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Das Geschafts und Sendegebaude der Sudwestdeutschen Rundfunkdienst AG wurde von dem Architekten Willi Cahn in den spaten 1920er Jahren errichtet Das Gebaude in der Eschersheimer Landstrasse 29 33 im Westend von Frankfurt am Main gehort zu den bedeutendsten Gebauden Frankfurts im Stil der Neuen Sachlichkeit Es wird seit 1955 von der Hochschule fur Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main genutzt Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Innenarchitektur und technische Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung und Geschichte BearbeitenMit dem Bau des 4 000 m grossen und heute noch weitgehend im Originalzustand erhaltenen Geschafts und Sendegebaude der Sudwestdeutschen Rundfunkdienst AG in der Eschersheimer Landstrasse 29 33 wurde im April 1929 begonnen in Betrieb genommen wurde es am 15 Dezember 1930 Die Sudwestdeutsche Rundfunkdienst AG Frankfurt am Main Radio Frankfurt gegrundet am 7 Dezember 1923 hatte bereits funf Jahre zuvor am 1 April 1924 aus einem 57 m kleinen Studio im alten Postscheckamt in der Stephanstrasse ihren Sendebetrieb aufgenommen Nur drei Tage nach seiner Inbetriebnahme am 18 Dezember ging von dem neuen Funkhaus bereits die erste Sendung uber den Ather Am 3 August 1953 kaufte die Stadt Frankfurt das Grundstuck Eschersheimer Landstrasse 29 39 samt Funkhaus fur 3 Millionen DM dem Hessischen Rundfunk als damaligem Eigentumer ab Ab dem Mai 1954 wurde der alte Sendesaal als Orchesterprobenraum der heutigen Hochschule fur Musik und Darstellende Kunst genutzt und am 27 September 1954 die gesamte Liegenschaft per Magistratsbeschluss der Hochschule uberlassen Am 24 Februar 1955 fand im alten Sendesaal das erste offentliche Konzert der Hochschule statt 1 Baubeschreibung BearbeitenVon aussen wirkt das Rundfunkgebaude streng funktionalistisch und kubisch und ist mit heller Fassade und einem Flachdach versehen Die Fenster und Fensterbanke erhalten eine horizontale Betonung durch reliefartig vorspringende Fenstergesimse und sturze Klangtechnisch bot der Bau durch seinen inneren trapezformigen Grundriss vollig neue und fast schon sensationell zu nennende Losungen an Wahrend man bei bisherigen ahnlichen Gebauden die ubliche Saalform ubernahm und die akustischen Verhaltnisse etwa durch nachtragliche Wandverkleidungen oder durch Stoffbahnen zu verbessern versuchte liess man hier die Langswande nicht parallel sondern konvergent zulaufen um sog stehende Wellen zu vermeiden und unerwunschte Echowirkungen zu reduzieren Die innere Trapezform wird im Ausseren in ein orthogonales System ubergeleitet Dies gelingt durch Rucksprunge im gleichmassigen Abstand in den beiden Langsfassaden Der Hauseingang wurde durch ein tiefes schlankes Vordach betont das auf funf Stutzen ruhte Diese Stutzen wurden mit einer filigranen rechteckigen Stahl Glas Konstruktion verkleidet die hinterleuchtet war und die dem Vordach bei Dunkelheit einen fast schwebenden Eindruck verlieh Diese Eingangssituation wurde im Rahmen des Neubaus der Musikhochschule als es um eine bauliche Verbindung vom Alt zum Neubau ging Anfang der 1990er Jahre geopfert Innenarchitektur und technische Ausstattung Bearbeiten nbsp Eingangsbereich aus TravertinDer grosse Sendesaal selbst im Inneren des Gebaudes weist eine Lange von 27 m eine durchschnittliche Breite von 17 m und eine Hohe von 10 m auf wobei sich an der Kopfseite die Orgel und darunter schalldichte Regiezellen sowie an der gegenuberliegenden Seite eine Empore befanden Neben dem Hauptsaal enthalt das Gebaude noch zwei kleinere Sendesale einer davon mit den Massen 15 m Lange 8 m Breite und 5 m Hohe mit einer Regiezelle bzw einem Harmonium fur kammermusikalische Auffuhrungen diverse Orchesterraume eine Bibliothek eine Kantine sowie Raume fur weitere technische Einrichtungen Bei der Ausfuhrung hat man im gesamten Haus auf modernste Technik gesetzt Der Rohbau ist in Eisenbeton ausgefuhrt und von den Fundamenten bis zum Dach gegen alle ubrigen Raume isoliert wahrend die Wande aus Ziegelhohlmauern bestehen Um Aussengerausche fernzuhalten wurden Doppelfenster und Doppelturen eingebaut und da wahrend der Aufnahmen weder Fenster noch Turen geoffnet werden durften wurde eine diffizile Heizungs und Entluftungsanlage konstruiert Hierzu wurden pro Stunde 30 000 m Luft uber eine Sauganlage im Dach zum Zirkulieren gebracht Im Sommer wurde diese angesaugte Luft durch Berieselung mit 70 m Wasser in der Stunde abgekuhlt im Winter wurde sie erwarmt dann gereinigt und in die Raume geleitet Mit Hilfe dieser Konstruktion konnte nicht nur die Raumtemperatur sondern auch die Luftfeuchtigkeit genauestens geregelt werden was besonders fur die Klangreinheit der Orgel von Bedeutung ist Die Seitenwande sind als schallverstarkende Wande mit Holz vertafelt und die Emporenwand ist schalldampfend verkleidet wahrend die der Empore gegenuberliegende Wand mit schallreflektierendem Material verbaut ist Sogar die Saaldecke war kanneliert wohl in der Hoffnung unerwunschte Schallreflexionen abzuwenden Uber der Orgel ist eine Leinwand eingebaut die bei Bedarf fur kinematographische Vorfuhrungen herabgelassen werden kann Insgesamt wurden in dem Gebaude 9 640 m Kabelrohren verlegt in denen uber 50 000 m Leitungen untergebracht sind Das reine Mikrofonnetz hatte eine Lange von 18 000 m die sich auf 28 Mikrofonanschlusse und 25 Lautsprecheranlagen verteilten und zum Laden und Entladen der fur die Aufnahmen notwendigen Batterien wurden 2 700 m Leitungsdraht verwandt Neben den diversen Aufnahmeraumen wurde sogar ein sogenanntes Marchenzimmer mit einem an der Decke befestigten Projektor eingerichtet um mit Hilfe entsprechender Bilder den Erzahler wahrend der Aufnahme in eine dem Text angemessene Stimmung zu versetzen 2 Begibt man sich heute vom Neubau der Musikhochschule in den Altbau fallt sofort der bernsteinfarbene Travertin mit einer lebhaften fast holzartigen Maserung ins Auge Diese Maserung entsteht durch das senkrechte Schneiden der Gesteinsschichten der Travertinblocke Steine mit dieser Schnitttechnik heissen Travertin Naturale Dieser sehr auffallige Stein findet sich ausser im Eingangsbereich auch durchgangig in den Fluren als Sockel im Haupttreppenhaus als Brustung in den Fensterbanken und in den Turlaibungen wieder Der Bodenbelag im Eingangsbereich und Flur besteht aus beigem Terrazzo der durch eingelassene Messingprofile in grossformatige Quadrate unterteilt ist der Belag der Treppenstufen ist aus schwarzem Terrazzo In der Lauflinie befindet sich bundig eingelassenes schwarzes Linoleum um den Widerhall zu mildern und ein angenehmeres Laufgefuhl zu vermitteln Das Material Messing wird im Handlauf wieder aufgegriffen Der grosse Sendesaal selbst weist noch viel an originaler Innenausstattung auf Auffallig ist die bunte Ornamentfensterfront unter der Decke entlang der sudlichen Langsseite gegenuber dem Saaleingang in Richtung Suden Die kleinen hochformatigen gelben und blauen Glasrechtecke bilden ein Rautenmuster in Art deco Anmutung Das Fenster folgt dem trapezformigen inneren Grundriss und bildet mit den Rucksprungen der Aussenfassade einen Hohlraum welcher ein Beleuchtungssystem aufnimmt Erhalten ist auch im oberen Bereich die Wandvertafelung aus Nussbaum mit gerundeten Ecken Fur die neue Beluftungsanlage wurden einzelne Felder der Vertafelung durch vorspringende neue mit Beluftungsauslassen ersetzt Die bereits erwahnte Orgel ist an der schmalen Kopfseite des Saals angebracht und kann hinter vertikalen Holzlamellen aus Nussbaum verschwinden Vereinzelt sind Lamellen die aus technischen Grunden nicht aus Holz gefertigt waren mit Nussbaum Illusionsmalerei versehen um den homogenen Gestaltungseindruck nicht zu storen Die unterhalb der Orgel angelegten Regie und Aufnahmeraume sind heute durch eine vorgelagerte Buhne verdeckt Der Orgel und der Buhne gegenuber befinden sich eine Zuschauerempore und ein Tontechnikraum die Wand ist hier mit einer besonderen Isolierung aus Celotex und Insulite einem leichtgewichtigen Betonstein versehen Bodenbelag und Bestuhlung des Sendesaals wurden im Laufe der Jahre mehrfach verandert oder ersetzt Zeitweilig war der Boden zur Verkurzung der Nachhallzeit mit hochflorigem Teppich ausgelegt heute ist wieder ein Parkettboden mit Fischgratmuster eingebaut Literatur BearbeitenDipl Ing Willi Cahn Frankfurt a M Aida Verlag Gustav Ewald Konrad Wien Berlin 1928 Nicole Kerstin Berganski und Andreas Krawczyk Das neue Frankfurter Sender Haus Dokumentation im Auftrag der Hochschule fur Musik und Darstellende Kunst HfMDK Frankfurt am Main 2009 Klaus Strzyz und Roswitha Vath Zu Unrecht vergessen der Architekt Willi Cahn In maybrief 52 S 4 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sendegebaude der Sudwestdeutschen Rundfunk AG Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Die Angaben entstammen einer maschinenschriftlichen Chronik der Jahre 1947 1967 aus der Hochschulbibliothek und wurden von Andreas Odenkirchen dem Leiter der Hochschulbibliothek zur Verfugung gestellt Samtliche technischen Angaben entstammen diversen Artikeln der Sudwestdeutschen Rundfunk Zeitung 1930 ff der Deutschen Welle der Sudfunk offizielle Programmzeitschrift der Sudwestdeutschen Rundfunk AG fur Wurttemberg und Baden alle von 1931 und dem Rundfunk Jahrbuch von 1932 herausgegeben von der Reichs Rundfunk Gesellschaft faksimiliert in Nicole Kerstin Berganski und Andreas Krawczyk 2009 50 120092 8 676801 Koordinaten 50 7 12 3 N 8 40 36 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschafts und Sendegebaude der Sudwestdeutschen Rundfunkdienst AG amp oldid 233261860