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Georg D Heidingsfelder 14 Oktober 1899 in Dinkelsbuhl 26 Februar 1967 in Wennemen bei Meschede war ein deutscher Journalist Er engagierte sich gegen die NSDAP wurde nach dem Krieg selected citizen und setzte sich gegen die Wiederbewaffnung ein Georg D Heidingsfelder Datum unbekanntInhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nachkriegszeit 3 1 Selected Citizen 3 2 Das Mescheder Suhnekreuz 3 3 Katholische Opposition gegen die Wiederbewaffnung 3 4 Spate Jahre 4 Mundartdichtung 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenGeorg Heidingsfelder wurde als Sohn eines Polizisten und einer Lehrerin in eine protestantische Familie geboren Er wuchs in Ansbach auf und begann dort als Journalist zu arbeiten Spater konvertierte er zum Katholizismus und nahm in diesem Zusammenhang den Zusatznamen Dismas an Heidingsfelder war verheiratet mit Elisabeth Kurten mit der er sechs Kinder bekam Leonore Gregor Thomas Elisabeth Margret und Georg der jungste Sohn Georg Heidingsfelder machte sich als bildender Kunstler und Grafiker einen Namen Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten1933 musste Georg D Heidingsfelder als NS Gegner seine Stelle als Redakteur aufgeben und ernahrte seine Familie als Bankkaufmann bei der Landlichen Zentralbank in Meschede Seit 1939 veranstaltete er regelmassig katholische Abendveranstaltungen in denen das NS Regime scharf angegriffen wurde Der Mescheder Pfarrvikar Franz Josef Grumpe beschrieb diese Arbeit in einem Zeugnis wie folgt Herr Georg Heidingsfelder betatigte sich seit dem Jahre 1939 in der katholischen Jugendarbeit in der er insbesondere die Jugend der oberen Klassen der hoheren Schule in der katholischen Weltanschauung als der Vorschule der Religion unterwies Dabei stand stets im Vordergrund die weltanschaulich geistige Auseinandersetzung mit den nazistischen Machten Herr H ging dieser Auseinandersetzung nicht nur nicht aus dem Wege sondern fuhrte sie in solch eindeutiger Scharfe dass man um seinen Kopf Besorgnis haben musste falls die Schuler nicht dicht hielten Die Partei die von der abendlichen Schulungsarbeit Wind bekam versuchte Herrn H durch Entziehung der Kinderbeihilfen einzuschuchtern Als er trotzdem seine Arbeit fortsetzte folgten andere Druckmittel die Herrn H schliesslich zwangen bei der Wehrmacht unterzutauchen Pfarrvikar Franz Josef Grumpe Meschede im Dezember 1947 1 Die Gefahr verhaftet zu werden stieg fur Heidingsfelder mit der Verscharfung der Auseinandersetzungen zwischen NS Organisationen und katholischer Kirche 2 Erste kirchliche Zielscheibe der Gestapo in Meschede war die Abtei Konigsmunster 1940 musste die katholische Schule des Klosters der Stadt ubergeben werden am 19 Marz 1941 wurde das Kloster beschlagnahmt Einige der Monche wurden verhaftet andere zur Wehrmacht eingezogen 3 Noch schutzte Heidingsfelder das kirchliche Umfeld im stark katholisch gepragten Meschede aber dass dieser Schutz nicht von Dauer war wurde immer offensichtlicher Heidingsfelder meldete sich deshalb freiwillig zur Wehrmacht Er wurde als Gefreiter Aufseher in einem Militargefangnis und entwickelte dort aufgrund der Brutalitat der Aufseher eine grundlegende Ablehnung von Militar und Krieg Nachkriegszeit BearbeitenSelected Citizen Bearbeiten Nach dem Kriege wurde Heidingsfelder als NS Gegner von den Amerikanern in Cherbourg mit 150 anderen ausgewahlten NS kritischen deutschen Intellektuellen zum selected citizen ausgebildet und gehorte damit zu einem Personenkreis der ein demokratisches Deutschland aufbauen sollte 4 Er erhielt daher verschiedene Stellenangebote als Journalist unter anderem von der Mescheder Westfalenpost und der Westfalischen Rundschau die er jedoch aufgrund der Haltung der Presse zu Wiederbewaffnung und Wiedervereinigung ablehnte Ein Zitat aus der Ablehnung der Stelle als Schriftleiter der Westfalenpost macht Heidingsfelders Position deutlich da ich zu denen gezahlt werden wollte die sich in dieser Wunderwelt der Prosperitat als Pilger und Fremdlinge fuhlen und lieber in Armut zugrunde gehen wollen als nur ein Jota ihrer Uberzeugung preiszugeben dass dieses christliche Abendland eine Welt der Luge ist 5 Das Mescheder Suhnekreuz Bearbeiten Am 22 Marz 1945 wurden von einer SS Division z V zur Vergeltung zwischen Eversberg und Meschede 80 russische und polnische Zwangsarbeiter wahrend des Massaker im Arnsberger Wald ermordet Am 28 Marz 1947 wurde die Einwohnerschaft des sauerlandischen Meschede von der Botschaft betroffen dass vor ihren Toren ein Massengrab auslandischer Arbeiter entdeckt worden sei Die Ausgrabungen ergaben dass 80 Arbeitssklaven auslandischer Herkunft am Ende des Hitler Krieges hier verscharrt worden waren Die Toten wiesen nach dem amtsarztlichen Befund ausnahmslos Kopfschusse und schwere Schadelverletzungen auf woraus zu schliessen ist dass sie gewaltsam umgebracht worden waren Einheitliche Uniformierungen und Funde in den Taschen ergaben dass es sich um russische und polnische Zwangsarbeiter handelte Pax Christi 6 Heidingsfelder und andere Mitglieder des Arbeitsausschusses der katholischen Mannergemeinschaft wie Pfarrvikar Grumpe und Pater Harduin der spatere Abt des Mescheder Benediktinerklosters beschlossen darauf ein Suhnekreuz als Zeichen fur den christlichen Willen zur Suhne zu errichten Von Anfang an wurde dieser Plan sowohl von kirchlichen Stellen als auch von vielen Burgern scharf kritisiert Am 4 Mai wurde das Kreuz in der Nahe der Ausgrabungsstelle aufgestellt und zu Pfingsten von Unbekannten zum ersten Mal stark beschadigt 7 In der Folge kam es immer wieder zu Beschadigungen durch Axthiebe Feuer usw Unterstutzung bekam die Suhnekreuzidee aus Paderborn Soweit es mir in Gesprachen moglich war habe ich versucht die Vorgange um die Kreuzschandung zu erhellen Ich muss Ihnen zum Ausdruck bringen dass Ihr Anliegen berechtigt und notwendig ist und dass wir Christen uns nicht von der Suhnebereitschaft fur eigene oder fremde Schuld dispensieren konnen Die Beseitigung des Suhnekreuzes ist sehr zu bedauern ja zu verurteilen und zwar umso scharfer als Emotionen von Volkerhass und Vergeltungsdrang das Tun bestimmt haben Sicher gibt es manche psychologische Grunde welche die Ablehnung des Suhnekreuzes in den ersten Nachkriegsjahren erklaren jedoch niemals rechtfertigen konnen Ich wurde es begrussen wenn die Wiedererrichtung des Kreuzes in Meschede allgemeine Zustimmung fande Die konkreten Wege fur die Verwirklichung dieses meines Wunsches vermag ich von hier aus nicht zu geben Lorenz Kardinal Jager Erzbischof von Paderborn 8 In Meschede fuhrte das Suhnekreuz immer wieder zu hitzigen Diskussionen vor allem um die Frage der Kollektivschuld Insgesamt vier Mal wurde das Kreuz geschandet und aus seiner Verankerung gerissen Zeitzeuge Karl Schaefer fuhrt den Kampf vieler Mescheder gegen das Suhnekreuz auf die Angst vor russischer Rache zuruck Er schildert eine Burgerversammlung in der Aula des Gymnasiums in der Heidingsfelder als Initiator ausgebuht wurde die Kirchenvertreter Grumpe und der Jesuitenpater und Papstberater Gundlach auf Ablehnung stiessen 9 Am Abend des 11 Juni war das Kreuz schliesslich verschwunden Auf den offentlichen Druck hin hatten seine Errichter das stark beschadigte Kreuz an verborgener Stelle vergraben 1981 wurde es im Rahmen der Mescheder Friedenswoche ausgegraben und in der Kirche Maria Himmelfahrt aufgestellt nbsp Maria Himmelfahrt nbsp Das Suhnekreuz nbsp Widmung in der KapelleKatholische Opposition gegen die Wiederbewaffnung Bearbeiten Heidingsfelder wurde zunachst Bildungsleiter der Katholischen Arbeitnehmerbewegung legte dieses Amt aber 1950 nieder als sich die CDU fur die Wiederbewaffnung entschied Haupteinnahmequelle waren danach Tatigkeiten als freier Journalist und Buchautor Von 1952 bis 1953 gab er die Zeitschrift Katholische Freiheit heraus Einen Bundnispartner fand er 1951 in dem Schriftsteller Reinhold Schneider von dem er in der Katholischen Freiheit verschiedene Aufsatze veroffentlichte und er baute Kontakte zu anderen Gegnern der Wiederbewaffnung auf Heidingsfelder geriet zunehmend in Schwierigkeiten als er begann 1951 bis 1952 auch Artikel fur die Wochenzeitung Stimme des Friedens zu verfassen Heidingsfelder wurde als Kommunist angefeindet und im konservativen Meschede zunehmend ausgegrenzt Die Debatte um die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik im Rahmen der europaischen Verteidigungsgemeinschaft EVG die am 27 Mai 1952 realisiert wurde fuhrte im Vorfeld zu heftigen politischen Auseinandersetzungen Der Innenminister der ersten Regierung der Bundesrepublik Gustav Heinemann trat am 9 Oktober 1950 als Minister zuruck und am 14 November 1952 aus der CDU aus am 29 November 1952 grundete er in Frankfurt die Gesamtdeutsche Volkspartei Kernziele waren der Kampf gegen die Wiederbewaffnung und die Eingliederung der deutschen Teilstaaten in die verfeindeten Machtblocke und damit die Aufgabe der Wiedervereinigung Georg Heidingsfelder gehorte zur Gruppe der katholischen Kriegsgegner in der Partei fur die er bei der Bundestagswahl 1953 im Wahlkreis Meschede Olpe antrat Die Partei blieb trotz prominenter Mitstreiter ohne Erfolg Spate Jahre Bearbeiten nbsp Reinhold SchneiderAls auch der Kontakt zu Reinhold Schneider abbrach versuchte Heidingsfelder als Herausgeber der Zeitschrift Umschau im Katholizismus seinen Widerstand gegen die Wiederbewaffnung allein fortzusetzen Von 1954 bis 1956 erschien diese Publikation Nach dem Scheitern auch dieser Zeitschrift konnte Heidingsfelder seine Familie nicht mehr als Journalist ernahren und schlug sich als Hilfsarbeiter in Wuppertaler Fabriken durch Als Rentner mit geringen Mitteln musste Heidingsfelder schliesslich seine Wohnung in Meschede aufgeben und verbrachte seine letzten Lebensjahre als Untermieter auf einem Bauernhof in Bockum bei Meschede Kurz vor dem Tode beauftragte er seine Angehorigen ein Zitat von Reinhold Schneider in seine Todesanzeige zu setzen Ich habe genug gesehen fur mein Billet Mundartdichtung BearbeitenGeorg D Heidingsfelder verfasste Aphorismen Gedichte und Theaterstucke in der Mundart seiner frankischen Heimatstadt Ansbach Dabei finden sich sowohl volkstumliche Texte zur Lebenswelt der Ansbacher als auch literarische Texte die die Grenzen braver Heimatdichtung weit uberschreiten Als Beispiel sei hier eine kurze Passage aus Heidingsfelders Dialektbuchlein Mir san lawendi zitiert Wie der Schdadtrat bschlossn khabbt hat dass ban Feldzuuch geecher die Rattenplage Giftgas in die Kanal neibloosn warrn soll hat an older Ratz gsochd Es ward immer schenner die genna ja mit unseraans um als wemmer Menschn warn Georg D Heidingsfelder 10 Schriften BearbeitenPeter Burger Hrsg Gesammelte Schriften Eine Quellenedition zum linkskatholischen Nonkonformismus der Adenauer Ara Norderstedt 2017 Band 1 ISBN 978 3 7431 3416 4 Band 2 ISBN 978 3 7448 2123 0 Onlineversion 1000 Worte Ansbachisch Brugel amp Sohn Ansbach 1930 Thomas More Leben und Werk Amberg 1950 Hrsg Der unbekannte Platen Wiedfeld amp Mehl Ansbach 1966 Es Anschbacher Bichla Ansbach o J Der Kampf zwischen Christentum und Kommunismus Hrsg vom Arbeitskreis fur angewandte Anthropologie Gottingen 1956 71 S Schriftenreihe Arbeitskreis fur Angewandte Anthropologie Mir senn lawendi Ein frankisches Dialektbuchlein Ansbach 1963 Wehrmacht und katholische Jugend Verantwortlich Georg Heidingsfelder 2 Aufl Krefeld 1955 32 S Vom Selected Citizen zum Fabrikarbeiter Zeitschriftenbeitrag Quelle unbekannt Literatur BearbeitenJosef Muller Die Gesamtdeutsche Volkspartei Entstehung und Politik unter dem Primat nationaler Wiedervereinigung 1950 1957 Droste Verlag Dusseldorf 1990 ISBN 3 7700 5160 2 Karl Schaefer Die Holzschale der Kahns Erinnerungen aus meiner Kindheit im Dritten Reich im Krieg und in der Nachkriegszeit Reihe Archiv der Zeitzeugen Munster 2006 ISBN 978 3 86582 419 6 Diether Koch Heinemann und die Deutschlandfrage Munchen Kaiser 1972 ISBN 3 459 00813 X Alexandra Rickert Der Fall Georg Dismas Heidingsfelder Ein Westdeutscher Journalist und seine Verbindungen zum Osten zur Zeit des Kalten Krieges Beitrag zum Wettbewerb Deutsche Geschichte 1994 95 unveroffentlichtes Manuskript C P Klussmann In memoriam G D H Rede am Grab von G D Heidingsfelder unveroffentlichtes Manuskript Blattmann Ekkehard Hrsg Doering Manteuffel Anselm Lutkehaus Ludger Uber den Fall Reinhold Schneider Munchen Zurich Schnell und Steiner Freiburg Breisgau Kath Akademie 1990 ISBN 3 7954 0277 8 Martin Stankowski Linkskatholizismus nach 1945 d Presse oppositioneller Katholiken in d Auseinandersetzung fur e demokrat u sozialist Gesellschaft Koln Pahl Rugenstein 1982 Zugl Berlin Freie Univ Diss 1974 u d T Stankowski Martin Die linkskatholische Presse in Deutschland nach 1945 ISBN 3 7609 0247 2 Pax Christi Das Mescheder Suhnekreuz Seine Geschichte nach einem fruhen Bericht von Georg D Heidingsfelder Meschede 1986Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg D Heidingsfelder im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten zitiert nach Georg D Heidingsfelder Vom Selected Citizen zum Fabrikarbeiter o O o J S 109 zum Widerstand aus christlicher Uberzeugung in der Region vergl Ottilie Knepper Babilon Der Kreis Meschede In Dies Hannelie Kaiser Loffler Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Sauerland Eine Untersuchung zum Verhalten der sauerlandischen Bevolkerung wahrend der NS Zeit Brilon 2003 v a S 30 46 siehe auch die Selbstdarstellung dieser Vorgange auf den Seiten der Abtei Konigsmunster Geschichte der Abtei Memento des Originals vom 26 Februar 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www koenigsmuenster de Georg D Heidingsfelder Vom Selected Citizen zum Fabrikarbeiter o O o J S 105ff zitiert nach der Rede von C P Klusmann am Grab von Georg D Heidingsfelder unveroffentlichtes Manuskript Pax Christi Das Mescheder Suhnekreuz Seine Geschichte nach einem fruhen Bericht von Georg D Heidingsfelder Meschede 1986 S 3 Pax Christi Das Mescheder Suhnekreuz Seine Geschichte nach einem fruhen Bericht von Georg D Heidingsfelder Meschede 1986 S 7 ff Brief vom 19 Juni 1964 zitiert nach Pax Christi Das Mescheder Suhnekreuz Seine Geschichte nach einem fruhen Bericht von Georg D Heidingsfelder Meschede 1986 S 9 Karl Schaefer Die Holzschale der Kahns Erinnerungen aus meiner Kindheit im Dritten Reich im Krieg und in der Nachkriegszeit S 236 Heidingsfelder Mir san lawendi S 57Normdaten Person GND 116605316 lobid OGND AKS VIAF 15524374 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heidingsfelder Georg D KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist Lyriker in frankischer Mundart NS GegnerGEBURTSDATUM 14 Oktober 1899GEBURTSORT DinkelsbuhlSTERBEDATUM 26 Februar 1967STERBEORT Wennemen bei Meschede Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg D Heidingsfelder amp oldid 237148479