Das Gentil-Haus, auch Gentilhaus, Haus Gentil, ist ein Museum der Stadt Aschaffenburg und enthält die Sammlungen des Industriellen und Kunstsammlers Anton Gentil. Es befindet sich in der Grünewaldstraße 20.
Gebäude Bearbeiten
Anton Gentil begann schon früh mit dem Sammeln von Kunstwerken. Bei der Fertigstellung seines großzügigen Wohnhauses in der Lindenallee 26 in Aschaffenburg war seine Sammlung schon „ziemlich reichhaltig“, so dass er nicht alles präsentieren konnte. Er kaufte das Grundstück gegenüber in der Grünewaldstraße 20 und baute 1923/24 ein Haus nur für die Kunst. Dort brachte er seine Kunstsammlungen unter. Er schmiedete, schreinerte, schnitzte und goss die komplette Innenausstattung des Hauses. 22 unterschiedliche Decken- und Wandlampen wurden von ihm entworfen. Schwere, massige Hängelampen aus durchbrochenen Metallplatten und -reifen wurden zusammengeschweißt und zeichnen malerische und geheimnisvolle Schattenspiele in den Raum. Sein Freund, der Bildhauer und Maler Ludwig Eberle, trug mit eigenen Entwürfen und Arbeiten zur Innengestaltung des Gentilhauses bei.
Das Gentilhaus besteht aus einer großen gemauerten Halle, von ihr führt eine Treppe in die höherliegenden Stockwerke mit Galerien. Im Erdgeschoss befinden sich neben einer Küche sein Wohnraum mit Schlafalkoven und eine Kapelle. In den oberen Geschossen sind weitere Schlafalkoven zu finden. Durch die kleinen und zum Teil von ihm selbst bemalten Fenster dringt wenig Licht in das Gebäude, so dass es im Inneren recht dunkel ist. Das wird durch die dunklen Holzdecken noch verstärkt.
Das Haus ist über und über mit Gemälden und Skulpturen etc. ausgestattet, die nach Gentils Geschmack die einzelnen Räume zieren. Dabei hat er sowohl Kunstrichtungen wie auch Kunststile beliebig gemischt.
Kunstsammlung Bearbeiten
In etwa fünfzig Jahren Sammlertätigkeit hat Anton Gentil nahezu 2000 Objekte erworben.
Mittelalterliche Altäre und Bildwerke Bearbeiten
Ostasiatische Plastik Bearbeiten
Altdeutsche und altniederländische Malerei Bearbeiten
Gemälde des 16. bis 18. Jahrhunderts Bearbeiten
Plastik des 19. und 20. Jahrhunderts Bearbeiten
Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts Bearbeiten
Kunsthandwerk und Volkskunst Bearbeiten
Gentil besaß auch einige Graphiken aus dem frühen 16. Jahrhundert, Lucas Cranach d. Ä. – Martyrium des Hl. Jakobus der Jüngere – um 1512.
Von großen und bekannten Werken berühmter Künstler stellte er selbst Abgüsse her.
Von der Aschaffenburger Künstlerin Kathi Hock (1896–1979), Tochter des Malers und Aschaffenburger Ehrenbürgers Adalbert Hock (1866–1949), ließ er sich eine Krippe schnitzen, die Kulissen gestaltete und bemalte er selbst. Glanzstück ist die "Lienzer Krippe" aus Osttirol mit fast 500 Figuren 12 cm hoch aus Zirbel- und Lindenholz geschnitzt und farbig gefasst. Mit den dazugehörigen Gebäuden und Kulissen konnten die Szenen, Christi Geburt, Beschneidung, Heilige drei Könige, Hochzeit zu Kana, der zwölfjährige Jesus im Tempel und die Tempelreinigung nachgestellt werden. Die Krippe wurde im Krieg schwer beschädigt und wird zurzeit restauriert.
1929 ließ er die Welte-Mignon-Philharmonie-Orgel vom Typ III–IV einbauen. Der Spieltisch ist sowohl für Handspiel als auch für automatischen Betrieb eingerichtet. Die Orgel im Gentil-Haus hat keinen Orgelprospekt, das Orgelwerk ist mit seinen 520 Pfeifen unsichtbar in Höhe des mittleren Niveaus der Halle eingebaut.
Die Orgel hat folgende Disposition:
|
|
|
- Koppel: II/II Superoktavkoppel
- Spielhilfen: Vox humana Echo (Schwellkasten), Tremolo zu Vox humana, freie Kombination, Tutti, Registerschweller, Jalousieschweller
Anmerkungen
- ↑ Extension aus Nr. 2
- C–h Transmission aus Nr. 11, c1–c4 Transmission aus 10
- Transmission aus Nr. 2
- Transmission aus Nr. 3
- Transmission aus Nr. 1
Musikrollen von Beethoven- und Schubert-Symphonien, -Sonaten, und -Liedern, Verdi- und Wagner-Opern und -Serenaden und von Anton Gentils Lieblingsstücken „Die Ehre Gottes aus der Natur“ von Ludwig van Beethoven, „Samson und Dalila“ von Camille Saint-Saëns u. v. a. sind vorhanden.
Das Gentil-Haus ist mit Führung zu besichtigen, einige Kunstwerke werden im Stiftsmuseum der Stadt Aschaffenburg „aus der Sammlung Gentil“ präsentiert.
Literatur Bearbeiten
- Ernst Schneider: Die Sammlung Anton Gentil. Ausstellungskatalog des Museums der Stadt Aschaffenburg, 1950.
- Kati Wolf: Das Gentilhaus. Museen der Stadt Aschaffenburg 1989 ISBN 3-924436-01-0
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Kati Wolf: Das Gentilhaus Museen der Stadt Aschaffenburg 1989
- im Stiftsmuseum ausgestellt
Koordinaten: 49° 58′ 31,1″ N, 9° 9′ 35,8″ O