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Dieser Artikel beschaftigt sich mit Genbanken als Synonym von Genbibliotheken Fur die Datenbank des NCBI siehe GenBank Eine Genbibliothek auch genomische Bibliothek DNA Bibliothek oder Genbank beherbergt das gesamte Genom eines Organismus in Form von definierten DNA Teilstucken auf Vektoren in einzelligen Trager Organismen oder Phagen Diese Trager Organismen dienen der Speicherung und Vervielfaltigung der Fragmente zum Zweck molekularbiologischer Untersuchungen Inhaltsverzeichnis 1 Anlegen einer Genbibliothek 2 Genbank Kulturpflanzen 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 Quellen 6 EinzelnachweiseAnlegen einer Genbibliothek BearbeitenBeim Anlegen einer Genbibliothek werden in der Regel durch enzymatische Verdauung von genomischer DNA mit Restriktionsenzymen zunachst Fragmente des kompletten Genoms eines spezifischen Organismus hergestellt Jedes Fragment enthalt ein oder mehrere Gene und wird separat uber einen sog Vektor in einen einzelligen Organismus E coli S cerevisiae oder andere oder Phagen eingefuhrt Dieser Prozess wird auch als Transformation bzw Transduktion bezeichnet Der Einzeller vervielfaltigt einhergehend mit seiner eigenen Vermehrung durch Zellteilung das ihm eingefugte DNA Fragment und bildet auf entsprechendem Nahrboden eine Kolonie Im Labor werden entsprechend viele Kolonien erzeugt und kultiviert die benotigt werden um das gesamte Genom eines Organismus fragmentiert in Einzelkolonien unterzubringen Die Grosse der Fragmente hangt massgeblich von den zur Klonierung verwendeten Vektoren ab Die Kapazitat maximal fassbare Fragmentgrosse der Vektoren relativ zur Gesamtgrosse des Genoms ist in der Regel sehr klein Heute werden YACs und BACs verwendet da diese Vektortypen eine recht hohe Fragmentgrosse von bis zu etwa 150 kbp bzw 300 kbp erlauben Damit kann man das menschliche Genom von grob 3 200 000 kbp in etwas mehr als 10 000 bzw 20 000 Fragmenten unterbringen Dies stellt eine enorme Verbesserung im Vergleich zu fruheren Methoden dar bei denen das menschliche Genom noch in 35 kbp oder sogar 17 kbp Fragmente unterteilt werden musste Die DNA Fragmente konnen auch in Phagen eingebracht werden deren Aufnahmekapazitat ist allerdings sehr viel geringer max 25 kbp als die der zuvor erwahnten Vektoren Ist die Genbibliothek einmal erstellt kann ein benotigtes DNA Fragment vervielfaltigt werden indem die Zellen der entsprechenden Kolonie auf einem geeigneten Nahrboden zur Vermehrung gebracht werden Durch spezielle molekularbiologische Techniken kann das DNA Fragment aus dem Trager Organismus reisoliert werden Dabei wird der zur Speicherung und Vervielfaltigung genutzte Organismus lysiert die freigesetzte DNA chemisch aufgereinigt und der eingebrachte Vektor mit dem DNA Fragment von der Wirts DNA isoliert Plasmidpraparation Im Labor sind die Kolonien in der Regel so gekennzeichnet dass bekannt ist welcher Position im Genom das beherbergte Fragment entspricht Durch Hybridisierung oder durch Sequenzierung und Abgleich der erhaltenen DNA Sequenz uber eine DNA Sequenzdatenbank z B GenBank kann die Position des DNA Fragmentes und damit der enthaltenen Gene im Genom allerdings jederzeit uberpruft werden Genbank Kulturpflanzen BearbeitenWeltweit bestanden 2007 ca 1400 staatlich kontrollierte offentliche Saatgutbibliotheken die man als Genbanken der Kulturpflanzen bezeichnet Der weltweit grosste Tresor speziell fur Samen und Pflanzgut von Nutzpflanzen das Svalbard Global Seed Vault entsteht derzeit in Longyearbyen auf Spitzbergen Tief im permanent gefrorenen Fels der arktischen Insel die nur etwa tausend Kilometer vom Nordpol entfernt liegt soll kunftig bei Permafrost Saatgut aus aller Welt sicher lagern geschutzt vor Naturkatastrophen Epidemien oder gar einem Atomkrieg Die Lagerstatte wird von der norwegischen Regierung errichtet in Kooperation mit dem Welttreuhandfonds fur Kulturpflanzenvielfalt einer UN nahen Stiftung die auch von der Bundesregierung Deutschland und der Bill amp Melinda Gates Foundation gesponsert wird Hauptziel der Initiative ist eine moglichst vollstandige Erhaltung der 21 wichtigsten Nutzpflanzenarten wie Reis Mais Weizen Kartoffeln Apfel Maniok Wasserbrotwurzel oder Kokosnuss und deren riesiger Sortenvielfalt Vorrangig werden seltene Kultursorten gebunkert die fur Landwirte in Entwicklungslandern von Bedeutung sind Der Tresor soll mehrere Millionen Saatgutproben fassen Die deutsche Genbank Kulturpflanzen geht auf eine Grundung im Kriegsjahr 1943 zuruck die damals in Gatersleben eingerichtet wurde Das Hauptziel war der Schutz und die Erhaltung der genetischen Vielfalt von landwirtschaftlichen und gartnerischen Nutzpflanzensorten in Deutschland durch Sicherung von Saat und Pflanzgut in Kuhlhausern und deren Erhaltungszuchtung durch Nachbau im Feld und Glashaus Im Nachkriegsdeutschland wurde in Westdeutschland eine vergleichbare staatliche Saatgutbibliothek an der Bundesforschungsanstalt fur Landwirtschaft in Braunschweig eingerichtet die zunachst unter Dieter Bommer dann unter Manfred Dambroth eine erfolgreiche Initiative zur Sammlung alter regionaler Landsorten verschiedener Nutzpflanzengattungen und Wildpflanzen durchfuhrte 1 Im Rahmen der Wiedervereinigung wurde diese Sammlung an das neugegrundete Leibniz Institut fur Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben ubergeben Dort waren 2007 mehr als 150 000 Saat und Pflanzgutmuster von uber 3000 Nutzpflanzenarten und nahezu 800 Pflanzengattungen in Kuhlhausern gelagert sowie durch Nachbau evaluiert charakterisiert und dokumentiert Siehe auch BearbeitencDNA BibliothekWeblinks BearbeitenIPK Gatersleben Genbank Bayern Arche Genbank fur Wildpflanzensaatgut Film Was ist eine Genbank uber die Obst Genbank des Julius Kuhn Instituts in Dresden PillnitzQuellen BearbeitenM Leipold S Tausch C Reisch P Poschlod Genbank fur Wildpflanzen Saatgut Bayern Arche zum Erhalt der floristischen Artenvielfalt UmweltSpezial 2019 Bayerisches Landesamt fur Umwelt Augsburg 66 S PDF 9 5 MB Manfred G Raupp Anforderungen an eine landwirtschaftliche Datenbank Situationsanalyse fur die Arbeitsgruppe Ispflanz der Universitat Munchen Weihenstephan Stutensee Staffort 1976 Manfred G Raupp Uberlegungen zur Lage der deutschen Landwirtschaft ihrer Weiterentwicklung sowie Konsequenzen fur die Tatigkeiten im Bereich Saatgut Gentechnologie und Industrierohstoffe Ciba Geigy Frankfurt 1985 S Tausch M Leipold C Reisch P Poschlod Genbank Bayern Arche ein Beitrag zum dauerhaften Schutz gefahrdeter Pflanzenarten in Bayern In Anliegen Natur Band 37 Nr 1 2015 S 82 91 PDF 0 7 MB Nicole C Karafyllis Hrsg Theorien der Lebendsammlung Pflanzen Mikroben und Tiere als Biofakte in Genbanken Alber Freiburg 2018 Lebenswissenschaften im Dialog Bd 25 ISBN 978 3 495 48975 8Einzelnachweise Bearbeiten Nicole C Karafyllis Uwe Lammers Big Data in kleinen Dosen Die Geschichte der westdeutschen Genbank fur Kulturpflanzen Braunschweig Genetic Resources Collection 1970 2006 und ihre Biofakte In Technikgeschichte Band 84 Nr 2 2017 S 163 200 doi 10 5771 0040 117X 2017 2 Normdaten Sachbegriff GND 4236160 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Genbibliothek amp oldid 224668696