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Gruezi ˈɡ rye t sɪ ostliches Schweizerdeutsch bzw Gruessech ˈɡ rye sːeɣ westliches Schweizerdeutsch ist die ublichste formelle mundliche Grussformel in Teilen der deutschsprachigen Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie traditionelle Verwendung und traditionelle Verbreitung 2 Moderner Gebrauch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEtymologie traditionelle Verwendung und traditionelle Verbreitung BearbeitenGruezi ist eine Verkurzung von Gott gruez i Gott grusse Euch 1 2 und ist die zurcherische glarnerische und ostschweizerische Lautung des gleichen Grusses der in Bern in Solothurn im Sudwestaargau und im oberen Baselbiet gruess ech lautet Die Bedeutung von grussen grundet hier in der mittelhochdeutschen Bedeutung ansprechen 3 es handelte sich somit ursprunglich um eine Segnung Wahrend die westliche Variante gruessech immer noch weitgehend durchsichtig ist wird die ostliche Variante gruezi heute vielfach nicht mehr verstanden zumal sowohl die Lautform grueze grussen als auch das enklitische unbetonte i fur betontes oi euch heute am Verschwinden sind Es kommt infolgedessen zu einer volksetymologischen Neuinterpretation von gruezi als ich grusse Sie und damit zu einer Verbindung mit dem Hoflichkeitspronomen Sie die historisch gar nicht zutrifft Ostliches gruezi und westliches gruessech die traditionell ab etwa 8 Uhr morgens vorher guete Morge bis etwa 5 Uhr abends nachher gueten Aabig Aabe Oobig Oobe verwendet werden haben sich zuerst in den reformierten Teilen der Deutschschweiz durchgesetzt in der Nordostschweiz dann sekundar allerdings auch in den katholischen Im Ubrigen haben die katholischen Regionen wie unteres Baselbiet Solothurn Freiburg Nordwest und Sudostaargau Innerschweiz Sarganserland und Wallis ein anderes Grusssystem entweder mit mittaglichem guete Tag oder aber mit vormittaglichem guete Tag und nachmittaglichem gueten Aabe Oobe 4 Sehr bodenstandig ist die Verwendung von Gruezi beziehungsweise Gruessech aber selbst in den vom Sprachatlas umrissenen Gebieten nicht uberall So schreibt Hermann Blattner in seiner Dissertation uber den Schinznacher Dialekt von 1890 dass das formelle Gruessech die alten Grussformen die sich nach der Beschaftigung des Begrussten richtete schon fast ganz verdrangt habe 5 beispielsweise gaumed er hutet ihr mues derdorab si muss es dadurch hinab sein das heisst wollt ihr durch das Dorf hinuntergehen haut s es haut es es namlich die Axt das Holz git s wool uus gibt es wohl aus beim Ernten oder gruejed er ruht ihr aus Moderner Gebrauch BearbeitenDas heute kaum mehr in seinen einzelnen Bestandteilen als Gott grusse Euch erkannte Gruezi wird in der modernen Sprache zumeist nur noch zur Begrussung einer oder mehrerer Personen verwendet die man siezt oder etwa heute noch im Appenzellerland ihrzt Ist der Nachname der begrussten Person bekannt wird mit gruezi Herr Frau Muster gegrusst An Stelle von gruezi wird auch gruezi wohl zur Begrussung mehrerer Personen auch gruezi mitenand gebraucht Fur geduzte Personen wird gruezi hier ist gruezi ein die Aussprache erleichternder Ersatz fur das seltenere gruezdi nur noch von alteren Personen gebraucht Stattdessen werden verbreitet jungere Ausdrucke wie hoi tschau von italienisch ciao salu oder sali von franzosisch salut hallo usw verwendet die oft der Mode unterworfen sind Geographisch hat sich das Anwendungsgebiet von gruezi seit den Datenerhebungen fur den Sprachatlas und den Volkskundeatlas weiter ausgedehnt Sodann kann gruezi heute rund um die Uhr verwendet werden und damit am Morgen an die Stelle von guete Morge bzw am Abend an die Stelle von gueten Aabig Oobig treten Im deutschsprachigen Oberwallis wo man sich weder mit ostlichem gruezi noch mit westlichem gruessech anredet werden die nicht aus dem Wallis stammenden Deutschschweizer abschatzig als Gruezini bezeichnet Literatur BearbeitenSprachatlas der deutschen Schweiz Band V 111 114 Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz Hrsg von Helen Christen Matthias Friedli und Elvira Glaser Frauenfeld 2010 Karte 7 mit Kommentar Atlas der schweizerischen Volkskunde Band I Karte 2 dazu Kommentarband I 5 ff Anna Zollinger Escher Die Grussformeln der deutschen Schweiz phil Diss Zurich Freiburg i Br 1925 Albert Hauser Gruezi und Adieu Gruss und Umgangsformen vom 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Zurich 1998 Claudia Bucheli Berger Christoph Landolt Dialekt und Konfession in der Deutschschweiz In Elisabeth Frieben Ulrich Kanz Barbara Neuber Ludwig Zehetner Hrsg Dialekt und Religion Beitrage zum 5 dialektologischen Symposium im Bayerischen Wald Walderbach Juni 2012 Regensburg 2014 Regensburger Dialektforum 20 S 73 94 mit einem Kapitel betreffend die Grussformeln Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary gruezi Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Christoph Landolt Gruezi In Wortgeschichten vom 27 Mai 2019 hrsg von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons Einzelnachweise Bearbeiten Schweizerisches Idiotikon Band II Spalte 511 512 unter Gott Digitalisat und Spalte 812 813 unter gruessen Digitalisat Anna Zollinger Escher Die Grussformeln der deutschen Schweiz Freiburg i B 1925 Mittelhochdeutsches Worterbuch Band 2 Hirzel Stuttgart 2016 Spalten 966 969 Nach Sprachatlas der deutschen Schweiz Kleinem Sprachatlas der deutschen Schweiz sowie Atlas der schweizerischen Volkskunde Hermann Blattner Ueber die Mundarten des Kantons Aargau Grenzen Eintheilung Phonetik Vocalismus der Schinznacherm und a rt Effingerhof Brugg 1890 S 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gruezi amp oldid 237047043