuch erstellt hat war sie fur Katharina aus mehreren Grunden sehr nutzlich Schon die Einberufung der Kommission geschah nicht zuletzt in Kenntnis dessen dass diese Landesversammlung die Legitimitat der neuen Zarin auf eine breitere Grundlage stellen konnte 30 Die mehr als 1 500 eingereichten Instruktionen erbrachten ein genaueres Bild ihres Reiches das sie ohne dieses aufwendige Unternehmen nicht erhalten hatte und Katharina sollte sich bei ihrem Regierungshandeln von diesen Erkenntnissen leiten lassen In der konkreten Folge der Gesetzbuch Kommission wurden wenngleich erst nach einigen Jahren Gesetze zur Ordnung der Institutionen in der Provinz ebenso vorgelegt wie fur die Stadte Den Gerichten und dem Strafrecht wandte sich Katharina selbst zu Lediglich das Problem der Leibeigenschaft ging sie nicht mehr grundsatzlich an 31 Literatur BearbeitenIhrer Kayserlichen Majestat Instruction fur die zu Verfertigung des Entwurfs zu einem neuen Gesetz Buche verordnete Commission Kayserliche Akademie der Wissenschaften St Petersburg 1770 google de Jan Kusber Katharina die Grosse Legitimation durch Reform und Expansion 1 Auflage W Kohlhammer Stuttgart 2022 ISBN 978 3 17 021630 3 S 84 93 Michael Schippan Die Aufklarung in Russland im 18 Jahrhundert Harrassowitz Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 447 06626 6 Claus Scharf Katharina II Deutschland und die Deutschen 1 Auflage Philipp von Zabern Mainz 1995 ISBN 3 8053 1596 1 Claus Scharf Katharina II Russland und Europa Beitrage zur internationalen Forschung 1 Auflage Philipp von Zabern Mainz 2001 ISBN 978 3 8053 2009 2 Franz Irsigler Freiheiten Privilegien und burgerliche Selbstverwaltung Ergebnisse und Perspektiven europaischer Stadteforschung In Actes du colloque 2009 de la Commission internationale pour l Histoire des villes Trier 2015 S 15 16 uni trier de PDF Einzelnachweise Bearbeiten Claus Scharf 1995 S 128 Claus Scharf 1995 S 128 129 Michael Schippan S 120 Instruction fur die zu Verfertigung des Entwurfs zu einem neuen Gesetzbuch verordnete Commission 1769 abgerufen am 14 Februar 2022 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 7 Artikel 6 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 9 11 Artikel 11 15 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 21 23 Artikel 34 39 David M Griffith Catherine II The Republican Empress In Jahrbucher fur Geschichte Osteuropas Neue Folge Bd 21 Nr 3 Franz Steiner Verlag Stuttgart 1973 S 323 344 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 251 Artikel 360 a b c Georg Sacke Adel und Burgertum in der Regierungszeit Katharina II von Russland In Revue belge de Philologie et d Histoire Band 17 Nr 3 4 1938 S 815 852 persee fr Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 253 259 Artikel 363 368 375 Claus Scharf 1995 S 127 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 261 Artikel 378 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 187 Artikel 270 271 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 191 Artikel 277 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 193 195 Artikel 280 Jan Kusber 2022 S 87 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 177 Artikel 250 251 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 181 Artikel 260 261 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 57 Artikel 96 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 99 Artikel 158 Ihrer Kayserlichen Majestat Instruction 1770 S 321 323 Artikel 494 496 Michael Schippan 2012 S 108 zitiert nach Jan Kusber 2022 S 90 Errichtung einer Comission in Moscau in der der Entwurf zu einem neuen Gesetzbuche gemacht werden soll In Neuverandertes Russland oder Leben Catharina der Zweyten Kaiserin von Russland Band 1 Riga 1767 S 231 282 staatsbibliothek berlin de Einhofer russisch odnodvorcy sind freie Gutsbesitzer die zwar erbliches Eigentum hatten dem Kaiser aber Soldaten stellen mussten auch ehemalige Wehrbauern Jan Kusber 2022 S 90 Natalia Tuschinski Stadterhebung Irbits und die Stadtplanung Katharinas II In Zeitschrift fur Weltgeschichte Interdisziplinare Perspektiven Jahrgang 20 Heft 01 Fruhjahr 2019 Peter Lang Berlin 2019 S 145 164 Christoph Schmidt Sozialkontrolle in Moskau Justiz Kriminalitat und Leibeigenschaft 1649 1785 In Quellen und Studien zur Geschichte des ostlichen Europa Band 44 Steiner Stuttgart 1996 ISBN 3 515 06627 6 S 171 Jan Kusber 2022 S 92 93 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosse Instruktion Katharina II amp oldid 233193780