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Gnjosdowo auch Gnesdowo oder Gnezdovo russisch Gnyozdovo ist ein Komplex archaologischer Siedlungsfunde aus dem 10 und 11 Jahrhundert in Gnjosdowo bei Smolensk in Russland Er ist nach Haithabu der zweitgrosste bekannte in Europa aus jener Zeit Grabhugel Kurgane von Gnjosdowo Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Historischer Hintergrund 3 Funde 4 Weitere Entwicklung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDer Komplex liegt an der Mundung des Kareli in den oberen Dnepr etwa 13 km westlich von Smolensk Auf einer Flache von 16 20 Hektar befinden sich eine befestigte Burgsiedlung einige kleinere Siedlungen und insgesamt etwa 3000 Hugelgraber Kurgane Historischer Hintergrund BearbeitenGnjosdowo wird in der Regel mit dem fruhen Smolensk identifiziert das zuerst in der Chronik von Bygone im Jahre 862 erwahnt wird Die Hypothese wird durch die Tatsache gestutzt dass bei Ausgrabungen in Smolensk keine Schichten gefunden wurden die vor dem 11 Jahrhundert liegen Gnjosdowo scheint identisch zu sein mit einer Festung Miliniska genannten Stelle aus einer Abhandlung von 948 und 952 von Konstantin VII Porphyrogennetos In skandinavischen Texten scheint der Name Surnes auf den Ort zu verweisen Funde BearbeitenDas Graberfeld von Gnjosdowo bestand einst aus moglicherweise 4000 Grabhugeln Es gehort zu den ergiebigsten Fundstellen uberhaupt zum Fernhandel des 9 und 10 Jahrhunderts 1 In den Grabern wurden etwa ein Drittel aller bekannten Objekte skandinavischer Herstellungsart aus dieser Zeit gefunden Eine besondere Bedeutung hat der Hortfund von Gnjosdowo der 1993 entdeckt wurde Zu den zahlreichen Einzelstucken aus verschiedenen Metallen gehoren ein Maskenanhanger aus Zinn sowie arabische Dirham Gnjosdowo war ein bedeutendes Handels und Handwerkszentrum Es fanden sich Hinweise auf die Verarbeitung von Eisen Edelmetallen und Glasperlen Neben zahlreichen Zeugnissen skandinavischer Siedler fanden sich auch Spuren baltischer Herkunft unter anderem in den Bestattungsformen Die meisten Funde sind aus der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts in dieser erreichte der Komplex den Hohepunkt seiner Bedeutung Einige Funde weisen auf slawische Bewohner die vor allem aus dem Westen kamen moglicherweise nach der Zerstorung des Mahrerreiches um 910 2 In Gnjosdowo wurde die alteste bekannte kyrillische Inschrift in der Kiewer Rus auf einer Tonkanne gefunden Inschrift von Gnjosdowo Weitere Entwicklung BearbeitenSpatestens Mitte des 11 Jahrhunderts verlagerte sich das politisch okonomische Zentrum der Besiedlung von der rechten zur linken Flussseite von Gnjosdowo zum Ort des heutigen Smolensk was mit der Veranderung der Fernhandelswege und der erfolgreichen Entwicklung des konkurrierenden Handelsortes Polazk erklart wird 3 In einem Waldchen auf dem Gebiet der Gemeinde lag im Zweiten Weltkrieg das von den Deutschen erbaute Fuhrerhauptquartier Barenhohle Reste des Bunkers sind noch heute erhalten geblieben Literatur BearbeitenD A Avdussin Gnezdovo der Nachbar von Smolensk In Zentralinstitut fur Alte Geschichte und Archaologie Hrsg Zeitschrift fur Archaologie ISSN 0044 233X Bd 11 1977 S 263 290 Eduard Muhle Gnezdovo das alte Smolensk Zur Deutung eines Siedlungskomplexes des ausgehenden 9 bis beginnend 11 Jahrhunderts In Oldenburg Wolin Staraja Ladoga Nowgorod Kiew Handel und Handelsverbindungen im sudlichen und ostlichen Ostseeraum wahrend des fruhen Mittelalters Bericht der romisch germanischen Kommission Bd 69 Von Zabern Mainz 1988 S 358 410 Eduard Muhle Die stadtischen Handelszentren der nordwestlichen Rus Anfange und fruhe Entwicklung altrussischer Stadte bis gegen Ende des 12 Jahrhunderts Quellen und Studien zur Geschichte des ostlichen Europa Bd 32 Stuttgart 1991 ISBN 3 515 05616 5 zugleich Dissertation Universitat Munster 1989 S 239 255 Eduard Muhle Gnezdovo In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 12 De Gruyter Berlin New York 1998 S 250 254 Julian Richards The Vikings A Very Short Introduction Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 0 19 280607 6 S 82 Katherine Holman Historical Dictionary of the Vikings Scarecrow Lanham MD 2003 ISBN 0 8108 4859 7 S 102 Rafael S Minasyan Ladoga und Gnesdowo In Die Wikinger Edition Minerva Munchen 2008 S 190 203 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gnezdovo complex Central hillfort Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage des Archeological Complex Gnezdovo englisch Gnezdovo sur les traces des Vikings Reportage In RIA Novosti 30 Juli 2012 franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Stefan Wolle Wladimir der Heilige Russlands erster christlicher Furst Union Berlin 1991 S 41 vgl Simon Franklin Jonathan Shepard The Emergence of Rus 750 1200 2 Auflage Routledge Abingdon New York 1998 Nachdruck 2013 ISBN 978 0 582 49091 8 S 140 Marcin Woloszyn Smolensk 2 Archaologisch und Historisch In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 29 2 Auflage De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018360 9 S 158 160 hier S 158 54 7847 31 8795 Koordinaten 54 47 4 9 N 31 52 46 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gnjosdowo amp oldid 225473799