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In der Philosophie ist der Gemeinsinn lateinisch senus communis das Vermogen das die einzelnen Sinne der Wahrnehmung zusammenfasst und reflektiert Als koine aisthesis findet sich dieses Konzept bereits in der Wahrnehmungstheorie des Aristoteles spater wurde es insbesondere von der rationalen Psychologie wiederaufgegriffen Der englische Ausdruck Common Sense wurde ursprunglich auch in dieser Bedeutung verwendet Gemeinsinn ist bei Aristoteles das Vermogen das Gemeinsame des mit den ausseren Sinnen Wahrgenommenen zu erkennen 1 Nach Aristoteles nehmen wir zugleich auch wahr dass wir wahrnehmen 2 Der Gemeinsinn ist bei ihm der innere Sinn welcher Sinneseindrucke zu einem Ganzen bundelt Man nannte ihn anfanglich gemein weil er dasjenige wahrnimmt was nicht nur Gegenstand eines ausseren Sinnesbereiches stammt sondern nur als den ausseren Sinnen gemeinsam gedacht werden kann wie Bewegung Zahl Gestalt oder Grosse 3 Thomas von Aquin schrieb dem Gemeinsinn jede Vorstellungsweise die nicht den einzelnen Sinnen und dem Verstande zufallt also Phantasie Gedachtnis Apperzeption u a zu 1 In der Reformation unterschied man funf innere Sinne wovon einer eben der Gemeinsinn sei die anderen seien Beurteilungsvermogen Phantasie Denken und Gedachtnis 1 Rene Descartes 1596 1650 bezeichnet als Gemeinsinn dasjenige was im Geist die Sinneseindrucke zu einem Gesamtsinneseindruck zusammenfasst zu den vorgenannten nimmt er mit Hunger und Durst noch zwei zusatzliche innere Sinne an 1 Auch die Sensualisten Thomas Hobbes John Locke und Etienne Bonnot de Condillac behielten den Begriff des inneren Sinnes bei 4 1 Friedrich Kirchner zufolge bezeichnete damit die altere Psychologie ein Mittleres zwischen der Sinnestatigkeit der einzelnen Sinne und dem Verstand eine Art inneren Sinn 1 Wilhelm Wundt bezeichnet in zeitlicher Bedeutung als allgemeinen Sinn denjenigen Sinn der allen anderen voraufgeht und deshalb allen beseelten Wesen zukommt in raumlicher Bedeutung den Sinn der die ausgebreitetste den Reizen zugangliche Sinnesflache hat die ganze aussere Haut mit den an sie angrenzenden Schleimhautteilen der Korperhohlen und eine grosse Zahl innerer Organe wie die Gelenke Muskeln Sehnen Knochen usw in denen sich sensible Nerven ausbreiten und die entweder fortwahrend oder zeitweisen Reizen zuganglich sind Der allgemeine Sinn so bestimmt schliesst vier Empfindungssysteme Druck Kalte Warme und Schmerzempfindungen in sich ein Wundt setzt also den allgemeinen Sinn an Stelle des Tast oder Gefuhlssinnes 1 Wundt zahlt zu den Begrundern der modernen Psychologie seine Einteilung in angenehme und unangenehme Gefuhle Lust und Unlustgefuhle ist in die spatere Konzeption der Zustandsgefuhle eingegangen 5 Weblinks BearbeitenArtikel Sensus communis In Friedrich Kirchner Worterbuch der philosophischen Grundbegriffe 1907 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Artikel Sensus communis In Friedrich Kirchner Worterbuch der philosophischen Grundbegriffe 1907 Artikel Gemeinsinn In Rudolf Eisler Worterbuch der philosophischen Begriffe Band 1 Berlin 1904 Artikel Gemeinsinn In Regenbogen Meyer Hrsg Worterbuch der philosophischen Begriffe Meiner Hamburg 2005 Vgl auch Daniel Heller Roizen Der innere Sinn Archaologie eines Gefuhls Frankfurt am Main 2012 Wilhelm Wundt Grundriss der Psychologie 12 Aufl Leipzig 1914 zitiert nach Albrecht Langeluddeke Gerichtliche Psychiatrie 2 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1959 S 292 f zu Stw Lust und Unlustgefuhle Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeinsinn innerer Sinn amp oldid 236653639