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Geschur oder Geshur oder Geshuri oder Gesur Gessur hebraisch ג ש ו ר gesur ge sher gĕsh yōōri gĕshyōō ri ist ein in der hebraischen Bibel mehrfach erwahntes Gebiet oder ein Stadt Staat nordostlich des Sees Genezareth In der Eisenzeit 10 bis 8 Jahrhundert v Chr war Geschur ein aramaisches Furstentum das Beziehungen zum Hof von Konig David pflegte Im 8 Jahrhundert v Chr verlor Geschur durch Einfluss des Nordreiches Israel den aramaischen Charakter 1 Inhaltsverzeichnis 1 Biblische Uberlieferung 2 Lage 3 Geschichte ausserbiblische Quellen archaologische Ausgrabungen 3 1 et Tell 3 2 Kinneret 3 3 Tel En Gev und Tel Soreg 3 4 Tel Hadar 3 5 Tel Dover 3 6 Chispin 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBiblische Uberlieferung BearbeitenDie Bibel berichtet in zwei unabhangigen Uberlieferungen von Geschur 2 Sam 3 3 EU und 1 Chr 3 2 EU berichten von Absalom dem Sohn der Prinzessin Maacha aus Geschur und Konig David Nachdem Absalom seinen Bruder Amnon ermordet hatte floh er aus Furcht vor seinem Vater David nach Geschur und blieb dort drei Jahre 2 Sam 13 30 39 EU bis Joab der Heerfuhrer und Neffe Konig Davids ihn aus Geschur nach Jerusalem zuruckholte 2 Sam 14 23 EU 2 Sam 14 32 EU Dieser Bericht informiert daruber dass Geschur um das Jahr 1000 v Chr ein Konigreich war wobei offenbleibt ob Talmai der Vater der Prinzessin Maacha Konig eines Stadtstaates oder eines grosseren Konigreiches war Uber die Lage von Geschur wird nicht direkt berichtet aber in 1 Chr 2 23 EU und 2 Sam 15 8 EU wird Geschur in Beziehung gebracht zum Land der Aramaer Die zweite Uberlieferung Deut 3 14 EU und Jos 12 5 EU ermoglicht die Lokalisierung von Geschur auf den Golanhohen indem die Nachbarschaft von Geschur im Norden mit dem Hermon Gebirge im Suden mit dem biblischen Land Gilead und im Osten mit dem amoritischen Land Baschan beschrieben wird Im Buch Josua werden die Einwohner von Geschur die Geschuriter in Verbindung mit den benachbarten Volkern mehrmals erwahnt Jos 13 11 EU Jos 13 13 EU Lage Bearbeiten nbsp Ungefahre Lage von Geschur Gessur ostlich des Jordans zwischen dem Amoriterreich Baschan Basan und dem aramaischen Aram Maacha nbsp Bethsaida Stadttor mit Stele vermutlich fur den phonizisch aramaischen Gott Hadad Gott nbsp Tel Hadar am Ostufer des Sees Genezareth MauerresteGeschur wird nordostlich des Sees Genezareth im Bereich der Golanhohen sudlich des Hermon nordlich des Flusses Jarmuk ostlich des Jordan und westlich von Baschan lokalisiert wo Bethsaida am Nordufer des Sees Genezareth als Hauptstadt vermutet wird Die Landschaft Hauran wird mit Geschur in Verbindung gebracht Das Gebiet von Aram Geschur lag wie das benachbarte Aram Maacha innerhalb des israelitischen Siedlungsgebietes Jos 13 13 EU Ausserhalb der Bibel sind keine schriftlichen oder archaologischen Quellen gesichert Geografische Angaben von Gebietsgrenzen sind sehr unsicher Im Jahr 1971 wurde auf dem Golan ein Kibbuz Geschur gegrundet Geschichte ausserbiblische Quellen archaologische Ausgrabungen Bearbeiten nbsp Geschur Israel Nord nbsp Kinneret nbsp et Tell nbsp En Gev nbsp Tel Hadar nbsp Tel Soreg nbsp Tel Dover nbsp Chispin nbsp Golan nbsp Jarmuk Fluss nbsp Hermon Berg Nord Israel Ausgrabungsstatten GeschurZur Geschichte von Geschur gibt es keine sicheren ausserbiblischen Quellen Aber die bekannte Geschichte der benachbarten Staaten und der gesamten Levante lassen in Verbindung mit archaologischen Funden und biblischen Berichten Schlusse auch auf die Geschichte von Geschur zu Im Verlauf des 9 Jahrhunderts v Chr kam das aramaische Konigreich Aram Geschur zunachst unter die Kontrolle des zunachst von Konig Hasael gefuhrten aramaischen Reiches Aram Damaskus bevor es im 8 Jahrhundert v Chr unter den Einfluss des Nordreiches Israel geriet Insbesondere zwei in akkadischer Sprache verfasste Texten wurden als ausserbiblische Textquellen fur Geschur diskutiert erstens das Land Garu im Amarna Brief Brief 256 aus dem 14 Jahrhundert v Chr und eine Inschrift des assyrischen Konigs Salmanassar datiert 838 v Chr Beide Texte werden jedoch nicht als sichere ausserbiblische Quellen fur Geschur akzeptiert 2 Im Golan im Norden Israels gibt es verschiedene archaologische Fundstellen die mit aramaischen Inschriften Hinweise auf das Konigreich Geschur geben et Tell 20 ha Kinneret 10 ha Tel En Gev 7 ha Tel Hadar 2 5 ha Tel Soreg 0 2 ha Tel Dover und andere Flachenangaben nach 3 et Tell Bearbeiten Hauptartikel Bethsaida Der laut Neuem Testament als Herkunftsort mehrerer Junger Jesu bedeutende Ort Bethsaida wurde etwa 1000 v Chr gegrundet Aufgrund seiner Grosse unter anderem einer bis zu 6 Meter starken Stadtmauer und einer Toranlage mit vier Kammern und Toraltar wird angenommen dass et Tell die Hauptstadt des Konigreiches Geschur war Funde belegen dass et Tell und damit Geschur kulturell und religios sehr vielfaltig gepragt war durch Phonizier Ammoniter Agypter und Israeliten Kinneret Bearbeiten Hauptartikel Kinneret Stadt Obwohl Geshur ostlich des Jordan liegt wird vermutet dass das am Westufer des Sees Genezareth liegende Kinneret in der fruhen Eisenzeit in die auch die biblischen Berichte uber Geschur datiert werden ebenfalls zum Konigreich Geschur gehorte Tel En Gev und Tel Soreg Bearbeiten Die fruheste Besiedlung auf Tel Soreg weist in die Ubergangszeit zwischen Fruh und Mittelbronzezeit 2200 2000 v Chr wahrend Tel En Gev Chirbet el Aseq vermutlich erst in der Mitte des 11 Jahrhunderts v Chr gegrundet wurde Beide Ausgrabungsstatten werden als mogliche Orte der Stadt Aphek א פ ק ǎfeq diskutiert wo nach biblischem Bericht 1 Kon 20 26 30 EU 2 Kon 13 17 EU um die Mitte des 9 Jahrhunderts v Chr der in Damaskus residierende aramaische Konig Ben Hadad II gegen das Nordreich Israel unter Konig Ahab Krieg fuhrte und einige Jahrzehnte spater Joasch Konig von Israel die Stadt Aphek von Konig Ben Hadad III von Damaskus Sohn des vorgenannten Konig Hasael zuruckeroberte 4 5 Auf beiden Siedlungshugeln wurden Festungen aus dem 9 bzw evtl auch 8 Jahrhundert v Chr Eisenzeit IIA gefunden wobei diejenige von Tel En Gev mit 60 m 60 m deutlich grosser als die von Tel Soreg mit 20 m 20 m ist Aufgrund seiner Grosse wird Tel En Gev mit einer Ausdehnung von 250 m 120 m und einer Gliederung in Ober und Unterstadt eher als Tel Soreg dem biblischen Aphek zugeordnet Unter anderem der Fund eines Kruges aus dem 9 Jahrhundert v Chr mit einer aramaischen Inschrift die mit Mundschenk ubersetzt wird weist auf die administrative Bedeutung des Ortes En Gev hin 6 Infolge des Feldzuges des assyrischen Konigs Tiglat Pilesers III um 733 732 v Chr endete zunachst die stadtische Besiedlung beider Orte Aus persischer und hellenistischer Zeit wurden nur einzelne Wohngebaude und Hofe gefunden In griechisch romischer Zeit erfolgte die Besiedlung in der nahe gelegenen Stadt Hippos Heute befinden sich in der Nahe der Ausgrabungsstatten Tel Soreg und Tel En Gev die Kibbuzim Afik in Anlehnung an den Namen der biblischen Stadt Aphek und En Gev Tel Hadar Bearbeiten Bei den Ausgrabungen in den 1980er und 1990er Jahren wurde festgestellt dass Tel Hadar herrlicher Hugel am Nordostufer des Sees Genezareth eine ahnliche Siedlungsgeschichte wie Kinneret am Nordwestufer hat mit besonders intensiver Besiedlung in der Eisenzeit I 1150 bis 950 v Chr und einem abrupten Ende der stadtischen Besiedlung Es wurden Reste einer Stadt mit Hafen Verteidigungsanlagen und mehreren Gebauden innerhalb einer Mauer mit einem Durchmesser von 70 Metern aus der spaten Bronzezeit I oder der Eisenzeit I gefunden Es wird aufgrund der Funde von Lagerhallen vermutet dass Tel Hadar ein Zentrum fur den Getreidehandel war und dieser per Schiff auch uber den See Genezareth nach Kinneret erfolgte da die Landverbindung nach Bethsaida et Tell durch Moore behindert war Tel Dover Bearbeiten Sudostlich des Sees Genezareth nahe dem Fluss Jarmuk und damit nahe der Sudgrenze von Geschur befindet sich der Tel Dover eine kleine eisenzeitliche Siedlung Chispin Bearbeiten Im Jahr 2020 haben Archaologen auf dem Golan eine Festung aus der Konigszeit Davids entdeckt Die Ausgrabung befindet sich in Chispin im Suden des Golans ostlich des Sees Genezareth Es wird vermutet dass das Konigreich Geschur die Festung errichtete um die Region zu kontrollieren 7 Literatur BearbeitenOmer Sergi Assaf Kleiman The Kingdom of Geshur and the Expansion of Aram Damascus into the Northern Jordan Valley Archaeological and Historical Perspectives In Bulletin of the American Schools of Oriental Research Band 379 Mai 2018 S 1 18 JSTOR 10 5615 bullamerschoorie 379 0001 Friederike Schucking Jungblut Geschur In Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet Juni 2017 abgerufen am 13 Februar 2022 Nadav Na aman The kingdom of Geshur in history and mmory In Scandinavian Journal of the Old Testament An International Journal of Nordic Theology Band 26 Nr 1 31 August 2012 S 88 101 doi 10 1080 09018328 2012 704198 Juha Pakkala What do we know about Geshur In Scandinavian Journal of the Old Testament An International Journal of Nordic Theology Band 24 Nr 2 2010 S 155 173 doi 10 1080 09018328 2010 527071 Timothy M Crow A history of Geshur in the Late Bronze Age and Iron Age periods Dissertation University of Liverpool 2007 bl uk Einzelnachweise Bearbeiten Israel Finkelstein Neil A Silbermann David und Salomo C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54676 5 S 100 Juha Pakkala The methodological hazards in reconstructing the so called kingdom of Geshur In Scandinavian Journal of the Old Testament Band 27 Nr 2 23 Oktober 2013 S 226 246 doi 10 1080 09018328 2013 839114 Todd Bolen The aramean oppression of israel in the reign of Jehu Dissertation Dallas Theological Seminary August 2013 academia edu Moshe Kochavi Timothy Renner Ira Spar Esther Yadin Rediscovered The Land of Geshur 1992 abgerufen am 16 Februar 2022 Erasmus Gass Afek PDF 0 223 MB In Das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet 13 Februar 2020 abgerufen am 16 Februar 2022 G W Ahlstrom The Cultroom at En Gev In Tel Aviv Journal of the Institute of Archaeology of Tel Aviv University Band 12 Nr 1 Marz 1985 S 93 95 doi 10 1179 tav 1985 1985 1 93 mas 3 000 Jahre alte Festung entdeckt In Israelnetz com 12 November 2020 abgerufen am 13 Februar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschur amp oldid 225585698