Fulvia war eine Römerin von vornehmer Herkunft, die aus dem Zusammenhang der Catilinarischen Verschwörung des Jahres 63 v. Chr. bekannt ist, als sie Nachrichten über die Verschwörung an den Konsul Marcus Tullius Cicero weiterleitete.
Leben Bearbeiten
Über Fulvia ist nur sehr wenig bekannt. Sie war eine Frau aus altem Adel und, wenn wir Sallust glauben dürfen, wohl auch verheiratet mit einem Mann aus der feinen Gesellschaft. Sie scheint es jedoch mit den Anforderungen, die die römische Gesellschaft an eine ehrbare Matrone stellte, nicht allzu genau genommen zu haben: Sie schwelgte im Luxus und führte ein ehebrecherisches Verhältnis mit Quintus Curius, einem Mitverschwörer Catilinas.
Fulvia bei Sallust Bearbeiten
In der Darstellung bei Sallust hat sich Fulvia trotz ihres unkonventionellen Lebensstils immer noch ein gewisses Verantwortungsgefühl für Staat und Gesellschaft bewahrt. Trotz der schweren Drohungen des Curius hält sie die wichtigen Informationen über die Verschwörung nicht zurück und erzählt, ohne die Verschwörer direkt zu belasten, mehreren Personen von deren Vorhaben, einen Staatsstreich durchzuführen:
Durch ihr selbstbewusstes und mutiges Auftreten erscheint sie wie Sempronia als starke Persönlichkeit, die besonders durch den Kontrast zu Curius zur Geltung kommt. Dieser wirkt durch seine Angeberei und seine Drohungen sehr unsicher und wankelmütig, da er sich von der Verschwörung zwar gewisse Vorteile verspricht, aber scheinbar keinesfalls sein Leben riskieren möchte. Nach Sallust ist Curius die treibende Kraft für den Verrat der Verschwörung. Erst im letzten Augenblick, als die Situation für ihn zu gefährlich wird, entschließt er sich, Fulvia zu Cicero zu schicken, um diesen vor einem bevorstehenden Anschlag zu warnen:
Fulvia bei Plutarch Bearbeiten
Bei Plutarch stellen sich die Dinge geringfügig anders dar; Plutarch erwähnt Curius mit keinem Wort und Fulvia, die als Frau aus vornehmen Kreisen bezeichnet wird, eilt mitten in der Nacht aus eigenem Antrieb zum Konsul Cicero, um ihm die Nachricht von dem auf ihn geplanten Anschlag zu überbringen:
Fulvia bei Valerius Maximus Bearbeiten
Eine Passage bei Valerius Maximus könnte darauf deuten, dass Fulvia noch 52 v. Chr. durch ihr schamloses Verhalten auffiel:
Die Fulvia des Valerius Maximus könnte allerdings auch eine andere Fulvia gewesen sein, da alle weiblichen Angehörigen der gens Fulvia diesen Namen trugen. Zudem macht Valerius Maximus keine weiteren Angaben zu ihrer Herkunft, d. h., er nennt keine Filiation oder ähnliches. Hinzu kommt noch eine starke Kontamination der Handschriften, die keinen endgültigen Schluss auf den Namen der beiden erwähnten Frauen zulässt; ob es sich daher, wie Friedrich Münzer vermutet, um dieselbe Fulvia wie bei der Catilinarischen Verschwörung handelt, muss unentschieden bleiben.
Quellen Bearbeiten
- Gaius Sallustius Crispus, De coniuratione Catilinae, kommentiert von Karl Vretska, 2 Bd., Heidelberg 1976
- Gaius Sallustius Crispus, Bellum Catilinae. A commentary (Mnemosyne. Bibliotheca Classica Batava 45), hg. von P. McGushin, Leiden 1977
- Gaius Sallustius Crispus, Catilina, Iugurtha, Historiarum Fragmenta Selecta, Appendix Sallustiana (Oxford Classical Texts), hg. von L. D. Reynolds, Oxford 1991
- Plutarch, Cicero, hg. von Friedhelm L. Müller, Aachen 1998
- Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia, hg. von Carl Kempf, Leipzig 1888
- Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia. Libri VII – IX, Bd. 2 (Bibliotheca Scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), hg. von John Briscoe, Stuttgart 1998
Literatur Bearbeiten
- Dacre Balsdon: Die Frau in der römischen Antike, München 1979
- Karl Büchner: Sallust, Heidelberg 1982
- Maria H. Dettenhofer: Zur politischen Rolle der Aristokratinnen zwischen Republik und Prinzipat. In: Latomus 51 (1992), S. 775–795.
- Friedrich Münzer, s.v. Fulvia, in: RE VII, 1 (1910), Sp. 280–281
- Anja Schweers: Frauen- und Männerbilder im alten Rom, in: Der altsprachliche Unterricht 42/2 (1999), S. 2–14
- Bettina Eva Stumpp: Prostitution in der römischen Antike, Berlin 2001
- Ronald Syme, Sallust, Darmstadt 1975
- Jürgen von Ungern-Sternberg: Das Verfahren gegen die Catilinarier oder: Der vermiedene Prozeß, in: Große Prozesse der römischen Antike, hg. von Ulrich Manthe und Jürgen von Ungern-Sternberg, München 1997, S. 85–99
Anmerkungen Bearbeiten
- Sallust, Coniuratio Catilinae 23, 3–4.
- Sallust, Coniuratio Catilinae 28, 2–3.
- Plutarch, Cicero 16, 1–2.
- Valerius Maximus 9, 1, 8.
Personendaten | |
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NAME | Fulvia |
KURZBESCHREIBUNG | Römerin, Geliebte des Quintus Curius, verwickelt in die Catilinarische Verschwörung |
GEBURTSDATUM | 2. Jahrhundert v. Chr. oder 1. Jahrhundert v. Chr. |
STERBEDATUM | 1. Jahrhundert v. Chr. |