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Die Gelbe Broschure eigentlicher Titel Die hohere Madchenschule und ihre Bestimmung ist eine Schrift von Helene Lange zur Madchen und Lehrerinnenbildung Gefordert wird darin der Zugang zur akademischen Ausbildung Helene Lange Minna Cauer Henriette Schrader Breymann Anna Luise Dorothea Jessen Marie Loeper Housselle und Frau Eberty reichten die Broschure am 9 Januar 1888 als Begleitschrift einer Petition beim Preussischen Abgeordnetenhaus und dem Preussischen Unterrichtsministerium ein Das Abgeordnetenhaus behandelte die Petition nicht die Regierung lehnte sie nach einem Jahr ab doch wurde Helene Lange dadurch weithin bekannt Die Bezeichnung Gelbe Broschure erhielt die Schrift nach der Farbe ihres Umschlags Titelblatt der Gelben Broschure 1887 Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Inhalt 2 Argumentation 3 Wirkung 4 LiteraturAufbau und Inhalt BearbeitenDie Gelbe Broschure umfasst 63 Seiten und ist in fortlaufender Form geschrieben Sie beginnt mit folgenden Forderungen Eine grossere Beteiligung der Lehrerinnen am Unterricht in Mittel und Oberstufe der offentlichen hoheren Madchenschulen Die Facher Religion und Deutsch sollen ausnahmslos von Lehrerinnen unterrichtet werden Die Grundung von offentlichen Einrichtungen zur wissenschaftlichen Ausbildung der Lehrerinnen In der Begleitschrift begrundet und kommentiert Helene Lange diese Forderungen Ihres Erachtens sei die Frau besonders fur den Lehrberuf an den hoheren Madchenschule geeignet da sie eine Vorbildfunktion fur die Schulerinnen einnehmen und sich besser in sie hineinversetzen konne Besonders in den ethischen Fachern Deutsch Religion und Geschichte den Fachern der Erziehung habe die Frau einen besseren Zugang zu den Schulerinnen als ein Lehrer Beispielsweise sei ein Vieraugengesprach einer Schulerin mit einem Lehrer aus sittlichen Grunden nicht moglich was jedoch durch die Lehrerin zu einer Haupterziehungsmassnahme werden konne Des Weiteren konnten Madchen ausschliesslich durch die Frau zu Menschlichkeit und Weiblichkeit erzogen werden Helene Lange erscheint es nur logisch dass die Frau die bereits in der hauslichen Erziehung den fuhrenden Part ubernehme auch in der schulischen Bildung aktiv werden musse Um der Erziehungsaufgabe in der Schule gerecht zu werden reiche die bisherige Ausbildung durch das Lehrerinnen Seminar allerdings nicht aus Dieses wurde lediglich Halbbildung vermitteln und gebe den Frauen nicht die Moglichkeit auf dem gleichen padagogischen Niveau wie Lehrer zu unterrichten Ausserdem busse die Frau durch ein Nachahmen des Lehrerverhaltens ihre Weiblichkeit ein Helene Lange schreibt Die Halbbildung bringt besonders in Verbindung mit langjahriger Routine jenes Zerrbild der Lehrerin hervor das an den Unteroffizier erinnert Die Lehrerinnenausbildung solle sich von einem oberflachlichen und allgemeinen privat organisierten Seminar zu einer Ausbildung in speziellen staatlichen Einrichtungen entwickeln wie es bereits bei der Lehrerausbildung der Fall sei Die Frau solle in den staatlichen Einrichtungen zu einer selbststandig denkenden Lehrerin mit fundiertem Fachwissen ausgebildet werden Dieses wurde ihr das Unterrichten in Oberklassen und die Ubernahme der Schulleitung ermoglichen Um moglichen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen legte Helene Lange in ihrer Schrift Wert auf Ausgeglichenheit der Geschlechter im Unterricht Sie wunschte sich zwar mehr Lehrerinnen in der Madchenschule diese sollten die Lehrer allerdings nicht ganzlich ablosen Manner sollten weiterhin die Verstandeskultur Grammatik Rechnen Naturwissenschaften und Geographie unterrichten Insgesamt zielen die Forderungen auf die Starkung der hoheren Madchenschule ab welche nicht nur eine qualitative Verbesserung der Lehre sondern auch die staatliche Anerkennung als eine zum Abschluss berechtigende Institution beinhaltet Gleichzeitig fordert Helene Lange eine bessere Ausbildung der Lehrerin um damit dieses weibliche Berufsfeld zu starken und ihm zu einer besseren gesellschaftlichen Anerkennung zu verhelfen Argumentation BearbeitenIn ihrer Argumentation verweist Helene Lange nicht nur auf ihre Zeit sondern auch auf Veranderungsversuche die in der Vergangenheit liegen In diesem Zusammenhang werden Johann Heinrich Pestalozzi und Betty Gleim erwahnt Wichtig ist Helene Lange auch der Blick in die Zukunft Dieser beinhaltet eine besondere Appellfunktion Dies zeigt sich in dem Satz eurer eigenen Tochter willen von denen das Wohl der kommenden Generation abhangt Daruber hinaus beruft sie sich u a auf den Patriotismus der Leser und des Petitionsausschusses Sie schreibt Das Gemut des Vaterlandes ruht in seinen Tochtern Von ihnen aus wird es erwarmt erleuchtet und begeistert Und wie nun die weibliche Natur behandelt wird toricht oder weise so wird sie dem Vaterlande und seinen Sohnen tausendfaltig wieder geben oder versagen in Weisheit oder in Torheit Die Argumentation in dem Text von Helene Lange basiert auf der Geschlechterdifferenz Die im 19 Jahrhundert gedachten emotionalen und psychologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau werden nicht in Frage gestellt sondern ganz bewusst fur die eigene Argumentation genutzt Helene Lange argumentiert dass es gerade durch die Unterschiede in ihren Wesen so existentiell wichtig sei Frauen unterrichten zu lassen Das Hauptargument fur den verstarkten Einsatz von Lehrerinnen ergibt sich aus der Berufung der Frau zur Erzieherin der Nation Die Argumente sind strategisch klug gewahlt Gelaufige Ansichten der Gesellschaft werden im Text so aufgegriffen und formuliert dass sie letztlich nur fur die Verbesserung der Frauenbildung sprechen konnen In diesem Zusammenhang ist interessant dass Helene Lange nicht an unveranderbare Naturanlagen glaubt Die Konstruktion von Geschlechterrollen sei vielmehr von starkem gesellschaftlichen Einfluss gepragt was im folgenden Zitat zum Ausdruck kommt Fur uns die Verfasserinnen der Petition zwar die wir an diese Unveranderlichkeit der Naturanlagen n i c h t glauben die wir im Gegenteil fest uberzeugt sind von dem gewaltigen Einfluss den die sozialen Gewohnheiten und die Art der Beschaftigung auf die Ausbildung oder Ruckbildung der Naturanlagen haben Hier wird bereits eine Problematik angesprochen die heute unter dem Begriff Gender diskutiert und dem Begriff Sex das biologische Geschlecht gegenubergestellt wird Wirkung BearbeitenDie Gelbe Broschure wurde veroffentlicht um moglichst weite Kreise fur die hier beruhrten Fragen zu interessieren und zur Unterschrift zu veranlassen Die Petition selbst hatte keine direkte politische Wirkung So wurde das Anliegen nicht einmal unter den Abgeordneten besprochen Jedoch stiess die Schrift auf grosses offentliches Interesse Die Presse berichtete und eine breite Diskussion wurde angeregt Letztendlich kann die Gelbe Broschure als Ausgangspunkt der Preussischen Madchenschulreform gelten die 1908 endlich erreicht wurde Literatur BearbeitenJames C Albisetti Madchen und Frauenbildung im 19 Jahrhundert Klinkhardt Bad Heilbrunn 2007 ISBN 978 3 7815 1509 3 Edith Glaser Was ist eine padagogische Klassikerin Helene Lange und die Stilisierung der Gelben Broschure In Ariadne Forum fur Frauen und Geschlechtergeschichte Heft 53 54 2008 ISSN 0178 1073 S 18 29 Cordula Koepcke Frauenbewegung Zwischen den Jahren 1800 und 2000 Glock und Lutz Heroldsberg bei Nurnberg 1979 ISBN 3 7738 4022 5 Helene Lange Die hohere Madchenschule und ihre Bestimmung Begleitschrift zu einer Petition an das preussische Unterrichtsministerium und das preussische Abgeordnetenhaus Oehmigke Berlin 1887 Auch in Helene Lange Kampfzeiten Aufsatze und Reden aus vier Jahrzehnten Band 1 F A Herbig Berlin 1887 S 7 58 Else Schmucker Frauen in sozialer Verantwortung Luise Otto Peters Helene Lange Pauline Herber Elisabeth Gnauck Kuhne Hedwig Dransfeld Selma von der Groben Alice Salomon Elly Heuss Knapp Schoningh Paderborn 1962 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gelbe Broschure amp oldid 235304899