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Die Geschichte der Klicklautschreibung stellt die Geschichte der Schreibung der Klicklaute im sudlichen Afrika dar Unterschiedliche Buchstaben sind zu unterschiedlichen Zeiten zur Schreibung dieser Laute in den verschiedenen Sprachen dieser Region als Teile des lateinischen Schriftsystems im Gebrauch gewesen Die Grundlagen schuf die Missionarin und Bibelubersetzerin Zara Schmelen Die aktuellen IPA Buchstaben wurden von Johann Georg Kronlein entworfen 1 Sie fanden Verbreitung durch Karl Richard Lepsius 2 3 und darauffolgend durch Wilhelm Bleek 4 Einflussreich waren auch Clement Doke 5 6 und Douglas Beach 7 die ein unterschiedliches System verwendeten das 1921 bis 1989 neben dem System der IPA verwendet wurde Die einzelnen Sprachen verwendeten unterschiedliche Orthografien die gewohnlich entweder auf dem Lepsius Alphabet oder auf dem lateinischen Alphabet basieren Der Gebrauch wechselte mit der Zeit oder zwischen verschiedenen Staaten Lateinische Buchstaben wie c q x c haben Grossbuchstabenformen im Gegensatz zu den auf senkrechten Strichformen basierenden Buchstaben ǀ ǃ ǁ ǂ Inhaltsverzeichnis 1 Unterschiedliche Systeme 2 Entwicklung der phonetischen Transkription 3 Historische Orthografien 4 Anmerkungen 5 EinzelnachweiseUnterschiedliche Systeme Bearbeiten nbsp Die Xhosa Klicklaute im Lepsius Alphabet von 1854 ṅ ist aquivalent zu ŋ Der senkrechte Strich mit Akut Akzent wurde bald durch ǂ ersetzt nbsp Die Khoekhoegowab Klicklaute im Beach Alphabet von 1938 Die Spalten sind von links nach rechts dental alveolar lateral und palatal nbsp Klicklaut Buchstaben der norwegischen Mission fur die Zulu 8 1850 Im fruhen 19 Jahrhundert wurden von deutschen und englischen Missionsorganisationen die Buchstaben c q x als Basis zur Schreibung der Klicklaute in Zulu verwendet die ansonsten fur die Schreibung dieser Sprache nicht benotigt wurden Dies war jedoch allgemein fur die Linguistik verwirrend da jeder dieser Buchstaben auch andere Verwendungen hatte Es gab verschiedene Ad hoc Ansatze Buchstaben fur Klicklaute zu schaffen haufig geometrische und ikonische Symbole So verwendete die norwegische Mission fur die Zulu eine z ahnliche Zickzacklinie fur c moglicherweise im Zusammenhang mit dem Gebrauch von sowohl z als auch c fur dentale Affrikate ein verdoppeltes eine 3 ahnliche Zickzacklinie fur x moglicherweise nicht zufallig das griechische 3 wird als x transkribiert und denselben Buchstaben mit einem Trema fur q 8 Der letztlich erfolgreichste Ansatz war der von Kronlein der von Lepsius verbreitet wurde Doke schuf spater ein unterschiedliches System basierend auf einer empirisch inspirierten Auffassung von der Natur der Klicklaute nbsp Der Nama Name ǁhapopen ǀoas ʖhapopen ʇʔoas aus dem Werk von Beach nbsp Das Khoekhoegowab Wort ǂgaeǂui ae ʔui mit Beach s spezifischen Form des Buchstabens ǂ nbsp Das Khoekhoegowab Wort ǁnau als Beispiel fur die mit einer Windung versehene Unterlange die Beach fur nasale Klicklaute verwendete Diese modifizierten Buchstaben wurden nicht ins IPA aufgenommen nbsp Dokes Orthografie fur ʗhũ ː Xũ Xun 1925 Alveolar zweite Spalte entspricht heutigem palatal ǂ Buchstaben fur stimmlose Klicklaute bilabial dental alveolar lateral palatal retroflexBoyce 1834 9 c q x qcSchreuder 1850 8 Lepsius 1854 2 Anm 1 i i ii i A Tindall 1858 10 c q x vIPA 1921 11 ʇ ʗ ʖDoke 1925 ʇ ʗ ʖ B ѱEngelbrecht 1928 12 c q x cBeach 1938 ʘ C ʇ ʗ ʖ IPA 1989 13 14 ʘ ǀ ǃ ǁ ǂ D Schreibmaschinen Ersatzzeichen oder A Der senkrechte Strich mit zwei waagerechten Querstrichen wurde 1856 auf einer Konferenz der Rheinischen Missionsgesellschaft vorgeschlagen und ersetzte schnell Lepsius senkrechten Strich mit Akut 14 B Abwartspfeil mit ausgezogener Spitze hier ersatzdargestellt mit dem alten romischen Zahlzeichen fur 50 und diesem ahnlich jedoch leicht geflammt ahnlich wie sich vom einfachen lt unterscheidet C bereits von Doke 1926 Beach zugeschrieben D Obwohl IPA keine Buchstaben fur retroflexe Klicklaute enthalt wurden und verwendet Cole 1966 letzterer moglicherweise nur von Cole Neben dem Unterschied in der Buchstabengestaltung Varianten des senkrechten Strichs bei Lepsius Modifikationen lateinischer Buchstaben bei Doke und Beach bestand ein konzeptioneller Unterschied Lepsius verwendete einen einzigen Buchstaben als Basis fur alle Klicklaute des gleichen Artikulationsortes Influx und fugte einen zweiten Buchstaben oder ein diakritisches Zeichen fur die Artikulationsart Efflux hinzu die er somit als zwei getrennte Laute ansah den eigentlichen Klick und seinen Begleitlaut Lepsius erklarte sein System wie folgt Das Wesentliche derselben ist die eigenthumliche theilweise Hemmung und sogar Zuruckziehung des Hauchs die uns am besten durch einen einfachen Scheidungsstrich i ausgedruckt werden zu konnen scheint Verbinden wir hiermit unsere gewohnlichen Klassenzeichen fur den Cerebral und den Palatal so bleibt nur der Lateral ubrig welcher der starkste Laut ist Wir bezeichnen ihn durch zwei Striche Da die damit verbundenen Gutturalen offenbar keine Lauteinheit mit den Schnalzlauten sondern nur eine Komposition bilden konnen so lassen wir sie einfach folgen wie bei den Diphthongen So erhalten wir die Uebersicht Abbildung rechts oben 2 Anm 1 Doke verwendete hingegen je einen eigenen Buchstaben fur jeden stimmlosen Tenuis stimmhaften und nasalen Klicklaut somit sah er jeden als unterschiedlichen Konsonanten an nach dem Vorbild des lateinischen Alphabets in dem jede homorgane Dreiergruppe von Nicht Klick Verschlusslauten ebenfalls als unterschiedliche Konsonanten angesehen werden p b m t d n c j n k g ŋ Dokes Buchstaben fur nasale Klicklaute basierten auf dem Buchstaben n in Fortfuhrung des Musters fur die egressiven nasalen Konsonanten m ɱ n ɲ ɳ ŋ ɴ Beispielsweise war sein Buchstabe fur den dentalen Nasalklicklaut ȵ der alveolare war ahnlich aber mit der Windung auf dem linken Bein der laterale mit Windung auf beiden Beinen der retoflexe und der palatale waren ɲ ŋ mit einer Windung auf dem jeweils freien Bein nbsp Die Buchstaben der stimmhaften Klicklaute waren individueller gestaltet einige waren einfach kopfgestellte Versionen der Buchstaben fur die entsprechenden stimmlosen Laute Die Stimmlos Stimmhaft Paare waren ʇ ɣ der letztere war seinerzeit noch nicht zu IPA als Buchstabe fur den stimmhaften velaren Frikativ hinzugefugt worden ʗ 𝒬 ѱ ahnlich und dessen kopfgestellte Form und lateral ʖ und eine Doppelschleife kopfgestelltes ꔛ nbsp Dokes Buchstaben wurden zur Aufnahme in Unicode vorgeschlagen 15 uber diesen Vorschlag wurde aber bisher nicht abschliessend entschieden Stand Marz 2020 Unicode Version 13 Beach schrieb uber Khoekhoegowab und benotigte deshalb keine Buchstaben fur stimmhafte Klicklaute er entwarf Buchstaben fur nasale Klicklaute indem er eine Windung unten an den Buchstaben fur die stimmlosen Klicklaute anbrachte doppelt quergestrichenes ʆ fur nasales gestrecktes ɕ fur nasales ʗ kopfgestelltes ȶ for nasal ʇ allerdings mit der Windung unten und einen Buchstaben ahnlich einem oberteilfreien ʓ fur nasales ʖ nbsp nbsp nbsp nbsp Doke und Beach kennzeichneten beide aspirierte Klicklaute mit einem nachgestellten h ʇh ʗh ʖh h und die nasalierten glottalisierten Klicklaute mit dem nachgestellten Zeichen fur einen glottal stop ʇʔ ʗʔ ʖʔ ʔ Beach schrieb ausserdem die affricate contour clicks mit einem nachgestellten x ʇx ʗx ʖx x Entwicklung der phonetischen Transkription BearbeitenDoke fuhrte bewundernswerte Experimente zur Natur der Klicklaute durch Nichtsdestoweniger wies Bleek in seinem einflussreichen Werk uber Buschmannsprachen Dokes Orthografie mit theoretischen Begrundungen zuruck indem er argumentierte dass Dokes Buchstaben jeweils fur zwei Laute stunden einer Kombination des implosiven Lautes mit einem Atemausstoss d h Influx und Efflux Somit konnten in Dokes Orthografie die Klicklaute selbst nicht geschrieben werden da diese nicht selbst als stimmlos stimmhaft oder nasal bezeichnet werden konnten 16 Bleek verwendete daher auf den Lepsius Buchstaben basierende Digraphen wie Lepsius selbst es schon aus dem gleichen Grund getan hatte Ironischerweise haben Linguisten seitdem die Ko Artikulation als in den Lepsius Buchstaben inharent angesehen da der Influx nie alleine stattfinden kann daher verwenden sie die einfachen Buchstaben fur die stimmlosen Klicklaute statt fur eine abstrakte Klick Eigenschaft wie Bleek es tat Nichtsdestoweniger nachdem die Lepsius Buchstaben Standard geworden sind und sogar als die Doke Buchstaben offiziell im IPA enthalten waren wurden nur die Buchstaben fur die stimmlosen Klicks aufgenommen und als konzeptuell aquivalent zu den Lepsius Buchstaben angesehen mussen Linguisten heute wenn sie die herrschende Sichtweise wiedergeben wollen und IPA verwenden auf diakritische Zeichen zuruckkommen die nicht fur Nicht Klick Konsonanten verwendet werden Unten ist die Entwicklung der formellen Klicklaut Transkription wiedergegeben von Bleeks ko artikulierte Konsonanten widerspiegelnden Digraphen uber als Einzelbuchstaben fungierende Ligaturen bis zum vollstandigen IPA Gebrauch mit diakritischen Zeichen zusammen mit der aquivalenten Behandlung von stimmlosen stimmhaften und nasalen Nicht Klick Verschlusslauten t d n zur Illustration Entwicklung der Klicklaut Transkription Stimmlos Stimmhaft NasalBleek Ko Artikulation Betrachtungsweise kǂ ɡǂ ŋǂBleek modifiziert vereinheitlichte Betrachtungsweise ǂ ᶢǂ ᵑǂIPA ǂ ǂ ǂ Aquivalent furNicht Klicklaute A t d B n dt ntt ᵈt ⁿtt t t A Nur t und t werden tatsachlich verwendet B t kann an Stelle von d gefunden werden aber ansonsten wird der Klicklaut Ansatz niemals fur Nicht Klick Verschlusslaute verwendet Historische Orthografien BearbeitenVerschriftete Sprachen mit Klicklauten verwenden im Allgemeinen entweder ein auf dem Lepsius Alphabet basierendes Alphabet mit auf den Senkrechtstrich Buchstaben basierenden Digraphen Trigraphen oder auf dem Zulu Alphabet das auf c q x fur Klicklaute basiert Fur den letzteren Fall gibt es unterschiedliche Konventionen fur palatale Klicklaute Einige Sprachen haben im Laufe der Zeit unterschiedliche Orthografien verwendet Beispielsweise hatte Khoekhoegowab folgende Orthografien am Beispiel der palatalen Klicklaute gezeigt Khoekhoegowab Orthografien modern ǂguis ǂa ǂham ǂnuBeach 1938 uis ʔa ham nuTindall 1858 vɡuis va vham vnuHistorische lateinschriftliche Orthografien bauten auf folgenden Zusammenstellungen von Buchstaben auf Lateinbuchstaben fur stimmlose Klicklaute dental alveolar lateral palatalXhosa 1834 9 c q x qc nur fur einzelne Worter berichtet Khoekhoegowab 1858 c q x vJuǀʼhoan 1987 1994 17 c q x cNaro seit 2001 c q x tc als Schreibmaschinen Variante des anfangs auch fur Naro verwendeten Juǀʼhoan c Es gibt zwei vorherrschende Konventionen die Artikulationsart Efflux zu schreiben die sowohl mit Lepsius als auch mit Zulu Orthografien verwendet werden Eine verwendet g fur stimmhafte und x fur affrikative Klicklaute die andere verwendet d fur stimmhafte und g fur affrikative Klicks Beide verwenden n for nasale Klicks allerdings konnen diese Buchstaben vor oder auch nach dem Grundbuchstaben kommen Der Einfachheit halber fuhrt die folgende Tabelle nur die lateralen Klicks auf Gebrauchliche Klicklaut Darstellungen fur laterale Klicks stimmlos stimmhaft nasal glottalisiert aspiratiert affriziert affriziertejektiv stimmlosnasal gemurmelt gemurmeltnasalZulu gt ca 1850 x xg A xn xhKhoekhoegowab modern ǁg ǁn ǁ ǁkh ǁh1858 xg B xn x xkh xhNaro gt 2001 x dx nx xʼ xh xg xgʼJuǀʼhoan 17 modern ǁ gǁ nǁ ǁʼ ǁh ǁx gǁx ǁk gǁk ǁʼh gǁh nǁh1975 ǁxʼ gǁxʼ nǁʼh1987 x dx nx xʼ xh xg dxg xgʼ dxgʼ xʼh dxh nxhHadza x nx xx xhSandawe x gx nx xʼ xh A slack voiced B auch moglich xk das in der modernen Sprache mit xg zusammengefallen istAnmerkungen Bearbeiten a b Der Lepsius Buchstabe ist ein kurzer senkrechter Strich weder mit Ober noch mit Unterlange also mit der gleichen Hohe wie der Buchstabe x und stets ohne Serifen Er ist in Unicode nicht enthalten Stand Marz 2020 Unicode Version 13 daher wird er hier in Tabellen und Zitaten mit einem punktlosen i i ersatzdargestellt Einzelnachweise Bearbeiten Douglas Martyn Beach The phonetics of the Hottentot language W Heffer amp Sons Ltd London 1938 Seite 288 ff a b c C R Lepsius Das allgemeine linguistische Alphabet Grundsatze der Ubertragung fremder Schriftsysteme und bisher noch ungeschriebener Sprachen in europaische Buchstaben Verlag von Wilhelm Hertz Berlin 1855 Seite 45 47 Scan in der Google Buchsuche C R Lepsius Standand Alphabet for Reducing Unwritten Languages and Foreign Graphic Systems to a Uniform Orthography in European Letters 2nd edition London Berlin 1863 Seite 79 83 Scan in der Google Buchsuche W H I Bleek A Comparative Grammar of South African Languages London Trubner amp Co 1862 Part I 1869 Part II Scan in der Google Buchsuche Part I Seite 11 15 Clement M Doke An outline of the phonetics of the language of the ʗhũ Bushman of the North West Kalahari 1925 Bantu Studies 2 129 166 Clement M Doke The phonetics of the Zulu language Johannesburg University of the Witwatersrand Press 1926 1969 Douglas Martyn Beach The phonetics of the Hottentot language W Heffer amp Sons Ltd London 1938 a b c H P S Schreuder Grammatik for Zulu Sproget Christiania 1850 Seite 1 Scan in der Google Buchsuche a b William Binnington Boyce A grammar of the Kafir language London 1834 2nd ed A grammar of the Kaffir language 1844 Seite 2 Scan in der Google Buchsuche Henry Tindall A grammar and vocabulary of the Namaqua Hottentot language 1858 Seite 13 14 Scan in der Google BuchsucheTindalls komplettes Schema ist c ch ck cg ckh cn q qh qk qg qkh qn x xh xk xg xkh xn v vh vk vg vkh vn L ecriture phonetique internationale zweite Ausgabe J A Engelbrecht Studies oor Korannataal Annale van die Universiteit van Stellenbosch Kapstadt 1928 Oswin Kohler et al The symbols for clicks In Journal of the International Phonetic Association 1988 18 2 Seiten 140 142 a b Johanna Christina Brugman Segments Tones and Distribution in Khoekhoe Prosody PDF Nicht mehr online verfugbar August 2009 S 20 21 archiviert vom Original am 6 Marz 2019 abgerufen am 25 August 2013 englisch Dissertation Cornell University Michael Everson Proposal to add phonetic click characters to the UCS PDF ISO IEC JTC1 SC2 WG2 Document N2790 10 Juni 2004 abgerufen am 7 Oktober 2013 englisch D F Bleek 1923 Note on Bushman Orthography Bantu Studies 2 1 71 74 a b Juǀʼhoan language alphabet and pronunciation Omniglot abgerufen am 18 Marz 2020 Alphabet chart for Juǀʼhoan includes the 1975 1987 and 1994 orthographies Excel Sheet Omniglot abgerufen am 18 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Klicklautschreibung amp oldid 230594008